Eine der schwersten Lektionen in meinem Leben, der ich mich immer noch und permanent unterziehe, ist wahrscheinlich die, dass man sich, wenn man sich als freier Mensch entfalten will, ausschließlich auf sich selbst verlassen kann und sollte.
Kann, weil die Erfahrung einerseits
lehrt, dass andere Menschen die in deinem Leben in Beziehung zu dir
stehen, so wie du selbst auch, sich unbewusst und teilweise ganz
bewusst ebenso auf dich und wiederum andere Menschen verlassen, und
zwar vor allem dort, wo die Akzeptanz der Eigenverantwortlichkeit für
Entscheidungen und Risiken im Leben persönlichen Einsatz, Verzicht
und Anstrengung fordern.
Sollte, weil bei der gründlichen
Analyse des eigenen Anspruchs sich auf andere Menschen verlassen zu
können natürlich die Erkenntnis folgt, dass man selbst ein Mensch
sein muss, auf den man sich verlassen kann. Und das bedeutet in der
Konsequenz, dass man eigenständig, eigenverantwortlich und
selbstbestimmt leben können muss.
Es ist tatsächlich ein eher dreister
Selbstbetrug, wenn es bei der eigenen Sehnsucht und Suche nach
verlässlichen Menschen in Deinem Leben vornehmlich um Absicherung,
persönlicher Anerkennung und Bestätigung in allen Lebensbereichen
geht. Denn die Unsicherheit, die man dort in den oder durch die
anderen Menschen zu bewältigen sucht ist eine der Grundlegenden
Problemursachen und ein Hemmnis, eine Beschränkung der progressiven
Entwicklung des eigenen Selbst und des eigenen Beitrags zu einer
Gemeinschaft, bzw. zu der Gemeinschaft des Lebens.
Der Gesellschaftliche Gruppendruck,
diese immer aufrecht erhaltene Lüge von einem Ideal, einem
„erfolgreichen Leben“ im Sinne einer konzeptionellen Führung,
der Ideologie eines Wertesystems das allein auf die zentralisierte
Ernte aller Ressourcen des Lebens ausgerichtet ist ist ein
Grundpfeiler dieses Zweifels, dieser Unsicherheit in der Person, der
eigenen Wahrnehmung von sich selbst „darin“. Nicht etwa die
Utopien, die Ideen und eigenen Sehnsüchte.
Würden wir uns tatsächlich auf uns
selbst verlassen, unsere innersten authentischen Sehnsüchte des
Selbst in Konzepten nach außen tragen, ohne Angst vor Abgrenzung,
sondern in offener Erwartung konstruktiver Beiträge und belebender
Kritik, ohne die Erwartung der Bestätigung, der Anerkennung dieser
Gedanken als unser „Eigentum“ (was eine völlig unsinnige
Vorstellung an sich ist), dann wären wir als Gemeinschaft mächtiger,
stärker, entwickelter und lebendiger als jede von oben geführte
Staatsform jemals war oder sein wird, allein die sogenannten
gesellschaftspolitischen Fragestellungen und Problematiken unserer
Zeit wären eine Lapalie für eine solche Gemeinschaft
eigenverantwortlicher, mündiger, selbstbestimmter Menschen. - Das
ist eine These, die sich in selbstbestimmtem und selbstehrlichem
Verlassen auf mich selbst, mein Selbstverständnis als Mensch unter
Menschen und der empirischen Erfahrung meiner eigenverantwortlichen
Entwicklung begründet.
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