Montag, 15. Oktober 2012

Tag 63 - Mensch und Leben: Selbstmissbrauch - der Verzehr des Lebens durch den Geist (Teil 4)

Die Sucht nach Führung - Das Misstrauen gegenüber sich selbst        (verfasst am 14.10.2012)

Fortsetzung zu
Tag 62 - Mensch und Leben: Selbstmissbrauch - der Verzehr des Lebens durch den Geist (Teil 3)

by Marlen Vargas del Razo


Stellt es sich heraus, dass es keinen Gott gibt, dann schaffen wir uns einen. Wir brauchen das Gefühl, dass uns etwas lenkt, dass es eine höhere 'Ordnung' gibt nach der wir uns richten können, die wir nicht verstehen - oder nicht verstehen wollen/müssen, damit wir nicht über die Konsequenzen unserer Handlungen nachdenken brauchen, damit wir nicht glauben die Verantwortung für uns selbst und das Leben zu tragen. Mit einem erdachten Gott, einem erfundenen, großen Plan können wir selbst angesichts der katastrophalen Ergebnisse unserer menschlichen 'Zivilisationsgeschichte' Rechtfertigungen für unseren Unwillen zur Veränderung, für unser Selbstinteresse und unsere ignorante Verfolgung egoistischer Ziele innerhalb unserer Lebensspanne, ohne Rücksicht auf Verluste und Folgeschäden finden.
Aber auch Gott ist manchmal nicht ausreichend, wir können uns ja nicht einerseits in einer sogenannten aufgeklärten Gesellschaft selbst als gebildet, informiert, offen und vernünftig bezeichnen und dabei gleichzeitig and irgendwelche Mythen und Fantasiegeschichten glauben hinter denen wir uns dann verstecken wenn wir selbstsüchtig und kampfbereit um unseren eigenen Vorteil in der Welt erobern. Wem diese Art des Selbstbetruges zu offensichtlich erscheint, der wählt einfach eine etwas 'rationalere' Version, er wird Anhänger einer mehr 'wissenschaftlichen' Interpretation menschlicher Natur, ein Anhänger des 'Darwinistischen Glaubens' beispielsweise, denn ein Gesetz ist dieses Prinzip des Überlebens des Stärkeren sicher nicht, eher ein Dogma, ein Glaubenssatz. Ebenfalls eine hervorragende Rechtfertigung für unser fortwährendes Festhalten an der eigenen Versklavung unter ein System der Selbstprogrammierung zu willenlosen Konsumenten aller Produkte die das 'System' in form der Produzierenden Industrie bereithält, immer unter dem Vorwand unser Leben schöner, angenehmer, reicher zu gestalten und wir folgen, schlucken, konsumieren ohne die offensichtliche Wahrheit zu erkennen, nämlich die, dass reines Profitstreben die Motivation nummer eins dieser Industrie ist. Es kann gar nicht anders sein in diesem System und wenn man auch nur die Grundregeln einfacher Mathematik versteht, dann versteht man auch, dass die Produkte die hier verkauft und vermaktet werden in keiner Weise dem Wohl der Konsumenten als Menschen dienen können, da die Prinzipien des Profits zwei Dinge vereinen, nämlich einerseits die Minimierung der Herstellungskosten und andererseits die maximale Gewinnerzielung durch entweder Massen an Verkäufen oder aber den Verkauf zu einem Preis weit über dem eigentlichen Wert. Und der Wert ist natürlich nicht am Nutzen bemessen, sondern an den reinen Kosten der Herstellung. Also wenn dieser Verkaufswert nicht mehr mit dem Wert des Nutzens und dem Wert den das Produkt tatsächlich für den Menschen hat übereinstimmt, muss eben ein anderer Wert, ein künstlicher Wert erzeugt werden. Und das wird erreicht durch gezielte Manipulation des Geistes, durch Gehirnwäsche unter Zuhilfenahme aller wissenschaftlichen Methoden in der Werbung. Das Kreieren eines 'Kults' um ein bestimmtes Produkt ist nichts weiter als eine auf Massen angelegte Gehirnwäsche durch den Missbrauch der Medien und die Ausbeutung der Funktionen des menschlichen Bewußtseins. All das natürlich unter dem Vorwand des guten Willens, des Wohls aller beteiligten Konsumenten. Dazu bedarf es einer gewissen Ignoranz und einer gewissen gewollten 'Dummheit' unter der Bevölkerung, wie das auch schon die oberste Prämisse aller religiösen Führer und Führungsriegen war, nämlich einer Unmündigkeit die freiwillig und selbstgewählt aus Angst vor der Überforderung mit der eigenen Verantwortung und dem eigenen Leben zur Aufgabe der freien Entscheidung wird. Und diese Unmündigkeit geben wir als Menschen freiwillig und ohne weitere Einflußnahme immer wieder an unsere Kinder weiter und lassen somit alle Nachfolgegenerationen zu willenlosen Opfern unserer selbstgeschaffenen Ausbeutungssysteme werden. Wir wollen angeleitet werden, wir wollen, dass man uns zu den Entscheidungen zwingt die wir treffen, und das ist die Grundlage für die Verblendung der wir als Sklaven unseres selbstgewählten kapitalistischen Systems unterliegen, nämlich der Geistigen Manipulation die uns während wir versuchen unseren Ängsten und Verunsicherungen durch Konsum auszuweichen weismacht, dass wir frei wären, dass wir unsere Entscheidungen aus freiem Willen treffen würden, dass wir so etwas wie eine individuelle Entscheidungsfähigkeit überhaupt hätten. All das glauben wir, es ist eine Religion des mentalen Selbstinteresses, der mentalen Befriedigung durch Konsum, durch den Erwerb symbolischer 'Ersatzdrogen' für das 'Lebendige Sein', das man nur als das Leben selbst sein kann. Doch das erfordert Selbstbestimmtheit, Eigenverantwortung und Selbstehrlichkeit. Viel zu große Begriffe, beängstigend und gegen alles gerichtet, was man sich in der gedanklichen Welt des egozentrischen Parasiten 'Ich' als Selbstwert aufgebaut hat.

Wer hält sich selbst für vertrauenswürdig in diesem Leben? Wer glaubt von sich selbst tatsächlich, dass er ein verlässlicher, gleichberechtigter Partner für andere sein kann? Wer hat keine versteckte Intention, keine geheime Agenda wenn er Pläne mit anderen macht, Verabredungen trifft, sich anbietet als Helfer oder Hilfe entgegennimmt? Wir werden in unserer vergeistigten, Ich-bezogenen Identifikation zu Händlern des Lebens erzogen, wir machen aus allem einen Deal, eine künstliche Verpflichtung. Diese Verpflichtung, dieser Handel ist aber eben nicht auf gegenseitiges Wohl ausgerichtet, sondern auf Profit und somit ein dauernder Versuch sich gegenseitig zu übervorteilen.
Wir werden nicht ausgebildet tatsächlich vertrauenswürdig zu sein. Es wird uns weisgemacht, dass dies zwar eine achtungswürdige Eigenschaft wäre, dass es respektiert und anerkannt werden würde vertrauenswürdig zu sein, doch jeder weiß, dass er nur auf eine Gelegenheit wartet diese Vertrauenswürdigkeit zum eigenen Vorteil ausnutzen zu können. Das Problem ist aber vor allen Dingen, dass wir ja nicht einmal uns selbst vertrauen. Wir wissen, dass wir in unserer selbstsüchtigen Unsicherheit und Verängstigung nicht einmal uns selbst gegenüber eine Verabredung einhalten können, dass wir nicht standhaft und auch nicht glaubhaft sind. Warum sonst versuchen wir bis zu unserem Lebensende uns wie Kleinkinder immer wieder rückzuversichern über unsere Entscheidungen, unseren Wert und den Wert unserer Taten? Warum sind wir sonst so sehr abhängig von der Anerkennung anderer, von der Reaktion anderer, egeal welche Art der Reaktion, egal welche Art Anerkennung, positiv, negativ, gönnerhaft, neidvoll, wir brauchen diese emotional basierten Reaktionen anderer auf uns, um uns wirklich sicher zu sein, dass wir existieren, dass wir einen Wert haben. Und dieser misst sich an den Gedanklichen Kreationen des menschlichen Bewußtseins, geformt, gesteuert und getragen von der Beteiligung aller, von verunsicherten, verängstigten Geschöpfen die Zuflucht und Versteck in der Masse der 'Mitdenker' suchen. Einen ziemlich schlechten Handel haben wir da mit uns selbst geschlossen. Ein Handel mit uns selbst gegen uns selbst, bei dem Versuch aus unserer eigenen Substanz Profit zu schlagen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, mich in vollkommener Ignoranz zu schulen und mein Leben in die Kreation gedanklicher Selbstrechtfertigungsmuster zu investieren, mich daei immer mehr und immer tiefer in die Vorstellungen und Gedanken von mir selbst und dem Leben und der Welt in der ich lebe zu verlieren ohne, wirklich und wahrhaftig hier zu sein, im Moment des Lebendigen zu atmen und zu sehen, mich selbst in diesem Moment als das Leben gemeinsam mit allem Leben in Existenz zu sehen und von diesem Standpunkt des wahrhaftigen Lebens aus die relevanten Entscheidungen zu treffen, mich als das Leben neu selbstbestimmt am Leben selbst, an den Prinzipien der Gleichwertigkeit und der Einheit des Lebens auszurichten und mich, meine Natur und meine Konditionierungen/Programmierungen zu dekonstruieren, die Erkenntnisfähigkeit zu nutzen um meine Fremdbestimmung und Selbstaufgabe zu erkennen und mich als dieses System der Kopflosen Selbstzerstörung zu stoppen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mire erlaubt und es zugelassen habe mir selbst zu misstrauen, ohne der Ursache des Misstrauens wirklich auf den Grund zu gehen.

Ich vergebe mir selbst. dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, mich als einen unverlässlichen Charakter zu sehen und zu akzeptieren.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, ein inneres, gedankliches Bild von mir aufzubauen, mich über dieses Bild zu identifizieren und meine Entscheidungen und meine Selbstlenkung entsprechend der zu erwartenden Verläufe aufgrund dieser eingebildeten Charakterstruktur auszurichten.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, mir einzureden, dass es der menschlichen Natur entspräche hinterhältig und eigennützig zu denken, dass ich durch diese Vorstellung dasselbe Denken jedem anderen Menschen unterstellt habe und dadurch das System des gegenseitigen Missbrauchs aufgrund von Misstrauen unterstützt und aufrecht erhalten habe.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es nicht erlaubt und zugelassen habe verstehen zu wollen, woher das gegenseitige Misstrauen tatsächlich kommt, und dass es in unserer Welt zwar angebracht ist misstrauisch zu sein wenn es um menschliche Intentionen geht, dass ich aber im Gegenzug mich selbst aufgebe und zum Opfer dieser verwirrten Gedankenstrukturen mache, wenn ich selbstsüchtig an diesem Verhalten der gegenseitigen Ausbeutung zum persönlichen Vorteil mitmache. 

Fortsetzung folgt...





 

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