Die Sucht nach Führung - Das
Misstrauen gegenüber sich selbst (verfasst am 14.10.2012)
Fortsetzung zu
by Marlen Vargas del Razo |
Stellt es sich heraus, dass es keinen
Gott gibt, dann schaffen wir uns einen. Wir brauchen das Gefühl,
dass uns etwas lenkt, dass es eine höhere 'Ordnung' gibt nach der
wir uns richten können, die wir nicht verstehen - oder nicht
verstehen wollen/müssen, damit wir nicht über die Konsequenzen
unserer Handlungen nachdenken brauchen, damit wir nicht glauben die
Verantwortung für uns selbst und das Leben zu tragen. Mit einem
erdachten Gott, einem erfundenen, großen Plan können wir selbst
angesichts der katastrophalen Ergebnisse unserer menschlichen
'Zivilisationsgeschichte' Rechtfertigungen für unseren Unwillen zur
Veränderung, für unser Selbstinteresse und unsere ignorante
Verfolgung egoistischer Ziele innerhalb unserer Lebensspanne, ohne
Rücksicht auf Verluste und Folgeschäden finden.
Aber auch Gott ist manchmal nicht
ausreichend, wir können uns ja nicht einerseits in einer sogenannten
aufgeklärten Gesellschaft selbst als gebildet, informiert, offen und
vernünftig bezeichnen und dabei gleichzeitig and irgendwelche Mythen
und Fantasiegeschichten glauben hinter denen wir uns dann verstecken
wenn wir selbstsüchtig und kampfbereit um unseren eigenen Vorteil in
der Welt erobern. Wem diese Art des Selbstbetruges zu offensichtlich
erscheint, der wählt einfach eine etwas 'rationalere' Version, er
wird Anhänger einer mehr 'wissenschaftlichen' Interpretation
menschlicher Natur, ein Anhänger des 'Darwinistischen Glaubens'
beispielsweise, denn ein Gesetz ist dieses Prinzip des Überlebens
des Stärkeren sicher nicht, eher ein Dogma, ein Glaubenssatz.
Ebenfalls eine hervorragende Rechtfertigung für unser fortwährendes
Festhalten an der eigenen Versklavung unter ein System der
Selbstprogrammierung zu willenlosen Konsumenten aller Produkte die
das 'System' in form der Produzierenden Industrie bereithält, immer
unter dem Vorwand unser Leben schöner, angenehmer, reicher zu
gestalten und wir folgen, schlucken, konsumieren ohne die
offensichtliche Wahrheit zu erkennen, nämlich die, dass reines
Profitstreben die Motivation nummer eins dieser Industrie ist. Es
kann gar nicht anders sein in diesem System und wenn man auch nur die
Grundregeln einfacher Mathematik versteht, dann versteht man auch,
dass die Produkte die hier verkauft und vermaktet werden in keiner
Weise dem Wohl der Konsumenten als Menschen dienen können, da die
Prinzipien des Profits zwei Dinge vereinen, nämlich einerseits die
Minimierung der Herstellungskosten und andererseits die maximale
Gewinnerzielung durch entweder Massen an Verkäufen oder aber den
Verkauf zu einem Preis weit über dem eigentlichen Wert. Und der Wert
ist natürlich nicht am Nutzen bemessen, sondern an den reinen Kosten
der Herstellung. Also wenn dieser Verkaufswert nicht mehr mit dem
Wert des Nutzens und dem Wert den das Produkt tatsächlich für den
Menschen hat übereinstimmt, muss eben ein anderer Wert, ein
künstlicher Wert erzeugt werden. Und das wird erreicht durch
gezielte Manipulation des Geistes, durch Gehirnwäsche unter
Zuhilfenahme aller wissenschaftlichen Methoden in der Werbung. Das
Kreieren eines 'Kults' um ein bestimmtes Produkt ist nichts weiter
als eine auf Massen angelegte Gehirnwäsche durch den Missbrauch der
Medien und die Ausbeutung der Funktionen des menschlichen
Bewußtseins. All das natürlich unter dem Vorwand des guten Willens,
des Wohls aller beteiligten Konsumenten. Dazu bedarf es einer
gewissen Ignoranz und einer gewissen gewollten 'Dummheit' unter der
Bevölkerung, wie das auch schon die oberste Prämisse aller
religiösen Führer und Führungsriegen war, nämlich einer
Unmündigkeit die freiwillig und selbstgewählt aus Angst vor der
Überforderung mit der eigenen Verantwortung und dem eigenen Leben
zur Aufgabe der freien Entscheidung wird. Und diese Unmündigkeit
geben wir als Menschen freiwillig und ohne weitere Einflußnahme
immer wieder an unsere Kinder weiter und lassen somit alle
Nachfolgegenerationen zu willenlosen Opfern unserer
selbstgeschaffenen Ausbeutungssysteme werden. Wir wollen angeleitet
werden, wir wollen, dass man uns zu den Entscheidungen zwingt die wir
treffen, und das ist die Grundlage für die Verblendung der wir als
Sklaven unseres selbstgewählten kapitalistischen Systems
unterliegen, nämlich der Geistigen Manipulation die uns während wir
versuchen unseren Ängsten und Verunsicherungen durch Konsum
auszuweichen weismacht, dass wir frei wären, dass wir unsere
Entscheidungen aus freiem Willen treffen würden, dass wir so etwas
wie eine individuelle Entscheidungsfähigkeit überhaupt hätten. All
das glauben wir, es ist eine Religion des mentalen Selbstinteresses,
der mentalen Befriedigung durch Konsum, durch den Erwerb symbolischer
'Ersatzdrogen' für das 'Lebendige Sein', das man nur als das Leben
selbst sein kann. Doch das erfordert Selbstbestimmtheit,
Eigenverantwortung und Selbstehrlichkeit. Viel zu große Begriffe,
beängstigend und gegen alles gerichtet, was man sich in der
gedanklichen Welt des egozentrischen Parasiten 'Ich' als Selbstwert
aufgebaut hat.
Wer hält sich selbst für
vertrauenswürdig in diesem Leben? Wer glaubt von sich selbst
tatsächlich, dass er ein verlässlicher, gleichberechtigter Partner
für andere sein kann? Wer hat keine versteckte Intention, keine
geheime Agenda wenn er Pläne mit anderen macht, Verabredungen
trifft, sich anbietet als Helfer oder Hilfe entgegennimmt? Wir werden
in unserer vergeistigten, Ich-bezogenen Identifikation zu Händlern
des Lebens erzogen, wir machen aus allem einen Deal, eine künstliche
Verpflichtung. Diese Verpflichtung, dieser Handel ist aber eben nicht
auf gegenseitiges Wohl ausgerichtet, sondern auf Profit und somit ein
dauernder Versuch sich gegenseitig zu übervorteilen.
Wir werden nicht ausgebildet
tatsächlich vertrauenswürdig zu sein. Es wird uns weisgemacht, dass
dies zwar eine achtungswürdige Eigenschaft wäre, dass es
respektiert und anerkannt werden würde vertrauenswürdig zu sein,
doch jeder weiß, dass er nur auf eine Gelegenheit wartet diese
Vertrauenswürdigkeit zum eigenen Vorteil ausnutzen zu können. Das
Problem ist aber vor allen Dingen, dass wir ja nicht einmal uns
selbst vertrauen. Wir wissen, dass wir in unserer selbstsüchtigen
Unsicherheit und Verängstigung nicht einmal uns selbst gegenüber
eine Verabredung einhalten können, dass wir nicht standhaft und auch
nicht glaubhaft sind. Warum sonst versuchen wir bis zu unserem
Lebensende uns wie Kleinkinder immer wieder rückzuversichern über
unsere Entscheidungen, unseren Wert und den Wert unserer Taten? Warum
sind wir sonst so sehr abhängig von der Anerkennung anderer, von der
Reaktion anderer, egeal welche Art der Reaktion, egal welche Art
Anerkennung, positiv, negativ, gönnerhaft, neidvoll, wir brauchen
diese emotional basierten Reaktionen anderer auf uns, um uns wirklich
sicher zu sein, dass wir existieren, dass wir einen Wert haben. Und
dieser misst sich an den Gedanklichen Kreationen des menschlichen
Bewußtseins, geformt, gesteuert und getragen von der Beteiligung
aller, von verunsicherten, verängstigten Geschöpfen die Zuflucht
und Versteck in der Masse der 'Mitdenker' suchen. Einen ziemlich
schlechten Handel haben wir da mit uns selbst geschlossen. Ein Handel
mit uns selbst gegen uns selbst, bei dem Versuch aus unserer eigenen
Substanz Profit zu schlagen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, mich in vollkommener Ignoranz zu schulen
und mein Leben in die Kreation gedanklicher
Selbstrechtfertigungsmuster zu investieren, mich daei immer mehr und
immer tiefer in die Vorstellungen und Gedanken von mir selbst und dem
Leben und der Welt in der ich lebe zu verlieren ohne, wirklich und
wahrhaftig hier zu sein, im Moment des Lebendigen zu atmen und zu
sehen, mich selbst in diesem Moment als das Leben gemeinsam mit allem
Leben in Existenz zu sehen und von diesem Standpunkt des wahrhaftigen
Lebens aus die relevanten Entscheidungen zu treffen, mich als das
Leben neu selbstbestimmt am Leben selbst, an den Prinzipien der
Gleichwertigkeit und der Einheit des Lebens auszurichten und mich,
meine Natur und meine Konditionierungen/Programmierungen zu
dekonstruieren, die Erkenntnisfähigkeit zu nutzen um meine
Fremdbestimmung und Selbstaufgabe zu erkennen und mich als dieses
System der Kopflosen Selbstzerstörung zu stoppen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
mire erlaubt und es zugelassen habe mir selbst zu misstrauen, ohne
der Ursache des Misstrauens wirklich auf den Grund zu gehen.
Ich vergebe mir selbst. dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, mich als einen unverlässlichen
Charakter zu sehen und zu akzeptieren.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, ein inneres, gedankliches Bild von mir
aufzubauen, mich über dieses Bild zu identifizieren und meine
Entscheidungen und meine Selbstlenkung entsprechend der zu
erwartenden Verläufe aufgrund dieser eingebildeten Charakterstruktur
auszurichten.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, mir einzureden, dass es der menschlichen
Natur entspräche hinterhältig und eigennützig zu denken, dass ich
durch diese Vorstellung dasselbe Denken jedem anderen Menschen
unterstellt habe und dadurch das System des gegenseitigen Missbrauchs
aufgrund von Misstrauen unterstützt und aufrecht erhalten habe.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
nicht erlaubt und zugelassen habe verstehen zu wollen, woher das
gegenseitige Misstrauen tatsächlich kommt, und dass es in unserer
Welt zwar angebracht ist misstrauisch zu sein wenn es um menschliche
Intentionen geht, dass ich aber im Gegenzug mich selbst aufgebe und
zum Opfer dieser verwirrten Gedankenstrukturen mache, wenn ich
selbstsüchtig an diesem Verhalten der gegenseitigen Ausbeutung zum
persönlichen Vorteil mitmache.
Fortsetzung folgt...
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