Teil 1 dieses Posts ist privat und kann auf Wunsch eingesehen werden.
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Mir ist im Laufe der Zeit, wenn ich mich dazu durchgerungen
habe diese Situationen für mich noch einmal zu durchleben klar geworden, dass
die eigentlichen Ängste die mich in einem solchen Moment überfallen mit den
Persönlichkeiten zu tun haben, denen ich gegenüberstehe und die in diesen Momenten
die Macht besitzen, mich zu beurteilen, und in dieser Weise meine Zukünftigen
Wege mitzubestimmen. Es sind die Persönlichkeitsmuster die ich eben durch die
Arbeit mit mir, meinem eigenen Selbst, meiner Charakterentwicklung kenne und
die ich bereits in vielschichtiger Analyse als nicht vertrauenswürdig entlarvt
habe. Diese Muster die eben Menschen dazu bringen ihre Macht zur egoistischen
Selbstbehauptung zu missbrauchen, andere Menschen als minderwertig zu
betrachten, ihr eigenes falsches Selbstbewusstsein an der gesellschaftlichen
Position die sie innehaben aufzublasen.
Das ist nicht als Vorwurf oder Beschuldigung gemeint. Es
geht vielmehr darum für mich selbst klarzustellen wo und wie meine emotionalen
Reaktionen von mir selbst zugelassen, erlaubt und kultiviert wurden und in
welcher Weise sie mich selbst davon abhalten diese Muster zu durchbrechen um
eigenständig und eigenverantwortlich solche emotionalen Schranken zu
überwinden.
Ich erkenne und erahne solche Beweggründe und
Verhaltensmuster in den anderen Menschen, in den Personen die mich
beispielsweise prüfen und beurteilen sollen und erkenne dadurch ihre
Unfähigkeit dies tatsächlich angemessen zu tun. Denn ich weiß, dass kein Mensch
wirklich in der Lage ist einen anderen Menschen umfassend zu beurteilen. Bei
dieser Prüfung geht es aber im mündlichen Teil eben auch genau darum, in
künstlich erzeugten Situationen die soziale Fähigkeit eines Menschen zu
beurteilen, sein erlerntes Wissen fachgerecht anzuwenden. Das ist aus meiner
Sicht völlig unmöglich, also ist diese ganze Veranstaltung nicht mehr als ein
Theaterspiel. Eigentlich, so sollte man meinen, ist es gerade deshalb auch kein
Problem sich durch diese Prüfung zu bringen. Allerdings gibt es bei mir eben
diese innere Angst davor, beurteilt zu werden. Im Grunde plagt und beeinflusst
diese Angst mich schon mein ganzes Leben und ich lerne mehr und mehr zu
erkennen, wie extrem man sich doch lenken lässt und wie wenig selbstbestimmt
man lebt, wenn solche Gedanken- und Emotionsmuster unbehandelt und unbemerkt in
einem wirken. Die Wurzeln dieser Unsicherheit liegen zu einem großen Teil in
meinen Erfahrungen in meiner Familie während meiner Kindheit. Ich spreche nicht
über extreme Erfahrungen, Misshandlungen oder Missbrauch, sondern über ganz
einfache, fast banale Erlebnisse und emotionale Erfahrungen, die für mich
persönlich vollkommen normal erschienen, die aber zu einer emotionalen und
gedanklichen Entwicklung geführt haben, die mich in einem falschen Glauben,
einer grundfalschen Annahme hat älter werden lassen, dass ich der Anerkennung
und des positiven Feedbacks von außen, in dem Fall im Besonderen meines Vaters bedarf um mich
gut zu fühlen und mit mir selbst im Reinen und zufrieden zu sein. Es ist nicht
ungewöhnlich in diesem Glauben aufzuwachsen, oftmals funktioniert das ja auch,
eben genau so lange wie man einen oder mehrere Menschen im Leben findet, die einem
genau dieses Gefühl der Anerkennung und Achtung regelmäßig und kontinuierlich
vermitteln. Ob das Partner, Familienangehörige oder Freunde sind. Aber es
resultiert eben kein wahrhaftiges Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl aus
einer solchen Gedanklichen und emotionalen Abhängigkeit heraus. Es ist immer
ein gekünsteltes Konstrukt das von der unbewussten oder auch bewussten Angst
des Verlustes dieser Beziehungen begleitet und geprägt wird.
Dennoch, die Erkenntnis allein reicht offenbar nicht aus um
sich von den Verstrickungen innerhalb der eigenen Persönlichkeitsmuster zu
lösen. Man muss den einzelnen Strängen direkt auf den Grund gehen, sie dort
lösen und entfernen. Die Verzweigungen in der Entwicklung, die einzelnen
Knotenpunkte sind enorm vielschichtig und verzweigen sich wiederum in
verschiedene Richtungen, es liegt also ein stetiger Prozess vor einem, bei dem
man immer wieder auf Spuren einer Prägung/Programmierung stößt, deren
grundlegende Routine man bereits an anderer Stelle, in einem anderen Bezugspunkt
erkannt, bearbeitet und aufgelöst hat.
Sich selbst derart aufzugeben, dass man das eigene
Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl von den Gefühlsregungen und Bekundungen
anderer Menschen, die ihrerseits in der Regel wiederum auf die Rückmeldungen und
Äußerungen anderer diesbezüglich hoffen, abhängig zu machen ist eine aus Angst
geborene Opferhaltung die uns einerseits anerzogen, andererseits aber von uns
selbst auch gerne angenommen wird, weil sie eben die Verantwortung und die
unabdingbare Konsequenz der eigenen Handlungsnot scheinbar und oberflächlich
von unseren Schultern nimmt. Das ist bequem und macht mich zum Beobachter der
Welt, zu einem Nutznießer der Taten anderer, zu einem Parasiten der lauert und
abstaubt wann immer es etwas zu holen gibt. Das mag übertrieben klingen,
allerdings ist der Grundcharakter des Menschen innerhalb dieser Systeme in
denen wir nun fast ausnahmslos alle leben von dieser eher wenig würdevollen
Attitüde geprägt. Das lässt sich an unzähligen Beispielen belegen und
aufzeigen. Eines davon ist eben auch meine „Morgenstimmung“ …
Zunächst einmal ist diese Stimmung von einem Grundlegenden
Gefühl der Sinnlosigkeit geprägt. Es ist die empfundene Sinnlosigkeit dessen,
was mich ausmacht, was ich getan habe in meinem Leben und wo es mich
hingebracht hat, und darüber hinaus die Sinnlosigkeit dessen, was vor mir
liegt, was ich tun kann, muss oder sollte an diesem Tag und überhaupt. Alles
erscheint mir in lächerlicher Weise gezwungen, verkrampft und überflüssig.
Nichts ändert sich in meinen Augen an den Menschen, an mir selbst und an dem
sinnlosen Elend und Leid das Menschen überall verbreiten. Was also sollte es
nutzen, wenn ich für mich selbst und auch für meine Familie versuche innerhalb
unserer Möglichkeiten ein „gutes“ Leben zu führen? Letztendlich ist es nur eine
Blase die irgendwann platzen wird, oder wenn sie nicht platzt dann ist sie eben
nur eine Illusion, eine durch Ignoranz und Einbildung getragene Idee eines
„guten“ Lebens. Selbst jedwede Anstrengung sich und die eigene Natur zu
verändern um als Beispiel die Veränderung der menschlichen Systeme zu leben ist
dann in meinen Augen nur ein Tropfen auf dem glühend heißen Stein der zerstörerischen
Mentalität der Kulturen und Völker, ein verschwindend kleines, mikroskopisch
kleines Tröpfchen, ein Furz im Wind sozusagen.
Ich bemerke schon beim Schreiben, dass ich versuche
bestimmte Begriffe zu vermeiden, beispielsweise wenn ich „gutes“ Leben schreibe
und dabei „gutes“ in Anführungszeichen setze, so hat das den Grund, dass ich
damit andeuten will, dass ich darunter etwas ganz bestimmtes verstehe, das
etwas diffus und vielschichtig über meinem Bedeutungshorizont herumschwebt. Ich
hatte zunächst „glückliches“ Leben im Sinn, doch ist das glückliche Leben
etwas, das für mich mit Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen geladen ist.
Denn ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass das was man als glücklich
sein betrachtet keineswegs immer wirklich glücklich macht, zumal das Glück der
Familien in unseren Systemen in aller Regel auf dem Unglück und dem Elend
vieler anderer Menschen aufbaut. Weiterhin erscheint mir persönlich ein
permanentes Glück wenig erstrebenswert, vielmehr ist Leben und lebendig sein
etwas das in Reibung mit dem gesamten Leben, dem Umfeld und mit Unsicherheiten
und Problembewältigungen einhergeht, ein brodelndes, kontinuierliches
„Hier-Sein“ und ein aktives Teilnehmen am Geschehen. Das scheint so ziemlich
das Gegenteil der individuellen Zielsetzungen in unserer Kultur zu sein.
Vielmehr strebt man ein Konfliktarmes, eigenbrötlerisches, sorgenfreies und
bequemes Leben an. Ein „gutes“ Leben hingegen stellt für mich die Optimierung
des eigenen Potentials als Mensch dar, die einen dazu befähigt die eigene
Existenz und das eigene Wirken für das Leben als Ganzes einzusetzen, sich in
seinen Entscheidungen an den Konsequenzen zu orientieren die diese Handlungen
für alle haben, das heißt bei seinen Überlegungen das Umfeld und die Interessen
der anderen mit einzubeziehen. Und natürlich ist es notwendig, wenn man als
Mensch sich selbst entfalten und seine eigenen Fähigkeiten entwickeln will,
dass man sich dafür eine Basis schafft, die einem zumindest in existenziellen
Fragen eine weitgehend sorgenfreie Grundlage bietet. Das ist notwendig, denn
das System das wir alle gemeinsam im derzeitigen Zustand bilden und das unser
aller Leben bestimmt baut auf dem Zwang auf, sich das Recht, bzw. die
Möglichkeit zu leben erst verdienen zu müssen, und zwar nach ganz bestimmten
Regeln des Finanzsystems. Geld bedeutet Leben und alles was dazugehört. Diese
systemimmanenten Schranken und Strukturen erst einmal zu erkennen und sie zu
verstehen ist eine Aufgabe die unabdingbar ist, wenn man die Intention hat
etwas verändern zu wollen. Jeder andere Weg, jeder Versuch der Flucht oder des
Ausstiegs ist eine Selbsttäuschung und ihre Motive sind Bequemlichkeit,
Egoismus und Angst.