Dienstag, 14. Oktober 2014

Tag 187 - Schande und Gewissen - Begriffsdefinition



Begriffsdefinitionen zum Verständnis, angestoßen durch den Post

Tag 184 - Unsere Schande - Ist "assi" sein jetzt cool?

 

Auszug:

Wir ziehen es vor, unsere Kinder zu verstümmeln, ihnen die Fähigkeit die Welt so zu erkennen wie sie ist zu rauben, damit sie nicht die Fehler wahrnehmen die wir gemacht haben, damit sie nicht die Feigheit und Ängstlichkeit sehen die uns dazu veranlasst hat uns hinter Fassaden und in unseren Gedanken zu verstecken. Doch sie spüren es so oder so. Das Problem ist, dass sie nicht verstehen WAS sie spüren und eben aus diesem Unverständnis das einfach in unserer Unfähigkeit begründet ist sie vorbildhaft anzuleiten, entstehen Missverständnisse und unkontrollierte, selbstzerstörerische emotionale Reaktions- und Handlungsmuster deren Konsequenz letztlich die Selbstzerstörung sein wird. Das ist unumgänglich und unübersehbar überall zu erkennen, da kann man diesen Aspekt noch so sehr als Pessimismus und Dramatisierung abtun wollen, die Wirklichkeit und die realen Konsequenzen allen Handelns lassen sich nicht einfach wegdiskutieren. Wir ziehen die würdelose Selbstverstümmelung und Reduzierung auf triebgesteuerte Egoisten der Wahl eines gemeinnützigen, mündigen und aufrechten Lebens vor. Schande ist das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Schande über uns als Menschheit, Schande über unsere hämische Scheinmoral, unser lächerliches Überlegenheitsempfinden und die Ignoranz unserer Programmatik.


Schande und Gewissen

Was bedeutet Schande und was meine ich damit wenn ich schreibe „Schande über uns als Menschheit“?

Beispiele offizieller Definition:

„Eine Sache, die jemandem in seinem Ansehen stark schadet“
„Ein empörender, skandalöser Vorgang“

Diese Definitionen sind jedoch äußerst ungenau und können nicht definitiv gelten. Das Ansehen einer Person ist in erster Linie durch äußere Faktoren bestimmt, die nicht seiner eigenen Kontrolle unterliegen. Diese Faktoren können äußerst unterschiedliche Ausprägungen haben, beispielsweise in unterschiedlichen Kulturräumen und sind nicht von der Person selbst abhängig. Tatsächliche Bedeutung für die Person und für alle kann Schande nur haben, wenn sie authentisch ist, also von der Person selbst auch verstanden, akzeptiert und empfunden wird und wenn unter gleichen Voraussetzungen, also dem Verstehen der Zusammenhänge und der Akzeptanz der grundlegenden Regeln und Prinzipien als wahr und allgemeingültig, diese Schande für alle Menschen gilt. „Empörend“ und „skandalös“ sind ebenfalls Begriffe, die vollkommen unterschiedlich definiert und aufgefasst werden können. Doch wie auch immer sie definiert und aufgefasst werden sind sie immer künstlich konstruiert und basieren auf Glaubenssätzen und nicht auf tatsächlicher, allgemeingültiger Gesetzmäßigkeit.

Neue Definition von Schande:

Die Schande ist das innere Eingeständnis einer Tat oder einer Untätigkeit die vor sich selbst und dem gesunden Menschenverstand  nicht zu rechtfertigen ist, wobei der Versuch der Rechtfertigung aber dennoch unternommen wird um sich imaginär der eigenen Verantwortung zu entziehen. Dieses Verhalten ist als schändlich zu bezeichnen, da es die Leugnung offensichtlicher Tatsachen bedeutet und die eigene Fähigkeit der Einsicht ignoriert und damit die eigene Würde untergräbt.

In dieser Weise ist das Wort Schande in meinem Blog aufzufassen und in diese Weise sollte Schande verstanden werden. Es geht immer darum, vor allem bei der Definition emotionaler Begriffe, sie auf das eigene Selbst zurückzuführen. Die Definition über äußere Faktoren oder gar die Empfindungen anderer Menschen kann nicht definitiv gelten und verursacht eine  schwammige Auffassung des Gesagten die Interpretationsfreiraum bisweilen nach Belieben offen lässt und damit die Auseinandersetzung mit einem Thema ad absurdum führt.

Gewissen

Das Gewissen ist dabei der Teil, in dem die eigene Selbstrechtfertigung stattfindet. Kann ich für meine eigene Tat oder Untätigkeit vor mir selbst nicht geradestehen so lastet sie mir auf dem Gewissen, da ich mit der Lage in der ich mich befinde nicht abschließen kann. Der Versuch diese Situation durch Scheinrechtfertigungen und Selbstbetrug zu überdecken ist die schandhafte Tat. Auch sich von der Last zu befreien ist nicht der richtige Ausdruck, denn Befreiung würde ein Loswerden bedeuten und das wiederum, dass diese „Last“ auf jemand anderen oder auf die Idee von Umständen gelegt werden soll. Beides ist ein Konstrukt des Geistes und das Loswerden eine imaginäre Prozedur die nicht wirklich ist und nicht wirklich entlastet. Da die sprichwörtliche Last ja eben auf dem aufrecht erhaltenen Konflikt der versuchten Leugnung der Eigenverantwortung beruht, kann man nicht die Ursache der Last bestehen lassen und diese gleichzeitig loswerden. Zuerst muss das Empfinden analysiert und als das erkannt werden, was es ist, nämlich die Unehrlichkeit sich selbst gegenüber. In dieser schamvollen Erkenntnis muss man sich der aufrichtigen Einsicht widmen, dass man sich selbst verkannt hat und nur dann wieder zu sich selbst stehen kann, wenn man sich den Fehler eingesteht um ihn sich selbst vergeben zu können und sich gleichzeitig dem einen Prinzip verpflichtet, das diese Ursache behebt und sie für das folgende Leben unmöglich macht. 

Die Befreiung des Gewissens kann nur für dich selbst, in bedingungsloser Selbstehrlichkeit stattfinden und ist in keinem Fall von äußeren Faktoren abhängig. Niemand kann dir ein schlechtes Gewissen „machen“ oder dir ins Gewissen „reden“. Auch eine Entschuldigung beispielsweise kann dir dein Gewissen  nicht wirklich entlasten. Das ist nur eine temporäre Empfindung und eine Ablenkung. Ein Unterhaltungsevent des Geistes das der Unterdrückung dient. Das Gefühl der „andere“ sei nun wieder versöhnt hat keine Bedeutung für die Ursächliche Struktur des eigene Verhaltens und Denkens welches die ausschlaggebende Situation hat entstehen lassen. Ohne die wirkliche Erkenntnis und Akzeptanz der Eigenverantwortung für die Ursachen die überhaupt erst zu dem Gewissenskonflikt geführt haben und das aufrichtige Selbst-Vergeben gefolgt von der Selbstverpflichtung, das ursächliche Denken und Verhalten grundlegend zu ändern ist die „Last“ lediglich verschüttet und wird akkumulieren, sofern nicht wirklich daran gearbeitet wird.

 

Samstag, 11. Oktober 2014

Tag 186 - Einheit in und durch Partnerschaften und Beziehungen – Analyse emotionaler Beweggründe



Dieser Beitrag ist Privat.Der Link zum Text kann auf Anfrage herausgegeben werden.

Tag 185 - Immer geduckt (persönlicher Selbstanalyse- und Korrekturprozess 3. Teil)




Dritter Teil der Bligreihe "Immer geduckt"

Teil 1:

Tag 179 - Warten auf das "Jetzt" 

Teil 2:

Tag 180 - Immer geduckt (persönlicher Selbstanalyse und Korrekturprozess 2. Teil)


Auszug aus Teil 2:

Ich habe diese verdrängten und verborgenen Ängste in mir herangezüchtet und es ihnen gestattet mich zu bestimmen. Wenn man ein Leben im Verborgenen führt, wenn man sich versteckt hinter Fassaden, hinter Heuchelei und Schauspielerei, wenn man nur in seinem geheimen Bewusstsein eine „intime Persönlichkeit“ kultiviert, dann bleibt keine Wahl außer sich selbst zu belügen und damit auch die anderen. Und mit der Zeit glaubt man seine eigenen Lügen und identifiziert sich tatsächlich mit dieser geheimen Instanz und man bemerkt nicht, dass das Gefühl des Mangels und der Unzulänglichkeit, die Unzufriedenheit und die ständige Suche nach Erfüllung nur aus diesem unglücklichen Selbstbetrug erwachsen. Man bemerkt diese ständige Fremdbestimmung durch die inneren Programme, die Ängste sich zu offenbaren in allen Entscheidungen und Taten nicht mehr, man wird verkrampft und verbittert, man verliert den Blick und die Wahrnehmung für das Hier, den wirklichen Moment des Lebendigen Seins. Die Last der erdrückenden Gedankenmuster und Konstrukte die man sich als Schutzwall vor der Wirklichkeit aufgebaut hat lassen einen in die Knie gehen, man versucht ständig auch das wahre körperliche Selbst verborgen zu halten. Entweder man verkleidet sich wie ein Pfau oder man versucht so unauffällig und normal wie möglich zu wirken, oder aber man senkt den Kopf um nicht gesehen oder erkannt zu werden, lässt die Schultern hängen und steht geduckt, versuch sich in sich selbst zurückzuziehen. Doch dort gibt es keinen Lebensraum, sondern nur die Welt der eigenen Gedanken, welche nur durch das Körperliche überhaupt existiert.


Fortsetzung



Wenn ich an diese Momente denke, die mich in Ansätzen auch jetzt noch immer mal wieder ereilen, in denen ich spüre wie ich körperlich reagiere, mit kalten Händen, einem sinkenden Blutdruck, meine Augen verengen sich, die Sicht wird unklar und fast verträumt, alles erscheint farblos und unwirklich, dann wird mir bewusst dass diese mentale Tür die sich dort öffnet tatsächlich etwas verlockendes hat. Diese Haltung „alles scheißegal, hat doch keinen Zweck und der Versuch ist schon sinnlos“ rechtfertigt scheinbar die Untätigkeit und ist ein Segen für das Ego. Denn was folgt ist ja keineswegs Untätigkeit, sondern die Beschäftigung mit allen erdenklichen unterhaltsamen Dingen die einem die selbst verursachte Langeweile vertreiben sollen. Aber die Rechtfertigung ist eben nur eine trügerische. Die Unzufriedenheit bleibt bestehen und taucht immer da wieder auf, wo die Ablenkung durch Unterhaltung des Bewusstseins stoppt. 




Es ist eine Situation in der ich in meiner Gedankenwelt verloren auf Urteilen und Bewertungen meiner Selbst existiere über die ich mir nicht wirklich im Klaren bin. Meist sind es niederschmetternde, selbstzerstörerische Selbstbeurteilungen, Minderwertigkeitsgefühle und vergleichende Systeme. Wobei die Vergleichsobjekte selbst imaginär sind und meiner eigenen Vorstellung ebenso entstammen wie mein Selbstbild auch. „Ich kann das nicht“, „das lerne ich nie“, „bei mir funktioniert das nicht“ sind die Gedanken die diese Momente bestimmen. Die Fragen die dabei unbeantwortet im Hintergrund stehen sind: Wer bin ich hier und jetzt in diesem Moment? Bin ich von Bedeutung? Und wenn ja, warum? Und wenn nicht, warum? In wie fern stelle ich etwas dar, das mir selbst das Gefühl einer Wertschätzung bringen könnte? 

Was bedeuten diese Fragen überhaupt? 

Wer ich jetzt in diesem Moment bin, wird nicht von meinen Gedanken und meiner Vorstellung bestimmt, sondern vornehmlich durch mein Handeln. Welcher Motivation dieses Handeln folgt liegt allerdings durchaus in meinen Gedanken begründet, und zwar in den Konzepten und Strukturen die ich als das Gerüst meines Selbstbildes und meiner Persönlichkeit errichtet habe. Daher ist auch jede Selbst-hemmung und -verurteilung meine eigene Handlung, eine innere Handlung die mich vor meiner eigentlichen Selbstentfaltung abhält, die mir Schranken und Beschränkungen setzt welche allein auf imaginärer Vorstellung beruhen und nicht wie die der physischen Möglichkeiten auf Tatsachen. Auch der scheinbar gescheiterte Versuch etwas Handelnd zu meistern ist in der Regel in der inneren gedanklichen Hemmung begründet, und sei es in dem hektischen Versuch dem Wunsch nach Unmittelbarkeit zu verfallen und dabei die Notwendigkeit der Übung und des Lernens zu ignorieren. Diese Bedingungen des Scheiterns werden dann bewusst als Unfähigkeit falsch Kategorisiert und dienen dem nagenden Minderwertigkeitsempfinden des Egos als Bestätigung. Anstrengung, Disziplin, Fleiß, Beständigkeit und Durchhaltevermögen sind die Grundpfeiler für jede Handlungsbefähigung und die versuche ich mir nur allzu gern zu ersparen. Und das aus einer angelernten Gewohnheit der Bequemlichkeit heraus. Eine Bequemlichkeit die ebenso heuchlerisch wie verlogen ist, denn tatsächlich überwiegt in der Bequemlichkeit natürlich die Unzufriedenheit über die eigene Untätigkeit oder die angebliche Unfähigkeit. Der Ärger der eigentlich zu mehr Leistung motivieren sollte wird zu Frust, der hemmt und bremst weil er einen Absolutheitsanspruch mit sich bringt der besagt, dass alles Erdenkliche und mögliche bereits getan und versucht wurde und man dennoch gescheitert ist. Dieser Selbstbetrug ist wohl einer der stärksten von jenen die mich seit ich denken kann beherrschen und die mein Leben ausschlaggebend bestimmt haben. Es ist längst überfällig an diesen Punkten zu arbeiten, denn selbst bei dieser Arbeit habe ich mich immer wieder selbst belogen und mir etwas vorgemacht eil ich die Disziplin und die kontinuierliche Anstrengung gescheut habe. Dabei weiß ich genau, wozu ich fähig sein kann und die Verantwortung für mich selbst, mein Leben und die Konsequenzen die es für mich und andere hat ist nicht zu leugnen. Umso schwerer wiegt der verzweifelte Versuch mir Erklärungen und Entschuldigungen für dieses selbstsüchtige Nachlassen auszudenken und er beschäftigt mich so sehr, dass ich die Gedanken die sich darum drehen überhaupt nicht mehr bewusst und immer wahrnehme, sondern sie bilden ein unterbewusstes Schwelen und Brodeln das mich beunruhigt und verunsichert. Und gerade dadurch, dass ich diese Empfindungen zu ignorieren versuche und sie mir nicht in vollem Umfang klar sind, fehlinterpretiere ich die Emotionen   und Gefühle dabei, finde fadenscheinige Erklärungen und Rechtfertigungen und verstricke mich nach und nach in ein Gewühl von halbgaren Selbstwahrnehmungen. 

Die Frage „Bin ich von Bedeutung?“ ist insofern interessant, dass zunächst diese Bedeutung definiert werden müsste. Für wen oder was sollte oder könnte ich von Bedeutung sein? Und was für eine Art der Bedeutung ist das? Ich kann auch für denjenigen von Bedeutung sein, dem ich unheimlich auf die Nerven gehe, allein mit meiner Anwesenheit. Reicht mir diese Art der Bedeutung oder geht es hier um mehr?

Sich nach Bedeutung sehnen ist im Grunde ein Wunsch wahrgenommen zu werden und vor allem auch ernst genommen zu werden. Wie aber sollte das passieren, wenn man sich über sich selbst nicht im Klaren und nicht von den eigenen Fähigkeiten überzeugt ist? Wenn man sich selbst nicht schätzt und sich selbst nichts zutraut, wie sollte man da erwarten können, dass jemand anderes das könnte? Somit ist die Bedeutung in aller erster Linie dir selbst von dir selbst zuzumessen. Alles andere wäre lediglich eine Illusion, eine Einbildung und das eventuell befriedigende Gefühl eines Momentes der Anerkennung von außen nur von sehr kurzer Dauer. Eine ganz neutrale, wertfreie Bedeutung hat alles was du darstellst, ob du zweifelst oder nicht. Die bloße Existenz ist von Bedeutung für deine Zellen, die Mikroben, die Bakterien und Viren, die Luft die du atmest, die Tiere und Pflanzen die dich in deiner Lebenszeit unterstützen und nähren, die Menschen mit denen du interagierst direkt oder indirekt, für alles was du tust kann man Konsequenzen herleiten und erkennen. Die Bedeutung die du selbst suchst und vermisst ist eine emotionale Sehnsucht nach Harmonie unter den Lebenden, ein Einheits- und Zugehörigkeitsgefühl, eine Befähigung die nicht gelebt, nicht praktiziert wird. Doch erreichen kann man diese Bedeutung nur für sich selbst und in dieser Übereinkunft mit dir selbst, unter Zuhilfenahme und Aufwendung all der Kriterien und Maßnahmen zur Erreichung eines Zustandes mit dem du zufrieden, Selbstbewusst und selbstsicher sein kannst wie Disziplin, Selbstarbeit und Aufrichtigkeit. Und jeder Versuch Bedingungen zu stellen ist dabei nichts weiter als ein Versuch die eigene Bequemlichkeit zu rechtfertigen. Doch vor wem? Auch rechtfertigen kannst du dich immer nur vor dir selbst, und allein vor dir selbst kannst du diese Rechenschaft am Ende deines Lebens ablegen. Die Frage ist ob du ignorant und stur genug sein wirst und kannst, selbst angesichts der „letzten Chance“, sofern man dieses Glück überhaupt hat, um dich selbst anzulügen und diese Lüge noch zu glauben. 

Was kann ich mir selbst geben um mir selbst die Wertschätzung entgegenzubringen die ich von anderen erwarte? Ich kann mich mir selbst gegenüber prinzipiell verpflichten. Und zwar dazu, mir immer in Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und gnadenloser Offenheit zu begegnen. Mir alles einzugestehen, jeden Selbstbetrug, jeden scheinheiligen Rechtfertigungsversuch und sei die Angelegenheit noch so banal. Ich kann mich verpflichten die Disziplin, das Durchhaltevermögen, die Stärke und den Fleiß aufzubringen um mich von all den Hemmnissen, den Komplexen der Selbstlimitation, den Minderwertigkeitsgefühlen und vor allem auch von den Ängsten zu befreien die ich als Persönlichkeitssystem im Laufe der Jahre etabliert, erlaubt und zugelassen habe und die mich, meine Entscheidungen und meine Taten bestimmt haben, so dass ich nicht wirklich und wahrhaftig als das Selbst das ich sein kann gelebt habe.
 
Die eigentliche Frage aber ist doch, wie kann man in einer Welt wie der unseren, durch den Menschen geschaffenen überhaupt lethargisch werden? Wie sollte man sich selbst gegenübertreten und dafür gerade stehen können nichts oder nicht genug getan zu haben um die Zerstörung zu verringern, das Leid zu mildern und die Qualen der Kinder zu lindern die durch unsere Ignoranz und ängstliche Untätigkeit toleriert und akzeptiert werden? 

Die scheinbare Begründung ein einzelner könne ohnehin nichts tun ist eben aus einem Grund nicht haltbar, weil sie nämlich von der irrigen Annahme ausgeht, man sei schon ein ganzer, vollwertiger „Einzelner“, der sein eigenes Potential erkannt und in eigener Selbstbestimmung ausgearbeitet hat. Denn das ist genau der Punkt um den es geht wenn man die Frage nach der Lösbarkeit aller menschlicher und von ihm geschaffener Probleme beantworten will: die eigenverantwortliche Selbstbestimmung in Anerkennung der eigenen Fähigkeiten sich selbst grundlegend zu verändern.

Fortsetzung folgt…

Freitag, 3. Oktober 2014

Tag 184 - Unsere Schande - Ist "assi" sein jetzt cool?
















Was tun wir eigentlich unseren Kindern an, wenn wir sie in die Institutionen dieser Gesellschaft stecken? Was geben wir Ihnen mit wenn wir ihnen diese Prinzipien einer durch und durch antisozialen und lebensverachtenden kapitalistischen Kultur  auch zu Hause in den Wohn- und Kinderzimmern aufzwingen, wenn wir sie als Eltern aufgrund der schulischen Noten bewerten, indem wir sie dafür loben oder bestrafen? Tatsache ist, dass wir das selbst nicht wissen. Wir haben nämlich in den meisten Fällen keine Ahnung was da vor sich geht und warum wir selbst diese Werte und Kategorien übernommen haben. Wir stehen nicht als eigenständige, mündige Individuen hinter diesen Werten, sondern wir boxen sie durch weil wir uns verzweifelt hilflos fühlen, weil wir nicht glauben, dass Alternativen möglich wären, weil wir an uns selbst nicht glauben. Und das ist, davon bin ich absolut überzeugt, einer der Hauptgründe für mangelnden Respekt und mangelnde Achtung vieler Kinder ihren Eltern gegenüber. Denn Achtung muss man sich verdienen, man muss auch achtenswert sein. Einfach nur Eltern zu sein bedeutet im Grunde gar nichts. Jeder kann das, jeder weiß wie man ein Kind macht. Dabei von einer überirdischen Fügung und Eingebung auszugehen die einen plötzlich zu einem verantwortungsbewussten und mitfühlenden Menschen macht ist ebenso naiv verblendet wie jeder Versuch die Eigenverantwortung aus Bequemlichkeit und Faulheit abzulehnen, beispielsweise durch religiösen Glauben oder spirituelle Wahnideen. Die Eigenverantwortung beinhaltet Eigenarbeit, und zwar eine kontinuierliche, nie endende Arbeit. Diese Arbeit ist aber keine ausbeuterische Sklavenarbeit wie dieser kranke Begriff von Arbeit den wir schon als selbstverständlich in unserer Alltagswelt des Systemlebens übernommen haben, sondern eine Arbeit die tatsächlich produktiv und fortschrittlich ist, die das Leben als Gemeinschaft voranbringt und diese trägt und die nicht nur auf die eigene Person fixiert ist. 

Wann immer ich Schulkinder sich unterhalten höre, höre ich in ihren Worten die asoziale Programmstruktur unserer Institutionen, die mentale Spaltung, die Unsicherheit im Vergleich, die Selbstbewertung nach äußeren Prinzipien, den Wahn eines perfekten Individuums das unabhängig und für sich allein über allen anderen steht. Ständig wird dieser verzweifelte und aussichtslose Kampf ausgefochten, kaum ein Gespräch das nicht von diesem krankhaften Gedanken infiltriert ist. Die Kinder sind nicht mehr sie selbst, sie denken und handeln nicht selbst und sie sind nicht Herr ihrer emotionalen Reaktionen. Nichts, was einen eigenständigen, mündigen und verstandesgeprägten Menschen ausmachen würde wurde oder wird ihnen in der Schule nahegebracht. Und ich höre schon jetzt die Worte derer die diesen Zustand aus bequemer Haltung verteidigen wollen: „ohne den Wettkampf hätte es nie einen Fortschritt gegeben“ und ich kann darauf mit ruhigem Gemüt antworten: „ Es hat auch nie einen wirklichen Fortschritt gegeben“. Denn schauen wir uns die Gesellschaften an, beobachten wir unser Treiben als Menschen, durchleuchten wir die Grundlegenden Prinzipien und Werte unserer scheinbar so modernen Gesellschaften, so ist es eindeutig zu sehen, dass all unser Handeln, unser Antrieb, die Motive und die Instrumente der Manipulation seit Jeher dieselben sind. Nichts hat sich geändert. Angst ist das Machtmittel, Gier ist der Antrieb und das System ist derart gestrickt, dass nur der Gierige und Rücksichtslose Erfolg haben kann, wobei der Erfolg eine fremdbestimmte und fragwürdige Definition ist, kurzweilig, kurzfristig und mehr ein Quickfixing als ein tatsächlicher, dauerhafter Wert. Und genau dort ist der wahre Grund für die technologische Seite des Fortschritts zu suchen, die als einziger greifbarer Beweis für die oben erwähnte Behauptung gelten kann: in der stetig wachsenden Gier nach mentalem Quickfixing, nach Unterhaltung, Ablenkung und Sensationen. Parallel dazu natürlich auch in der übergeordneten, konfliktschwangeren Situation einer gespaltenen Welt, von Gegensätzen und imaginären Unterschiedlichkeiten angetrieben und geprägt von einem parasitären Wettkampfgedanken der jeglichen gesunden Verstand vermissen lässt: in der selbst verursachten Notwendigkeit kriegerischen Handelns und der Demonstration materieller Stärke. Mental sind wir alle gleich schwach. Wir könnten stark sein, Werte schaffen die dauerhaft und Entwicklungsfördernd sind, die die Bedürfnisse aller decken und die unserer Kinder mit berücksichtigen. Doch wir haben die Schwäche gewählt weil wir glauben, durch diese freiwillige Unfähigkeit der Verantwortung zu entgehen, die wir eben nun einmal tragen für diese Welt so wie sie ist und wie wir sie unseren Kindern hinterlassen.

Wir ziehen es vor, unsere Kinder zu verstümmeln, ihnen die Fähigkeit die Welt so zu erkennen wie sie ist zu rauben, damit sie nicht die Fehler wahrnehmen die wir gemacht haben, damit sie nicht die Feigheit und Ängstlichkeit sehen die uns dazu veranlasst hat uns hinter Fassaden und in unseren Gedanken zu verstecken. Doch sie spüren es so oder so. Das Problem ist, dass sie nicht verstehen WAS sie spüren und eben aus diesem Unverständnis das einfach in unserer Unfähigkeit begründet ist sie vorbildhaft anzuleiten, entstehen Missverständnisse und unkontrollierte, selbstzerstörerische emotionale Reaktions- und Handlungsmuster deren Konsequenz letztlich die Selbstzerstörung sein wird. Das ist unumgänglich und unübersehbar überall zu erkennen, da kann man diesen Aspekt noch so sehr als Pessimismus und Dramatisierung abtun wollen, die Wirklichkeit und die realen Konsequenzen allen Handelns lassen sich nicht einfach wegdiskutieren. Wir ziehen die würdelose Selbstverstümmelung und Reduzierung auf triebgesteuerte Egoisten der Wahl eines gemeinnützigen, mündigen und aufrechten Lebens vor. Schande ist das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Schande über uns als Menschheit, Schande über unsere hämische Scheinmoral, unser lächerliches Überlegenheitsempfinden und die Ignoranz unserer Programmatik.

Fortsetzung folgt...

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