Was tun wir eigentlich unseren Kindern an, wenn wir sie in die Institutionen dieser Gesellschaft stecken? Was geben wir Ihnen mit wenn wir ihnen diese Prinzipien einer durch und durch antisozialen und lebensverachtenden kapitalistischen Kultur auch zu Hause in den Wohn- und Kinderzimmern aufzwingen, wenn wir sie als Eltern aufgrund der schulischen Noten bewerten, indem wir sie dafür loben oder bestrafen? Tatsache ist, dass wir das selbst nicht wissen. Wir haben nämlich in den meisten Fällen keine Ahnung was da vor sich geht und warum wir selbst diese Werte und Kategorien übernommen haben. Wir stehen nicht als eigenständige, mündige Individuen hinter diesen Werten, sondern wir boxen sie durch weil wir uns verzweifelt hilflos fühlen, weil wir nicht glauben, dass Alternativen möglich wären, weil wir an uns selbst nicht glauben. Und das ist, davon bin ich absolut überzeugt, einer der Hauptgründe für mangelnden Respekt und mangelnde Achtung vieler Kinder ihren Eltern gegenüber. Denn Achtung muss man sich verdienen, man muss auch achtenswert sein. Einfach nur Eltern zu sein bedeutet im Grunde gar nichts. Jeder kann das, jeder weiß wie man ein Kind macht. Dabei von einer überirdischen Fügung und Eingebung auszugehen die einen plötzlich zu einem verantwortungsbewussten und mitfühlenden Menschen macht ist ebenso naiv verblendet wie jeder Versuch die Eigenverantwortung aus Bequemlichkeit und Faulheit abzulehnen, beispielsweise durch religiösen Glauben oder spirituelle Wahnideen. Die Eigenverantwortung beinhaltet Eigenarbeit, und zwar eine kontinuierliche, nie endende Arbeit. Diese Arbeit ist aber keine ausbeuterische Sklavenarbeit wie dieser kranke Begriff von Arbeit den wir schon als selbstverständlich in unserer Alltagswelt des Systemlebens übernommen haben, sondern eine Arbeit die tatsächlich produktiv und fortschrittlich ist, die das Leben als Gemeinschaft voranbringt und diese trägt und die nicht nur auf die eigene Person fixiert ist.
Wann immer ich Schulkinder sich unterhalten höre, höre ich
in ihren Worten die asoziale Programmstruktur unserer Institutionen, die
mentale Spaltung, die Unsicherheit im Vergleich, die Selbstbewertung nach
äußeren Prinzipien, den Wahn eines perfekten Individuums das unabhängig und für
sich allein über allen anderen steht. Ständig wird dieser verzweifelte und
aussichtslose Kampf ausgefochten, kaum ein Gespräch das nicht von diesem
krankhaften Gedanken infiltriert ist. Die Kinder sind nicht mehr sie selbst,
sie denken und handeln nicht selbst und sie sind nicht Herr ihrer emotionalen
Reaktionen. Nichts, was einen eigenständigen, mündigen und verstandesgeprägten
Menschen ausmachen würde wurde oder wird ihnen in der Schule nahegebracht. Und
ich höre schon jetzt die Worte derer die diesen Zustand aus bequemer Haltung
verteidigen wollen: „ohne den Wettkampf hätte es nie einen Fortschritt gegeben“
und ich kann darauf mit ruhigem Gemüt antworten: „ Es hat auch nie einen
wirklichen Fortschritt gegeben“. Denn schauen wir uns die Gesellschaften an,
beobachten wir unser Treiben als Menschen, durchleuchten wir die Grundlegenden
Prinzipien und Werte unserer scheinbar so modernen Gesellschaften, so ist es
eindeutig zu sehen, dass all unser Handeln, unser Antrieb, die Motive und die
Instrumente der Manipulation seit Jeher dieselben sind. Nichts hat sich
geändert. Angst ist das Machtmittel, Gier ist der Antrieb und das System ist
derart gestrickt, dass nur der Gierige und Rücksichtslose Erfolg haben kann,
wobei der Erfolg eine fremdbestimmte und fragwürdige Definition ist,
kurzweilig, kurzfristig und mehr ein Quickfixing als ein tatsächlicher, dauerhafter
Wert. Und genau dort ist der wahre Grund für die technologische Seite des
Fortschritts zu suchen, die als einziger greifbarer Beweis für die oben
erwähnte Behauptung gelten kann: in der stetig wachsenden Gier nach mentalem
Quickfixing, nach Unterhaltung, Ablenkung und Sensationen. Parallel dazu
natürlich auch in der übergeordneten, konfliktschwangeren Situation einer
gespaltenen Welt, von Gegensätzen und imaginären Unterschiedlichkeiten
angetrieben und geprägt von einem parasitären Wettkampfgedanken der jeglichen
gesunden Verstand vermissen lässt: in der selbst verursachten Notwendigkeit kriegerischen
Handelns und der Demonstration materieller Stärke. Mental sind wir alle gleich
schwach. Wir könnten stark sein, Werte schaffen die dauerhaft und
Entwicklungsfördernd sind, die die Bedürfnisse aller decken und die unserer
Kinder mit berücksichtigen. Doch wir haben die Schwäche gewählt weil wir
glauben, durch diese freiwillige Unfähigkeit der Verantwortung zu entgehen, die
wir eben nun einmal tragen für diese Welt so wie sie ist und wie wir sie
unseren Kindern hinterlassen.
Wir ziehen es vor, unsere Kinder zu verstümmeln, ihnen die
Fähigkeit die Welt so zu erkennen wie sie ist zu rauben, damit sie nicht die
Fehler wahrnehmen die wir gemacht haben, damit sie nicht die Feigheit und
Ängstlichkeit sehen die uns dazu veranlasst hat uns hinter Fassaden und in
unseren Gedanken zu verstecken. Doch sie spüren es so oder so. Das Problem ist,
dass sie nicht verstehen WAS sie spüren und eben aus diesem Unverständnis das
einfach in unserer Unfähigkeit begründet ist sie vorbildhaft anzuleiten,
entstehen Missverständnisse und unkontrollierte, selbstzerstörerische
emotionale Reaktions- und Handlungsmuster deren Konsequenz letztlich die
Selbstzerstörung sein wird. Das ist unumgänglich und unübersehbar überall zu
erkennen, da kann man diesen Aspekt noch so sehr als Pessimismus und
Dramatisierung abtun wollen, die Wirklichkeit und die realen Konsequenzen allen
Handelns lassen sich nicht einfach wegdiskutieren. Wir ziehen die würdelose
Selbstverstümmelung und Reduzierung auf triebgesteuerte Egoisten der Wahl eines
gemeinnützigen, mündigen und aufrechten Lebens vor. Schande ist das einzige
Wort, das mir dazu einfällt. Schande über uns als Menschheit, Schande über
unsere hämische Scheinmoral, unser lächerliches Überlegenheitsempfinden und die
Ignoranz unserer Programmatik.
Fortsetzung folgt...
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