Samstag, 4. Juli 2015

Tag 205 - Zersetzende Prozesse der Gruppen- und Cliquenildung #1

KittyKat3756 / Foter / CC BY



Gruppenbildung ist das verheerendste Element jeder sozialen Gemeinschaft.

In der Gruppenbildung, die den Individuen das Gefühl vermittelt „angekommen“ zu sein, eine Interessengemeinschaft die autark vom Rest der Welt existieren und sich entwickeln könnte, wird das freiheitliche Potential eines jeden Menschen blockiert und wendet sich letztlich gegen ihn selbst, so wie die Gruppen- oder Cliquenbildung sich gegen die Gemeinschaft im Ganzen wendet.

Jede Form der auf Dauer angelegten Gruppierung, bis hin zur Familiären, dort wo sie nicht der reinen, praktischen und gegenseitigen Förderung bei gleichzeitiger Freiheit und Unabhängigkeit dient, ist im Grunde rückständig und der Fähigkeiten es menschlichen Verstandes überhaupt nicht mehr angemessen.

Alle Gruppenbildung idealistischer Art, kultureller und auch politischer Art dient letztlich nur der Sedierung des Verstandes, dem Vermitteln von Gefühlen und Empfindungen, der Beruhigung des Gewissens und der Abwälzung von Eigenverantwortung, und all das findet einzig in der Vorstellungswelt der Individuen, niemals aber wirklich und wahrhaftig real statt.

Die Clique in der Gruppe

Der krankhafte Gedanke der Abspaltung vom Ganzen, der rettenden Flucht in eine abgeschottete Blase der Illusionen wird immer auch in die jeweilige Gruppe mit hineingetragen und zeigt auch dort weiter seinen zersetzenden Charakter. Innerhalb von Gruppierungen  nämlich findet man wiederum Gruppierungen einzelner Individuen, die sich innerhalb dieser Scheingemeinschaft wieder separieren, abheben und absondern wollen. Oftmals sind die ersten innerhalb der Gruppe sich abspaltenden elitäre Führungsgruppen, meistens eine einzige, die sich aufgrund unterschiedlichster Rechtfertigungen als Schöpfer, als Gründer, als die Ältesten, die Weisesten, die stärksten, was auch immer betrachtet. Und selbst wenn sie sich noch so sehr als Gleiche unter Gleichen innerhalb dieser Gruppe darzustellen versuchen, so tritt die Tatsache dieser Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung immer wieder zutage, wenn innerhalb der Gruppe an vorgeschlagenen Ideen oder Vorträgen der elitären Kritik geübt werden sollte, bzw. von einem nicht zu dieser Abspaltung zählenden andere Vorschläge eingebracht werden. Leider geschieht solches Ohnehin äußerst selten innerhalb einer Gruppierung, weil natürlich jeder Teilnehmer dieser Gedankengemeinschaft darauf bedacht ist, die positiven Gefühle die er mit der Sicherheit der Gemeinschaft verbindet nicht zu gefährden. Und das ist eben einer der Faktoren die meine Behauptung der zerstörerischen Kraft von Gruppierungen stützen. Wenn aber Kritik geäußert oder eben scheinbar abgestimmt wird, beobachtet man eben dieses Phänomen der unausgesprochenen Überlegenheitsannahme dieser Führungselite dadurch, dass offensichtlich jeder ihrer Vorschläge und Ideen etwa doppelt so wertvoll geschätzt wird, wie eine gleichwertige eines anderen Gruppenmitglieds. Das kann und sollte jeder für sich selbst herausfinden. Dazu braucht es etwas Beobachtungsgeschick und natürlich Geduld, aber vor allem natürlich die eigene Teilnahme an einer Gruppierung irgendeiner Art. Diese Form der Cliquenbildung innerhalb der Gruppe ist ein zersetzender Prozess der geschwürartig den eigentlichen Zweck der Gruppierung zerstört und sozusagen den Zellkern der Gruppe umprogrammiert. Oftmals geschieht dies nahezu unbemerkt sowohl von den elitären Cliquen als auch von den anderen Teilen, den Individuen der Gruppe.

Von all dem einmal abgesehen bin ich natürlich nicht der Meinung, dass eine Gruppierung von Menschen überhaupt ohne eine Führungselite möglich ist. Es muss eine Autorität und einen Zwang geben, weil nämlich die Menschen obwohl sie die trügerische Sicherheit der Gruppe suchen immer unzufrieden sind wenn sie sich in einer Gemeinschaft verlieren. Doch ist der Grund dafür nicht die Gemeinschaft per se, wäre es die Gemeinschaft des Lebens, des Gesamten in die man sich einfügt, und nicht eine künstliche von Illusionen geprägte. Das Individuum kann sich nur im Gesamten verwirklichen, nicht in einer kleinen, abstrakten Kopie des Lebens das auf mikroskopische Bruchteile reduziert ist. Schon gar nicht, da diese Abspaltung der Gruppe rein illusionär ist. Es ist eine Glaubensfrage. Und wie auch in den Religionen muss es in jeder Gruppierung idealistischer Art eine Führung geben. Und natürlich muss es in dieser Welt der Spaltung, der selbstgeschaffenen Konflikte und Reibungen Gruppen geben. Und wollen wir diese Welt, das Leben selbst wieder vereinen müssen wir damit als eine Gruppe, als eine Gemeinschaft innerhalb der Gemeinschaft beginnen. Ohne eine verlässliche, vertrauenswürdige Führung ist das kaum zu schaffen. Doch was für eine Führung braucht man, damit dieser Gedanke der die Gruppe trägt nicht von eben den menschlichen Programmen korrumpiert wird, die es aufzulösen Gilt? Es muss eine Führung sein die selbst von diesen Prinzipien frei ist, oder aber die sich wahrhaftig als gleich mit allen sieht, selbst mit denen die am Anfang ihrer Entwicklung und der Selbstschau in Hingabe an die Einheit und Gesamtheit des Lebens stehen. Der Unterstützende und leitende Charakter muss immer auch bei seiner Arbeit der Führung in selbstschau an der Aufgabe wachsen können, d.h. selbstkritisch und in keinem Fall totalitär oder elitär sein. Solche Menschen zu finden aber ist nahezu unmöglich, und sollten diese sich einmal doch finden, werden sie irgendwann nicht mehr sein, bevor die Aufgabe erfüllt und auch die Gruppierung obsolet geworden ist. Und das ist ein weiterer Punkt der den Unterschied einer tatsächlich in Einheit mit allem existierenden Gruppierung ausmacht, die Gewissheit dass sie eben nicht auf Dauer ausgelegt ist, sondern ein Ziel verfolgt, dessen Erreichen die Gruppe selbst überflüssig macht. So wie Menschen die sich zusammentun um eine Aufgabe zu erfüllen die einer allein nicht bewältigen kann, deren Erfüllung aber letztendlich allen zugutekommt, nach Erledigung dieser Aufgabe die Gemeinschaft wieder auflösen.


Fortsetzung folgt:

Demokratische Prozesse und Verantwortung

Führung des Selbst und der Beweis der bestätigungsfreien Sicherheit