Montag, 28. Oktober 2013

Tag152 - Recht auf Beschneidung? Kinder als Privatbesitz

Cheskel Dovid / Foter.com / CC BY


Ich habe diesen Bericht mit M. Friedman über das Thema Beschneidung bei jüdischen und muslemischen Kindern angesehen. Es geht mir in diesem Blog weniger um die Beschneidung selbst, weniger darum ob sie Sinn macht, auch nicht wirklich um die medizinischen Vor- oder Nachteile die in der hitzigen Debatte immer wieder angebracht werden.

  • Wirklich unangenehm aufgefallen ist mir, dass von niemandem der befragten „religiösen“ Menschen, der Befürworter der Beschneidung eines Kindes, tatsächlich über das Kind und die Rechte des Kindes, zum Beispiel das Recht auf körperliche Unversehrtheit, gesprochen wurde, sondern es ging ausnahmslos und vehement ausschließlich um sie selbst. Sie sprachen immer und in erster Linie nur von IHRER Religion, IHRER Religionsfreiheit, IHREM Recht zu Entscheiden, so als sei es ganz selbstverständlich und ein über allem stehendes Gesetz, dass Eltern die uneingeschränkten Besitzer und damit Herrscher über ihre Kinder seien.



  • Weiter wurde sich immer wieder gewundert darüber, dass eine Gesellschaft über die Rechte der Eltern im Bezug auf ihre Kinder überhaupt diskutiert und sich überhaupt dort „einmischt“ - und auch hier liegt die irrige Annahme zugrunde, dass die Rechte der Kinder einer Gemeinschaft/Gesellschaft, ihr Wohl, ihre Unversehrtheit allein Sache der Eltern seien, dass die Eltern sozusagen mit ihren Kindern machen könnten was sie wollten. Mal abgesehen davon, dass ich mir durchaus darüber im Klaren bin, dass unsere Gesellschaft noch weit davon entfernt ist eine gleich-gerechte Grundlage für alle zu bieten, dass viele Dinge auch in unserem Rechtssystem im Argen liegen, ist es doch vom Prinzip her eindeutig NOTWENDIG und WÜNSCHENSWERT, dass die Gesellschaft, die Gemeinschaft, eine Mitverantwortung am Wohl ihrer Kinder trägt und diese auch bietet, lebt und einsetzt. Natürlich muss es Einrichtungen geben die sich beispielsweise um Kinder kümmern die verwaist sind, die Familien unterstützen die aufgrund von Krankheit oder Überforderung nicht mehr mit ihrem Leben also auch nicht mehr mit ihren Kindern zurechtkommen und bei denen die Gefahr des Missbrauchs in Form von Verwahrlosung und ähnlichem besteht. Und natürlich muss es in einer Gemeinschaft Einrichtungen und Menschen geben, die sich derer annehmen die eindeutigen Missbrauch an ihren Kindern begehen oder begangen haben und die notwendigen und vor allem präventiven Schritte einleiten um dies zu verhindern und/oder zu beenden. Ich weiß, dass wir in dieser Welt kaum irgendwo wirklich effektive Einrichtungen dieser Art haben und das liegt vornehmlich daran, dass wir in dieser Wirtschaftskultur zwar in einer Gemeinschaft zusammengerottet leben, dass wir aber in einer Ideologie der Isolation, der Selbstsucht und der absoluten Ego-Zentriertheit aufwachsen, damit wir vom Markt besser benutzt werden können. Das zeigt sich ja vor allem auch in der rein egoistischen Argumentation der Befürworter einer Beschneidung wenn sie die Kinder selbst ÜBERHAUPT NICHT in Erwägung ziehen oder in ihre Argumentation mit einbeziehen.



  • Ich will eigentlich gar nicht auf die sogenannten Imame oder die Priester und sog. „gelehrten“ des Judentums eingehen und wie dort von ihnen argumentiert wurde. Diese psycho-pathologische Komponente der religiösen Indoktrination, der Glaube an unsichtbare Götter deren Befehle man befolgt und die einem die Bürde der Nutzung des gesunden Menschenverstandes ersparen indem sie vorschreiben was „richtig“ und was „falsch“ sei ist mehrere Vlogs und Blogs Wert und die Ignoranz und Selbstgefälligkeit der Männer die diese Standpunkte vertreten, denn es sind ausschließlich Männer die tatsächlich einflussreiche Positionen in den genannten religiösen Gruppierungen besetzen, ist unerträglich, zumal man ja verstehen kann, dass ein Mensch der sein Leben lang privilegiert in Familie und Gemeinschaft Macht ausüben kann allein aufgrund seines Geschlechts, der Straffrei Missbrauch betreiben und seine Triebe befriedigen darf nur weil er ein Mann und damit religiös legitimiert über der Frau stehe, der in seiner religiösen Karriere immer ein einflussreiches Wort mitzureden hat und sich bei allen Entscheidungen von der Verantwortung für die Konsequenzen freisprechen kann, da er sich auf Jahrhunderte alte Schriften beruft, dass eine so konditionierte Persönlichkeit an diesem lächerlichen Lebenskonzept mit aller Macht festhalten möchte. Das ändert aber nichts an der Absurdität der Argumentation und sollte es tatsächlich eine Macht geben die uns geschaffen hat, die uns beobachtet und beurteilt, so muss sie vor Scham im Boden versinken oder sich vor Lachen krümmen wenn sie solcherlei Verblendung mitverfolgt.
Warum eigentlich soll ein sechsjähriges Kind NICHT entscheiden können ob es will, dass an seinem Glied etwas abgeschnitten wird? Doch nur aus dem Grund, dass es der Manipulation und gezielten Beeinflussung, meist durch Drohungen und Ängste, von den Eltern in jede erdenkliche Richtung gezwungen werden und man aufgrund eines schon viel früher eintretenden Missbrauchs der Entscheidung dieses Kindes nicht trauen kann.
Der eigentliche Missbrauch nämlich beginnt schon viel früher und im Grunde muss eine aufgeklärte Gesellschaft (die wir NICHT SIND, das will ich betonen) schon hier in die Erziehung der Eltern eingreifen, eine wirklich verantwortungsbewusste, freie Gemeinschaft muss ein Interesse daran haben, dass ein Kind das größtmögliche Potential seiner Geistigen Fähigkeiten und Entwicklung erreichen kann, dass es nicht in beschränkter Weltsicht durch zurückhalten oder gar verteufeln von Informationen und Wissen daran gehindert wird, dass die Freiheit sich selbst zu finden in dieser Welt, dieser Existenz und der Gemeinschaft nicht von vornherein limitiert wird.

Keinesfalls gibt das reine Produzieren von Nachwuchs irgendeinem Menschen das RECHT, mit diesem geborenen Wesen zu tun was immer er möchte. Das ist einfach unhaltbar und lächerlich, daher hat dieses Argument auch keinerlei Bedeutung für die Debatte.

Doch das ist eben ein menschlicher Irrtum, eine menschliche Unmündigkeit die für viele unserer Probleme und die scheinbar ausweglose Situation in die die Menschheit sich befördert verantwortlich ist, die Annahme oder der Glaube, dass alles sich um die eigene Person dreht, dass das Leben etwas 'persönliches' sei, dass alles und jeder als Ressource zur Fütterung der eigenen Persönlichkeit dienen müsse. Selbst und vielleicht sogar vor allem die eigenen Kinder, die als 'eigene' Menschen betrachtet werden. Die Religion bietet für diesen mentalen Missbrauch eine hervorragende Legitimation als philosophisches Konzept, das den Anschein einer fundierten Rechtfertigungsbasis bietet und im Grunde nichts weiter als ein Werkzeug der Kontrolle und Manipulation ist.

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