Gruppenbildung ist das verheerendste Element jeder sozialen
Gemeinschaft.
In der Gruppenbildung, die den Individuen das Gefühl
vermittelt „angekommen“ zu sein, eine Interessengemeinschaft die autark vom
Rest der Welt existieren und sich entwickeln könnte, wird das freiheitliche
Potential eines jeden Menschen blockiert und wendet sich letztlich gegen ihn
selbst, so wie die Gruppen- oder Cliquenbildung sich gegen die Gemeinschaft im
Ganzen wendet.
Jede Form der auf Dauer angelegten Gruppierung, bis hin zur
Familiären, dort wo sie nicht der reinen, praktischen und gegenseitigen
Förderung bei gleichzeitiger Freiheit und Unabhängigkeit dient, ist im Grunde rückständig
und der Fähigkeiten es menschlichen Verstandes überhaupt nicht mehr angemessen.
Alle Gruppenbildung idealistischer Art, kultureller und auch
politischer Art dient letztlich nur der Sedierung des Verstandes, dem
Vermitteln von Gefühlen und Empfindungen, der Beruhigung des Gewissens und der
Abwälzung von Eigenverantwortung, und all das findet einzig in der
Vorstellungswelt der Individuen, niemals aber wirklich und wahrhaftig real
statt.
Die Clique in der Gruppe
Der krankhafte Gedanke der Abspaltung vom Ganzen, der
rettenden Flucht in eine abgeschottete Blase der Illusionen wird immer auch in
die jeweilige Gruppe mit hineingetragen und zeigt auch dort weiter seinen zersetzenden
Charakter. Innerhalb von Gruppierungen
nämlich findet man wiederum Gruppierungen einzelner Individuen, die sich
innerhalb dieser Scheingemeinschaft wieder separieren, abheben und absondern
wollen. Oftmals sind die ersten innerhalb der Gruppe sich abspaltenden elitäre
Führungsgruppen, meistens eine einzige, die sich aufgrund unterschiedlichster
Rechtfertigungen als Schöpfer, als Gründer, als die Ältesten, die Weisesten,
die stärksten, was auch immer betrachtet. Und selbst wenn sie sich noch so sehr
als Gleiche unter Gleichen innerhalb dieser Gruppe darzustellen versuchen, so
tritt die Tatsache dieser Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung immer wieder
zutage, wenn innerhalb der Gruppe an vorgeschlagenen Ideen oder Vorträgen der elitären
Kritik geübt werden sollte, bzw. von einem nicht zu dieser Abspaltung zählenden
andere Vorschläge eingebracht werden. Leider geschieht solches Ohnehin äußerst
selten innerhalb einer Gruppierung, weil natürlich jeder Teilnehmer dieser
Gedankengemeinschaft darauf bedacht ist, die positiven Gefühle die er mit der
Sicherheit der Gemeinschaft verbindet nicht zu gefährden. Und das ist eben
einer der Faktoren die meine Behauptung der zerstörerischen Kraft von
Gruppierungen stützen. Wenn aber Kritik geäußert oder eben scheinbar abgestimmt
wird, beobachtet man eben dieses Phänomen der unausgesprochenen
Überlegenheitsannahme dieser Führungselite dadurch, dass offensichtlich jeder
ihrer Vorschläge und Ideen etwa doppelt so wertvoll geschätzt wird, wie eine
gleichwertige eines anderen Gruppenmitglieds. Das kann und sollte jeder für
sich selbst herausfinden. Dazu braucht es etwas Beobachtungsgeschick und
natürlich Geduld, aber vor allem natürlich die eigene Teilnahme an einer
Gruppierung irgendeiner Art. Diese Form der Cliquenbildung innerhalb der Gruppe
ist ein zersetzender Prozess der geschwürartig den eigentlichen Zweck der
Gruppierung zerstört und sozusagen den Zellkern der Gruppe umprogrammiert.
Oftmals geschieht dies nahezu unbemerkt sowohl von den elitären Cliquen als
auch von den anderen Teilen, den Individuen der Gruppe.
Von all dem einmal abgesehen bin ich natürlich nicht der
Meinung, dass eine Gruppierung von Menschen überhaupt ohne eine Führungselite möglich
ist. Es muss eine Autorität und einen Zwang geben, weil nämlich die Menschen
obwohl sie die trügerische Sicherheit der Gruppe suchen immer unzufrieden sind
wenn sie sich in einer Gemeinschaft verlieren. Doch ist der Grund dafür nicht
die Gemeinschaft per se, wäre es die Gemeinschaft des Lebens, des Gesamten in
die man sich einfügt, und nicht eine künstliche von Illusionen geprägte. Das
Individuum kann sich nur im Gesamten verwirklichen, nicht in einer kleinen,
abstrakten Kopie des Lebens das auf mikroskopische Bruchteile reduziert ist.
Schon gar nicht, da diese Abspaltung der Gruppe rein illusionär ist. Es ist
eine Glaubensfrage. Und wie auch in den Religionen muss es in jeder Gruppierung
idealistischer Art eine Führung geben. Und natürlich muss es in dieser Welt der
Spaltung, der selbstgeschaffenen Konflikte und Reibungen Gruppen geben. Und
wollen wir diese Welt, das Leben selbst wieder vereinen müssen wir damit als
eine Gruppe, als eine Gemeinschaft innerhalb der Gemeinschaft beginnen. Ohne
eine verlässliche, vertrauenswürdige Führung ist das kaum zu schaffen. Doch was
für eine Führung braucht man, damit dieser Gedanke der die Gruppe trägt nicht
von eben den menschlichen Programmen korrumpiert wird, die es aufzulösen Gilt?
Es muss eine Führung sein die selbst von diesen Prinzipien frei ist, oder aber
die sich wahrhaftig als gleich mit allen sieht, selbst mit denen die am Anfang
ihrer Entwicklung und der Selbstschau in Hingabe an die Einheit und Gesamtheit
des Lebens stehen. Der Unterstützende und leitende Charakter muss immer auch
bei seiner Arbeit der Führung in selbstschau an der Aufgabe wachsen können,
d.h. selbstkritisch und in keinem Fall totalitär oder elitär sein. Solche
Menschen zu finden aber ist nahezu unmöglich, und sollten diese sich einmal
doch finden, werden sie irgendwann nicht mehr sein, bevor die Aufgabe erfüllt
und auch die Gruppierung obsolet geworden ist. Und das ist ein weiterer Punkt
der den Unterschied einer tatsächlich in Einheit mit allem existierenden
Gruppierung ausmacht, die Gewissheit dass sie eben nicht auf Dauer ausgelegt
ist, sondern ein Ziel verfolgt, dessen Erreichen die Gruppe selbst überflüssig
macht. So wie Menschen die sich zusammentun um eine Aufgabe zu erfüllen die
einer allein nicht bewältigen kann, deren Erfüllung aber letztendlich allen zugutekommt,
nach Erledigung dieser Aufgabe die Gemeinschaft wieder auflösen.
Fortsetzung folgt:
Demokratische Prozesse und Verantwortung
Führung des Selbst und der Beweis der bestätigungsfreien Sicherheit