Freitag, 21. August 2015

Tag 207 - Morgenstimmung und Selbstzweifel - Ursachenfindung (Teil 2)




Teil 1 dieses Posts ist privat und kann auf Wunsch eingesehen werden.

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Mir ist im Laufe der Zeit, wenn ich mich dazu durchgerungen habe diese Situationen für mich noch einmal zu durchleben klar geworden, dass die eigentlichen Ängste die mich in einem solchen Moment überfallen mit den Persönlichkeiten zu tun haben, denen ich gegenüberstehe und die in diesen Momenten die Macht besitzen, mich zu beurteilen, und in dieser Weise meine Zukünftigen Wege mitzubestimmen. Es sind die Persönlichkeitsmuster die ich eben durch die Arbeit mit mir, meinem eigenen Selbst, meiner Charakterentwicklung kenne und die ich bereits in vielschichtiger Analyse als nicht vertrauenswürdig entlarvt habe. Diese Muster die eben Menschen dazu bringen ihre Macht zur egoistischen Selbstbehauptung zu missbrauchen, andere Menschen als minderwertig zu betrachten, ihr eigenes falsches Selbstbewusstsein an der gesellschaftlichen Position die sie innehaben aufzublasen. 

Das ist nicht als Vorwurf oder Beschuldigung gemeint. Es geht vielmehr darum für mich selbst klarzustellen wo und wie meine emotionalen Reaktionen von mir selbst zugelassen, erlaubt und kultiviert wurden und in welcher Weise sie mich selbst davon abhalten diese Muster zu durchbrechen um eigenständig und eigenverantwortlich solche emotionalen Schranken zu überwinden.

Ich erkenne und erahne solche Beweggründe und Verhaltensmuster in den anderen Menschen, in den Personen die mich beispielsweise prüfen und beurteilen sollen und erkenne dadurch ihre Unfähigkeit dies tatsächlich angemessen zu tun. Denn ich weiß, dass kein Mensch wirklich in der Lage ist einen anderen Menschen umfassend zu beurteilen. Bei dieser Prüfung geht es aber im mündlichen Teil eben auch genau darum, in künstlich erzeugten Situationen die soziale Fähigkeit eines Menschen zu beurteilen, sein erlerntes Wissen fachgerecht anzuwenden. Das ist aus meiner Sicht völlig unmöglich, also ist diese ganze Veranstaltung nicht mehr als ein Theaterspiel. Eigentlich, so sollte man meinen, ist es gerade deshalb auch kein Problem sich durch diese Prüfung zu bringen. Allerdings gibt es bei mir eben diese innere Angst davor, beurteilt zu werden. Im Grunde plagt und beeinflusst diese Angst mich schon mein ganzes Leben und ich lerne mehr und mehr zu erkennen, wie extrem man sich doch lenken lässt und wie wenig selbstbestimmt man lebt, wenn solche Gedanken- und Emotionsmuster unbehandelt und unbemerkt in einem wirken. Die Wurzeln dieser Unsicherheit liegen zu einem großen Teil in meinen Erfahrungen in meiner Familie während meiner Kindheit. Ich spreche nicht über extreme Erfahrungen, Misshandlungen oder Missbrauch, sondern über ganz einfache, fast banale Erlebnisse und emotionale Erfahrungen, die für mich persönlich vollkommen normal erschienen, die aber zu einer emotionalen und gedanklichen Entwicklung geführt haben, die mich in einem falschen Glauben, einer grundfalschen Annahme hat älter werden lassen, dass ich der Anerkennung und des positiven Feedbacks von außen, in dem Fall  im Besonderen meines Vaters bedarf um mich gut zu fühlen und mit mir selbst im Reinen und zufrieden zu sein. Es ist nicht ungewöhnlich in diesem Glauben aufzuwachsen, oftmals funktioniert das ja auch, eben genau so lange wie man einen oder mehrere Menschen im Leben findet, die einem genau dieses Gefühl der Anerkennung und Achtung regelmäßig und kontinuierlich vermitteln. Ob das Partner, Familienangehörige oder Freunde sind. Aber es resultiert eben kein wahrhaftiges Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl aus einer solchen Gedanklichen und emotionalen Abhängigkeit heraus. Es ist immer ein gekünsteltes Konstrukt das von der unbewussten oder auch bewussten Angst des Verlustes dieser Beziehungen begleitet und geprägt wird. 

Dennoch, die Erkenntnis allein reicht offenbar nicht aus um sich von den Verstrickungen innerhalb der eigenen Persönlichkeitsmuster zu lösen. Man muss den einzelnen Strängen direkt auf den Grund gehen, sie dort lösen und entfernen. Die Verzweigungen in der Entwicklung, die einzelnen Knotenpunkte sind enorm vielschichtig und verzweigen sich wiederum in verschiedene Richtungen, es liegt also ein stetiger Prozess vor einem, bei dem man immer wieder auf Spuren einer Prägung/Programmierung stößt, deren grundlegende Routine man bereits an anderer Stelle, in einem anderen Bezugspunkt erkannt, bearbeitet und aufgelöst hat. 

Sich selbst derart aufzugeben, dass man das eigene Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl von den Gefühlsregungen und Bekundungen anderer Menschen, die ihrerseits in der Regel wiederum auf die Rückmeldungen und Äußerungen anderer diesbezüglich hoffen, abhängig zu machen ist eine aus Angst geborene Opferhaltung die uns einerseits anerzogen, andererseits aber von uns selbst auch gerne angenommen wird, weil sie eben die Verantwortung und die unabdingbare Konsequenz der eigenen Handlungsnot scheinbar und oberflächlich von unseren Schultern nimmt. Das ist bequem und macht mich zum Beobachter der Welt, zu einem Nutznießer der Taten anderer, zu einem Parasiten der lauert und abstaubt wann immer es etwas zu holen gibt. Das mag übertrieben klingen, allerdings ist der Grundcharakter des Menschen innerhalb dieser Systeme in denen wir nun fast ausnahmslos alle leben von dieser eher wenig würdevollen Attitüde geprägt. Das lässt sich an unzähligen Beispielen belegen und aufzeigen. Eines davon ist eben auch meine „Morgenstimmung“ …

Zunächst einmal ist diese Stimmung von einem Grundlegenden Gefühl der Sinnlosigkeit geprägt. Es ist die empfundene Sinnlosigkeit dessen, was mich ausmacht, was ich getan habe in meinem Leben und wo es mich hingebracht hat, und darüber hinaus die Sinnlosigkeit dessen, was vor mir liegt, was ich tun kann, muss oder sollte an diesem Tag und überhaupt. Alles erscheint mir in lächerlicher Weise gezwungen, verkrampft und überflüssig. Nichts ändert sich in meinen Augen an den Menschen, an mir selbst und an dem sinnlosen Elend und Leid das Menschen überall verbreiten. Was also sollte es nutzen, wenn ich für mich selbst und auch für meine Familie versuche innerhalb unserer Möglichkeiten ein „gutes“ Leben zu führen? Letztendlich ist es nur eine Blase die irgendwann platzen wird, oder wenn sie nicht platzt dann ist sie eben nur eine Illusion, eine durch Ignoranz und Einbildung getragene Idee eines „guten“ Lebens. Selbst jedwede Anstrengung sich und die eigene Natur zu verändern um als Beispiel die Veränderung der menschlichen Systeme zu leben ist dann in meinen Augen nur ein Tropfen auf dem glühend heißen Stein der zerstörerischen Mentalität der Kulturen und Völker, ein verschwindend kleines, mikroskopisch kleines Tröpfchen, ein Furz im Wind sozusagen.

Ich bemerke schon beim Schreiben, dass ich versuche bestimmte Begriffe zu vermeiden, beispielsweise wenn ich „gutes“ Leben schreibe und dabei „gutes“ in Anführungszeichen setze, so hat das den Grund, dass ich damit andeuten will, dass ich darunter etwas ganz bestimmtes verstehe, das etwas diffus und vielschichtig über meinem Bedeutungshorizont herumschwebt. Ich hatte zunächst „glückliches“ Leben im Sinn, doch ist das glückliche Leben etwas, das für mich mit Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen geladen ist. Denn ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass das was man als glücklich sein betrachtet keineswegs immer wirklich glücklich macht, zumal das Glück der Familien in unseren Systemen in aller Regel auf dem Unglück und dem Elend vieler anderer Menschen aufbaut. Weiterhin erscheint mir persönlich ein permanentes Glück wenig erstrebenswert, vielmehr ist Leben und lebendig sein etwas das in Reibung mit dem gesamten Leben, dem Umfeld und mit Unsicherheiten und Problembewältigungen einhergeht, ein brodelndes, kontinuierliches „Hier-Sein“ und ein aktives Teilnehmen am Geschehen. Das scheint so ziemlich das Gegenteil der individuellen Zielsetzungen in unserer Kultur zu sein. Vielmehr strebt man ein Konfliktarmes, eigenbrötlerisches, sorgenfreies und bequemes Leben an. Ein „gutes“ Leben hingegen stellt für mich die Optimierung des eigenen Potentials als Mensch dar, die einen dazu befähigt die eigene Existenz und das eigene Wirken für das Leben als Ganzes einzusetzen, sich in seinen Entscheidungen an den Konsequenzen zu orientieren die diese Handlungen für alle haben, das heißt bei seinen Überlegungen das Umfeld und die Interessen der anderen mit einzubeziehen. Und natürlich ist es notwendig, wenn man als Mensch sich selbst entfalten und seine eigenen Fähigkeiten entwickeln will, dass man sich dafür eine Basis schafft, die einem zumindest in existenziellen Fragen eine weitgehend sorgenfreie Grundlage bietet. Das ist notwendig, denn das System das wir alle gemeinsam im derzeitigen Zustand bilden und das unser aller Leben bestimmt baut auf dem Zwang auf, sich das Recht, bzw. die Möglichkeit zu leben erst verdienen zu müssen, und zwar nach ganz bestimmten Regeln des Finanzsystems. Geld bedeutet Leben und alles was dazugehört. Diese systemimmanenten Schranken und Strukturen erst einmal zu erkennen und sie zu verstehen ist eine Aufgabe die unabdingbar ist, wenn man die Intention hat etwas verändern zu wollen. Jeder andere Weg, jeder Versuch der Flucht oder des Ausstiegs ist eine Selbsttäuschung und ihre Motive sind Bequemlichkeit, Egoismus und Angst.

Tag 206 - Morgenstimmung und Selbstzweifel Teil 1



Dieser Beitrag ist privat. Bei ernsthaftem Interesse kann der Link eingesehen werden.

This post is private. If you are seriously interested, I will email the link to you.

Samstag, 4. Juli 2015

Tag 205 - Zersetzende Prozesse der Gruppen- und Cliquenildung #1

KittyKat3756 / Foter / CC BY



Gruppenbildung ist das verheerendste Element jeder sozialen Gemeinschaft.

In der Gruppenbildung, die den Individuen das Gefühl vermittelt „angekommen“ zu sein, eine Interessengemeinschaft die autark vom Rest der Welt existieren und sich entwickeln könnte, wird das freiheitliche Potential eines jeden Menschen blockiert und wendet sich letztlich gegen ihn selbst, so wie die Gruppen- oder Cliquenbildung sich gegen die Gemeinschaft im Ganzen wendet.

Jede Form der auf Dauer angelegten Gruppierung, bis hin zur Familiären, dort wo sie nicht der reinen, praktischen und gegenseitigen Förderung bei gleichzeitiger Freiheit und Unabhängigkeit dient, ist im Grunde rückständig und der Fähigkeiten es menschlichen Verstandes überhaupt nicht mehr angemessen.

Alle Gruppenbildung idealistischer Art, kultureller und auch politischer Art dient letztlich nur der Sedierung des Verstandes, dem Vermitteln von Gefühlen und Empfindungen, der Beruhigung des Gewissens und der Abwälzung von Eigenverantwortung, und all das findet einzig in der Vorstellungswelt der Individuen, niemals aber wirklich und wahrhaftig real statt.

Die Clique in der Gruppe

Der krankhafte Gedanke der Abspaltung vom Ganzen, der rettenden Flucht in eine abgeschottete Blase der Illusionen wird immer auch in die jeweilige Gruppe mit hineingetragen und zeigt auch dort weiter seinen zersetzenden Charakter. Innerhalb von Gruppierungen  nämlich findet man wiederum Gruppierungen einzelner Individuen, die sich innerhalb dieser Scheingemeinschaft wieder separieren, abheben und absondern wollen. Oftmals sind die ersten innerhalb der Gruppe sich abspaltenden elitäre Führungsgruppen, meistens eine einzige, die sich aufgrund unterschiedlichster Rechtfertigungen als Schöpfer, als Gründer, als die Ältesten, die Weisesten, die stärksten, was auch immer betrachtet. Und selbst wenn sie sich noch so sehr als Gleiche unter Gleichen innerhalb dieser Gruppe darzustellen versuchen, so tritt die Tatsache dieser Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung immer wieder zutage, wenn innerhalb der Gruppe an vorgeschlagenen Ideen oder Vorträgen der elitären Kritik geübt werden sollte, bzw. von einem nicht zu dieser Abspaltung zählenden andere Vorschläge eingebracht werden. Leider geschieht solches Ohnehin äußerst selten innerhalb einer Gruppierung, weil natürlich jeder Teilnehmer dieser Gedankengemeinschaft darauf bedacht ist, die positiven Gefühle die er mit der Sicherheit der Gemeinschaft verbindet nicht zu gefährden. Und das ist eben einer der Faktoren die meine Behauptung der zerstörerischen Kraft von Gruppierungen stützen. Wenn aber Kritik geäußert oder eben scheinbar abgestimmt wird, beobachtet man eben dieses Phänomen der unausgesprochenen Überlegenheitsannahme dieser Führungselite dadurch, dass offensichtlich jeder ihrer Vorschläge und Ideen etwa doppelt so wertvoll geschätzt wird, wie eine gleichwertige eines anderen Gruppenmitglieds. Das kann und sollte jeder für sich selbst herausfinden. Dazu braucht es etwas Beobachtungsgeschick und natürlich Geduld, aber vor allem natürlich die eigene Teilnahme an einer Gruppierung irgendeiner Art. Diese Form der Cliquenbildung innerhalb der Gruppe ist ein zersetzender Prozess der geschwürartig den eigentlichen Zweck der Gruppierung zerstört und sozusagen den Zellkern der Gruppe umprogrammiert. Oftmals geschieht dies nahezu unbemerkt sowohl von den elitären Cliquen als auch von den anderen Teilen, den Individuen der Gruppe.

Von all dem einmal abgesehen bin ich natürlich nicht der Meinung, dass eine Gruppierung von Menschen überhaupt ohne eine Führungselite möglich ist. Es muss eine Autorität und einen Zwang geben, weil nämlich die Menschen obwohl sie die trügerische Sicherheit der Gruppe suchen immer unzufrieden sind wenn sie sich in einer Gemeinschaft verlieren. Doch ist der Grund dafür nicht die Gemeinschaft per se, wäre es die Gemeinschaft des Lebens, des Gesamten in die man sich einfügt, und nicht eine künstliche von Illusionen geprägte. Das Individuum kann sich nur im Gesamten verwirklichen, nicht in einer kleinen, abstrakten Kopie des Lebens das auf mikroskopische Bruchteile reduziert ist. Schon gar nicht, da diese Abspaltung der Gruppe rein illusionär ist. Es ist eine Glaubensfrage. Und wie auch in den Religionen muss es in jeder Gruppierung idealistischer Art eine Führung geben. Und natürlich muss es in dieser Welt der Spaltung, der selbstgeschaffenen Konflikte und Reibungen Gruppen geben. Und wollen wir diese Welt, das Leben selbst wieder vereinen müssen wir damit als eine Gruppe, als eine Gemeinschaft innerhalb der Gemeinschaft beginnen. Ohne eine verlässliche, vertrauenswürdige Führung ist das kaum zu schaffen. Doch was für eine Führung braucht man, damit dieser Gedanke der die Gruppe trägt nicht von eben den menschlichen Programmen korrumpiert wird, die es aufzulösen Gilt? Es muss eine Führung sein die selbst von diesen Prinzipien frei ist, oder aber die sich wahrhaftig als gleich mit allen sieht, selbst mit denen die am Anfang ihrer Entwicklung und der Selbstschau in Hingabe an die Einheit und Gesamtheit des Lebens stehen. Der Unterstützende und leitende Charakter muss immer auch bei seiner Arbeit der Führung in selbstschau an der Aufgabe wachsen können, d.h. selbstkritisch und in keinem Fall totalitär oder elitär sein. Solche Menschen zu finden aber ist nahezu unmöglich, und sollten diese sich einmal doch finden, werden sie irgendwann nicht mehr sein, bevor die Aufgabe erfüllt und auch die Gruppierung obsolet geworden ist. Und das ist ein weiterer Punkt der den Unterschied einer tatsächlich in Einheit mit allem existierenden Gruppierung ausmacht, die Gewissheit dass sie eben nicht auf Dauer ausgelegt ist, sondern ein Ziel verfolgt, dessen Erreichen die Gruppe selbst überflüssig macht. So wie Menschen die sich zusammentun um eine Aufgabe zu erfüllen die einer allein nicht bewältigen kann, deren Erfüllung aber letztendlich allen zugutekommt, nach Erledigung dieser Aufgabe die Gemeinschaft wieder auflösen.


Fortsetzung folgt:

Demokratische Prozesse und Verantwortung

Führung des Selbst und der Beweis der bestätigungsfreien Sicherheit

Sonntag, 14. Juni 2015

Tag 204 - Vielseitig orientierungslos - über die Ursachen von Unzufriedenheit Teil 1

Wade Morgen / Foter / CC BY-NC


Vielseitig oder orientierungslos?

Diese Frage stellt sich mir unter anderem in der Rückschau und auch der Prognose meines Lebens, vor allem in Anbetracht der Systemimmanenten Anforderung an den einzelnen Menschen, also auch an mich, angesichts der Eigenverantwortung für mein eigenes und das Leben all derer die von meinem betroffen sind. Da muss man natürlich fragen wer genau das ist und ob sich dieser Einfluss des Einzelnen tatsächlich begrenzen lässt auf beispielsweise die Familie und all jene, mit denen man in direktem Kontakt steht oder ob der Einfluss des Einzelnen nicht immer auch Wellen schlägt und in unüberschaubare Bereiche hineinwirkt, besonders in einer digitalisierten und vernetzten Welt.
Und bereits hier, bei der Wortwahl „vernetzt“ fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass dies kein neuer Begriff ist, der erst mit der digitalen Vernetzung entstanden ist, denn vom sozialen Netzwerk hat man auch schon vor der allgemeinen Verfügbarkeit des Internets gesprochen und natürlich ist der Mensch seit jeher auf Netzwerke angewiesen gewesen. Es scheint also als hätte sich lediglich die Geschwindigkeit des Datenaustauschs verändert und nicht etwa eine völlig neue Entwicklung stattgefunden. Die Rahmenbedingungen sind anders, die Möglichkeiten des Einzelnen vielseitiger und vielleicht mächtiger, einflussreicher. Dennoch kann man ja auch im Internet dieselben menschlichen Züge wiederentdecken die im sozialen Umgang „face to face“ schon immer präsent waren, wenn sie auch anders verschlüsselt oder verborgen wurden und werden, aus unterschiedlichsten Gründen. Zum einen weil die direkte Erfahrung einer Konsequenz nicht durch die abgeschottete Situation und das Verbergen hinter falschen Profilen, Avataren und Namen im drei dimensionalen Raum des Lebens vermieden werden kann, zum anderen auch deshalb weil Gestik und Mimik, die Körpersprache in der Welt der online Kommunikation wegfallen. Das ist allerdings auch im Postalischen Schriftverkehr der Fall.

Es gilt also ein vielschichtiges Problem oder Phänomen gezielt auf bestimmte Bereiche zu durchleuchten, das ist sicher nicht in einem Blog Beitrag umfassend möglich, wahrscheinlich auch gar nicht erforderlich, da es sicher hunderte wissenschaftlicher Untersuchungen bereits gibt und die online Recherche dazu umfassendes Material liefern sollte. Man denke nur an bereits verfügbare Studiengänge wie die Sozioinformatik.

Also zurück zu meinem Ausgangspunkt der mich ganz persönlich betrifft und beschäftigt:
Meine Systemqualifikation und wie sie zu betrachten oder zu bewerten ist.
Die ganze Problematik dieser Fragestellung hat für mich persönlich natürlich vielseitige Facetten und führt in ihrer Bewertung als Problematik auf unterschiedlichste Erfahrungsschlüsse und Schlüsselerlebnisse zurück. Wir Menschen haben die Angewohnheit uns selbst und unser eigenes Schicksal als einzigartig zu betrachten und das ist es ja in gewisser Weise auch. Allerdings sind die Konsequenzen unserer erlernten Verhaltensmuster eben nicht einzig auf uns selbst beschränkt sondern bedingen sich durch und finden sich in den Reaktionen und Beeinflussungen unseres Umfeldes wieder. Der Prozess der Anpassung und der Manipulation und das Reagieren auf die Reaktionen anderer sind ununterbrochen durch unser eigenes Verhalten und Denken mitbestimmt. Und daher ist jede Situation in der wir uns gegenwärtig wiederfinden eine die von uns selbst in gleichem Maße mitgestaltet wurde wie durch andere oder eben – und das ist der Knackpunkt – durch unsere Wahrnehmung und Interpretation ihres Verhaltens. Das Denken, die innere Gedankenwelt und damit die Motive und Vorhaben anderer können wir eben immer nur interpretieren und nicht wie bei uns selbst direkt einsehen und analysieren. Das fatale ist, dass wir diese Möglichkeit der direkten Einsichtnahme und Selbstanalyse unserer eigenen Gedanken, Motive und Gefühlsregungen eben so wenig nutzen und unsere Reaktionen emotionaler und scheinbar rationaler Beweggründe als gegeben und unveränderbare Natur unserer Persönlichkeit hinnehmen. Dadurch werden wir hilf- und willenlose Opfer unserer eigenen Programmierung und verbauen uns die Sicht auf das tatsächliche Geschehen und Vorgehen, innerlich und äußerlich, das notwendig wäre um unseren Entscheidungen das Potential einer vernunftbegabten Spezies in mündiger und auch das Gemeinwohl anerkennender Weise zukommen zu lassen. Unsere Reaktionen aber, so und hier vor allem auch meine eigenen, sind in hohem Maße von dem Bedürfnis der Leidvermeidung bestimmt, ohne dass wir uns darüber im Klaren wären woher dieses „Leid“ überhaupt kommt und wodurch es entsteht, ob wir tatsächlich selbst mit der jeweiligen Situation im Unreinen sind oder uns das eben lediglich eingeredet und einprogrammiert wurde.

Meine immer wiederkehrende Unzufriedenheit mit meiner Lebenssituation heute, mit fast vierzig Jahren, ist mit großer Sicherheit durch eine solche selbst zugelassene und durch Ignoranz und Unwillen mich selbst zu durchleuchten verursachte Programmierung entstanden. Denn tatsächlich ist meine Lebenssituation eine vergleichsweise hervorragende, die mich mit vielen Freiheiten und Möglichkeiten ausstattet.

Habe ich „Depression“?
Doch unmittelbar nach der Einsicht in diese Tatsache lasse ich Gedanken zu die diese Sicht auf die Gegebenheiten trüben, wie zum Beispiel mein Alter, da ich mich nicht mehr als jung genug betrachten kann/will um neue Dinge zu beginnen, um mich leidenschaftlich einer Sache zu widmen oder um mir selbst neue Dinge beizubringen. Die Vorstellungen und Projektionen reichen dabei weit in die Zukunft und zeichnen einen Lebensweg der natürlich allein auf meinen derzeitigen Erfahrungen und Erlebnissen als auch auf meiner ganz persönlichen Interpretation dieser beruht. Dadurch blockiere ich meine Sicht auf die tatsächlichen Gegebenheiten, mein Befinden, mein Potential, meine Möglichkeiten und natürlich auch die Nutzung des Verstandes im Sinne einer praktikablen Ausrichtung meiner Entscheidungswerte an den Prinzipien für die ich stehe, stehen kann und will, nämlich dem was das Beste ist für das Leben als Eins, also für alle. In meinem Umfeld werden diese Phasen der Unzufriedenheit natürlich mit Bedauern aufgenommen und nicht selten ist man auch genervt oder verärgert, was natürlich verständlich ist. Diese Reaktionen wiederum führen dazu, dass ich mich vor mir selbst und den anderen zu rechtfertigen versuche und ein systemlegitimer Umgang mit dieser emotionalen Unmündigkeit ist die „Diagnose“, die Wandlung des Symptoms in eine Ursache, letztlich in die einzige Ursache des eigenen Verhaltens. Somit wird das, was eine Konsequenz mangelnder Selbstreflexion und Analyse, also verantwortungsloser Ignoranz gegenüber den Faktoren der Selbstbestimmung ist, in der Rechtfertigung zur Ursache gemacht, zu einer imaginären, invasorischen Einheit der man zum Opfer gefallen ist und auf deren Verlauf man kaum einen Einfluss habe. Die Depression ist dafür bekannt, dass sie einen fremdbestimmten Umgang mit den persönlichen Lebensproblemen und dem Leidensdruck fördert der es einem ermöglicht die Ursachen und auch die eigene Verantwortlichkeit für sich selbst, als auch für das gesellschaftliche Leben zu externalisieren. Reine Symptombekämpfung und Unterdrückung sind die Folge. Sogenannte Behandlung mit der Hammerschlagmethode. Überall dort wo die Konsequenzen und Auswüchse der eigenen Unmündigkeit, der Verantwortungslosigkeit und dem lachsen Umgang mit den eigenen Persönlichkeitsstrukturen zum Vorschein kommen wird mit aller Gewalt draufgeschlagen, wobei die alles überdeckende Schicht, die Fassade die das nach außen getragene Bild darstellt immer dünner und brüchiger wird. Wir wissen sehr genau, dass man Symptome nicht erfolgreich verdrängen kann, ohne die Ursachen jemals zu berühren. Wir wissen, dass wir durch Unterdrückung und das Hinausschieben keine Probleme Lösen und die Auswirkungen dieser nur noch vergrößern. Dennoch ist es oder scheint es ein leichter, schneller Weg zu sein zumindest kurzfristig mit den Problemen fertigzuwerden. Und darauf sind wir ja alle gepolt in unserer Gesellschaft, schnell wieder zu funktionieren, mit allem „fertig“- zu werden, für alles eine schnelle, effiziente Lösung parat zu haben. Doch so funktioniert das nicht, und auch das wissen wir genau. Nichts hat sich geändert, keine Behandlung von sogenannten Depressionen hat bisher eine Lösung des Problems herbeigeführt und dort wo ein „Patient“ durch kontinuierliche medikamentöse Sedierung dem Glauben der Heilung anheimgefallen ist kommen zehn neue Fälle depressiver Personen nach.

Weiter zu meinen persönlichen Gedanken, Projektionen, Ängsten und emotionalen Schlüsselreizen:
Die Ursachen dieser gedanklichen Projektionen sind nur bedingt in meinen Erfahrungen und Erlebnissen selbst zu suchen, beispielsweise in wiederkehrenden Enttäuschungen und Momenten des Versagens. Denn diese Erfahrungen selbst sind nichts Außergewöhnliches und jeder Mensch hat sie. Tatsächlich sind die unmittelbaren Schlüsse die man in dem Moment des Erlebens zieht und die man dann als diese emotionale, audiovisuelle, sensorische Momentaufnahme abspeichert, die relevanten Schlüsselmomente auf die es ankommt und durch die man in späteren Erlebnismomenten eben diese passenden Schlüsselreize zu erkennen glaubt, wodurch sich die emotionale, gedankliche und biochemische Drogenkiste öffnet, ohne dass man sich dessen bewusst wäre. Ein „Bauchgefühl“ schleicht sich ein, eine Ahnung und etwas das man leicht und gerne mit Intuition verwechselt, was aber im Grunde nichts weiter als ein halbbewusstes Erinnern ist, ein Aufrufen bestimmter Reaktionsmuster in einer Art Routine nach der man dann funktioniert.

Offenbar muss man aber nicht einmal tatsächlich ein solches Erlebnis haben um in der vorprogrammierten Weise zu „reagieren“ ohne bewusst zu agieren, denn dieselben Ahnungen, Befürchtungen und andere gedankliche Hemmnisse werden eben auch während der Vorstellung von Zukunft, also durch rein imaginäre Projektionen der Gedanken ausgelöst oder erwartet, so dass man sich selbst die Erlebnismomente gar nicht mehr „gönnt“ sondern sie eher vermeidet, weil man glaubt all das schon erlebt zu haben oder eben abschätzen zu können, was sich daraus entwickelt.
Natürlich ist diese Funktion des intelligenten Bewusstseins nicht per se ein Hemmnis oder in irgendeiner Weise einseitig negativ zu bewerten. Wenn man beispielsweise die Erfahrung macht, dass das Berühren von Feuer zu schmerzhaften Verbrennungen führt und daraus den Schluss zieht, dass das wohl in jedem Fall dasselbe Resultat zur Folge hat, so ist das natürlich ein sinnvolles Hemmnis das man sich selbst damit auferlegt wenn man nicht mehr in offenes Feuer greift. Doch sind diese offensichtlichen Dinge hier nicht gemeint und es sei nur am Rande erwähnt, dass es auch nicht um das Vermeiden solcher Gedankenstrategien, Schlussfolgerungen und Ahnungen geht, und im Besonderen nicht um eine Bewertung dieser Muster. Es geht lediglich darum, mich selbst in jedem Gedanken, in jeder Emotionalität, in jeder Reaktion verstehen zu können, erkennen zu lernen wo ich selbstbestimmt teilnehme an meinen eigenen Verhaltensmustern und wo ich mich ohne eigenverantwortliche Kontrolle durch meine eigenen, selbst zugelassenen Programme bestimmen lasse. Die Frage nach dem Grund ist ganz einfach: will ich mich selbst als eigenständigen, verantwortungsbewussten, vernunftbegabten und vertrauenswürdigen Mensch unter anderen Menschen bewegen, muss ich für mich selbst - also mein Handeln in jedem Moment gerade stehen und Verantwortung auch übernehmen können. Das ist eben nur dann konfliktfrei und ohne die Gefahr des Selbstbetruges und der ignoranten Vermeidung eigener Selbstreflektion möglich, wenn ich mich stetig darum bemühe mich und mein Innenleben zu verstehen um überhaupt erst in mündiger Weise entscheiden zu können ob ich eine Reaktion zulasse, ob ich mich aus einem selbstbestimmten und bewussten Antrieb für oder gegen etwas entscheide, welche Konsequenzen jedwede Entscheidung für mich und andere hat oder sehr wahrscheinlich haben könnte und ob ich letztlich vor mir selbst in aufrichtiger Selbstehrlichkeit für diese Konsequenzen gerade stehen kann.

Es ist im Grunde  nicht schwer zu erkennen, dass eine der am häufigsten verbreiteten und am besten entwickelten Vermeidungstaktiken menschlicher Persönlichkeit in unserer Welt die Externalisierung der Verantwortung ist. Die Projektion sozusagen, die jedwede persönliche Enttäuschung und Niederlage, jedes Versagen oder jeden Mangel den man verspürt äußeren Umständen und dem Verhalten anderer Menschen zuschreibt. Das ist sozusagen zu einem Dogma geworden, das überhaupt nicht mehr hinterfragt wird. Ich kann behaupten, dass ich dieses Dogma für mich selbst in vielen Bereichen meiner Persönlichkeitsstruktur bereits auflösen konnte und dass es kaum einen anderen Weg gibt, seine eigenen Freiheit und Selbstbestimmung zu erlangen, als sich eben dieser Eigenverantwortung in allen Bereichen des Lebens zu stellen.

Unsere Welt ist voll von institutionalisierter Verantwortungsübertragung und das ist nicht ohne Grund so. Denn das, wovor wir als einzelne am meisten Angst haben, und dazu zählt bedauerlicher Weise in unserer Zeit die Eigenverantwortung, wäre gleichzeitig der Schlüssel zu Freiheit, Selbstbestimmung und lösungsorientiertem Gemeinschaftssinn. In der Übernahme und Anerkennung der Verantwortlichkeit aller am Funktionieren und auch an der Art und Entwicklung einer Gemeinschaft oder Gesellschaft liegt nämlich ebenso die Erkenntnis der unabdingbaren Einheit des Lebens, der gegenseitigen Abhängigkeit und Bedingtheit aller. Erst die Flucht vor der Verantwortungsübernahme macht die Massenmanipulationen durch Angst, die missbräuchliche Beherrschbarkeit einer Gesellschaft und ihre Ausbeutung im Namen des Profits ohne Rücksicht auf Verluste möglich. Eine derart widersinnige, gegen unsere eigene Existenz, gegen unser eigenes Potential als Menschen und gegen den Intellekt an sich gerichtete Lebensstrategie die wir als Gesellschaften heute und seit ewigen Zeiten verfolgen ist eben nur durch gezielte, grundlegende Manipulation unserer eigenen Selbsterkenntnis überhaupt möglich und Umsetzbar. Die Institutionen sind vielfältig und in allen Lebensbereichen anzutreffen. Übergeordnet ist der Staat, dann folgen institutionalisierte Verwaltungsapparate, die Justiz, die Exekutive Gewalt, die Versicherungen, doch letztendlich steckt hinter all diesen Abteilungen die mächtigste Institution, nämlich das Geldsystem, repräsentiert durch die Wirkungskräfte der Industrie, der sogenannten Wirtschaft, die eigentlich immer eine Misswirtschaft ist.

Wir haben als einzelne Individuen, als Bürger, als Arbeitnehmer, als Eltern immer genügend Möglichkeiten uns selbst in die Nischen treiben zu lassen und an jeder Stelle an der wir mit unserem Lebensweg oder unseren spärlichen Entscheidungen anecken einen Grund außerhalb unserer Selbst zu finden, bzw. eine übergeordnete Instanz zur Rechenschaft zu ziehen. Auch wenn das zunächst positiv klingen mag, so ist diese Rechenschaft doch in aller Regel ein fauler Kompromiss, eine kurzzeitige Einbildung der Zufriedenstellung, oder aber wo ich schon Versicherungen angesprochen habe, ein Kämpfen um eine Wiedergutmachung im Zuge derer man mehr und mehr zum wiederholten Male Opfer wird. Hier wird sicher immer wieder das Argument der gesetzlichen Krankenversicherungen angebracht um die Positive Seite dieses Systems zu unterstreichen, aber auch wenn diese Idee eine gute zu sein scheint muss man nicht lange an der Oberfläche kratzen bis schließlich zum Vorschein kommt, dass die zahlende Seite der Absicherung nur einen sehr kleinen Teil des gesamten Gesundheitssystems ausmacht und dass die Manipulation, die nutzbar-Machung und die Ausbeutung der betroffenen als profitable Ressource innerhalb der Maschinerie des gesamten Gesundheitssystems geschickt eingewoben und verpackt sind und der „Nutzer“ dieser Versicherungen, der ja auch nicht in unerheblichem Maße hineinbezahlt, dafür an anderer Stelle, wo er es nicht direkt merkt oder einfach der institutionalisierten Autorität der Medizin unterworfen ist, doppelt und dreifach gemolken wird, wenn erst einmal in das Mahlwerk geraten. Mal ganz davon abgesehen, dass natürlich eine Gesellschaft die die Ausbildung von Pflegern, Pharmazeutikern, Ärzten und Forschern mit trägt und ermöglicht selbstverständlich die Resultate auch als Allgemeingüter behandeln sollte.

In anderen Bereichen sieht es aber ebenso düster aus, wenn wir unsere Eigenverantwortung leichtfertig aufgeben und nach Lösungen unserer eigenen Probleme durch andere suchen lassen, anstatt dort nach Veränderung zu suchen, wo wir tatsächlich selbst einen direkten Einfluss haben. Was für eine idiotische Verhaltensweise, wenn man mal angestrengt darüber nachdenkt. Mensch, was ist aus dir geworden und was könntest du sein muss man sich da fragen.

Kürzlich habe ich einen Beitrag gelesen in dem es um die Ausbeutung von Gefängnisinsassen in verschiedenen Produktionsbereichen ging. Das Problem ist bekannt, ebenso die Resultate der Privatisierung solcher “Anstalten“ zur Profitgewinnung. Doch was mich an diesem Beitrag am meisten in Erstaunen versetzt hat waren die Kommentare und Diskussionen der Leser unter dem Bericht. Denn hier wird ganz deutlich wie sehr wir uns von der Eigenverantwortung für die und als die Gesellschaft entfernt haben. Die Äußerungen auf die ich anspiele sind die, die eben diese Ausbeutung, und nichts anderes ist diese Verfahrensweise, da den Insassen nicht einmal ein Mindestlohn für ihre Arbeit bezahlt wird, zu rechtfertigen versuchen, indem sie mit den enormen Kosten einer Unterbringung von Gefangenen argumentieren und sich zu beschweren versuchen, dass diese von ihren Steuern getragen werden. Was das zeigt ist, dass man sich von allem was unangenehme Konsequenzen in einer Gesellschaft hat und wofür man sich anstrengen müsste um eine Lösung herbeizuführen, also eben alles was Arbeit macht und mir selbst keinen Vorteil, zumindest keinen direkten verschafft, am liebsten ausgeklammert wird und in den Augen der Menschen beseitigt und ignoriert werden sollte. Die Gesellschaft produziert Verbrechen, die Entwicklung eines Menschen und seine Entscheidung Gesetze zu brechen ist eine Konsequenz unseres Umgangs miteinander und der rücksichtslosen und oftmals widersinnigen Umgangsweise mit dem Menschen und seinen Bedürfnissen. Die Verantwortung für Verbrechen tragen wir alle gemeinsam als Gesellschaft. Daher ist es unsere Pflicht für die Konsequenzen gerade zu stehen und ein mündiger Bürger mit Verstand und Verantwortungsbewusstsein würde auch dafür gerade stehen, so lange bis die Ursachen in gemeinschaftlicher Anstrengung gefunden und bereinigt sind. Doch die Ursachen sind vielschichtig, multifaktoriell und haben immer etwas mit dem eigenen Tun und der eigenen, ganz persönlichen Teilnahme am gemeinschaftlichen, gesamtgesellschaftlichen Leben zu tun. Da möchte der Einzelne eben ungern drin herumstochern.

Ein weiteres Beispiel dieser Ignoranz gegenüber grundlegenden Lösungsmöglichkeiten durch persönliches Engagement, durch Einsatz für Veränderungen im System, sind die Fälle von Suizid in unserer Gesellschaft, die Fälle in denen Menschen nicht nur zu lebendigen, mitlaufenden Opfern ihrer eigenen Ignoranz, sondern tatsächlich zu Menschenopfern unserer Verantwortungslosigkeit werden. Die Symptome die wir real feststellen, die sogenannten Fälle von Depression, sind  natürlich nicht von jetzt auf gleich zu beseitigen und müssen auch behandelt werden. Das Leid dieser Menschen muss zunächst gemildert werden, gegen diese Form der Symptombehandlung ist ja auch überhaupt nichts einzuwenden. Doch muss sie eben unter der Prämisse der temporären Linderung erfolgen und darf nicht als Heilung betrachtet werden. Man hört und liest immer wieder die Aussagen aus dem persönlichen Umfeld von Suizid Opfern, dass diese Menschen vor ihrer Tat einen so ausgeglichenen und zufriedenen Eindruck gemacht hätten und somit auch niemand mehr mit einem derart drastischen Entschluss gerechnet habe. Nun weiß man aber heute sehr genau, wie eine solche suizidale Phase in der Regel verläuft und dass gerade diese Endphase der Ausgeglichenheit im Besonderen alarmierend sein müsste, da sich die Menschen genau dann ernsthaft und fest zu einem Selbstmord entschlossen haben. Genau aus dieser Entschlossenheit resultiert eben die Ruhe und scheinbare Entspannung des Gemüts. Das ist nicht schwer zu verstehen oder nachzuvollziehen, warum also ist dieses „Wissen“ nicht verbreitet? Warum sind solche grundlegenden Elemente der Psychologie nicht Teil der Ausbildungsinstitute? Warum kann jeder Heilpraktiker diese Dinge in seinen ersten Lehrwochen erfahren, aber kein Schüler wird je tatsächlich über Erkenntnisse der Psychologie, also letztlich über die Funktionsweise der eigenen Psyche aufgeklärt? Warum ist Religion, die fadenscheinigen Aberglauben und reine Hoffnungen unterrichtet an den Schulen ein gängiges Fach, Psychologie aber eher exotisch?
Weil man Machtgefälle schafft, um einen Beruf ausüben zu können der letztlich aus der Unwissenheit vieler Profit schlägt. Wir erkennen es ja heute in stetig steigendem Maße, dass eben die Berufszweige, die dem Wohl der Gemeinschaft und des Zusammenlebens dienen und seine Entwicklung fördern sollten mehr und mehr bedroht sind durch das zunehmende Allgemeinwissen, durch das Verbreiten von Informationen auf digitalisierten Wegen. Diese Institutionen, die über Jahrhunderte elitäres Wissen benutzt haben um sich persönlich zu bereichern an dem Unwissen der Masse, die Ärzte, Psychiater, Professoren, sind nur aus diesem missbräuchlichen Prinzip heraus zu solcher „Anerkennung“ gelangt. Ich setze „Anerkennung“ bewusst in Anführungszeichen, denn tatsächlich ist diese keine wirkliche Anerkennung im Sinne der Achtung oder des Respekts aufgrund moralischer Betrachtung, sondern eine Anerkennung aus Unterlegenheitsbewusstsein, aus der aus Abhängigkeit geborenen Angst und der Ungleichheit ihrer wirtschaftlichen Stellung gegenüber der der der „Gewöhnlichen“. Es ist eine Mystifizierung des Berufsstandes, die in der Wirklichkeit allein aufgrund des Geldes repräsentiert wird und wurde.

Ich glaube keineswegs, dass es keine spezialisierten Berufsgruppen geben sollte oder muss, das wäre unlogisch und unsinnig. Ich spreche nur von der Art und Weise wie diese systematisch umgesetzt sind, und diese ist schlicht und einfach inakzeptabel. Grundlegendes Wissen in diesen Bereichen muss der gesamten Gemeinschaft verfügbar gemacht werden, vor allem in psychologischer Hinsicht. Grundlegende Informationen müssen kompetent in der schulischen Ausbildung vermittelt werden, um einen mündigen Umgang auch mit den Ärzten, mit dem Gesundheitssystem im Ganzen jedem zu ermöglichen. Das allein ist natürlich noch keine Lösung, denn die Angst vor der Eigenverantwortung verhindert diesen Umgang weiterhin, da müssen dann andere Strategien der gesellschaftlichen Bildung greifen. Doch ist dies eine Maßnahme die Notwendig wäre. Wenn diese Gemeinschaft die Ausbildung, die Forschung, die Entwicklung im medizinischen Sektor durch ihre Arbeit mit unterstützt, so haben alle gleichermaßen ein Recht auf direkten Zugang zu den erlangten Informationen. Das erschließt sich dem gesunden Menschenverstand nahezu automatisch. Allein das Dogma der profitorientierten Ausbeutung aller Ressourcen, den Menschen und sein Bewusstsein inbegriffen, verhindert diese fruchtbare Nutzung des menschlichen Potentials im Sinne des Gemeinwohls.

Es ist erstaunlich, dass stattdessen ermüdende Debatten über den Weg aus der Depression über medikamentöse Behandlung, Modifikation und Training des Verhaltens, also quasi über Dressur geführt werden, und dadurch die Probleme an der Wurzel dieser Entwicklungen Gelegenheit bekommen unbemerkt immer weiter zu wuchern. Depression mag ein Krankheit sein, und wer sie erlebt hat kaum eine Möglichkeit in dieser Gesellschaft aus eigenem Antrieb zu entkommen. Allerdings ist die Depression, in welcher Form auch immer sie auftritt, eine pathologische Entwicklung der gesamten Gesellschaft. Einer Gesellschaft die den Einzelnen als Image zu vermarkten versucht und jedem Einzelnen suggeriert er müsse sich selbst anhand bestimmter Modetrends und Richtlinien vermarkten, sich bewerben und gegen die anderen Durchsetzen um erfolgreich, zufrieden und glücklich zu leben. Eine Gesinnung die wider die Prinzipien des Lebens selbst gerichtet ist, die aus einer seit Jahrhunderten Missverstandenen Idee der natürlichen Auslese aufgrund einer Wettkampfgesteuerten Evolution heraus entstanden ist. Der Wettkampf mag ein Wettbewerb sein, auch ein Motor für Fortschritt und Entwicklung, ein Motiv für Verbesserung, aber er wird in der menschlichen Welt eben verzerrt und zu einer „Highlander“-Ideologie nach dem Motto „es kann nur einen geben“. Eine Ideologie die letztlich auf Zerstörung hinauslaufen muss, weil sie der Sinnhaftigkeit beraubt auf einer Plattform stattfindet, die einen gesunden, ausgeglichenen Wettbewerb, eine Angleichung der Chancen und Startvoraussetzungen von vornherein ausschließt. Wir werden gegeneinander ausgespielt und dabei trachtet ganz natürlich jeder Einzelne nach seinem Vorteil. Allerdings ist diese Ideologie von einer Elite des Intellektuellen, bzw. Bildungsmäßigen Machtgefälles ausgelegt und verbreitet worden, um die halbwegs natürlichen Motive des Einzelnen auf eine Ebene zu bringen, auf der er in seinen Handlungen zwar seinem Antrieb folgt, sowohl die Schlüsselreize dieses Antriebs aber, als auch die Handlungen zu denen er sich genötigt fühlt nicht mehr wirkungsvoll im Sinne seines tatsächlichen, persönlichen Vorteils oder gar dem Vorteil der Gemeinschaft, sondern eben nur dem Vorteil der wenigen, von vornherein bevorteilten Eliten wirken.
Ich schweife natürlich in diesem ausführlichen Blog immer wieder scheinbar von meinen persönlichen Punkten ab, allerdings zeigt diese Ausführlichkeit ganz deutlich, dass wir eben nicht vereinzelt und isoliert sind, dass unsere Persönlichkeiten bestimmt werden durch die Einflüsse und Eindrücke unseres Umfeldes und dass unsere eigenen Handlungen und Reaktionen Auswirkungen haben auf alle anderen und alles andere. Daher ist diese Ausführlichkeit auch ganz eindeutig gewollt. Man kann von seinen eigenen Selbstreflexion fast zwingen auf die Gegebenheiten des eigenen Umfeldes, der Gesellschaftlichen Strukturen und die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens schließen und umgekehrt. Dahinter steht die eigentlich ganz schlichte, nahezu banale Einsicht, dass wir Menschen diese Gesellschaft sind, dass wir sie bilden, tragen und akzeptiert haben, dass wir uns selbst in ihrer Entwicklung und ihrem Zustand wiederspiegeln. Und genau hier ist eben auch die Einsicht in die eigenen Bereiche der persönlichen Verantwortlichkeit gefragt, das Akzeptieren der Mitträgerschaft, der Mitgestaltung und auch die Übernahme der Eigenverantwortung für das was ist und wie es sein wird.

Dass es aber so unmöglich oder undenkbar erscheint einzusehen, dass man als Mensch für sich selbst, für die Gemeinschaft und das Leben nach einem selbst mit verantwortlich ist, das ist das Ergebnis von über Generationen vermittelter Gehirnwäsche, der ständigen Neuaufbereitung von Ängsten und der Unfähigkeit der Elterngenerationen für sich selbst und damit für die Zukunft ihrer Kinder geradezustehen. Wie Lemminge, über deren Verhalten wir uns so gerne wundern, geben wir Fehler und Ignoranz immer wieder an unsere Kinder weiter, scheinbar nur um uns selbst nicht eingestehen zu müssen wie feige und unmündig wir tatsächlich sind. Fatalistisch nehmen wir die Welt, die Systeme als unabänderbare, fixe Zustände an und glauben es ginge stets nur darum für uns selbst den gangbarsten Weg zu finden. Genau dieses Hindurchschlängeln durchs Leben, durch die Jahre, bringen wir unseren Kindern bei. Und jedes Mal wenn ein Mensch der das Leben als eine solche Ego-Achterbahn kennengelernt hat vor die Wand fährt macht er die Umstände, die Außenwelt, die „Anderen“ allein dafür verantwortlich, machen uns zum Opfer unserer eigenen Angst vor Verantwortung.

Immer wieder habe ich in meiner Vergangenheit einen Weg gesucht, mich derart in das Leben einzugliedern, dass daraus die ersehnten Vorteile für mich entstehen. Doch was waren diese Vorteile die ich mir erhofft hatte, abgesehen von der Deckung meiner Grundbedürfnisse, der Sicherung meines Lebensunterhalts am absoluten Minimum? Ich dachte die Dinge die ich mir erhoffe seien Anerkennung von anderen, Respekt, Wertschätzung und das Gefühl gebraucht zu werden. Doch ich war darin nicht ehrlich zu mir selbst, denn ich wusste bereits sehr früh, dass all diese Dinge in unserer Gesellschaft, in dieser Welt in der jeder Einzelne darauf getrimmt ist als Ego die Welt zu benutzen anstatt an ihr produktiv teilzunehmen, dass all diese Wertschätzung und Anerkennung in ihrer wahren Form so gut wie nicht existieren. Der Respekt den man hier jemandem der als erfolgreich gilt entgegenbringt ist lediglich verdeckter Neid und Wertschätzung hält meist nur so lange an wie der andere sich einen Vorteil oder einen Profit von dir verspricht. Aber wer ist schuld, wenn täuschende Erwartungen enttäuscht werden? Wer ist Opfer und wer Täter? Oder gibt es beides gar nicht?
Das Schwierige bei der Beantwortung dieser Fragen ist, dass die eigene Ego-Persönlichkeit immer exzessiv nach außen gerichtet ist. Sie kennt quasi keinen anderen Standpunkt als den vor sich selbst, mit dem eigentlichen Sein des Menschen im Rücken und dem eigenen Rücken sozusagen an der imaginären Wand die man um sich aufgebaut hat stehend, nach außen gaffend und geifernd. Die gesamte Handlungs- und Wesensäußerung eines durch und durch im ego-Bewusstsein gefangenen Menschen ist ein permanentes Angstbellen. Die Angst selbst aber wird projiziert in die Wahrnehmung der Außenwelt und dabei verkennt man zum Einen die Angst selbst als eine Bestätigung der eigenen Existenz als Ego und zum anderen den wahren Grund dieser Angst, die eine Angst vor dem Unbekannten des eigenen Selbst ist. Das fatale daran ist, dass durch diese verzerrte Selbstwahrnehmung natürlich auch jede Wahrnehmung des Äußeren, des Umfeldes verzerrt und fehlinterpretiert[1] wird, und zwar immer im Sinne einer Bestätigung der eigenen emotionalen Angstreaktion. Daher ist es ja auch so einfach den Menschen Angst zu machen. Die Angst brauchen sie in diesem Zustand nämlich einerseits als aufreibende, energetisch-gedankliche Bestätigung der eigenen Identität als Persönlichkeit und zum anderen sehen sie ständig und überall Bedrohungen dieser Identität, was sie verleitet nahezu alles zu tun um diese Bedrohung auszuschalten, ohne zu wissen, dass sie sie selbst permanent generieren.

Viel zu oft streicht man sich selbst nämlich völlig aus dem Kontext aus dem heraus man das Beobachtete oder das Erfahrene interpretiert. Dabei betrachtet man wiederum sich selbst isoliert vom Umfeld und das Umfeld isoliert und unabhängig von sich selbst und seinem eigenen Wirken und vernachlässigt dadurch überaus relevante Aspekte die Teil der Reaktionsgrundlagen und Motive der „anderen“ sind. Diese Aspekte sind für einen selbst aber eben genau diejenigen, die der selbstbestimmten Steuerung und Entscheidung unterliegen und die einem das abverlangen, was man gesunden Menschenverstand oder die verantwortungsbewusste Benutzung des eigenen Verstandes nennen könnte. Denn wenn man sich selbst den Tatsachen entsprechend in die grundlegenden Gegebenheiten der Situation mit einbezieht, dann kann man nicht länger die Verantwortung für den Verlauf von Situationen den anderen und den äußeren Umständen zuschreiben, sondern beginnt selbst bewusst einzugreifen in die eigene Wirkungsweise, unter Berücksichtigung der Reaktionen und Empfindungen die einem aus dem Umfeld entgegengebracht werden. Man erkennt auch, dass viele als dogmatisch feststehend geglaubte Ursache-Wirkungs-Beziehungen tatsächlich gar nicht existieren und ist dementsprechend auch nicht mehr enttäuscht, wenn sich das Umfeld den undefinierten Wunschvorstellungen der eigenen, unbedacht dahintreibenden Persönlichkeitsstruktur nicht wie erwartet anpasst.  

Die Welt und das was ist zunächst zu akzeptieren, in allen Zusammenhängen, nichts abzulehnen oder zu vermeiden zu suchen, das ist der Ausgangspunkt von dem eine produktive, wirkungsvolle Veränderung gangbar wird. Und diese Veränderung kann nur dann wahrhaftig sein, wenn sie von dir selbst ausgeht, von deinem eigenen Sein als gestaltender Teil des Ganzen, als Ursache und Wirkungsempfänger zugleich.

Und eben das ist es, was ich immer mal wieder aus den Augen verliere, weil es eben so leicht ist, sich wieder in das alte Gedankenmuster, das erlernte Paradigma sinken zu lassen. Weil überall die gesamten Strukturen unserer  Gesellschaft derart ausgerichtet sind, dass man diese Denkmuster aufgezwungen bekommt und das nimmt man in vielen Bereichen eben auch gerne und dankbar an.
Meine aktuelle Lebenssituation ist eigentlich gar nicht relevant für mein persönliches Empfinden oder meine persönlichen selbst-Bewertungen. Es gab unzählige, völlig unterschiedliche soziale und ökonomische Situationen in denen ich mich gefunden habe und meine Zufriedenheit oder Unzufriedenheit war immer nur ein temporäres Empfinden, dessen Ursache ich zwar immer wieder in die Umstände meiner Lebenssituation einzuweben versucht habe, aber tatsächlich war es nie wirklich von Bedeutung ob ich beispielsweise finanzielle Schwierigkeiten hatte, ob ich eine Perspektive für meine Zukunft hatte oder nicht oder ob ich ein gutes soziales Netzwerk hatte. Von Bedeutung waren einzig und allein meine Gedanken, meine Wertungsgrundlagen, meine Interpretationen der Wirklichkeit. Und so ist es noch immer. Wann immer ich meine eigene persönliche Situation mit einem Gefühl des Bedauerns oder der Reue wahrnehme weiß ich im Grunde, dass es allein meine Ignoranz gegenüber der Eigenverantwortung für mich und das Leben selbst ist, die dieses Gefühl möglich macht. Es ist meine Entscheidung, bewusst oder unbewusst.[2]

Wenn ich also diese Empfindungen habe, wenn ich mich selbst in der Welt, in der Lebenssituation als unzulänglich und unvollständig wahrnehme, muss ich, wenn ich mich selbst nicht weiter täuschen und hinters Licht führen will, in dieser emotionalen Lage innehalten und mir vor Augen führen, welche Gedanken und Interpretationen genau diese Empfindungen begründen. Und wenn ich diese Gedanken, meist sind es Gedankenmuster, erkannt habe, dann muss ich sie prüfend hinterfragen, ihre Entstehung verfolgen und mir vergegenwärtigen, aus welchem Grund diese gedanklichen Schlüsselreize mit einer emotionalen Ladung versehen sind, die mir diese Empfindung/Stimmung verschafft. In allen Fällen, in denen man sich zu dieser Selbstarbeit entscheidet, endet die Stimmung und man sieht und erkennt deutlich, dass man ganz allein verantwortlich für die Entwicklung dieser Reaktionsmuster ist. Das schließt natürlich in keiner Weise aus, dass es Momente gibt in denen man eine emotionale Stimmung auch ganz bewusst zulassen und genießen kann. Es geht aber hier ja eben um diejenigen Momente oder Phasen, in denen ich mich zum Opfer einer eingebildeten, äußeren Bedingung mache und mich somit selbst hemme, mich selbst beschränke in meiner Fähigkeit zu handeln und etwas zu verändern. Diese Opferhaltung geht gesellschaftlich aus meiner Sicht ziemlich eindeutig einher mit der Ablehnung der eigenen Verantwortung, der Angst vor der eigenen Beteiligung am Leben. Dennoch weiß man im Grunde immer, dass diese Beteiligung unvermeidbar ist, auch wenn wir sprachlich solche Dinge behaupten wie „sich nicht mehr am gesellschaftlichen Leben beteiligen“ oder „aus der Gesellschaft aussteigen“. Der uns gegebene und dennoch oft so eingeschränkt genutzte Verstand aber lässt keine Täuschung zu, was das angeht. Wir können uns niemals abnabeln von dem was ist, weil wir ein Teil dessen sind. Wir sind nicht mal wirklich ein Teil, weil im Grunde alles eins ist, nur das Bewusstsein grenzt sich als eine Entität gedanklich vom Ganzen ab, weil wir eben lernen so zu denken und uns so zu betrachten.

Das allein ist aber nicht ausreichend, die Erkenntnis allein ist niemals ausreichend um etwas zu verändern. Das was man zu erkennen meint ist alles nicht das was sich in den anderen zeigt, sondern das was sich in dir selbst zeigt. Du sprichst immer nur dich selbst an, und niemals den anderen.
Wieviel davon dein eigenes ist, kannst du eben immer nur dann erkennen, wenn du bereit bist dich selbst zu durchleuchten. Das ist aber ein schmerzhafter Prozess, der eben mit enormen Widerständen verbunden ist. Dir selbst ins Gesicht zu schauen, ohne Widerstände und ohne die Möglichkeit sich selbst zu maskieren, das ist ein Schritt der von den wenigsten wirklich geleistet wird und werden kann. Das ist nicht zuletzt der Grund, warum sich in den menschlichen Gesellschaften nichts ändert, warum sich niemals wirklich etwas geändert hat, außer die Art der Maskierung.

Fortsetzung folgt!




[1] Hier muss man natürlich hinterfragen, ob es überhaupt eine korrekte und den Tatsachen angemessene Interpretation geben kann oder ob nicht alle persönliche Interpretation eine Anmaßung ist, d.h. sich der Angemessenheit nur annähern kann.
[2] Wobei „unbewusst“ auch fälschlicherweise den Eindruck der Unschuld vermittelt. Tatsächlich ist das „Unbewusste“ ebenfalls ein ganz eigener Bereich der Verantwortlichkeit und nicht etwa etwas Unzugängliches, dessen Opfer man wird.




Donnerstag, 7. Mai 2015

Tag 203 - Arbeit und Arbeitsplatz, Kollegen und kollegiales Verhalten

LauraLewis23 / Photo / CC BY
Nachdem ich einen online Artikel über Stress am Arbeitsplatz, Mobbing am Arbeitsplatz und die Alltäglichen Probleme, Auseinandersetzungen und Konflikte mit Arbeitskollegen gelesen habe, sind mir ein paar Parallelen zu meiner Erfahrung aufgefallen die ich in diesem Blog teilen möchte.

Interessant, die Stimmungen und die sozialen Probleme am Arbeitsplatz scheinen immer und überall die gleichen zu sein. Ich habe in meinem bisherigen Arbeitseben schon sehr viele unterschiedliche Tätigkeiten ausgeübt, und habe dabei überall ähnliche soziale Strukturen und Verhaltensweisen einmal unter den Mitarbeitern selbst und auch zwischen Chef, Vorgesetzten und Angestellten vorgefunden. Bis auf ganz wenige Ausnahmen.
Faszinierender Weise scheinen wir was unser sozialverhalten angeht überall auf die gleiche Weise programmiert zu sein in gegenseitigen Wettkampf zu treten. Und damit meine ich keineswegs einen gesunden Wettkampf, etwa eine Gegenüberstellung die alle Beteiligten mit Freude und freiwillig eingehen um sich gegenseitig zu motivieren immer noch bessere Leistungen zu erbringen. Nein, hier handelt es sich meist um einen stillschweigenden Wettkampf, den auch lägst nicht jeder Beteiligte freiwillig beginnt, sondern zu dem sich die meisten sogar herausgefordert sehen, weil sie nämlich – und das ist der Knackpunkt auf den es immer hinausläuft – von Ängsten gepeinigt sind. Von der Angst einerseits um den Arbeitsplatz, um die Anerkennung, in Ungnade zu fallen oder zu leicht ersetzbar zu sein. Und faszinierend dabei ist, dass  es nicht notwendigerweise mit dem Verhalten und der Art der Führung, also des Chefs oder der Chefetage zu tun haben muss, sondern dass unter den unterschiedlichsten Voraussetzungen was diesen Faktor angeht das Verhalten der Arbeitnehmer untereinander sich kaum unterscheidet.

Es zeigt sich eben ganz einfach dieser pathologische, von unseren selbstgeschaffenen sozialen Strukturen geformte Gedanke des gegenseitigen Wettstreits, der Profilierung auf Kosten des oder über den anderen, das Gefühl herausstechen zu müssen um etwas zu sein, um daraufhin Anerkennung zu bekommen, und zwar von genau denen, über die man sich unrechtmäßig stellt oder gestellt hat. Neid tut es auch, Neid ist ein Äquivalent der Anerkennung geworden, so wie Gehässigkeit das Gefühl von Selbstbewusstsein ersetzt hat. Beides ist natürlich ein parasitäres, also krankmachendes Konstrukt reinen Glaubens und hat nichts mit der Wirklichkeit des Lebens gemein, aber wir haben uns dafür entschieden uns selbst und unsere Kinder derart programmieren zu lassen und ihnen auch noch vor zu machen, diese Art selbstzerstörerischen Verhaltens sei ihre menschliche Natur. Damit haben wir uns natürlich zu leicht manipulierbaren und beherrschbaren Sklaven gemacht, Sklaven unserer selbst natürlich, auch wenn im wirklichen Leben sozusagen einige wenige von unserer Sklavenmentalität profitieren und sich daran ergötzen. Wo mehr als zwei einigermaßen gleichgestellte Kollegen oder Kolleginnen aufeinandertreffen jedenfalls, da ist es ein Frage kurzer Zeit bis einer versucht einen andere zu vereinnahmen, und zwar nicht aus freundschaftlichem Interesse, sondern um sich gegen einen anderen zu stellen, nicht offen, sondern durch das Streuen von Gerüchten, das Äußern von Vermutungen und Verdächtigungen, durch die Herablassung oder Ähnliches.

Ich persönlich bin immer wieder von dieser Art der Inanspruchnahme als Lobby, als Verstärkung überrascht worden und habe in aller Regel verhalten darauf reagiert, beziehungsweise habe verunsichert reagiert und dadurch in vielen Bereichen auch gar nicht erst den Weg in ein kollegiales Arbeitsverhältnis finden können. Allerdings gab es ja auch offensichtlich überhaupt keines, aber das ist einem in dem jeweiligen Moment nicht immer hundertprozentig oder auch überhaupt nicht bewusst.

Mittlerweile finde ich dieses Verhalten nur noch schade, ich finde es auch bedauernswert und möchte fast sagen erbärmlich, denn es macht auch etwas traurig zu sehen, wie Menschen ihr eigenes Potential und auch das ihrer temporären Gemeinschaft verschwenden und versacken lassen indem sie sich innerlich in ständigem Konflikt mit ihrer Umgebung befinden, sei es real oder auch nur in Gedanken. Man übersieht völlig die Möglichkeiten und Chancen. Aber es ist nicht einmal nur das, ich habe vielmehr den Eindruck die Menschen würden im Grunde schon gern, oder lieber offen und Vertrauensvoll miteinander umgehen, allerdings glauben sie nicht daran, dass so etwas überhaupt möglich ist und sind dabei von so vielen scheinkulturellen Wertvorstellungen, Ideen und Ideologischen Konzepten beeinflusst, dass sie auch gar nicht für sich selbst diese Entscheidung treffen könnten, bzw. die Verantwortung überhaupt nicht selbst tragen wollten. Anpassung ist das A und O, eben auch wenn die Anpassung bedeutet hinterhältig, misstrauisch, verschlagen oder sogar intrigant sein zu müssen.


Das ist trauriger Alltag an vielen Arbeitsplätzen und dieser Alltag führt natürlich nicht nur zu einem Absinken der Produktivität, sondern auch letztlich zur Erkrankung der Arbeitnehmer, und auch der Arbeitgeber die unter Umständen unter diesem Zustand ebenso zu leiden haben. Burn-Out, Depressionen, chronische Schmerzen, Schwächung des Immunsystems, Angstzustände und viele weitere Symptome ein und derselben Ursache sind da zu nennen. Diese Ursache ist aber eben unser gesamtes Wirtschafts- und Arbeitssystem, das letztlich auch alle unsere sozialen und kulturellen Lebensbereiche beherrscht und gestaltet und daher uns vollkommen auf diese Art und Weise vereinnahmt und programmiert hat.
Fürchte deinen Nächsten, oder besser gesagt fürchte das Image deines Nächsten. Denn es ist ein Kampf um Images, des Coolsten, Fleißigsten, Schlausten, Witzigsten, Stärksten, Teuersten, Längsten… Bilder, Einbildungen, Vorstellungen, nicht das wirkliche Sein, das wahre Selbst in vollem Bewusstsein, sondern die Imagination einer bedrohten da begehrten Position wollen wir sein. Das führt zu einem ständigen Wettstreit mit der Scheinwelt unserer Gedanken, mit dem immer wieder schwankenden Gefühl von gelungenem Blenden und der Gefahr durchschaut zu werden. Eine Energie- und Zeitverschwendung sondergleichen.