Schlechte Laune ist etwas das nur Sinn
macht, wenn sie jemand mitbekommt. Was nutzt mir die 'schlechte
Laune' oder meine 'miese Stimmung', wenn niemand da ist dem ich sie
mitteilen kann? In aller Regel ist es doch so, dass ich diesen
Gemütszustand nur dann richtig ausleben oder genießen kann, wenn
ich damit jemandem schaden, oder jemanden damit behelligen kann, ihm
versuche deutlich zu machen wie schlecht es mir geht und dass ich ja
wohl auch allen Grund dazu hätte. Will der andere dann nicht so auf
meine Begründungen einsteigen oder versucht er gar mich
aufzuheitern, dann ist das schon fast ein persönlicher Angriff,
schon so etwas wie eine Beleidigung. Schließlich möchte ich bitte
ernst genommen werden in meiner miesen Stimmungslage, ich möchte
bitte, dass mein Gegenüber die Dinge genau so sieht wie ich, und am
besten eine ebenso schlechte Laune davon bekommt. Dann erst erfüllt
meine Gemütslage auch ihren Sinn, dann hat mein Handeln, mein
Agieren auch eine Bestimmung. Ich kann mich bestätigt und
gerechtfertigt fühlen, denn ein anderer empfindet jetzt genau so wie
ich.
Wenn das alles nicht funktioniert und
mein Umfeld meine Motivation für miese Stimmung und schlechte Laune
nicht teilen oder verstehen will, dann wird im Geist eine einfache
Lösung für dieses Dilemma bereitgehalten: sie sind alle schuld an
meiner schlechten Laune! Wenn sie trotz aller Offensichtlichkeit für
meine Begründungen und Selbstrechtfertigungen guter Dinge bleiben,
wenn sie sich nicht einmal dazu durchringen können mir Verständnis
zu zeigen, dann müssen Sie ein Teil der Ursache für meine
Übellaunigkeit sein. Darin kann ich mich dann wiederfinden als
hintergangenes Opfer, ich kann mich abtrennen von den anderen, mich
über sie stellen, denn letztendlich ist es ja mein Genie, meine
tollen Einsichten und Erkenntnisse die mich verzweifeln lassen, und
sie haben offenbar nichts von alledem verstanden. Dann gehe ich eben
dazu über sie anzugreifen, meine 'negative Ladung' an ihnen
abzureagieren, mich zu 'entladen'. Und am Ende sind sie vielleicht
sogar ebenfalls schlecht gelaunt und ich kann mich zufrieden
zurückziehen, der Auftrag ist erledigt...
Das ist in groben Zügen das, was in
mir, in meinem Geist, meinem Charakter der Übellaunigkeit vonstatten
geht, wenn ich mich in einen solchen Gemütszustad fallen lasse. Das
ist tatsächlich so, auch wenn ich im Moment der schlechten Laune
alles daran setze, mir das nicht selbstehrlich einzugestehen. Es ist
ein Spiel mit den Emotionen, nicht nur mit meinen eigenen, sondern
mit denen der anderen. Und darin liegt der eigentliche
missbräuchliche Charakter, die egoistische Natur der Übellaunigkeit
und der miesen Stimmung in der man sich sieht, in die man sich
bringt. Das ist der einzige Sinn und der einzige Zweck, wie nahezu
alle egoistisch motivierten emotionalen Äußerungen. Sie sind immer
abhängig davon, dass andere mitspielen, ob sie wollen oder nicht.
Wenn sie es nicht tun, wenn sich die 'anderen' verweigern, dann
werden sie durch doubles ersetzt, durch fiktive ersatzfiguren geformt
aus Gedanken und Werturteilen des eigenen Geistes. Das sind sie in
diesem Spiel zwar auch dann, wenn sie mitspielen, allerdings
fällt es in dem Fall wesentlich leichter sich in den Strom der
emotionalen Verkettungen zu werfen und treiben zu lassen. Die
'anderen' sind immer nur fiktive Figuren, Vorstellungen der eigenen
Imagination, niemals sind es in diesem emotionalen Spiel die
tatsächlichen Menschen mit denen man 'umgeht', sondern die eigene
Idee, das eigens geformte Bild von ihnen. Man benutzt dann diese
Figuren für das perönliche mentale Schauspiel. In jeder Beziehung,
in allen Beziehungen, in allen alltäglichen Interaktionen die auf
der ideellen ich-Identifikation der eigenen Persönlichkeit beruhen -
denn diese ist ebenso nur eine Idee. Nach dieser Erkenntnis ist jede
dieser missbräuchlichen und auf gegenseitiger Ausnutzung basierenden
emotional-energetischen Spielereien eigentlich lächerlich, sie
werden zu einer Farce. Und ich selbst erlaube mir in solchen
Momenten, obwohl ich es auch dann im Grunde durchschaue, zu einer
Witzfigur meines Geistes zu werden und ich erlaube und akzeptiere in
den Konsequenzen, dass ich andere, mein Umfeld, hineinzudrängen
versuche in eben diese mentale Verwirrung, diese Ablenkung vom Leben,
von dem, was tatsächlich für das Leben, für den Menschen von Wert
ist, und alles nur aus gewohnter Bequemlichkeit um in meinen eigens
kreierten und akzeptierten Charakterrollen zu verweilen.
Ich provoziere, erwarte, reagiere nach
ganz bestimmten, vorgeprägten Mustern. Ich funktioniere wie eine
programmierte Maschine. Es ist die totale Selbstaufgabe und die
eigene, willentliche Hingabe an irrationale, zerstörerische,
lebensfeindliche Systeme. Jedes nach Außen kehren eigener Stimmungen
funktioniert auf diese Weise. Sogar mit mir selbst kann ich dieses
Spiel treiben, in der sogenannten Depression, in der ich mich selbst
benutze, mich selbst beschuldige, mich selbst bemitleide, mich selbst
verletze und innerlich auffresse, mich mental verdaue. All das ist
eine Sucht nach dem energetischen Auf- und Entladen. Und dabei
benutze und missbrauche ich das, was mich eigentlich lebendig macht,
das, was ich unumstößlich und wahrhaftg bin: meinen Körper. Denn
das ist der Ort, an dem diese von mir benutzten und
fehlinterpretierten Empfindungen generiert werden. Ich nutze die
biochemische Küche meines Körpers, seine Ressourcen, sein Material,
um meine von Gedanken, Erinnerungen, Ideologien, Glaubenssätzen und
Wahnvorstellungen kreierte 'Person' zu unterhalten. Ein Geisterhaftes
Wesen, voll und ganz abhängig von der 'Beziehung' zu meinen
Vorstellungswelten, von den Beziehungen zu dem Außen, das ich mir
als Bild mental geschaffen habe. Eine sich selbst am Leben erhaltende
Lüge die nach immer mehr Energie, nach immer größerer emotioneller
Ladung giert.
by Terhas 'Tree' White |
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, mich selbst zum Opfer meiner eigens
geschaffenen Gedankensysteme zu machen indem ich mich in
Selbstrechtfertigungen verstrickt habe und meine emotionalen
Ausbrüche an und mit anderen ausgelassen habe, ohne dabei die
Sinnlosigkeit dieses Selbstbetruges zu erkennen, der mich von der
Erkenntnis der Selbstehrlichkeit immer weiter entfernt, in der sich
all diese emotionalen Verstrickungen mit einem mal auflösen und
neutralisieren würden.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, im Moment der Selbstverführung an
gewohnten und missbräuchlichen Denk- und Verhaltensmustern
festzuhalten, auch wenn ich mir in diesen Momenten ihrer Natur
durchaus bewußt war.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, mich nicht meiner Verantwortlichkeit
für mein Handeln und Denken zu stellen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, mich der Sucht und der Selbstsucht
nach energetischem Konflikt, nach emotionalen Auf- und Entladungen
hinzugeben und darin mich, meine Selbstbestimmung und meine
Verantwortlichkeit zu ignorieren und zu hintergehen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, andere Menschen zu missbrauchen,
indem ich mir von ihnen ein Bild gemacht habe das in mein mentales
Schauspiel und meine Gedankenwelt passt und sie dann dem eigens
geschriebenen Drehbuch entsprechend behandelt, manipuliert, gezwungen
und bewertet habe.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
nicht erlaubt und es nicht zugelassen habe den Betrug am Leben den
ich mit jeder Selbstaufgabe an meine emotionalen Charaktere begehe zu
erkennen.
Ich bestimme mich selbst dazu, mich in
jedem Moment der emotionalen Entgleisung zu stoppen, zu atmen, mich
aus dem Geist in den realen Moment zurückzubringen und im Leben als
das Leben zu stehen, nicht in die Gedankenwelt, die künstliche,
irreale Realität emotionaler Selbstrechtfertigung und
Selbstmystifizierung abzuschweifen, weil ich den lebensfeindlichen,
missbräuchlichen und trügerischen Charakter dieser Strategien
erkenne, weil ich in diesem Moment klar sehen kann wie
selbstzerstörerisch, irrelevant für das Leben und unglaublich
dreist, egoistisch und hinterhältig dieser Charakter, diese Person
die ich mir darin erlaube zu sein ist.
Ich sehe deutlich dass ich wie wir alle
erlaubt und akzeptiert habe, dass wir eine Kultur der
Selbstversklavung und der Abkehr von Selbstverantwortung und damit
von der Selbstbestimmung geschaffen haben, dass wir von klein auf so
geschult, trainiert und konditioniert werden unsere Wahrhaftigkeit,
unsere Selbstehrlichkeit und unsere Eigenständigleit als das Leben
in Gleichwertigkeit und Einheit zu ignorieren und stattdessen die
Welt der Gedanken, die trügerische Manipulation und Benutzung alles
Lebendigen zur reinen Befriedigung des Geistes vorzuziehen, dass wir
alles nur benutzen um einen Unterhaltungswert zu generieren der
kurzlebig, unwirklich, schädlich und mechanisch statt lebendig ist.
Ich sehe und erkenne die Möglichkeit des Menschen zu dieser Einsicht
und die daraus resultierende Verantwortung für eine Entscheidung.
Diese Entscheidung ist meine Selbstbestimmung als das Leben als das
ich mich in allem Lebendigen wiedererkenne und darin die
ungebrochene, immerwährende Direktive der Entscheidung für das, was
dem Leben dient, für das, was das Beste ist für alle.
Ich akzeptiere und erlaube dieser
Verantwortlichkeit die sich aus dem Leben ergibt mich als das Leben
das ich bin zu bestimmen und bestimme mich darin selbst.
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