Montag, 14. Juli 2014

Tag 178 - Wird Facebook die Welt retten?

boltron- / Foter / Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)




Ich als Individuum habe es ehrlich gesagt satt auf Facebook nett gerahmte Zitate zur Weltverbesserung zu lesen. Nicht, dass ich diese nicht auch schon zu Hauf geteilt und gepostet hätte. Doch ich frage mich immer öfter: wann fangen die Menschen an selbst etwas zu schreiben zu dem / für das sie stehen können? Warum berufen wir uns immer auf irgendwelche, meist lange verstorbene, als großartig wahrgenommene Persönlichkeiten? Wir halten sie vor uns wie einen Schild oder eine Verkleidung, damit man uns selbst nicht sieht / erkennt und nicht von uns selbst Taten erwartet. Wie eine Bauchrednerpuppe setzen wir uns Persönlichkeiten auf den Schoß, drehen uns zum Publikum und lassen sie sprechen, ohne dabei tatsächlich selbst für die Worte zu stehen, in vielen Fällen verstehen wir sie nicht einmal wirklich. Wer spricht noch selbst? Wer zeigt sich noch selbst, so wie er ist? Wer sagt offen „so bin ich, und ich sehe und verstehe, dass dieses und jenes an meinen Verhaltensweisen inakzeptabel ist, ich habe es so gelernt und akzeptiert und nun werde ich mich selbst verändern, ich werde mich selbst umschulen und mich neu gestalten an einem einzigen Prinzip, dem des Lebens und dem was das Beste ist für alle.“ ? 

Der einfachste Weg.
Gib den Menschen die Möglichkeit ihre Sehnsucht nach Anerkennung, nach Gemeinschaft und nach einem ruhigen Gewissen auf die einfachste Art die möglich ist mit Ersatzhandlungen zu befriedigen und du hast sie geködert, sie beißen sich fest an der Angel. Facebook ist so eine geniale Idee, eine immer wieder in utopischen Szenarien verherrlichte technologische Errungenschaft die die Menschen und ihre Welt verändern soll. Das tut sie nicht. Lediglich die Umsetzung der Verhaltensmuster ändert sich, solche, die in der Öffentlichkeit des Persönlichen Umfelds Hemmungen haben können sich im Schutze der Anonymität jetzt ausleben, die Gehässigkeit, das Verlangen nach Überlegenheit, der Wunsch Besser zu sein, all die kulturell in unsere Charaktere eingefrästen Gedankenmuster werden mit anderen Mitteln verstärkt ausgelebt. Aber eben virtuell, in einer künstlichen Welt. Das Bewusstsein lässt seine Programme in einer Simulation laufen in der zwar wirkliche Menschen reagieren, aber eben durch die Filter einer Maschinerie deren Software genau die gewünschten psychologischen Muster auslöst. Dass diese „Befriedigung“ der menschlichen Wünsche und Sehnsüchte durch künstliche Ersatz-Szenarien die Sucht und die Wirkungstoleranzen nur erhöht zeigt sich an dem exzessiven Gebrauch dieser Medien, dem Verfall des menschlichen Potentials, seiner sozialen Kompetenz, der wachsenden Unfähigkeit vieler vor allem junger Menschen sich überhaupt noch körperlich wahrzunehmen, zu interagieren wenn man sich unter freiem Himmel trifft ohne dabei auf irgendeinen Bildschirm zu starren oder Tasten zu drücken und ohne dass einem Kabel aus den Ohren hängen. Aber neu ist das im Grunde nicht. Vor allem seit ich vor vielen Jahren den Fernseher komplett aus meinem Leben verbannt habe ist mir bewusst geworden, wie stark wir von diesem Mediengerät programmiert werden. Manche Menschen kennen kaum andere Themen und Sichtweisen auf Themen als die, die ihnen in diesen Medien vorgekaut werden. Vereinheitlicht wiederholen sie all das, was dort verkauft wird, selbst das „Querdenken“ wird in den Medien geschickt verkauft, so dass man sich auf eine sichere Weise wie ein eigenständig denkender, vielleicht sogar rebellischer Mensch vorkommen kann, ohne dabei Gefahr zu laufen nicht mehr mitreden zu können  oder gar ausgestoßen zu werden. Und so treffen sich dann die Fernsehgesteuerten und „diskutieren“ indem sie die vorgefertigten Argumente gegeneinander abspulen lassen. 

Manchmal weiß ich überhaupt nicht worum es geht wenn Menschen wie selbstverständlich im Gespräch mit mir davon ausgehen, dass ich gestern oder letzte Woche mehrere Stunden vor dem Fernseher verbracht und mir eine bestimmte Sendung angeschaut habe oder über ein bestimmtes Thema das gerade medial ausgeschlachtet wurde Bescheid weiß, wobei Bescheid wissen in dem Fall bedeutet, dass ich die medial präsentierten Scheinmeinungen kenne und mich für eine davon entschieden habe. Ich glaube ich habe keine Entscheidung in meinem Leben als so befreiend empfunden wie die, keinen Fernseher mehr im Haus zu haben.  Wir glauben es sei unheimlich fortschrittlich und eine logisch-konsequente Entwicklung für unsere Gesellschaft, dass wir mehr und mehr über virtuelle Medien kommunizieren und unsere Profile dort präsentieren. Wir scheinen es kaum erwarten zu können, die Wirklichkeit des physisch-lebendigen hinter uns zu lassen um uns virtuell unendlich und unbegrenzt nach Werten auszugestalten, die eben der Programmierung des Marktes entsprechen, der uns diese Möglichkeiten eröffnet. Eine freiwillige Selbstaufgabe, eine durch Ignoranz und Feigheit selbst gewählte Versklavung. Die einzig wirklich realen Dinge an dieser Welt der social-media sind die Macht und der Reichtum der Eliten des Systems, die unser Herdenverhalten ausnutzen um uns noch mehr und noch gezielter, noch besser zu manipulieren. Diese Menschen wissen genau, was das Leben bereithält, und zwar das wirkliche Leben, denn sie sitzen in Positionen, in denen sie auch die Ressourcen haben das wahre Leben zu „genießen“. Wir aber lassen uns lieber abspeisen und fallen auf die scheinbare Mitbestimmung und unseren angeblichen Einfluss herein ohne zu wissen, dass bereits das was wir uns wünschen manipuliert und beeinflusst ist. Der Missbrauch ist unglaublich, einerseits der an uns selbst, und andererseits der am Leben, am Physischen, Körperlichen, Lebendigen. Denn auch diejenigen die uns mit bestimmen, die das System leiten sind natürlich von derselben selbstsüchtigen Programmierung bestimmt und da sie uns, das Leben und alles was ihnen ihre Macht ermöglicht zu eigennützigen Zwecken nutzen, missbrauchen sie das Leben und hinterlassen Zerstörung anstatt ihre Ressourcen eizusetzen um dem Leben, den Menschen, der Gesellschaft die Möglichkeiten zu verschaffen in gemeinsamer Vielfalt sich frei zu entwickeln um das eigentliche Potential des Menschen entfalten zu können.

Ja, die Problematik ist multidimensional und es ist kaum möglich alle Facetten in einem Abschnitt oder einem Artikel zu umreißen. Doch letztlich ist die Detailarbeit auch nicht unbedingt die des Schreibens, sondern die des alltäglichem Lebens von Moment zu Moment, denn das Ganze in jedem kleinen Moment zu erkennen und jeden Moment im Sinne der Prinzipien des freien Lebens, der Einheit allen Lebens zu er-leben, das wirkliche Hier in Kontrast zu der virtuellen Welt und Ideologie unseres Bewusstseins zu stellen und in Selbstehrlichkeit dieses Bewusstsein zu entflechten und neu mit der Wahrhaftigkeit des Selbst in diesem Moment in Einklang zu bringen, selbstbestimmt, gleich und eins mit allem, das ist eine persönliche Sache, der ganz eigene Weg ins Leben, in die Selbstbestimmung und die unumstößliche Ewigkeit der Einheit allen Lebens. Niemand kann diesen Weg für dich gehen und dir die Verantwortung dafür abnehmen, dass du ihn gehst oder auch nicht gehst. Das ist wohl eine der größten Verblendungen dieser Utopischen Ideale unserer Gedankenwelt, dass wir selbst nicht verantwortlich wären, dass wir nur Mitläufer und Mitspieler seinen, Opfer und gezwungenermaßen Beteiligt an all den Konsequenzen die uns offenkundig ins Gewissen stechen, dem Morden, der Ausbeutung und der Profitgier, dem Benutzen des Lebens und dem Missbrauch der Notlagen anderer. Doch wir sind eins mit alledem, wir sind Opfer und Täter zugleich. Vor allem aber sind wir Heuchler und verlogen, so lange wir so tun als sei in unserer scheinbar abgetrennten und isolierten kleinen Teilwelt alles in Ordnung. So lange wir leben und uns bemühen nur um diese Zeit irgendwie heil zu überstehen und mit einer möglichst reinen Weste herauszukommen. Das ist so würdelos und beschämend. Aber es ist genau das, was wir leben. Es gibt keinen isolierten Teil und alles steht mit allem in Verbindung, kausal, direkt, indirekt, wie auch immer ist der Gedanke der Separation und der isolierten Lösungsfindung weit unter dem geistigen Niveau zu dem wir Menschen eigentlich fähig sind oder sein sollten.

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