Was mache ich hier und wie bin ich hier her gekommen?
(bzw.: Was ich hier mache und wie ich dahin gekommen bin)
Es ist nicht so, dass ich mich von der Verantwortung
lossagen möchte mit dieser Frage. Im Gegenteil. Meine Intention ist es, dieser
Frage auf den Grund zu gehen, und zwar gerade im Hinblick auf meine ganz
persönlichen und eigenen Handlungen und Entscheidungen.
Die Momentaufnahme (10 Selbsturteile):
1. Ich bin zutiefst enttäuscht von
mir selbst.
2. Ich habe große Schwierigkeiten
mich selbst zu definieren.
3. Ich habe ein starkes Verlangen
nach Veränderung.
4. Ich kann diese Veränderung nicht
beschreiben, ich weiß weder wohin ich will, noch was ich
dafür tun kann etwas zu verändern.
dafür tun kann etwas zu verändern.
5. Ich empfinde mich selbst als
unzulänglich in fast allen Bereichen.
6. Ich habe starke Schuldgefühle,
weil ich das Potential und die Ressourcen die mir zur
Verfügung stehen nicht nutze.
Verfügung stehen nicht nutze.
7. Ich habe keine
Schwierigkeiten mich als Versager zu definieren.
8. Das Leben das ich führe kommt mir
fremd und aufgezwungen vor.
9. Ich verstehe mich selbst nicht,
bzw. vermeide es, mich selbst wirklich aufrichtig zu
hinterfragen.
hinterfragen.
10. Ich stecke fest.
Auslegung:
1. Die Enttäuschung im Sinne der Definition des Wortes als
eine Wegnahme einer Täuschung hängt mit der Selbsttäuschung zusammen, die ich
über mich und von mir selbst gestaltet und aufrechterhalten habe. Ich habe ein
diffuses, schwer fassbares, von Emotionen geprägtes Bild von mir selbst. Ich
sehe mich als einen Menschen mit einer bewegten Vergangenheit, die vornehmlich
von einer Aneinanderreihung von Fehlschlägen und mittleren Katastrophen
bestimmt zu sein scheint. Ich habe immer wieder Wege beschritten und diese
wieder vorzeitig verlassen, habe keine Kontinuität und keinen Biss, keinen Ehrgeiz bewiesen. Ich
habe keine Erfolge vorzuweisen, keine Leistungen erbracht die mich in
irgendeiner Weise nach offiziellen Maßstäben auszeichnen würden. Bei alledem habe ich aber von mir selbst die
Überzeugung getragen, dass ich durchaus in der Lage gewesen wäre und bin, diese
Leistungen zu erbringen. Warum und weshalb ich das dennoch nie zu meiner
Zufriedenheit geschafft habe war mir nie wirklich klar, und ich habe über viele
Jahre hinweg die Verantwortung dafür im Verhalten anderer gesucht und die
Umstände meines Lebens beschuldigt. Heute weiß ich, dass ich in der Lage bin
vieles zu schaffen, dass ich mir selbst im Weg gestanden habe weil ich mir
selbst nicht vertraut und mir selbst nie wirklich etwas zugetraut hatte und
weil ich die Disziplin nicht aufbringen wollte durchzuhalten. Ich habe mich
immer verleiten lassen den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und dabei
immer zur Rechtfertigung ein Gefühl und eine Vorstellung herangezogen die in
etwa so lautet: Ich habe so viel Pech gehabt und mir wurde so viel
vorenthalten, anderen geht es viel besser und sie haben es leichter. Deshalb
steht es mir zu, jede Möglichkeit des persönlichen Vorteils, jede Möglichkeit
der Bedürfnisbefriedigung zu ergreifen ohne mich dabei um meine
Verantwortlichkeiten und die Folgen dieses kurzsichtigen Handelns kümmern zu
müssen.
Eine Urteilsfreie Betrachtung dieser Selbstrechtfertigung
deckt folgendes auf:
Wenn es so ist, dass andere Menschen ein „besseres“ Leben
und es allgemein leichter haben, dann gibt es mir das Recht, meiner
Verantwortung für mein Leben so wie es ist den Rücken zuzukehren und mich mit
diesen Menschen zu messen, indem ich mir nehme was ich an Komfort,
Bequemlichkeit und Befriedigung bekommen kann. Den Vergleich mit den „anderen“
Menschen und ihrem Leben ziehe ich dabei auf der Grundlage meiner Vermutungen
und Interpretationen ihres Alltags und diese richten sich von mir unbemerkt
ausschließlich nach dem Konzept meiner eigenen Selbstrechtfertigung. Diese
Interpretationen werden also meine ganz
persönlichen Vorlieben, Wünsche und Bedürfnisse in die Leben dieser Menschen
hineinprojizieren. Die Wirklichkeit der Lebenssituation und die Systemischen
Bedingungen der Lebenswelt machen es für mich aber unmöglich, dieselben
Möglichkeiten die anderen Menschen zur Verfügung stehen für mich zu nutzen.
Ganz banal was die finanziellen Mittel angeht, beispielsweise. Daher werden
meine Mittel zur Bedürfnisbefriedigung nur Ersatzmittel sein. Letztlich bedingt
die soziale Situation eines auf der Basis von Neid und Trotz geführten Lebens
ohne klare Zieldefinition und Prinzipien, dass diese Ersatz-Befriedigungen die
eigene Situation noch verschlechtern, oder gar die eigene Gesundheit gefährden.
Ganz davon abgesehen, wie diese Menschen in ihre Situation gekommen sind, in
der sie es angeblich „besser“ haben als ich, wird mein Leben auf dieser Ebene
von meinen Imaginationen und meinem Wahn bestimmt. Dieser kann verschiedenste
Formen annehmen, er kann in Hass ausarten, er kann mich zu einem Süchtigen von
bestimmten Substanzen werden lassen, die mir scheinbar Ersatzbefriedigung
verschaffen, er kann rein auf die sozialen Statussymbole ausgelegt sein so dass
ich diese zu erlangen versuche ohne wirklich hinter dem zu stehen, was sie
repräsentieren, er kann auf die emotionale Ebene eines „besseren“ Lebens
ausgerichtet sein, so dass ich immer wieder nach den Momenten suche, die mir
eine solche Emotion verschaffen so wie ich sie mir in meinen Vorstellungen erwünsche,
aber in jedem Fall ist er Selbstzerstörerisch, weil er die eigene
Verantwortlichkeit, vor allem auch für die realen Konsequenzen solchen
Verhaltens zu ignorieren versucht.
Diese Wahnhafte Flucht vor der Eigenverantwortung lässt alle
Vernunft und alle verstandesmäßigen Möglichkeiten einer Selbstreflexion in
Anbetracht und Analyse der realen Lebensumstände von vornherein außer Acht. Es
ist ein vornehmlich mental konstruiertes Lebenskonzept das einer Ideologie
entspricht die der reine Selbstzweck ist. Dabei werden die tatsächlichen
Bedingungen nur insoweit beachtet, als sie der persönlichen
Bedürfnisbefriedigung des mentalen Konstruktes der Ego-Persönlichkeit von
Nutzen sind. Alle andere Gegebenheiten menschlicher Fähigkeit, die Subsumtion
der Konsequenzen des eigenen strategischen Handelns, die Wahrnehmung des
eigenen Selbst als die Person in einer tatsächlichen Situation, die Möglichkeit der Selbstbestimmung und der
Selbstdisziplin zielgerichteten Handelns, werden bewusst ignoriert. Es wird also
eine Selbst-Täuschung aufgebaut, weil sie der Selbst-Sucht der unmittelbaren
Bedürfnisbefriedigung gelegen kommt. Der freiwillige Verzicht auf einen Teil
der eigenen Fähigkeiten aufgrund egoistischer Motive entlarvt einerseits die
selbstzerstörerische Natur des eigens aufgebauten Egos und andererseits die
Eigenverantwortung für die eigene, tatsächliche Lebenssituation, vor allem aber
natürlich auch für die universalen Konsequenzen des selbstsüchtigen Handelns.
Davon abgesehen schwelt im Hintergrund des Bewusstseins das Wissen um die
Sinnlosigkeit dieses Selbstbetrugs und die Wahrheit über die Wertlosigkeit
dieser künstlichen Strukturen für das eigene Selbst. Das Schuldgefühl ist also
zumindest in Teilen offensichtlich in dem Wissen um den alltäglichen Selbstbetrug
begründet. Die Enttäuschung ist eine logische Konsequenz eines anhaltenden
Versuchs der Aufrechterhaltung schwankender, unsteter und substanzloser
Strukturen die in der Begrenztheit der mentalen Fähigkeiten begründet ist. Ein
gedankliches Konstrukt kann nur so lange bestehen und wachsen, sich verändern
und entwickeln, wie das eigene Bewusstsein in der Lage ist sich zu erinnern,
Bezüge wieder herzustellen und die Vielseitigkeit und Vielfältigkeit der realen
Umstände in das enge Konzept der Selbstsucht einzufügen.
Aus der Ent-Täuschung resultiert die Hilflosigkeit die die
Schwierigkeiten der Selbstdefinierung
darstellt. Die (vor)getäuschte Identität hat versagt, sie konnte nicht aufrechterhalten
werden, was bleibt ist ein unbekanntes Selbst, eine Unsicherheit, etwas
scheinbar Fremdes. Die Reaktion ist in natürlicher Weise mit Ängsten verbunden.
Diese Ängste werden verstärkt und gerechtfertigt durch das Verlangen nach
Geborgenheit im „Gewohnten“. Doch dieses Gewohnte ist bereits als Täuschung
entlarvt, bietet also auch keinen scheinbaren Schutz mehr.
Ein Verlangen nach Veränderung das auf dieser Basis der
Verängstigung und der gefühlte Leere und einem empfundenen Verlust beruht kann
dann dazu führen, dass diese Veränderung in einem ähnlichen Konzept wie dem
ursprünglichen gesucht wird. Man versucht, ein neues Gebilde der
Selbsttäuschung aufzubauen, indem man das ursprüngliche einfach nur verändert.
Man kann dadurch beispielsweise neue Feindbilder schaffen, die Schuld für das
eigene Versagen nun anderen zuschreiben, sich einen neuen Lebensweg suchen,
neuen Systemen oder Ideologien folgen ohne sich dabei auch nur einen Deut
besser zu verstehen. Tatsächlich macht man immer wieder diesen Fehler sich ein
neues Weltbild zu erschaffen, nur um sich selbst den Blick auf die eigene
Verbundenheit und die eigene Verantwortung sowohl für sich selbst, sein eigenes
Leben als auch die Umstände in denen es sich befindet zu verstellen. Ein auf
und Ab, neue Bilder, neue Reize, neue Ziele sorgen für ein Gefühl der Erregung,
eine Leidenschaftlichkeit die rein emotional ist und dem Ego als Futter dient,
nicht aber dem eigentlichen Leben das man führt als Basis. Daher kommt derselbe
Moment der Enttäuschung fast zwangsläufig und verstärkt noch das Gefühl des
Versagens, der Nutzlosigkeit und der Sinnlosigkeit eines jeden Unterfangens.
Wie auch immer, wann auch immer dieser Moment kommt -und bei manchen mag er
niemals kommen, weil ihre Konzepte der Selbsttäuschung gepaart mit
privilegierter Stellung im System so gestärkt und clever ausgearbeitet sind,
dass sie ein Leben lang anhalten können- er bietet einem die Chance sich selbst
zu finden und sich daraufhin zu verstehen, sich selbst kennen zu lernen und
einzusehen, dass nur das Selbst-Bewusstsein das die Eigenverantwortung in Einheit
und Gleichheit mit allem anderen Wahrhaftigkeit besitzt und einen
substanziellen Boden für die eigene Sinnentfaltung bieten kann. Nur das
Bewusstsein für die Wirklichkeit der eigenen Beteiligung an allem und die Möglichkeit
des eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Einflusses anerkennt die
Fähigkeiten und das gesamte Potential eines menschlichen Lebens. Das ist dann
der Weg wirklicher Veränderung, der grundlegenden Veränderung des eigenen
Selbst und der Natur der Selbst-Täuschung des Bewusstseins.
Wieder ist es die eigene Verantwortung diesen Moment der
Enttäuschung und der Frustration, das Verlangen nach Veränderung zu nutzen und
sich den Ängsten vor der Einsicht in das unbeachtete wahre Selbst zu stellen.
Wenn man sich eingesteht was man geworden ist, in vollem Umfang und sei die
Einsicht auch noch so schmerzhaft, kann man sich eben auch wahrhaft und
aufrichtig ändern. Etwas, das ich nicht kenne oder kennen will kann ich nur
ignorieren, unterdrücken oder gewaltsam beiseiteschieben. Aber all diese
Maßnahmen beseitigen nicht das Problem, sondern schaffen nur neue
Schwierigkeiten, da sich die ursächlichen Unsicherheiten und die Schuldgefühle an allen Schwachstellen der künstlichen
Persönlichkeit Freiraum verschaffen werden.
Dies führt zu einem permanenten Kampf, zu einer immer
wiederkehrenden Situation der Unterdrückung oder Bekämpfung eben der
Unsicherheit, die aus dem verdeckten Wissen um die Unaufrichtigkeit mir selbst
gegenüber herrührt und darauf hinweist, dass ich mich in meiner künstlichen Ummantelung
nicht sicher fühlen sollte. Alle
Anstrengung sich auf diesem Fundament gedanklicher Konzepte zu bewegen und zu
bewähren ist letztlich vergebens und wird auf die eine oder andere Weise
scheitern müssen, weil eben die Basis eine reine Einbildung ist. Die Prämisse
ist fehlerhaft. Das führt natürlich zwangsläufig zu immer weiteren
Unsicherheiten und dem Gefühl der persönlichen Unzulänglichkeit für die
wiederum Verantwortliche Umstände gefunden werden müssen, um der Annahme der
eigenen Fehlbeurteilungen zu entgehen und die selbstehrliche Selbstanalyse zu
vermeiden.
Wenn aber die Suche nach Verantwortlichen Umständen und/oder
Personen nicht mehr ausreicht um die emotionale Selbstbewertung durchzusetzen
und wenigstens temporäre Beruhigung oder das Gefühl einer Sicherheit zu
erlangen, dann kann sich das anklagende Konstrukt gedanklicher Rechtfertigung
auch gegen dich selbst richten, genauer gesagt gegen die Person/Persönlichkeit
die man eben zu sein glaubt und zu der man sich gemacht hat. Denn in dieser
Vorgehensweise bietet sich die Möglichkeit einer Kapitulation vor dem
Mechanismus der Selbstverurteilung indem man sich als Versager oder als
unfähige Person wahrnimmt und endgültig akzeptiert. Darin liegt eine scheinbar
dauerhafte Befriedigung oder Befriedung die natürlich nicht wirklich ist. Es
scheint eine Flucht nach vorn zu sein bei der man die ohnehin aus dem eigenen
Verhalten resultierenden Konsequenzen bereits vor dem Eintritt als Notwendigkeiten
voraussetzt und somit dem eigenen Verhalten eine Sicherheit gibt die mit einem
freiwilligen Sturz in unbekannte Tiefen vergleichbar ist. Man versucht gar
nicht erst mehr, überhaupt etwas Sinnvolles zu verwirklichen, man schreibt den
Erfolg jeder Handlung von vornherein ab und bildet sich ein, nicht mehr selbst
verantwortlich zu sein. Allerdings hat man lediglich das verantwortungslose
Verhalten bewusst als einen Teil der eigenen Natur akzeptiert und bleibt
natürlich umso offensichtlicher (sollte man meinen) verantwortlich für die
Konsequenzen des eigenen Handelns und der persönlichen Entscheidungen.
In dieser fatalistischen Akzeptanz einer selbst gewählten „Versager-Persönlichkeit“
lebt man ebenso wenig selbstbestimmt und gibt sich freiwillig in die Hände
dieses mentalen Konstrukts. Immer dann, wenn das Verlangen nach
Selbstbestimmung und nach der freien Entfaltung eines eigenverantwortlichen
Selbst an die Oberfläche tritt und sich in der Unzufriedenheit mit dem Verlauf
des eigenen Lebens zeigt, wirkt dieser Zustand als fremdbestimmt und
aufgezwungen, was er ja auch ist. Allerdings, und hier beißt sich die Katze in
den Schwanz, von dir selbst. Die eigene Ergebenheit gegenüber der Person/Natur
die man sich selbst zugewiesen hat ist die eigene Entscheidung und die eigene
Verantwortung, doch will und kann man das sich selbst natürlich nicht
eingestehen, denn das würde das gesamte System des permanenten Selbstbetruges
aus den Angeln heben und unwirksam machen, so dass man wieder vor der
Fremdartigkeit und dem Unbekannten des eigenen Selbst in Einheit und
Gleichheit, in universaler Verantwortlichkeit stehen würde. Davor aber hat man
die größte Angst, der Grund warum man überhaupt diese Anstrengungen sich selbst
derart zu blenden auf sich genommen hat.
Alle Konsequenzen die aus einer verantwortlichen Annahme der
eigenen Person als Schöpfung der persönlichen Zustimmungen und Bewertungen
resultieren würden stehen im totalen Gegensatz zu der kurzsichtigen Sucht nach
Bedürfnisbefriedigung und persönlichem Vorteil in permanenter Suche nach
energetischer Aufladung die das Ego als reines Gedankenkonstrukt benötigt um
sich durch emotionale Reibung, durch das Erleben von Gefühlsmomenten der Auf-
und Entladung immer wieder seiner eigenen Existenz zu versichern. Diese bleibt
dabei immer nur ein temporärer Annahmefaktor, eine Einbildung die in ihrer Art,
in ihrem Zustand und ihrer Konsequenz immer variiert und nicht verlässlich,
vertrauenswürdig oder zuverlässig sein kann. Die Einsicht in die Einheit und
die Verantwortlichkeit für das Leben im Ganzen bedeutet auch zu akzeptieren,
dass die Welt so wie wir sie alle mitgestaltet und getragen haben neu geordnet werden
muss und dass dieser Prozess der Umkehr notwendigerweise ein langwieriger und
schwieriger Weg ist, der die Selbstdisziplin und das Verantwortungsbewusstsein
eines jeden abverlangt. Notwendig und unerlässlich aber ist dieser Weg, wenn
wir tatsächlich als Menschen in Würde und zusammen leben wollen, so dass wir
unser Potential gemeinsam entfalten können, entsprechend unserer tatsächlichen
Fähigkeiten und Möglichkeiten. Aller Wahn und Glaube kann den Verrat am Leben
selbst den wir Menschen begehen und begangen haben nicht verdecken oder
ungeschehen machen, und rechtfertigen schon gar nicht. Denn was sind Wahn und
Glaube oder aber der Fatalismus anderes als die freiwillige Ignoranz gegenüber
der Wirklichkeit, der Wirklichkeit der Welt die wir gestaltet und akzeptiert
haben, und der Wirklichkeit unserer tatsächlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten
als Menschen? Dieses Verhalten, das ziemlich exakt das der Menschen überall auf
der Welt, in den Systemen und den politischen Strukturen beschreibt, ist nicht
nur ein einfacher Verrat am Leben selbst, es ist auch noch ein unvergleichlich
feiger Verrat.
Ich stecke fest – das beschreibt eben genau den Zustand der
sich durch den Kreislauf immer wiederkehrender Ent-Täuschungen und erneuter
Selbstaufgabe durch das Schaffen neuer gedanklicher Rechtfertigungen und
imaginärer Persönlichkeitsmerkmale bei gleichzeitigem Wissen um die
Wirklichkeit der Angst vor sich selbst und der eigenen Verantwortung ergibt.
Dabei ergeben sich in jedem Moment der Ent-Täuschung Möglichkeiten
den Kreislauf zu durchbrechen und einmal den Weg direkt in die Angst zu gehen
und sich ihr – und damit sich selbst – zu stellen.
Auch diese Entscheidung obliegt allein der
Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen.
Tatsächlich ist also die Frage „Was mache ich hier und wie
bin ich hier her gekommen?“ nur an sich selbst zu stellen, da sie
ausschließlich von dir selbst in aller Tiefe und in allen Details beantwortet
werden kann. Man muss es aber auch wollen, man muss sich dieser Antwort
stellen, weil sie keine einfache, schnelle Lösung bereithält, sondern in aller
Regel zunächst eine schmerzhafte, peinigende Erkenntnis, nämlich die der
Lebenslüge auf deren Basis man sein bisheriges Leben geführt und seine
Entscheidungen getroffen hat. Es ist also nicht überraschend, dass vor allem
diejenigen Menschen die sich soweit zum Opfer der Systeme gemacht haben, dass
ihnen alles zu entgleiten droht, die sich existenziell und in ihrer Identität
extrem bedroht fühlen die Entscheidung zur Selbstbefreiung von der eigenen Lüge
treffen und bereit sind, sich dieser enormen Angst zu stellen. Denn sie haben
bereits viel ertragen und sich selbst leiden lassen. Ein Mensch der sich noch
in der rosaroten Wolke des Komforts eines räuberischen Systems und der
parasitären Gesinnung befindet wird sich zunächst kaum davon befreien wollen,
bis er bemerkt dass die rosarote Färbung seiner Wolke vom Blut des Lebens
vieler anderer herrührt und es ihm klar wird, dass er eins mit ihnen ist und
der Unterschied der Wertigkeiten reine Einbildung ist.
Fortsetzung vorgesehen.
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