Fortsetzung zu
Teil 2 - Die Flucht ins Bewusstsein
Haben wir als Menschen uns eigentlich
jemals gefragt wie es wäre, oder wie es sein könnte, völlig frei
zu sein von den inneren Konversationen, die fast immer
Konfliktcharakter haben, frei zu sein von den unbeabsichtigten
Zweifeln, den Unsicherheiten und dem Gefühl der Hilflosigkeit
gegenüber wichtigen, lebensbestimmenden Entscheidungen? Haben wir
jemals wirklich in Erwägung gezogen wie entmachtend und
einschränkend sich diese Selbstgespräche auf uns und unser Leben
auswirken und wie sinnvoll sie tatsächlich sind? Das Bestreben diese
Unsicherheit und diese Wankelmütigkeit zu überwinden, indem wir
eine Persönlichkeit entwickeln die eine Selbstsicherheit konstruiert
welche auf kraftvoller Dominanz basiert und eher eine gewisse
Starrsinnigkeit repräsentiert als eine bewusste, vernunftsbasierte,
aus dem Moment heraus getroffene, richtungsweisende und
selbstbestimmte Entscheidungsfähigkeit, führt weder zu einer
profunden Selbstsicherheit und Authentizität, noch zu einem wahren
Verständnis der Herkunft und Ursache des ursprünglichen Problems,
das sich aus diffusen Ängsten und vorprogrammierten Befürchtungen
konstituierte.
Das Leitmotiv dieser aus Angst
geborenen Unsicherheit ist letztendlich immer das Selbstinteresse der
Persönlichkeit, die in ihren grundlegenden charakterlichen
Eigenschaften ja eine zutiefst verunsicherte, unvollkommene und
unselbstständige Persönlichkeit ist, was dazu führt, dass dieses
Selbstinteresse vor allen Dingen dem Verlangen nach Sicherheit und
Vervollkommnung eben dieser unfertigen Struktur folgt. Da diese
Persönlichkeit eine Vorstellung geformt aus den mit emotionalen
Mustern verknüpften Gedanken des Bewußtseins ist die zwar geprägt
wird durch die Erfahrungen des Menschen mit und in seinem Umfeld,
aber dennoch getrennt von allem, isoliert in der Vorstellungswelt des
Menschen zu existieren scheint, ist diese Art des Selbstinteresses
ein Motiv das die Verfolgung der persönlichen Ziele über die
Interessen der das Umfeld bildenden Gemeinschaft stellt, da die
Persönlichkeit als Vorstellung des eigenen Bewusstseins die äußere
Welt immer nur als Ressource für die Sammlung von Erfahrungen und
Erlebnissen nutzt um die angestrebte Vollständigkeit als
idealisierte Vorbedingung für die Selbstsicherheit zu erreichen.
Doch diese Art der Selbstsicherheit ist
immer abhängig von der affirmativen Bestätigung der bestehenden,
gesellschaftlichen und kulturellen Ordnung und deren Prinzipien.
D.h., es ist eben keine Selbstsicherheit, sondern eine Abhängigkeit
durch die die Person zu einem fremdbestimmten, durch Reaktionen,
vorprogrammierten Erwartungshaltungen, Belohnungssystemen und Soll
Erfüllung konstituierten Wertesystem wird.
Dieses Prinzip der Selbstidentifikation
in Abhängigkeit von bestehenden Wertesystemen wird dem Menschen
bereits während der elterlichen Erziehung grundlegend untergejubelt.
Denn betrachtet man gewöhnliche und übliche Erziehungsmethoden,
dann erkennt man schnell, dass der Mensch durch angewandte
Reizreaktion und Belohnungssysteme konditioniert wird, und weniger zu
eigenständigem Denken, Handeln und organisieren durch freie
Beobachtung angeleitet wird, denn das würde voraussetzen, dass die
Eltern, bzw. die erziehungsberechtigten Personen einen wahrhaftigen
Vorbildcharakter erfüllen, indem sie die zu vermittelnden Prinzipien
und Werte tatsächlich Vorleben. Interessanterweise laufen aber die
Werte die wir unseren Kindern vermitteln möchten, die menschlichen
Ideale, Moralvorstellungen, Mitgefühl, Empathie, Hilfsbereitschaft
und gegenseitiger Respekt in vielerlei Hinsicht konträr zu den
realen Bedingungen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Das
kommt nicht zuletzt daher, dass diese Werte die wir uns als Menschen
zuschreiben möchten lediglich in unserer Vorstellung existieren und
daher einen humanistischen Idealismus repräsentieren, den wir nur
durch tatsächliches Leben eben dieser Eigenschaften verwirklichen
könnten. Doch daran hindert uns eben die scheinbare Isolation
unserer selbst in unserer gedanklichen Selbstwahrnehmung als reine,
bildhafte, ideologische Vorstellung einer Person. Es kommt daher
immer wieder zu dem inneren Konflikt mit der Wirklichkeit, da wir
spüren, dass unsere verinnerlichten Ideale der Selbstwahrnehmung von
uns als Mensch, mit der gegenläufigen Wahrhaftigkeit des realen
Gesellschaftslebens kollidieren. Dabei ist diese Manifestation des
tatsächlich realen gesellschaftlichen Lebens eine Projektion der
Wahrhaftigkeit unserer Existenz als menschliche Wesen, die ihre
Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit zu Gunsten des Rückzugs
in die innere, gedankliche Interpretation unserer selbst und der Welt
abgeben, und nun sozusagen mit leeren Händen dem Leben gegenüber
stehen, und spüren das sie nun immer mehr an Grund und Substanz
verlieren, da sie alle Werkzeuge die sie zu handlungsfähigen,
eigenständigen und vernunftsbegabten Wesen werden lassen aufgegeben
haben.
Diese Werkzeuge sind tatsächlich
Werkzeuge des Bewusstseins, wobei sie gleichermaßen dazu dienen
können, die Verlockungen der Selbstaufgabe durch den Rückzug in die
innere Gedankenwelt und das Bilden überwertiger Ideen der
Selbstidentifikation als eine lediglich aus Gedanken konstruierte
Persönlichkeit und der Verneinung aller realen Bedingungen und
Konsequenzen zu überwinden. Dieser Schritt aber würde bedeuten, zu
einem wahrhaftig lebendigen Wesen zu werden, und zwar durch die
selbstbestimmte Entscheidung das Bewusstsein, das menschliche
Potential zu benutzen um das Leben als das was es ist zu
würdigen und zu verwirklichen, in einem selbstbestimmten und
eigenverantwortlichen Prozess, anstatt vom eigenen Bewußtsein
benutzt zu werden. Diese Entscheidung bringt zwingend die Einsicht in
die Einheit und die Gleichwertigkeit allen Lebens mit sich, da sie zu
selbstehrlicher Selbstschau und dem Erkennen der Konsequenzen des
eigenen Handelns, bzw. der eigenen Handlungsmotivation in
größtmöglichem Umfang befähigt. Das ist im Grunde keine schwer zu
erlangende Erkenntnis, bzw. ist sie eben genau so schwer zu
erkennen, wie der Aufwand schwer war der getrieben wurde um sich
selbst vor dieser Einsicht zu verstecken und sich in Ignoranz zu
schulen. Erstaunlich. wieviel unserer Energie, unserer Lebenszeit und
unserer Ressourcen wir allein darauf verwenden uns vor den
Konsequenzen unserer eigenen Verantwortungslosigkeit und
Rücksichtslosigkeit zu bewahren. Nicht nur, dass wir vor ihnen
davonlaufen, dass wir einen Lebensstil kreieren der fast gänzlich
auf der Ausbeutung Schwächerer, bzw. dem Erzeugen eines
Machtgefälles in erster Instanz und der daraus folgenden Ausbeutung
dieser gewaltsam 'Besiegten' Teile der Weltbevölkerung begründet
ist, nein, wir haben auch ein System geschaffen, dass es den
mächtigsten dieses brutalen und gewalttätigen Eroberungzuges, den
sogenannten reichsten Ländern, was innerhalb dieser
Systematik gleichbedeutend ist mit einflussrecihsten Ländern
- (was ja nicht unbedingt gleichbedeutend sein müsste, wenn
man es einmal wagt aus der Box herauszudenken wird man das schnell
verstehen) - erlaubt sich von den realen Konsequenzen sozusagen
freizukaufen. Dadurch werden natürlich nicht dei Konsequenzen selbst
beseitigt oder in Luft aufgelöst, denn die Wirklichkeit ist
unbestechlich, das Leben, die Realität des Lebens lässt sich nicht
beeindrucken von mentalen Wahnideen, sondern sie werden lediglich
weit weg abgeschoben, verlagert, auf andere Lebewesen umgewälzt, die
dann die schwere Last der Konsequenzen unseres verantwortungslosen
Missbrauchs am Leben zu ertragen haben. Das ist unsere Welt, das ist
unsere Realität, so stellt sie sich alltäglich unumstößlich dar.
Ob es nun die auf monopolistischen Profitgeschäften begründeten
Hungersnöte der ausgebluteten Menschen in Teilen Afrikas und
Südamerikas, die unter unwürdigsten Bedingungen für einen
Hungerlohn schuftenden Kinder, Frauen und Männer Indiens, Vietnams
oder Chinas sind, ob es die verpestete Luft industrieller
Ballungszentren oder die allgemeine Vergiftung und Zerstörung der
weltweiten Ökosysteme im Namen einer Vernichtungsmaschinerie die wir
'Wirtschaftswachstum' nennen ist, ob es der tagtägliche Holocaust an
den Tieren den wir im Namen einer überflüssigen, würdelosen
Überflußproduktion von billigen Nahrungsmitteln und der
illusionären Aufrechterhaltung sogenannter 'Vielfalt' als
Konsum-Zeichen einer fortschrittlich zivilisierten Kultivierung ist,
all das sind tragische, aber sehr reale Konsequenzen menschlicher
Handlungsweisen, menschlicher Entscheidungen und Toleranzen. Nichts
davon aber birgt auch nur ein Fünkchen von dem in sich, was wir uns
hinter der Stirn, hinter all den imaginären Selbstrechtfertigungen
und Scheinlegitimationen unserer Mitläuferschaft an menschlichen
Werten einbilden. Nichts dieses imaginären Wertes und schon gar
nicht der ÜBER-Wert den wir uns als Menschen zuschreiben ist real.
Zu sagen 'wir könnten aber...' bedeutet
gar nichts, denn erst das gelebte Wort macht uns wirklich zu
Menschen. Erst die Tat ist lebendig.
Derzeit sind wir nichts weiter als eine kranke Spezies, erkrankt durch unnatürliches, dem Lebensdrang widerstrebendes Verhalten das wir uns selbst aufzwingen. Wir leiden unter einem Hospitalismus der aus den eigens geschaffenen Zwängen entsteht, ohne dass wir ihn als eine pathologische Erscheinung verstehen würden. Wir nehmen ihn stattdessen als unsere Natur wahr und glauben machtlos gegen sie zu sein. Doch letztlich zeigen wir selbstzerstörerisches, sinnloses, aggressiv-mörderisches Verhalten, etwas, das man sonst fast ausschließlich bei Lebewesen feststellt, die unter lebensunwürdigen, widernatürlichen Bedingungen gefangen, gequält, gefoltert oder ausgehungert werden.
Fortsetzung folgt...
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http://equalmoney.org
Derzeit sind wir nichts weiter als eine kranke Spezies, erkrankt durch unnatürliches, dem Lebensdrang widerstrebendes Verhalten das wir uns selbst aufzwingen. Wir leiden unter einem Hospitalismus der aus den eigens geschaffenen Zwängen entsteht, ohne dass wir ihn als eine pathologische Erscheinung verstehen würden. Wir nehmen ihn stattdessen als unsere Natur wahr und glauben machtlos gegen sie zu sein. Doch letztlich zeigen wir selbstzerstörerisches, sinnloses, aggressiv-mörderisches Verhalten, etwas, das man sonst fast ausschließlich bei Lebewesen feststellt, die unter lebensunwürdigen, widernatürlichen Bedingungen gefangen, gequält, gefoltert oder ausgehungert werden.
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AntwortenLöschenAuf den Punkt gebracht! Vielen Dank Bastian! (Beim vorherigen Kommentar ist was daneben gegangen - darum 'gelöscht')
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