Mittwoch, 19. Dezember 2012

Tag 93/94/95 - Experimente mit Selbsthypnose / Wer ich bin in Gedanken verloren (T3)


Wer ich bin und wer nicht ist keine spirituelle Frage. Wer die Antwort in der Spiritualität sucht, der wird sich unweigerlich verrennen, sich mehr und mehr verlieren in Gedanken, Fantasien und Illusionen, die alle geprägt sind durch den eigenen, ganz persönlichen Charakter, durch die Konstrukte seiner Erinnerungen, Emotionen, Erlebnisse und Erfahrungen, und da sie abstrakte, in neue, esotherische Rahmen gepresste Projektionen der eigenen Persönlichkeitsstruktur sind, erwecken sie den Eindruck übernatürlich, fantastisch real und treffend zu sein. Sie fügen sich ein in die ohnehin schon vorprogrammierte und ausgelegte Interpretationsschablone des eigenen Unterbewußtseins. Dort bilde ich mir eine eher schwammig diffuse Vorstellung einer erhabenen, unfassbaren Existenz als eben diese Idee, losgelöst und im Grunde unabhängig von der Wirklichkeit meines Physischen Erlebens. Diese geistige Identität und der Wunsch sich völlig in ihr aufzulösen wird so stark, dass in alltäglicher Routine die Wirklichkeit kontinuierlich und konsequent verleugnet und ignoriert wird.. Vor allem aber die eigene Beteiligung und Verantwortlichkeit für die Konsequenzen einer verträumt surrealen Lebensweise deren wahrhaftige, physische Auswirkungen als absurde Auswüchse in selbstzerstörerischer Blindheit münden. Fatal, fatal, Opfer sind wir des Systems, doch sind wir gleichermaßen seine Schöpfer. Unser eigenes Schicksal liegt tatsächlich in unseren händen und das ist nicht nur eine das Herz erwärmende Vorstellung, ein harmloser Glaube an dem ich mir in schwierigen Zeiten das Gemüt erhellen kann. Das ist tatsächlich so und zeigt sich in allen erdenklichen Konsequenzen tagtäglich in den Fakten und Fällen unserer Existenz. Es ist nur noch niemals wirklich realisiert und verantwortungsbewußt umgesetzt worden, denn das Schicksal des Lebens in die eigene Hand zu nehmen bedeutet in erster Linie voll und ganz die Verantwortung zu akzeptieren die mit dieser Entscheidung einhergeht. Ich kann zwar versuchen an diese Möglichkeit der eigenen Entscheidung nur zu glauben, doch ist das nichts weiter als ein Selbstbetrug der dazu dient, die eigene Feigheit zu verbergen und sich mit einer reinen Idee zu schmücken die keinen Wert und keine Substanz hat, denn die Idee und der Glaube an sie sind irrelevant, da die Möglichkeit der eigenen Entscheidung ganz real ist. Die Entschuldigung lediglich ein Machtloses Opfer des Systems zu sein hält immer wieder her für die unmündige Feigheit des menschlichen Individuums als Persönlichkeit, als Produkt einer kulturellen Prägung sich eben nicht aus eigener, selbstbestimmter Entscheidung 'einzubringen'. Wobei die einzig wirklich relevante kulturelle Prägung in unserer Zeit die der Kultur des Geldsystems, eine Kultur des Profits um jeden Preis ist. Doch ist auch diese letztlich ein Produkt der mentalen Projektionen, der charakterlichen Verhaltensprägungen, des Denkens und mitmachens, der Hemmnisse und Ängste die wir in uns und an uns selbst immer weiter vertieft und sozusagen 'kultiviert' haben. Aber natürlich ist eben auch das 'nicht-Handeln' eine Handlung, konsequent gedacht ist sie sogar als solche eine selbstbestimmte Entscheidung und birgt somit auch die Verantwortlichkeit in vollem Umfang.

Viel lieber aber als uns selbst zu stoppen in diesem 'Getrieben-Sein' und 'Mitlaufen' ist uns da aber die Einbildung einer Opferrolle, einer schicksalhaften Vorbestimmung, dass wir irgendwo auf unserem spirituellen Weg der Ekenntnis uns selbst verloren haben und dass diese physische Existenz nur dazu dient uns selbst auch ja wieder zu entdecken, dass diese Welt und die menschliche Natur nur Prüfungen seien die uns von höheren Mächten auferlegt wurden, damit wir irgendwann erkennen können, dass wir ebenso erhaben und übernatürlich sind wie sie. Wahnsinn.
Wir programmieren uns selbst. Nicht nur in diesen uns wichtig erscheinenden Entscheidungen, den Wünschen und den Verlangen die wir verspüren und zu erreichen versuchen, sondern immer, in jedem Moment, in jeder Millisekunde in der wir Entscheidungen scheinbar selbständig treffen.
Dieses sich selbst programmieren, durch bewußtes oder unbewußtes Bewerten von Situationen, Menschen, Gedanken und uns selbst, dadurch dass wir bestimmte Ankerpunkte setzen in unserem emotionalen Erleben, diese Empfindungen dann mit bestimmten Orten, Gerüchen, Bildern, Geräuschen oder Worten verknüpfen und diesen Zusammenhang dann so in unserer Erinnerung abspeichern, dadurch Hypnotisieren wir uns sozusagen selbst, wir folgen den Strukturen des Bewußtseins und des Unterbewußtseins, die wir selbst zwar mitgestalten, über deren genaue Auswirkungen und Funktionsweisen wir selbst aber viel zu wenig wissen um daraus tatsächlich freien Nutzen ziehen zu können, um wirklich eigenständig entscheiden und bestimmen zu können.

Was akzeptieren wir unter Hypnose? In den meisten Fällen lediglich eine Neustrukturierung unseres Bewußten und Unterbewußten im Bezug auf ein ganz bestimmtes Mindset, auf eine ganz bestimmte Verknüpfung. Es ist sozusagen ein 'Austricksen' des Bewußtseins, indem ein imaginäres Erleben die eigens erlebte Situation teilweise ersetzt, beziehungsweise werden die verknüpften emotionalen Bindungen erneuert und verändert. Und genau hier ist mein ganz persönlicher Kritikpunkt an der 'Hypnosetherapie', denn sie stellt im grunde eine Anleitung zur Selbsttäuschung dar und lehrt einem nicht mehr über sich selbst und die inneren Zusammenhänge des Bewußtseins, die Funktionsweise und den Einfluß der Gedanken herauszufinden und zu verstehen, sondern es wird direkt die leitende Instanz der emotionalen und mentalen Steuerung angesprochen und es wird sozusagen ein direkter Zugang gebohrt um daran herumzuschrauben. Die Methodik dabei wird dem Patienten zwar suggeriert, aber nicht die eigentlichen Zusammenhänge und die eigentliche Funktionsweise. Er bleibt also weiter abhängig von einem dogmatischen Denksystem das er nun kontinuierlich anzuwenden versucht, bzw. das er in sein Unterbewußtsein einprogrammiert, so dass es künftig dort für ihn arbeitet. Er ist weiterhin nicht selbstbestimmt aus dem Moment heraus entscheidend da, sondern funktioniert einfach nur leicht alteriert.

Taz etc. / Foter / CC BY-NC
Doch muss zunächst auch noch ein anderer Aspekt in diesem Zusammenhang beleuchtet werden, nämlich die Frage ob wir überhaupt jemals zu irgendeinem Zeitpunkt ein 'authentisches', ganz eigenes und vor allem wahrhaftiges Erleben irgendeiner Situation hatten oder haben. Oder ist nicht vielmehr jede Wahrnehmung durch und durch getrübt und beeinflußt von den Filtersystemen des persönlichen Bewußtseins und der Strukturierung / Ausrichtung der unterbewußten Konzepte? Geschieht nicht jede Bewußte Wahrnehmung mehr oder weniger in Trance und ist es nicht unser vorgeprägtes Bewußtsein das der Wahrnehmung alle Bewertung, Bedeutung und alle weiteren Attribute zukommen lässt? Wann können wir uns der Wirklichkeit unserer Wahrnehmung eigentlich sicher sein? Was ist das Kriterium das unsere Entscheidungen bemessen und bewerten solle? Können wir ein Prinzip ausmachen, das dem gesunden Menschenverstand angemessen ist und der wissenschaftlichen Prüfung in allen Bereichen Standhält, das für jeden gleichermaßen zutrifft und in jeder Situation in gleicher Weise funktional in Anwendung und Wirkung ist? Es gibt tatsächlich eines, das trotz aller Wahrnehmungsvielfalt, trotz der scheinbaren Unterschiede der persönlichen Präferenzen genau diese wissenschaftlichen Kriterien der Wiederholbarkeit, der Anwendbarkeit in allen erdenklichen Situationen und der konsequentiellen Gleichheit erfüllt, nämlich das Prinzip der Gleichheit der Grundbedürfnisse und Interessen des physischen Lebens. Die mentalen, geistigen Züge, das Bewußtsein dieser Lebensform Mensch kann sicher in seiner Ausrichtung und Prägung völlig unterschiedlich bis konträr ausfallen, jedoch ist diese Ausprägung kein lebensnotwendiges, kein lebensbedingendes Kriterium und muss somit vom gesunden Menschenverstand auch so gesehen und bewertet werden, dass alle Gleichheit in den lebensnotwendigen und der gesunden entfaltung des Lebens physisch und vollkommen real ist und eine Grundbedingung für die gesunde vielseitige Entfaltung vor allem auch des menschlichen Potentials als dem Bewußtsein als Mittel zur Gestaltung des physischen Lebens darstellt. Ich kann mich noch so sehr in die Illusion flüchten der wichtigste Teil von mir sei meine Vorstellung von mir selbst als diese Person, dieser Name und seine Geschichte, wenn ich nicht meine Notwendigen physischen Bedürfnisse befriedigen kann, werde ich über kurz oder lang diese Vorstellung von mir verlieren, sie wird zugunsten des wirklichen, des physischen Lebens und der Anwendung des Bewußtseins um mit der wie auch immer gearteten Notsituation zurechtzukommen weichen, oder aber völlig verschwinden wenn der Körper aufhört zu funktionieren. Das Bewußtsein und vor allem die Vorstellung von mir selbst als Person ist nicht angeboren, sie ist ein Resultat eines größtenteils selbstgesteuerten Gestaltungsprozesses. Und dieser Gestaltungsprozess hat viel mehr mit Hypnose zu tun, als man sich eingestehen will. Letztendlich ist jede Hypnose eine Selbsthypnose. Es ist keine Magie, niemand spielt hier mit Energien, niemand dringt mit irgendetwas in dich ein und manipuliert dein Bewußtsein auf eine ätherische und letztlich physische Art, sondern der Hypnotiseur benutzt Sprache, oder besser Gesagt jede Form der Kommunikation, also auch nonverbale Kommunikation, um die Programme des Bewußtseins des Gegenübers zu starten, abzurufen, sie selbst so arbeiten zu lassen, dass ein bestimmtes gewolltes Ergebnis erzielt werden kann. Hierbei ist das gegenseitige Einvernehmen natürlich von großer Bedeutung. Das heißt der Hypnotiseur erhält von mir die Erlaubnis mich zu manipulieren, mich zuerst in einen Zustand zu versetzen in dem ich besonders empfänglich für seine Manipulationen bin und mir dann die Anweisungen zu geben was ich tun soll, und zwar mental, aber auch physisch. Ich erlaube aber immer diesen Zugriff und letztlich bin ich es, der die richtigen Schrauben selbst dreht, meine Gedanken, mein eigenes Bewußtsein und Unterbewußtsein befolgen Anweisungen, nehmen Eindrücke auf und reagieren auf bestimmte Reize. Es ist also am Ende mein ganz eigenes Werk, wenn auch unter Anleitung einer 'Autorität'. Das ist jemand, der weiß sozusagen um die Funktionsweisen des Bewußtseins und den Einfluß des Unterbewußtseins, der dann dieses Wissen zumindest punktuell manipulativ anwendet, damit ich dieses Problem das ich wahrnehme, erkennen und bearbeiten kann. Das jedenfalls sollte der fall sein, wenn es tatsächlich um Selbsterkenntnis und Problembewältigung geht. Es besteht natürlich immer die Möglichkeit eine einfache Verknüpfung aufzunehmen, zu erkennen und diese dann neu zu verknüpfen, indem man eine Einbildung kreiert, ein Szenario das anders wahrgenommen wird als es zu dem tatsächlichen Zeitpunkt des Geschehens der Fall war. Doch was ist mit dem Grund der ursprünglichen Wahrnehmung, die Ursache beispielsweise für die Ängste die einen in diesem Moment überwältigt haben in dem das Geschehen stattfand? Dasselbe Gdankensystem könnte durchaus verantwortlich sein für weitere Traumatisierungen und Vermeidungsverhalten in ähnlichen Situationen beispielsweise. Schafft es die Hypnose tatsächlich durch die Rückführung zu einem Bestimmten Ereignis, durch das Wiedererleben und die manipulative Suggestion die gesamte Kette der Verknüpfungen einer Angstreaktion offenzulegen und dem Menschen der das als Problem bei sich erkannt hat mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zu geben? Das sind unter anderem die Fragen die ich mir zunehmend stelle, je mehr ich mich mit diesem faszinierenden Thema auseinandersetze, denn das menschliche Bewußtsein ist mehr als erforschenswert, allerdings für jedermann, gleichermaßen, denn angesichts der unzähligen Scheuslichkeiten, der grauenvollen Zerstörung und dem ignoranten Umgang mit dem Leben ist die Selbsterkenntnis in selbstehrlicher Selbstschau eine Grundvoraussetzung für eine Veränderung dieser aus dem Menschen herausgebildeten 'Natur'. Daher ist es im Grunde notwendig das Wissen, das der Mensch bisher über die Funktionsweisen des Bewußtseins erworben hat von Grundauf an jeden Menschen weiterzugeben, es zu einem Bestandteil der frühesten Bildung zu machen, damit die Strukturierung der Persönlichkeit von Beginn an selbst mitbestimmt werden kann und damit sich möglichst erst gar keine festgefahrenen Glaubenssätze, abergläubisch geprägte Verhaltensweisen und emotionale, unkontrollierbare Störungen entwickeln können, die wir dann später ungefragt und ganz selbstverständlich als feste Teile unserer Persönlichkeit akzeptieren. Ich werde mich selbst einigen Versuchen der Selbsthypnose unterziehen, sofern ich in der Lage bin mir diese Methoden selbst durch das Studium von einschlägiger Literatur beizubringen. Wie auch immer das dann aussehen wird, ich werde darüber schreiben und es in diesem Blog posten. Da ich bereits seit einigen Jahren mit und an mir offen daran arbeite Verhaltens- und Denkmuster aufzudecken und mir die Konsequenzen meiner persönlichen Akzeptanzen zu vergegenwärtigen, meine erworbenen Ängste und Ideologien, die persönlichen Lebensphilosophien und die Illusion die all das vereint, dass ich als diese Person, als diese Vorstellung, eigenständig, authentisch und unabhängig wäre als das zu entlarven was sie tatsächlich ist und offenzulegen wie sie mich von meiner tatsächlichen Existenz als das Leben das ich hier und jetzt bin abhält um mich in eine vergeistigte Trance der überwertigen Selbstdarstellung zu führen, die ständig manipuliert und durch neue Suggestionen von außen bestimmt und kontrolliert wird, bin ich über die Funktionsweise der Hypnose, der unterschiedlichen Induktionen und den Resultaten kaum überrascht und ich kann schon jetzt sehr gut nachvollziehen, wie es zu diesen 'Phänomenen' kommt und auch warum es vielen Menschen so schwer fällt sich auf diese Wahrheit einzulassen.

Fortsetzung folgt...

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