Freitag, 21. Dezember 2012

Tag 96 / 97 - Experimente mit Selbsthypnose / Selbsttest 1 (T4)

mastrobiggo / Foter / CC BY-NC-SA


Ok, es wird also Zeit das Experiment zu starten. Ich habe noch keine Erfahrung mit Hypnose, ich habe keine Ahnung wie sich das anfühlen wird, ich weiß nicht worauf das hinausläuft. Es könnte sein, dass sich überhaupt nichts weiter ergibt, es kann aber auch sein, dass sich einfach das bestätigt was ich bis zu diesem Punkt über Hypnose, ihre Wirkungsweise und ihren Einfluss gesagt habe. Vielleicht werde ich aber auch völlig überrascht und auch darauf bin ich gefasst.


Schluß 1:
Tatsächlich vertrete ich zu diesem Zeitpunkt den Standpunkt, dass die Showhypnose und vielleicht noch die medizinische Hypnose beispielsweise als Ersatz für medikamentöse Sedierung die einzig wirklich vertretbaren Anwendungsformen der Hypnose sind, da sie sehr eindrucksvoll zeigen, dass das menschliche Drama der Imagination und Einbildung, der Glaubenssätze und Überzeugungen aus dem Bewußtsein heraus nichts weiter als eine große Show ist, die immer wieder der suggestiven Bestätigung und Erneuerung, ja sogar einer stetigen Vertiefung des tranceartigen Zustands der vergeistigten Selbstidentifikation bedarf. Jedwede Anwendung als Therapieform ist im Grunde lediglich eine Umprogrammierung und ein Austricksen des Bewußtseins, als solches eine reine Symptombekämpfung und führt in keiner Weise dazu, dass der Betroffene Eigenständigkeit und selbstbestimmten Umgang mit sich selbst und der Ursache seiner Problematik erlernt. Im Gegenteil, er wird gezielt abhängig gemacht von einem künstlich erzeugten Mindset, das er dann entweder routiniert unbewußt oder auch ganz bewußt anwendet, so wie ein Medikament, beispielsweise eine Pille. Natürlich war auch das ursprüngliche Mindset das zu dem Problem führte ein künstlich erzeugtes, allerdings ist das einfache Überschreiben dieses Konzeptes keine Beseitigung der ganz individuellen, ursprünglichen Problematik.

Was die Rückführung und die Erinnerung an bestimmte Lebensereignisse der Vergangenheit einer Person angeht, die ja in den meisten Fällen auch notwendig ist um zu dem Ausgangspunkt einer sich entwickelnden Problematik zu gelangen, so sind die auf diese Weise erzeugten Bilder und Gefühle/Emotionen aufgrund der suggestiven Anleitung einer anderen Person und der mittlerweile veränderten Persönlichkeit/Wahrnehmung der befragten Person mit äußerster Vorsicht zu genießen und keineswegs als selbstverständlich real und wahrhaftig zu verstehen.

Man darf bei all der Faszination für die Wirkungsweise und den Einfluß des Unterbewußtseins nicht vergessen, dass auch das Unterbewußte einem Entwicklungsprozess unterliegt und sich eben an die Äußeren Umstände und die Einflüsse des gegebenen Umfeldes sozusagen angepasst hat. Und wenn die Systematik der äußeren Einflüsse nicht vollständig Vertrauenswürdig ist im Bezug auf die unterstützende, hilfreiche Strukturierung für eine gesunde Entwicklung eines Menschen, dann ist natürlich auch an der Vertrauenswürdigkeit des Unterbewußtseins selbst zu zweifeln, wenn man einen gesunden und hilfreichen Umgang damit anstrebt. Allzu oft bekommt man aber beim Studium der sich mit Hypnose befassenden Lektüre den Eindruck einer dogmatischen Überzeugung von einer ganz natürlichen 'Wohlgesonnenheit' des Unterbewußtseins, die sich in einem scheinbaren Glauben an eine übernatürliche und vor allem gütige Macht die das Unterbewußtsein erschaffen hat oder es in dieser Vorstellung sogar selbst ist, begründet.

Ich werde also zunächst versuchen, mich selbst in Trance zu versetzen indem ich für den Anfang vorgegebene Hypnose Skripte verwende. Zunächst geht es einfach darum den Zustand selbst zu erfahren um dann weiter damit arbeiten zu können. Danach werde ich aus ganz persönlichem Interesse Erinnerungen aus meiner Vergangenheit in mein Bewußtsein zu rufen. Persönliches interesse deshalb, weil ich vergleichsweise wenige klare Erinnerungen an beispielsweise meine frühe Kindheit habe. Ich möchte dann herausfinden, ob und inwieweit es mir möglich ist durch unterschiedliche Herangehensweisen in der Hypnosebefragung meine Erinnerungen an ein bestimmtes Ereignis zu beeinflussen und zu manipulieren und vor allem ob meine Überzeugung die Glaubwürdigkeit der Richtigkeit dieser Erinnerung jedesmal die gleiche sein wird. Natürlich wäre es notwendig mir sozusagen professionelle Hilfe zu holen, beispielsweise einen erfahrenen Hypnosetherapeuten, um eine gewisse Wissenschaftlichkeit in dieses Experiment hereinzubringen, doch zunächst muss diese Methode reichen. Meine erste 'Erfahrung' werde ich in meinem nächsten Blog beschreibend analysieren.


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