Freitag, 14. Dezember 2012

Tag 92 - Das Maß der Verantwortlichkeit

ChrisK4u / Foter / CC BY-NC-ND


Die Machtlosigkeit gegenüber unserer 'Natur', oder dessen was wir als diese bezeichnen, ist lediglich ein Eingeständnis der persönlichen Feigheit, der Selbstaufgabe und der Selbstversklavung. Eine Unterwerfung unter fremdbestimmte Umstände, der Selbstbetrug als eine Strategie der Einbildung, man könne sich 'heraushalten' aus den Konsequenzen und dennoch 'teilhaben' am Leben. Doch sind wir alle, sobald wir sind, beteiligt am Leben und allem was dazu gehört. 
 
Natürlich ist die Verantwortlichkeit gleichermaßen ungleich verteilt wie auch die Möglichkeiten. Wir haben als Menschen bereits dafür gesorgt, dass die Teilhabe am Leben, die Entfaltungsmöglichkeiten und Gestaltungsfähigkeiten in hohem Maße ungleich oder ungerecht verteilt sind. In dem selben Maße ist natürlich auch die Verantwortlichkeit für all die Schritte ungleich verteilt, die unternommen werden müssen um diese Ungleichheit zu beseitigen. Das heißt, dass zwar alle Menschen gleichermaßen beteiligt sind am Leben selbst und an den Auswirkungen und Entwicklungen die es nimmt, dass aber beispielsweise ein Junge der in einem so schwachen sozialen Umfeld lebt, dass ihm sowohl der Zugang zu Bildung und Information als auch zu notwendiger Nahrung und Grundversorgung verwehrt ist nicht in gleichem Maße für erstens die Anerkenntnis und die Ursächlichkeit dieser Zustände und seiner Beteiligung daran und zweitens das Einleiten der notwendigen Schritte zur Behebung dieser Ursachen verantwortlich gemacht werden kann wie beispielsweise der Mensch, der direkt oder indirekt von diesen Umständen profitiert, weil er in einem Land lebt, das wirtschaftlich privilegiert ist und das von der Unterprivilegierten Stellung der Bevölkerung des Landes in dem dieser Junge lebt begünstigt wird, oder gar an der Schaffung dieses Zustades beteiligt ist. Die Verantwortlichkeit für die Zustände die wir als Menschen geschaffen haben ist zwar in ihrer Ursächlichkeit aus verschiedenen Gründen auf die ich noch tiefer eingehen werde und teilweise auch schon eingegangen bin bei jedem Menschen direkt gleichermaßen vorhanden, jedoch sind die Schritte die zu der Akzeptanz dieser Verantwortlichkeit notwendig sind nicht jedem Menschen gleichermaßen möglich, da beispielsweise ein großer Teil der Weltbevölkerung mit wesentlich akuteren Notständen konfrontiert ist, die das direkte Überleben von Tag zu Tag betreffen und diese sich somit in einem Ausnahmezustand befinden der eine solche Selbstarbeit und Selbstreflektion nahezu unmöglich macht. 
Die 'Revolution' die stattfinden muss, und die erste überhaupt dieser Art, was ihren Erfolg entgegen der Erfahrung mit 'üblichen' Revolutionen erst realistisch macht, muss also nicht von 'unten' nach 'oben' gerichtet sein, sondern genau umgekehrt, was sie eben auch so unvorstellbar, aber nicht unmöglich macht. Der privilegierte Teil der Weltbevölkerung steht in der Pflicht, denn hier liegt der größte Teil der Verantwortlichkeit für die Veränderung und das Beenden der Ungleichheit. Das heißt, dass die einzige Motivation dieser 'Revolution' das Interesse am Leben selbst sein muss, geboren aus der selbstehrlichen Sicht auf die von Menschen geschaffenen Zustände und in der Erkenntnis ihrer inakzeptablen Unerträglichkeit angesichts der Eigenverantwortlichkeit als gleiches und gleichwertiges Wesen. Eben kein Befreiungsschlag aus der Not heraus, vornehmlich von Selbstinteresse motiviert, sondern eine von Vernunft, wahrer Menschlichkeit und Einsicht getragene Entscheidung. Eine Revolution, die eigentlich keine ist. Es ist keine Umkehr, kein Zurückrollen und kein einfaches Umwälzen der Verhältnisse, so wie es bisher bei fast jeder Revolution der Menschheitsgeschichte der Fall gewesen ist, sondern es ist vielmehr ein Stoppen, ein HALT, ein Durchatmen und 'Neu-Gestalten', ein Prozess, der die wahre, selbstbestimmte und eigenverantwortliche Nutzung menschlicher Eigenschaften und Fähigkeiten erfordert. Ein Prozess der uns tatsächlich erst lebendig macht. Nicht geboren aus ideologischer Verblendung, nicht getrieben durch die hetzerische Selbstdarstellung und Identifikation als 'Gutmenschen', keine 'Charity' Veranstaltung und aus vermeintlichem Mitgefühl abgewrungene Opferung, sondern eine aus dem Leben heraus getroffene Einsicht, eine Auferstehung jedes einzelnen als lebendiges Wesen, in Gang gebracht durch die erste und einzige selbstbestimmte Entscheidung die einem Menschen möglich ist: der Entscheidung mit seinem Leben für das Leben zu stehen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, meinen persönlichen Vorteil über das Interesse anderer zu stellen und mich in meiner Rolle als unfreiwilliges Opfer der Umstände versucht habe aus der Verantwortung zu ziehen gegenüber dem Leben und all den Konsequenzen die nicht nur mein Handeln in dieser Weltordnung, sondern vor allem auch mein nicht-Handeln und meine Ignoranz haben.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe mich selbst und meine Selbstbestimmung aufzugeben und abzugeben in dem Glauben dadurch auch meine Verantwortlichkeit dem Leben gegenüber los zu werden.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, dass meine Angst und meine Ablehnung der Eigenverantwortlichkeit mir den Blick auf die Handlungsfähigkeit und Selbstbefreiung versperrt hat, die in der Akzeptanz und Übernahme der Eigenverantwortlichkeit für das Leben liegt.


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