Die
Machtlosigkeit gegenüber unserer 'Natur', oder dessen was wir als
diese bezeichnen, ist lediglich ein Eingeständnis der persönlichen
Feigheit, der Selbstaufgabe und der Selbstversklavung. Eine
Unterwerfung unter fremdbestimmte Umstände, der Selbstbetrug als
eine Strategie der Einbildung, man könne sich 'heraushalten' aus den
Konsequenzen und dennoch 'teilhaben' am Leben. Doch sind wir alle,
sobald wir sind,
beteiligt am Leben und allem was dazu gehört.
Natürlich
ist die Verantwortlichkeit gleichermaßen ungleich verteilt wie auch
die Möglichkeiten. Wir haben als Menschen bereits dafür gesorgt,
dass die Teilhabe am Leben, die Entfaltungsmöglichkeiten und
Gestaltungsfähigkeiten in hohem Maße ungleich oder ungerecht
verteilt sind. In dem selben Maße ist natürlich auch die
Verantwortlichkeit für all die Schritte ungleich verteilt, die
unternommen werden müssen um diese Ungleichheit zu beseitigen. Das
heißt, dass zwar alle Menschen gleichermaßen beteiligt sind am
Leben selbst und an den Auswirkungen und Entwicklungen die es nimmt,
dass aber beispielsweise ein Junge der in einem so schwachen sozialen
Umfeld lebt, dass ihm sowohl der Zugang zu Bildung und Information
als auch zu notwendiger Nahrung und Grundversorgung verwehrt ist
nicht in gleichem Maße für erstens die Anerkenntnis und die
Ursächlichkeit dieser Zustände und seiner Beteiligung daran und
zweitens das Einleiten der notwendigen Schritte zur Behebung dieser
Ursachen verantwortlich gemacht werden kann wie beispielsweise der
Mensch, der direkt oder indirekt von diesen Umständen profitiert,
weil er in einem Land lebt, das wirtschaftlich privilegiert ist und
das von der Unterprivilegierten Stellung der Bevölkerung des Landes
in dem dieser Junge lebt begünstigt wird, oder gar an der Schaffung
dieses Zustades beteiligt ist. Die Verantwortlichkeit für die
Zustände die wir als Menschen geschaffen haben ist zwar in ihrer
Ursächlichkeit aus verschiedenen Gründen auf die ich noch tiefer
eingehen werde und teilweise auch schon eingegangen bin bei jedem
Menschen direkt gleichermaßen vorhanden, jedoch sind die Schritte
die zu der Akzeptanz dieser Verantwortlichkeit notwendig sind nicht
jedem Menschen gleichermaßen möglich, da beispielsweise ein großer
Teil der Weltbevölkerung mit wesentlich akuteren Notständen
konfrontiert ist, die das direkte Überleben von Tag zu Tag betreffen
und diese sich somit in einem Ausnahmezustand befinden der eine
solche Selbstarbeit und Selbstreflektion nahezu unmöglich macht.
Die
'Revolution' die stattfinden muss, und die erste überhaupt dieser
Art, was ihren Erfolg entgegen der Erfahrung mit 'üblichen'
Revolutionen erst realistisch macht, muss also nicht von 'unten' nach
'oben' gerichtet sein, sondern genau umgekehrt, was sie eben auch so
unvorstellbar, aber nicht unmöglich macht. Der privilegierte Teil
der Weltbevölkerung steht in der Pflicht, denn hier liegt der größte
Teil der Verantwortlichkeit für die Veränderung und das Beenden der
Ungleichheit. Das heißt, dass die einzige Motivation dieser
'Revolution' das Interesse am Leben selbst sein muss, geboren aus der
selbstehrlichen Sicht auf die von Menschen geschaffenen Zustände und
in der Erkenntnis ihrer inakzeptablen Unerträglichkeit angesichts
der Eigenverantwortlichkeit als gleiches und gleichwertiges Wesen.
Eben kein Befreiungsschlag aus der Not heraus, vornehmlich von
Selbstinteresse motiviert, sondern eine von Vernunft, wahrer
Menschlichkeit und Einsicht getragene Entscheidung. Eine
Revolution, die eigentlich keine ist. Es ist keine Umkehr, kein
Zurückrollen und kein einfaches Umwälzen der Verhältnisse, so wie
es bisher bei fast jeder Revolution der Menschheitsgeschichte der
Fall gewesen ist, sondern es ist vielmehr ein Stoppen,
ein HALT, ein
Durchatmen und 'Neu-Gestalten', ein Prozess, der die wahre,
selbstbestimmte und eigenverantwortliche Nutzung menschlicher
Eigenschaften und Fähigkeiten erfordert. Ein Prozess der uns
tatsächlich erst lebendig macht. Nicht geboren aus ideologischer
Verblendung, nicht getrieben durch die hetzerische Selbstdarstellung
und Identifikation als 'Gutmenschen', keine 'Charity' Veranstaltung
und aus vermeintlichem Mitgefühl abgewrungene Opferung, sondern eine
aus dem Leben heraus getroffene Einsicht, eine Auferstehung jedes
einzelnen als lebendiges Wesen, in Gang gebracht durch die erste und
einzige selbstbestimmte Entscheidung die einem Menschen möglich ist:
der Entscheidung mit seinem Leben für das Leben zu stehen.
Ich
vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe,
meinen persönlichen Vorteil über das Interesse anderer zu stellen
und mich in meiner Rolle als unfreiwilliges Opfer der Umstände
versucht habe aus der Verantwortung zu ziehen gegenüber dem Leben
und all den Konsequenzen die nicht nur mein Handeln in dieser
Weltordnung, sondern vor allem auch mein nicht-Handeln und meine
Ignoranz haben.
Ich
vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe mich
selbst und meine Selbstbestimmung aufzugeben und abzugeben in dem
Glauben dadurch auch meine Verantwortlichkeit dem Leben gegenüber
los zu werden.
Ich
vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe,
dass meine Angst und meine Ablehnung der Eigenverantwortlichkeit mir
den Blick auf die Handlungsfähigkeit und Selbstbefreiung versperrt
hat, die in der Akzeptanz und Übernahme der Eigenverantwortlichkeit
für das Leben liegt.
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