Donnerstag, 24. Januar 2013

Tag 107 - Natur der Persönlichkeit (T3) / Geheuchelte Hilflosigkeit

h.koppdelaney / Art Photos / CC BY-ND


Fortsetzung des Blogposts 
Tag 106 - Der Mensch, der Angstbeißer (Natur der Persönlichkeit, T2)
mit engerem Bezug auf eien Abschnitt aus Teil 1 der Reihe:

"...Hineingeboren in eine Welt der verunsicherten Geister, der scheinindividuellen und irrationalen Konformisten lassen wir uns von grundauf prägen auf ein Selbstbild das uns zu Marionetten und Sklaven der Erklärungsmuster anderer macht. Wir sehen gar keine andere Möglichkeit als uns anzupassen, da unser gesamtes Umfeld ja bereits auf eine Lebensweise ausgerichtet ist die das Leben als Ware, als nutzbare Ressource behandelt und in der ein Selbstfindungsprozess als körperliches, freies und gleiches Wesen nahezu unmöglich gemacht wird. Daher geben wir natürlich in gewisser Weise freiwillig unsere Selbstbestimmung ab/auf, allerdings wird dieser Entscheidungsprozess begünstigt durch das systematische Ausnutzen von natürlichen Regungen und Ängsten, indem man diese mit neuen Ursachen, erdachten, illusorischen Ursachen verknüpft, indem man uns wie eben beschrieben kaum eine Wahl lässt, denn die einzige Wahl die die Königsdisziplin der mentalen Versklavung, das Geldsystem, dem Menschen lässt ist Anpassung oder Tod, mitmachen oder untergehen. [...]"


Kürzlich auf FB und heute morgen im Radio auf DRadio Wissen begegnete mir ein gutes Beispiel für diese Art der Reaktion auf ein Problem unter völliger Ignoranz für die offenstíchtliche Ursache, die nicht einmal angetastet wird, als sei dies eine Unmöglichkeit, als sei es undenkbar. Eine Sperre des rationalen Bewußtseins die uns davon abhält tatsächliche Ursachen zu erkennen und die uns stattdessen ermutigt zu versuchen immer wieder nur die Symptome zu lindern, um festhalten zu können an dem, was uns bisher so wichtig und angenehm zu sein schien. Es ging um die verpestete Luft in und um Beijing, ein Thema das seit einigen Wochen in meine Aufmerksamkeit gerückt war aufgrund eines Youtube Videos über die dortige Situation. Die Diskussion behandelte Versuche dieses Problem in den Griff zu bekommen, die alle keine bis wenig Wirkung zeigen und die Aussicht auf Besserung, welche ebenfalls im Bereich von Null bis unwahrscheinlich pendelt. Weiter wurden Vergleiche gezogen zu der Luftverschmutzung beispielsweise in europäischen Städten wie etwa in London und es wurde erwähnt, dass die Problematik trotz hohem Verkehrsaufkommens und der der industriellen Anlagen dort wesentlich weniger gravierend seien und dass dies mit Reglementierungen und fortschrittlicheren Auflagen zusammenhinge. Meiner Ansicht nach, und da bin ich ehrlich, die ist in diesem Moment nicht durch Zahlen und Belege gestützt sondern gründet einzig auf meinem Verstand, liegt die Ursache dieses scheinbar lobenswerten Resultats weniger in dem verantwortungsbewußten Handeln der Politiker und Industriellen, als vielmehr in der Tatsache, dass hierzulande wir auch in vielen anderen europäischen Ballungsgebieten die eher 'sauberen' Bereiche derselben Industrien angesiedelt sind, deren weniger 'saubere', bzw. zum Teil haarsträubend gefährlichen und lebensbedrohlich konterminierenden Industriezweige einfach ausgesiedelt werden, vor allem natürlich in andere Länder, in denen die 'Reglementierungen' flexibler gestaltet sind, vor allem aber auch in denen die Benutzbarkeit der menschlichen Arbeitskraft sich viel profitabler gestalten lässt.
All die Versuche die Zerstörung der Ökosysteme zu stoppen, regionale Anstrengungen die Luftverschmutzung zu reduzieren, die Armut, den Hunger und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in den Griff zu bekommen sind ohne Ausnahme sinnlos, fruchtlos und unglaublich naiv in unserer Welt, in unserem politischen System, auch in den Unternehmungen und den Anstrengungen der jeweiligen Hilfs-Organisationen. Wir haben bereits die Kontrolle und die Macht verloren, nein nicht verloren, wir haben sie freiwillig abgegeben, wir sind einem Glauben zum Opfer gefallen, und zwar unserem eigenen Glauben an die Allmacht und die Führungsqualitäten eines Geldsystems, das nur eine dreifaltigkeit kennt: Ware, Konsum und Profit. Wir selbst haben diese Prinzipien in unsere Persönlichkeitsbildung mit übernommen, wir leben sie, wir generieren die Selbstsucht, die Gier, den Argwohn und die Hinterhältigkeit die der Antrieb dieses Systems sind, indem wir Ängste schüren und uns mit diesen Ängsten selbst rechtfertigen. Es ist alles eine Lüge, unser aller Leben, alle Werte. Nichts ist echt, es ist alles nur aus Angst geboren. Wie kann man als vernunftbegabter, denkender Mensch erwarten eine ökologische Katastrophe wie beispielsweise die Luftverpestung in Beijing die derzeit diskutiert wird würde sich irgendwie vermeiden, verhindern oder beseitigen lassen, wenn man gleichzeitig weiter festhält an einem Weltwirtschaftssystem das eben genau diese Konsequenzen herbeiführt? Wie kann man ernsthaft annehmen, es gäbe unter den gegebenen Voraussetzungen tatsächlich eine vernünftige Lösung dafür? Und dennoch wird darüber diskutiert, stundenlang, wochenlang, Debatten, Rechtfertigungen, Erklärungen, utopische Lösungsmodelle, scheinlogische Vergleiche, alles nur um sich und andere von der eigentlichen Ursächlichkeit der Problematik nämlich dem eigenen Lebnsstil und der eigenen Identifikation als Mensch in einer Welt des Scheins, der Verlagerung des Selbstbildes in die künstliche Realität des Bewußtseins, abzulenken. Und Ablenkung ist alles in unserer Welt. Ablenkung, Unterhaltung, Spaß, das Berauschen der Sinne scheint der größte Wert menschlicher Existenz zu sein. Und das ist wenig verwunderlich, wenn man sich die Wirklichkeit einmal genauer anschaut. Es ist nahezu unerträglich, unmöglich zu verarbeiten was man da zu sehen und zu spüren bekommt. Da braucht es das Refugium der inneren Erlebniswelt, der Sinneswahrnehmung und emotionaler Rauschzustände. Doch natürlich ist das ein psychotisches Verhalten, eine Flucht vor der Offensichtlichkeit der Eigenverantwortung für die Zustände deren Vergegenwärtigung man zu vermeiden sucht.

Fortsetzung folgt...

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