Mittwoch, 24. Juli 2013

Tag0130/131 - Die eine Entscheidung zur Selbstbestimmung [Warum Psychologie nicht heilt]

h.koppdelaney / Foter / CC BY-ND


Jede Hilfe bei psychischen Problemen die allein auf den Erkenntnissen und Fertigkeiten eines anderen Menschen beruht ist lediglich eine mentale, kurzfristige Manipulation durch die gedanklich gesteuerte Aufrechterhaltung eines Bewusstseinszustandes der vollkommen abhängig ist von den imaginären Konzepten einer Vorstellungswelt, von Interpretationsmustern und geborgten Wertvorstellungen die fernab der Wirklichkeit liegen und macht den Menschen zu einem abhängigen Bittsteller gegenüber den fremden Ideologien ohne Authentizität, ohne wirkliche Selbstbestimmung oder Selbsterkenntnis zu erreichen.
Die scheinbare Selbstbeteiligung des 'Patienten', sein eigener Beitrag in diesen Therapien und Rehabilitationsmaßnahmen liegt allein in dem Erlernen der Anwendungsstrategien bestimmter Verhaltens- und Denkmuster um aus der Manipulation von Außen eine Selbstmanipulation zu etablieren. Dieser Weg ist ein naiver Versuch der Problemlösung durch Symptombekämpfung, ohne wirkliches Verständnis für die ganzheitliche Struktur einer menschlichen Existenz und der Basis der Selbsterkenntnis als eigenverantwortliche Selbstwahrnehmung und Selbstbestimmung. Teils gründet diese Vorgehensweise in den Prinzipien der Geldwirtschaft, die aus jeder erdenklichen Notlage des Menschen einen profitorientierten Aktionismus wachsen lässt, zum anderen aber liegt der Grund für diese Desorientierung in der Selbstbeschränkung des Menschen auf seine Natur, eine dogmatische Annahme der Unabänderbarkeit seiner persönlichen Entwicklungsrichtung, dem Wunsch sogar, dass er dieser machtlos ausgeliefert sei, welcher aus der Angst vor der ungewohnten, unbekannten und daher fremd und bedrohlich erscheinenden Verantwortlichkeit dem Leben gegenüber geboren wird.
Der Grund warum ein selbstehrlicher Umgang mit psychischen Erkrankungen, also mit Entwicklungen die Leidensdruck und die Unfähigkeit am Leben teilzunehmen verursachen, hart und unsensibel erscheinen mag liegt vor allem in diesen Persönlichkeitskonzepten und der angelernten, über Generationen kultivierten Abneigung, Angst und Ablehnung gegenüber der Eigenverantwortlichkeit für und als das Leben in gleichwertiger Anerkennung aller Menschen und aller Lebewesen. Die ungewohnte klare Sicht für diese simplen Zusammenhänge, die Ursachen und Konsequenzen des eigenen Denkens, der eigens erlaubten und akzeptierten Werte und Ideologien die in der Persönlichkeit verankert sind ist für die isoliert und in der eigenen Geschichte der Erinnerungen und Emotionen gefangene Identität äußerst bedrohlich, da sie als künstliche Existenz ständig von der Rechtfertigung und Bestätigung ihrer eigenen Erhabenheit abhängig ist, ihrer Beständigkeit als überwertiges Sein, als Ich alles um sie herum als nutzbare Ressource und eben auch als Ursache aller Probleme, Schwierigkeiten und somit auch aller Erkrankungen ansehen muss. Wenn mein Leben nicht mehr funktioniert, wenn ich in den äußeren Systemen keinen Halt und keine Sicherheit mehr finde, wenn die Wirklichkeit zu sehr von meiner Erwartungshaltung und meinen Vorstellungen abweicht, dann muss ich als diese Fiktion meiner selbst Gründe in der von mir getrennten Außenwelt dafür suchen, da jede andere Möglichkeit unausweichlich die Infragestellung meiner „Natur“ bedeuten würde und eine 'Heilung' allein durch Eigenarbeit, durch den Wandel meiner akzeptierten und erlaubten Denk- Wert- und Verhaltensstrukturen möglich wäre.
(Un-)Glücklicherweise ist genau das aber die offensichtliche Realität. Und dass ich dabei den einzig wirksamen Weg der Selbsterkenntnis beschreite wenn ich erstmals meinen eigenen Beitrag und seine Konsequenzen berücksichtige, wenn mir bewusst wird, dass das Empfinden, die Stimmungen, die emotionalen Reaktionen nicht nur meine eigenen Kreationen sind, sondern dass diese Systeme auch noch bei allen Menschen gleichermaßen funktionieren und in ihrem Grunddesign den meinen absolut entsprechen, liegt daran, dass ich mich auf diesem Weg erstmals wahrhaftig in „den anderen“ wiedererkenne, weil ich die Gleichheit des Lebens erkannt und akzeptiert habe, und zwar in dem Moment in dem ich meine Eigenverantwortlichkeit für und als das Leben akzeptiert habe. Und wenn ich mich in den anderen wiedererkenne, dann nur weil und wenn ich mich selbst in jedem Moment, in jeder Interaktion und in jeder Reaktion selbst wahrnehme und verstehe, und dann kann es keine gedankliche Flucht vor der Eigenverantwortlichkeit mehr geben, denn ich sehe meine eigenen Reaktionen als meine eigene Kreation allein, erdacht und gestrickt aus persönlichen Erinnerungen, Wertvorstellungen, Fantasien, emotionalen Verknüpfungen und Bildern aus meiner persönlichen Gedankenwelt.

Doch wir scheuen zu allen Zeiten diese Einsicht in die Gleichwertigkeit und die Gleichartigkeit des Menschen als lebendiges Wesen. Wir glauben uns hinein in eine Fantasie-Existenz der Gedankenwelt, eine interpretierte, limitierte, eingeengte und stark begrenzte Wirklichkeit die nach unseren eigenen Regeln funktionieren soll. Daher haben wir auch all diese Ansprüche in uns zugelassen, die Erwartungshaltung gegenüber unserem Umfeld, gegenüber der Welt im Ganzen, als ob wir als Individuum einen Alleinanspruch hätten unsere ganz eigenen Vorstellungen und Wünsche erfüllt zu bekommen. In diesem einsamen Streben nach Erfüllung dieser Verlangen verlieren wir völlig aus den Augen, dass wir unter Umständen auf dieser Jagd eine Spur der Verwüstung hinterlassen und am Ende genau dort wieder ankommen wo wir begonnen haben, nur dass eben alles zerstört ist und wir unser Glück noch immer nicht finden. Wir sind so verbissen in diese Wahnvorstellung von der persönlichen Erfüllung, dass wir nicht einmal mehr merken, dass die Ziele und Wünsche denen wir nachjagen nicht einmal unsere eigenen, dass sie nicht authentisch sind. Wir fragen nie nach dem Warum, nie ernsthaft. Dogmatische Vorstellungswerte bestimmen unser gesamtes Leben und Streben und wenn man die Menschen fragt warum sie so viel Anstrengung und Belastung auf sich nehmen um ein zweites oder drittes Auto zu bezahlen, oder ein neues Kaufen obwohl das alte noch lange funktioniert hätte, dann sieht man für einen kurzen Moment den perplexen Ausdruck in ihren Gesichtern, für einen Augenblick wirken sie verstört bis sie die vorprogrammierten Selbstrechtfertigungen „herunterrasseln“ und ungläubig mit dem Kopf schütteln oder abschätzend lächeln wenn man diese Argumente nicht teilt, wenn man sie sogar hinterfragt. Im letzteren Fall kann dies sogar zu kompletter Ablehnung der eigenen Person und zu einer Spaltung der Beziehung führen, denn man stellt eine Gefahr für das wacklige Fundament der Identitätsgrundlage und des Selbstwertempfindens der anderen Person dar.
Nun, ähnlich verhält es sich mit vielen psychologischen Symptomatiken. Wenn man sich mit diesen Themen ernsthaft auseinandersetzt, sie studiert und sich mit Menschen unterhält, Erfahrungen sammelt, dann kann man in selbstehrlicher Selbstschau viele dieser Gedankenmechanismen, der emotionalen Reaktionsmuster und dem schein-logischen Umgang des Verstandes mit ihnen in dem er sie in die Systematik der eigenen Weltsicht hineininterpretiert bei sich selbst genau wiedererkennen. Man kann die Grundstrukturen von Menschen die als schwer psychisch erkrankt bezeichnet werden bei sich selbst in Grundzügen wiederfinden und wenn man selbstehrliche Selbstanalyse betreibt, wenn man reflektiert über eigene Reaktionsmuster und die Verdrängungs- und Abwehrmechanismen, dann kann man sich hineindenken und verstehen, warum Menschen sich hineinfallen lassen oder eben hineinwachsen in die Rolle eines psychisch kranken Menschen. Man versteht woher überhaupt diese Sehnsucht nach Selbst-Definierung kommt und warum jede Gelegenheit vom menschlichen Ego ergriffen wird, wenn die Konstellationen entsprechend ausgerichtet sind, um sich selbst zu „finden“, sich selbst einen, irgendeinen vordefinierten Wert zu verpassen, und wenn das bedeutet dass man als Opfer eine Krankheit seine ganz persönlich gerechtfertigte Welt aufbaut.



Es muss natürlich klar sein, dass dies keine Worte sind die bei einem Menschen der sich selbst noch in dieser Rolle befindet, der nicht einmal den Versuch unternommen hat aus sich heraus oder über sich hinaus zu wachsen, der noch nicht den Schritt gemacht hat die Eigenverantwortung für und als das Leben zu erkennen und sie auch anzunehmen, egal wie schwer dieser Weg, wie unangenehm dieser Prozess auch sein mag, zu irgendeiner Einsicht führen könnten. Im Gegenteil, solche Worte werden große Gegenwehr und Ablehnung hervorrufen, sie werden alle Selbstverteidigungsmechanismen der gedanklichen Persönlichkeit in Gang setzen die es vorsichtig vermeidet die Möglichkeit der Einsicht durch bewusstes Verstehen dieser Worte zuzulassen.
Tatsächlich aber kann jeder Mensch diese Konzepte, diese Verwirrungen und dieses Festhalten an Abläufen und Systemen der Werte- und Gedankenwelt verstehen und nachvollziehen und sogar selbst eigenständig den Weg aus dieser selbstauferlegten Gefangenschaft finden. Es braucht nicht einmal ein psychologisches Studium für dieses Verständnis, kein Lesen fremder Texte und sogenannter Erkenntnisse. Zur Entwicklung der effektivsten Wege um auch von außen die Unterstützung zu bieten den Menschen einen eigenständigen und eigenverantwortlichen Prozess der Selbstbefreiung zu ermöglichen hingegen sind die wissenschaftlichen Methoden absolut notwendig. Doch die Erkenntnisse anderer zu studieren um zu „verstehen“, das ist ein höchst gefährlicher Weg der trügerisch und folgenschwer für die eigene Entwicklung sein kann und ist, da man sich selbst eine Persönlichkeit, eine Illusion einer wissenden, erfahrenen Persönlichkeit auf der Basis toter und trockener Theorie aufbaut die nicht einmal in ihrem Inhalt mit einem selbst zu tun hat. Ich habe in meinen Studien die Erfahrung gemacht, dass die Grundprinzipien wissenschaftlicher, seriöser Forschungen, die Ergebnisse und bestätigten Erkenntnisse sich mit meinen im Prozess der Selbstentwicklung, der Entwicklung selbstehrlicher Selbstschau und der Akzeptanz meiner Eigenverantwortlichkeit für und als das Leben gewonnenen Selbsterkenntnisse immer wieder decken, was mich anfangs erstaunt und auch ein wenig stolz gemacht hat. Allerdings ist mir jetzt völlig klar, dass daran wirklich nichts „Außergewöhnliches“ ist, im Gegenteil, es ist im Grunde ein gewöhnliches, simples Wissen das allen und jedem zur Verfügung steht, wenn er nur beginnt sich selbst zu erkennen und von Grund auf zu verstehen.

Doch dieser Weg, wenn er auch der einzig wahre Weg zu Selbstbefreiung, zu Eigenständigkeit und Eigenverantwortung, aber vor allem auch zu mehr Selbstbestimmung ist, ist ein schwerer, schmerzhafter Weg. Er verletzt das alte(r) Ego, er provoziert es, regt es auf, macht aggressiv, frustriert und verbittert und eben diese emotionalen Reaktionen sind es, die den Weg aus dieser Verlorenheit in den Emotionalen Mustern und Gedankenbildern weisen, wenn man sich ihrer annimmt, wenn man nicht zu ihnen wird, sondern sie in sich erkennt um sich selbst ganz zu verstehen.

Fortsetzung folgt...


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