In einem Gespräch ist mir ein Gedanke
und eine Beurteilungshaltung wieder vor Augen geführt worden, die
ich selbst lange mit mir herumgetragen habe und über die ich hier
noch einmal schreiben möchte. Es geht um eine Einschätzung
gruppendynamischer Prozesse, vor allem im Bezug auf Desteni. Die
Einschätzung ist der Art, dass die selbst wahrgenommenen Prozesse
durch Tätigkeiten und Beobachtungen auf Plattformen sozialer
Netzwerke wie beispielsweise Facebook oder Twitter in Bezug auf eine
Gruppierung von Menschen die gemeinsame Ziele verfolgen bewertet wird
und zwar nach Empfinden auf der Grundlage persönlicher
Beurteilungsmuster die man so auch in allen anderen Bereichen des
Lebens anwendet und deren Konzept man nicht in Frage stellt. Die
Grundlage dieser Bewertung setzt sich zum Beispiel aus Gefühlen der
Sympathie für einzelne Teilnehmer der beobachteten Gruppe oder aus
Vorstellungen der persönlichen Ansicht von Gerechtigkeit und anderen
sozialen Maßstäben zusammen. Dabei entstehen Bilder und
Vorstellungen über die Zusammenhänge, emotionale Bewertungsmuster
und Urteile über bestimmte Vorgänge und deren Motive, die nicht im
Geringsten etwas mit den wirklichen Geschehnissen zu tun haben. Diese
Urteile und Bewertungen treffen wir als Menschen fast automatisch,
nennen es Symathie oder Gerechtigkeitsempfinden und glauben dass
diese Grundlagen quasi natürlich in uns angelegt und somit nahezu
unfehlbar seien. Es ist aber vor allen Dingen eine selbst getroffene
Entscheidung so oder so zu „empfinden“ und die Grundlagen unserer
Sympathie-Filter und anderer Bewertungen haben wir selbst gelegt und
wir sind somit auch für deren Anwendung verantwortlich.
Faszinierender Weise benutzen wir eben unsere ganz persönlichen
Beurteilungen und Wertvorstellungen um im Leben meist den einfachen
Weg der Ignoranz zu wählen, um uns in vielen Fällen nicht mit der
Anstrengung der bewussten, verantwortungsvollen Analyse und Forschung
über eine Situation beschäftigen zu müssen. Es ist viel einfacher
ein zuvor schon gefälltes Urteil im Nachhinein durch selektive
Informationsaufnahme zu bestätigen und gemäß der Agenda die hinter
dieser Vorverurteilung steckt den zuvor gefassten Weg weiter
einzuschlagen, entgegen jeder Vernunft und entgegen jeder
Tatsächlichkeit oder Wahrhaftigkeit der eigentlichen Ereignisse.
Wenn man nun, wie ich das in meiner Vergangenheit auch oft getan
habe, diese persönlichen Wertungs-Automatismen mit in eine solche
Gruppenarbeit wie der von Desteni Mitgliedern hereinträgt, stellt
man fest wie sehr man sich selbst beschränkt, sich selbst bremst und
sich Fallen stellt ohne es zu merken. Die Reaktion in emotionaler
Weise auf bestimmte Erfahrungen mit anderen, auf bestimmte
Ereignisse, beispielsweise die Wahrnehmung dass andere Mitglieder
mehr gefördert würden als man selbst, ohne dass man sich zuerst
fragt ob es vielleicht nur eine oberflächliche Verurteilung oder
eine Projektion der eigenen Unzulänglichkeit und Unzuverlässigkeit
ist, behindert die eigene Selbstarbeit enorm. Es ist eine Falle des
Egos, ein Rettungsversuch dieser missbräuchlichen und
selbstsüchtigen Selbstwahrnehmung als Mittelpunkt des eigenen
Universums. In jedem Fall in dem ich diese Erfahrung gemacht habe
habe ich festgestellt, dass allein ich für diese Einschätzung
verantwortlich war und dass nichts von all diesen Beurteilungen
tatsächlich in der Wirklichkeit fundiert war. Vielmehr konnte ich
erkennen, wie ich tatsächlich Selbstrechtfertigungen für meine
Unzuverlässigkeit und meine mangelnde Konsistenz und Konsequenz in
der Selbstarbeit, der Selbstanalyse und Entwicklung der
Selbstehrlichkeit konstruiert habe indem ich bewusst nach solchen
Vorverurteilungen, Schwächen und Fehlern in der Gruppe gesucht habe.
Diese Automatischen Reaktionen sind es aber ja gerade, die es zu
erkennen und zu verstehen gilt, um nicht mehr von ihnen bestimmt zu
werden, um tatsächlich die Wirklichkeit zu sehen wie sie ist, um
auch selbstbestimmt und mit gesundem Menschenverstand handeln zu
können. Eine Gruppe wie Desteni hat es noch nicht gegeben und gibt
es nicht noch einmal, denn der Zusammenschluss von Menschen die in
vollkommener Anerkennung der Eigenverantwortlichkeit als Teil der
Gruppe und als Teil der Menschheit, des Lebens sich gegenseitig und
die Sache unterstützen kann es eben aus Gründen der Authentizität
nur einmal geben und hätte es das schon gegeben, hätten sich die
Menschen tatsächlich schon einmal in dieser Weise konsequent
gemeinsam ausgerichtet, dann müssten wir das heute nicht tun,
sondern hätten das menschliche Dilemma bereits gelöst.
Dass es eben immer nur um dich selbst
geht, dass du erkennen musst dass du das Leben und damit einzig und
allein dir selbst gegenüber Rechenschaft schuldig bist, dass ist der
Kern dieser Gruppe und nicht die Gruppierung selbst. Wie bereits so
oft beschrieben und bewiesen durch das Scheitern unzähliger
Initiativen und Vereinigungen ist das Bilden einer Gruppenidentität
ohne wirkliches Selbstverständnis, ohne eigenverantwortliche,
bewusste und selbstbestimmte Hingabe des Einzelnen an die Einheit
allen Lebens, weg von der konditionierten fatalistischen Akzeptanz
der eigenen Persönlichkeit als Natur und Dogma der Bestimmung nur
ein weiterer Weg des Egos das menschliche Leben ins Nichts und zu
nichts zu führen, ihn Abzulenken von eben dieser Simplen Erkenntnis,
dass es nur um dich selbst gehen kann und du vor dir selbst, mit dir
selbst als das Leben verantwortlich gerade stehen kannst bis in den
Tod, der dir die Einzigartigkeit und die eigene Bestimmung
unumstößlich vor Augen hält.
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