Donnerstag, 19. April 2012

Tag 2 - Die emotionale Debatte: Siegeswille vs. Lebenswille

(verfasst am 15.04.2012)

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und es zugelassen habe mich in einer unvorhergesehenen Problemsituation mit meiner Familie von der Angst das Problem nicht bewältigen/lösen zu können überwältigen zu lassen.

Ich vergebe mir selbst dass ich es erlaubt und zugelassen habe, mich von der Angst und meinem Umgang mit ihr in eine Verteidigungshaltung zu drängen zu lassen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es nicht zugelassen habe, mir diese Angst selbstehrlich einzugestehen und ihr zu begegnen als eine von mir selbst geschaffene und von mir allein abhängige Angst.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe einen Konflikt mitzugestalten der nur zerstörerischer Natur war, sowohl für mich als auch für mein Gegenüber.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, den Konflikt zu benutzen um mich vor meiner Angst zu verstecken.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und es zugelassen habe, in diesem Konflikt aus Selbstinteresse zu argumentieren und in der Konfrontation persönlich zu werden und egoistisch zu denken.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und es zugelassen habe, dass ich mir im Moment der Emotionalität aus Angst und Stolz nicht den Raum gab innezuhalten um mir die wahre Natur der Vorgänge klarzumachen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, meine eigene Verletztheit als Rechtfertigung für Gehässigkeit und boshafte Äusserungen zu benutzen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und es zugelassen habe von meinem Ego bestimmt zu handeln und zu denken, ohne die Konsequenzen wirklich zu überschauen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich meine Angst vor mir selbst verstecken wollte.

Ich vergebe mir selbst, dass ich nicht erkennen wollte wodurch meine Reaktion wirklich ausgelöst wird und stattdessen mein Gegenüber als Person dafür verantwortlich gemacht habe.

Ich vergebe mir selbst, dass ich durch mein bewußt verletzendes Verhalten mir selbst und dem Leben das ich bin geschadet habe.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe durch mein verletzendes Verhalten den Prozess und die Entwicklung meines Gegenübers zu erschweren.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und es zugelassen habe, die spezifische Situation in ihrer Wirkung auf mich nur im Vergleich mit vergangenen Erfahrungen wahrzunehmen und mir dadurch die Sicht auf die Wirklichkeit mit all ihren rationalen und sinnvollen Optionen zu nehmen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe mich Wut und Zorn geboren aus Frustration und Enttäuschung hinzugeben.

Wann immer ich in eine problematische oder Konfliktbehaftete Situation mit meiner Familie gerate bringe ich mich durch die Atmung wieder in den realen Moment des Geschehens, in dem ich mich selbst als gleichwertiges Lebewesen mit allen Beteiligten wiedererkenne um so die Problematik einer dem Wohle aller zuträglichen Weise anzugehen und zu beseitigen / zu lösen. Ich erkenne die Sinnlosigkeit und auch die Konsequenz des 'Grübelns' und des 'Vergleichens' mit vergangenen Situationen bezogen auf das Verhalten der Anderen Beteiligten, vor allem deren Erwartungshaltung mir gegenüber. Ich verweigere den Gedankenmustern die Folgschaft und richte mich und mein Verhalten stattdessen am Wohl aller aus.

Ich erkenne, dass der Versuch meine verborgenen Ängste und Befürchtungen hinter Kampfbereitschaft und Verteidigungsstrategien zu verbergen leicht zu eskalierenden Streitigkeiten führen kann in denen sich die aufgestaute Frustrationsenergie entlädt. Ich weiss, dass diese Entladungen eine gewisse Unberechenbarkeit haben und sehe, dass ich durch dieses Verhalten der Ablehnung Konsequenzen in kauf nehme und akzeptiere, die unter Umständen extrem Schadhaft für andere Menschen sein können, in jedem Fall aber sind sie schadhaft für mich als Lebensform.
Ertappe ich mich dabei, eine Verteidigungsstrategie zu Entwickeln, in welcher Situation auch immer, die lediglich dazu dient in den Kampf gegen eine andere Person zu ziehen, damit sie unterliegt und danach nicht mehr in der Lage oder gewillt ist die Triggerpunkte meiner unbewältigten Ängste anzutatsten, dann stoppe ich meine Gedanken, folge ihnen nicht mehr und richte meine Aufmerksamkeit auf das Atmen. Wieder im Gewahrsein meiner Existenz in der Wirklichkeit des Atmenden Lebens in diesem Moment stelle ich mich der Ursache meiner Angst und richte mein Verhalen, mein Handeln nach dem Wohle aller neu aus.

Der Konflikt/Streit in den ich mich willentlich begebe ist offensichtlich nur ein Ablenkungsmanöver für mich selbst. Er ist die vorprogrammierte Gewohnheit die mich zum Teil derart handeln lässt. Es scheint richtig, weil ich es so gelernt habe. Ich weiß aber, dass es nicht wahrhaftig oder richtig sein kann, vom Standpunkt des Egos aus mit einer anderen Person zu streiten. Dass ich dennoch in gewissen Situationen immer wieder so handle und dieser Gewohnheit nachgebe verdeutlicht mir die Dringlichkeit der Erforschung dieser Ursachen und deren Strukturen. Daher werde ich selbst in solchen Situationen in denen ich scheinbar überzeugt bin von der Richtigkeit meines Standpunktes von dieser selbstgerechten Haltung abstand nehmen und mich auch nicht mit Siegesabsicht verteidigen.

Die emotional getriebene Debatte hat immer etwas mit einer Angst des Egos, des vergeistigten Ichs zu tun, denn hier fühlt sich ein System 'bedroht', es wird in seiner Funktionalität und seinem Wert in Frage gestellt. Es muss sich offensichtlich gegen solch einen Angriff zur Wehr setzen, denn da könnte ja jeder Kommen. Doch weder die Strategie der Verteidigung noch die des Angriffs sind tatsächlich wirklich oder gar wirksam. Es sind Gedankensysteme die sich in einem Konflikt ihre Unwirklichkeit zunutze machen, indem sie einfach bestimmte Systemmerkmale in Frage stellen und / oder angreifen. Die darauf folgende emotionale Reaktion bestätigt aber nun gerade nicht die reale Existenz dieser Persönlichkeit, dieses Systems, sondern vielmehr deren Existenzlosigkeit. Denn Weshalb sollte sich etwas reales, wirklich existierendes verteidigen müssen gegen einen Angriff eines Gedankenkonstruktes, entworfen aus persönlichen Motiven einer anderen 'Person'? Der Drang die Selbstsicht zu verteidigen ist der Versuch in den Gedanken des Gegenübers den gewünschten Zustand seiner eigenen Person wieder herzustellen, bzw. sich dort zu rehabilitieren. Für etwas wirklich wahrhaftiges ist solch eine Reaktion, besonders auch auf emotionaler Ebene nicht nur nicht notwendig, sondern auch völlig unsinnig.


Die Emotionale Reaktion und der Versuch sein Gegenüber zu schwächen und zu verletzen ist im Konflikt eine beidseitige Interaktion und Reaktion. Es ist aber hierbei immer auch eine Reaktion auf sich selbst, eine Reaktion auf emotionaler Ebene in der man die Worte und das Verhalten des Gegenübers entsprechend des jeweiligen 'Kampfmodus' in dem man sich gerade befindet interpretiert, wenn nicht gar herausfordernd manipuliert.

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