Ich vergebe mich selbst... könnte es
heißen. Ich vergebe mich als das was ich geworden bin an das Leben,
das jetzt ist. Ich richte mich und meine Existenz an den Prinzipien des
Lebens, seiner Einheit und Gleichheit mit allem Leben aus. Ich gebe
auf, was mein Glaube und nie Realität war, meine Persönlichkeit,
mein Ego. Das, was ich versucht habe zu halten und zu verteidigen gegen
jeden Widerspruch in der wirklichen Existenz dieses Seins. Wir haben
eine Welt von gläubigen Geistern erschaffen, die sich und ihre
selbstgenerierten Interessen rücksichtslos gegeneinander zu
verteidigen versuchen. Ein psychotischer Wahn einer bewußtseinsgeplagten und überforderten Spezies.
Dabei sind wir hier, teilen jeden
Moment, jeden Atemzug, jede Ressource des Lebens als Eins. Niemand
kann das im selbstehrlichen Angesicht seiner eigenen Existenz
leugnen, dennoch beharren wir darauf autonome Individuen zu sein und
bestärken uns in diesem Glauben durch wahnhafte
Gedankenkonstruktionen über die wir uns in gegenseitiger,
argwöhnischer Beobachtung immer wieder kulturell und statistisch
rückversichern.
Individuell zu sein bedeutet nicht,
sich von und gegen alle anderen Formen abzugrenzen. Es bedeutet als
Lebensform eins mit allem Leben ein individueller Ausdruck des Lebens
zu sein, sich dabei gleichwertig und als produktive Entwicklung zum
Wohle allen Lebens zu identifizieren. Der Paradigmenwechsel von
ideeler und komparativer Selbstgestaltung im Geiste hin zu
selbstbestimmter, selbstmotivierter und lebendiger Umsetzung des
eigenen Potentials zum Wohle und im Sinne des gemeinen Lebens.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, die gedanklichen Konzepte meiner
Gewohnheiten über mich herrschen zu lassen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, ein Selbstbild nach konditionierten
Vorstellungen und Ideen zu formen, deren Grundlagen und Werte ich als
'gut' und erstrebenswert unergründet akzeptiert habe.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, mich und mein Leben nach diesem
Selbstbild auszurichten.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, den realen Moment des Lebendigen in
Gedanken zu verlassen und in irrealen, konzeptionellen Welten der
Vorstellung zu 'leben'.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, mich mit meinem Selbstbild als meiner
persönlichen Geschichte und meinen Erinnerungen daran zu
identifizieren, anstatt sie als das zu erkennen, was sie wahrhaftig
sind: Gedanken, Wahn- und Wunschvorstellungen als geistige Ablenkung
vom Leben im Moment der eigenen Existenz.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, ein Spielball meiner Emotionen zu
werden, sie als natürlich und sinnvoll zu akzeptieren ohne zu
erkennen welche Gedankenkonstrukte ich selbst geschaffen habe um
meine Emotionen zu nähren oder auszulösen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, zu glauben ich könne nicht humorvoll
sein.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, zu glauben, meine Verzweiflung sei die
einzige Grundlage meiner geistigen Denk- und Verfahrensweise.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, sarkastisch und zynisch zu werden um vor
mir selbst den Unwillen zu verbergen die Gewohnheit der Verzweiflung
aufzugeben.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, meine Selbstbestimmung aufzugeben und
dabei anzunehmen, dadurch nicht verantwortlich zu sein für das, was
ich aus innerem Antrieb unbedacht tue.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, meine Wertvorstellungen und Erwartungen
an das Leben als naturgegeben hinzunehmen, in anderen Menschen die
Erfüllung dieser Vorstellungen zu sehen und ihnen deshalb
nachzueifern.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe daran zu glauben, dass ich ein 'Musiker'
sei und dass sich mir auf irgendeine Art und Weise meine Bestimmung
in der Musik zeigen würde.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, an eine besondere Bestimmung für mein
Leben zu glauben.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, mich der Akzeptanz meiner Verantwortung
für meine Entscheidungen im Leben zu verweigern und stattdessen eine
Fantasie der 'Bestimmung' zu entwickeln.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, an die grundlegende Richtigkeit und
Sinnhaftigkeit der Handlungen und Entscheidungen meiner Eltern zu
glauben.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, einen Großteil meiner frühen
Lebensjahre damit zu verbringen herauszufinden, wie ich diese
erwartete Sinnhaftigkeit entschlüsseln könnte.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, mich selbst als dreist und unverschämt
zu empfinden / zu sehen, weil ich versucht habe die Sinnhaftigkeit
des Verhaltens meiner Eltern und meiner Familie im allgemeinen zu
verstehen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe meinen Gemütszustand von den
Handlungsweisen und Reaktionen anderer beeinflussen zu lassen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe mich im Vergleich mit anderen
minderwertig und unvollkommen zu fühlen.
Ich habe erkannt, dass ich wann immer
ich mich in Gedanken verstricke, mich meinen Emotionen hingebe und
meinem persönlichen Widerstand nachgebe ein Opfer meiner
konditionierten, programmierten und angewöhnten Programmstrukturen
bin. Ich erkenne mich darin in meinen Mitmenschen wieder und bin in
der Lage, die Zusammenhänge gesellschaftlich-kultureller Zwänge als
Projektionen dieser inneren Strukturen, die in vielen Fällen aus
Unsicherheiten und Ängsten generiert und durch deren öffentliche
Verbreitung am Leben gehalten und verstärkt werden, zu erkennen. Nur
wenn ich mir selbst gegenübertrete, in bedingungsloser
Selbstehrlichkeit und mit dem Entschluss diese Fremdbestimmung zu
beenden indem ich mir das, was ich mir erlaubt und akzeptiert habe zu
werden selbst vergebe, kann ich die inakzeptablen und
lebensfeindlichen Systeme menschlicher Handlungsmotivation, deren
Konsequenzen und fatalen Auswirkungen auf das Leben stoppen und sie
beginnend bei mir selbst durch selbstbestimmtes, selbstkorrigierendes
Verhalten ändern. Das ist die Verantwortung die dem Selbst als Leben
gegenüber die Organisierte Form die ich bin lebendig macht. Durch
die Werkzeuge die mir als Mensch zur Verfügung stehen nehme ich mir
selbst die Augenbinden ab, gehe auch da weiter wo der Weg zur
Freiheit allen Lebens auf schmerzhaften Widerstand stößt, wo sich
bewußte und unbewußte Barrieren entwickelt haben die eine
Persönlichkeit schützen sollen, die ich nicht mehr sein kann im
Gewahrsein ihrer künstlichen hinterhältigkeit und Lebensferne.
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