Rozelle De Lange |
Wenn ich auf meine Vergangenheit,
insbesondere auf meine Jugend und das junge Erwachsenenalter
zurückblicke, dann ist es ganz offensichtlich dass es immer einen
ganz starken Drang gab, etwas 'ganz besonderes' zu erleben, etwas
'ganz besonderes' zu sein oder zu werden, aber dieses 'Besondere'
war, wenn es überhaupt entweder als 'Style', als
'Berufung/Bestimmung', als 'Ideologie', 'Politische Ausrichtung' etc.
definiert war, nie etwas wirklich eigenständiges, nie wirklich 'mein
Ding', aus mir heraus entstanden, eine selbstbestimmte Entscheidung,
sondern der Weg des Strebens richtete sich immer mehr oder weniger
merklich an bereits vorgegebenen Strukturen, an bereits bestehenden
Gruppierungen und deren Ideologien, and den sogenannten Pionieren
besonderer Philosophien, modischen stilen und ähnlichem aus. Immer
war es letztendlich notwendig oder wichtig, sich 'auf jemanden' oder
'etwas' berufen zu können, das ausserhab von einem selbst lag.
Heute sehe ich ganz klar die Ursache
dieses Verhaltens bei mir und bei vielen anderen, und ich weiß auch,
dass diese 'Gruppierungen', egal welchen Bereichen sie entstammen,
aus lauter einzelnen solchen Individuen bestehen, die in ihrer
eigenständigen Selbstverantwortung völlig verunsichert nur den
imaginären Halt oder Rückhalt der Gruppe suchen und sich immer
wieder gegenseitig aufeinander Berufen. Im Grunde funktionieren so
natürlich nicht nur kleine Gruppierungen wie Verbände, Vereine,
Parteien, Musikergruppen, sondern ganze Gesellschaften, Nationen und
Kulturen. Aufgrund der Ablehnung der Eigenständigkeit und der damit
einhergehenden Eigenverantwortung berufen sich alle Beteiligten immer
wieder aufeinander, und das zeigt sich nicht nur in der gemeinsamen
Verfolgung bestimmter Ziele, sondern besonders auch dann, wenn die
Ideologie, der Plan, die Agenda eben mal NICHT funktioniert, wenn
sich etwas NICHT umsetzen lässt oder das Eigeninteresse zu kurz
kommt, und zwar in der vehementen Ablehnungsgeste der
Eigenverantwortlichkeit und der gemeinsamen, einheitlichen
Verantwortlichkeit an allen 'Auswüchsen' einer Lebensverbindung
durch die 'Anklage', durch das offene Zuschreiben von alleiniger
Verantwortlichkeit an einer Konsequenz eines gemeinschaftlichen
Prozesses an eine einzelne Person, eine Randgruppierung, and eine
(plötzlich) 'abgetrennte' Einheit, den 'Verbrecher' aus dem Nichts,
der 'Terroristengruppe', den 'Ausländern/Einwanderern/Immigranten'
etc. Ein völlig absurder Selbsttäuschungsversuch, der nur unter
Aufwendung selbstgewählter, freiwilliger Ignoranz und
Selbstbeschränkung aufrecht erhalten werden kann. Jede
Gesellschaft/Gemeinschaft erschafft sich ihre 'Feinde', ihre
'Schwarzen Schafe', ihre 'Verbrecher' und 'Kriminellen' selbst, sie
ist immer nur zu feige und voller Angst, die tatsächlichen
Konsequenzen ihrer bequemlichen Akzeptanz und Selbstaufgabe an alle
bestehenden Norm- und Wertvorstellungen anzuerkennen - und ebenso ist
es bei jedem einzelnen, und genau da muss angefangen werden mit der
Ehrlichkeit, mit der Beseitigung der Selbsttäuschung, der
Bequemlichkeit und der Feigheit vor eigenverantwortlichem und damit
selbstbestimmtem Leben. Freiheit und Feigheit sind eben nicht
miteinander Vereinbar. Und die Größte Angst hat der Mensch nicht
etwa vor anderen Menschen, nicht einmal davor zu kämpfen und zu
sterben, die größte Angst hat er vor der bedingungslosen
Ehrlichkeit vor sich SELBST.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe mich in der Sucht und Sehnsucht nach
dem energetischen 'Erleben' und 'Empfinden' vom Leben abgewandt zu
haben, ohne wirklich zu erkennen, dass dieses 'Erleben' eben keine
Erfüllung des Lebens bedeutet, sondern eine Flucht vor dem Leben,
vor dem eigenständigen Entscheiden und der Eigenverantwortung, dass
die 'Unterhaltung' und das 'Erleben' die Befriedigung des eigenen
Selbstinteresses sind und in keiner Weise das Interesse des Lebens
selbst berücksichtigen oder in Erwägung ziehen, weil sich dieses
'Erleben' eben in den emotionalen Sphären der inneren Gedankenwelt
abspielt, ein Schauspiel für sich selbst darstellt, das nicht einmal
als Erinnerung einen Wert oder gar Substanz hat, da diese
Erinnerungen selbst nicht das 'Erlebnis' sind, da sie sich verändern,
verschlechtern, verschwimmen, gefärbt und geprägt werden durch
spätere 'Erlebnisse' und abhängig vom jeweilig aktuellen Kontext in
unterschiedlicher und selbsttrügerischer Weise vom Geist missbraucht
werden um wiederum bestimmte Momente energetisch zum Selbstzweck
aufzuladen, alles ungeachtet der Konsequenzen dieses selbstsüchtigen
Verhaltens, von denen die Ignoranz gegenüber den gleichwertigen
Interessen anderer nur eine darstellt.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe meine Eigenständigkeit in allen
Lebensbereichen, sowohl dem mentalen, geistigen, dem Denken,
Beurteilen und Entscheiden, als auch auf der rein körperlichen
Ebene, der Bewegung des Körpers, des Auftretens und des Verhaltens
ignoriert, abgelehnt und aufgegeben zu haben, nicht nur weil ich von
klein auf aufgrund der Umstände der gesellschaftlichen Strukturen,
der allgemeinen menschlichen Philosophie der mystifizierten
Lebensbegründung so erzogen und geprägt wurde, sondern auch dann,
als ich anfing zu zweifeln, als mir die Widersprüchlichkeiten
menschlicher Selbstrechtfertigungsstrategien, die Widersinnigkeit der
Annahme einer 'natürlichen Ordnung' hinter dem menschlichen
Verhalten welches völlig konträr zu der 'natürlichen Ordnung'
aller anderen Lebewesen steht, klar wurde und ich anstatt
selbstbestimmt den Dingen auf den Grund zu gehen, anstatt
selbsterhlich an mir selbst zu 'forschen' in der Erkenntnis, dass ich
das Leben bin, ebenso wie alle anderen, in Einsicht in die
Wahrhaftigkeit der Gleichheit und Einheit als Leben in mir selbst
nach den Gründen, den wahren Ursachen der Verblendung und der
Ignoranz zu suchen, mich zunächst an 'andere' gewandt habe, bei
'anderen' nach Antworten suchte, dass ich versucht habe mich
'anderen' anzuschließen in der Hoffnung ich könne in einer Gruppe
von selbstsicheren, die Wahrheit vertretenden Menschen mich selbst
ebenfalls sicherer und hoffnungsvoller fühlen angesichts der
überwältigenden Ignoranz und Selbstgefälligkeit der Menschen, ohne
dabei zu erkennen dass ich genau die Problempunkte mit diesem
Verhalten, dieser 'Suche' bei 'anderen' repräsentiere, dass es genau
dieser Versuch ist, der schon von der falschen Prämisse ausgehend
zum Scheitern verurteilt ist und einen nach unzähligen erfolglosen
Versuchen wieder zurückfallen lässt in die Dunkelheit des eigenen
Geistes, sich selbst nährend an seiner Existenz, dem Körper, das
eigentliche Leben verdauend, sich bei lebendigem Leibe selbst
zerfleischend in sauren Emotionen badend, sich in Frust, Zorn, Wut
und Verbitterung verlieren lässt, bis man letztendlich aufgibt und
als Mensch vollends willenlos verschwindet.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe mich vor der Offenbarung vor mir
selbst so sehr zu fürchten, dass ich diesen im Grunde simplen
Schritt zur Selbstbestimmung und Selbstbefreiung viele Jahre nicht
einmal in Erwägung gezogen habe, dass es mir sogar sehr recht war,
dass man zu Selbstzweifeln und innerer Unsicherheit über die eigene
Identität, die eigene Existenz herangezogen wird und dass es
legitim und alternativlos erscheint, sich einfach den systemischen
vorgegebenen Bedingungen anzupassen und sich eine abgesteckte
'Nische' zu suchen, mit der man gerade noch so leben kann.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, das Leben das ich bin über viele Jahre
zu unterdrücken, das Leben, meinen Körper, meine Existenz
auszunutzen und zu benutzen um ein Geistesgebilde der inneren
Gedankenwelt von mir selbst und für mich selbst zu kreieren und zu
nähren, mich an den Reaktionen und energetischen Auf- und
Entladungen manipuliert und interpretiert durch meine Gedanken, mein
Bewußtsein zu ergötzen und das Leben allein auf diese flüchtigen
Momente, die trügerischen ideen von mir als einer Person die nur
lebt, wenn sie erlebt, zu beschränken.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
nicht erlaubt und es nicht zugelassen habe zu erkennen, dass ich auf
diese Weise immer auch andere Menschen brauche um mich der Bedeutung
meiner vergeistigten, ideologisierten Identifikation
rückzuversichern, und dass die Konsequenz daraus der Missbrauch
dieser Menschen sein MUSS, da ich als diese Ideologisierte Person
kein Interesse an der Freiheit anderer Menschen haben kann, denn ich
muss sie ja benutzen um die energetischen Konfliktmomente zu
generieren, ob 'positiv' oder 'negativ' spielt nicht einmal eine
Rolle, denn es geht nur um das 'Erleben' des kurzen Momentes der
Entladung.
Ich bestimme mich selbst als das Leben,
Hier, Jetzt, in diesem und dem nächsten Atemzug zur eigenständigen,
selbstgewählten Akzeptanz meiner Verantwortlichkeit für das Leben.
Ich bestimme mich selbst als das Leben
zur Selbstoffenbarung in Selbstehrlichkeit in jedem einzelnen Bereich
meines Lebens, meiner Persönlickeit so wie ich sie erlaubt und
akzeptiert habe und ich stehe als Beispiel für die tatsächliche
Möglichkeit der Selbsteinsicht und der eigenständigen Entscheidung
und damit der Übernahme der Verantwortung für das Leben.
Ich bestimme mich selbst als das Leben
dazu, jede Form der selbstgefälligen, scheinlogischen
Selbstrechtfertigung des menschlichen Missbrauchs am Leben durch das
Bewußtsein als trügerisch, selbstschädigend und irreführend
bloßzustellen, jede Form der Arroganz über das Leben als eine
Geisteskrankheit zu offenbaren die eine Bedrohung für alles Leben
darstellt, wie es sich unübersehbar überall auf der Welt ja auch
zeigt.
Ich stehe als das Leben für das Leben,
für alles Leben, ich sehe und akzeptiere meine Verantwortlichkeit
für das und alle zukünftigen Leben und sehe darin genau die
Fähigkeit und das Potential des Menschen, in Reife, Mündigkeit und
vertrauenswürdige Verantwortlichkeit zu wachsen um die Welt so zu
gestalten, dass das Leben in Einheit und Gleichheit sich vielseitig
frei entfalten kann.
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