Freitag, 28. September 2012

Tag 50 - Freiheit ist, sich nur noch auf das Leben zu berufen

Rozelle De Lange


Wenn ich auf meine Vergangenheit, insbesondere auf meine Jugend und das junge Erwachsenenalter zurückblicke, dann ist es ganz offensichtlich dass es immer einen ganz starken Drang gab, etwas 'ganz besonderes' zu erleben, etwas 'ganz besonderes' zu sein oder zu werden, aber dieses 'Besondere' war, wenn es überhaupt entweder als 'Style', als 'Berufung/Bestimmung', als 'Ideologie', 'Politische Ausrichtung' etc. definiert war, nie etwas wirklich eigenständiges, nie wirklich 'mein Ding', aus mir heraus entstanden, eine selbstbestimmte Entscheidung, sondern der Weg des Strebens richtete sich immer mehr oder weniger merklich an bereits vorgegebenen Strukturen, an bereits bestehenden Gruppierungen und deren Ideologien, and den sogenannten Pionieren besonderer Philosophien, modischen stilen und ähnlichem aus. Immer war es letztendlich notwendig oder wichtig, sich 'auf jemanden' oder 'etwas' berufen zu können, das ausserhab von einem selbst lag.
Heute sehe ich ganz klar die Ursache dieses Verhaltens bei mir und bei vielen anderen, und ich weiß auch, dass diese 'Gruppierungen', egal welchen Bereichen sie entstammen, aus lauter einzelnen solchen Individuen bestehen, die in ihrer eigenständigen Selbstverantwortung völlig verunsichert nur den imaginären Halt oder Rückhalt der Gruppe suchen und sich immer wieder gegenseitig aufeinander Berufen. Im Grunde funktionieren so natürlich nicht nur kleine Gruppierungen wie Verbände, Vereine, Parteien, Musikergruppen, sondern ganze Gesellschaften, Nationen und Kulturen. Aufgrund der Ablehnung der Eigenständigkeit und der damit einhergehenden Eigenverantwortung berufen sich alle Beteiligten immer wieder aufeinander, und das zeigt sich nicht nur in der gemeinsamen Verfolgung bestimmter Ziele, sondern besonders auch dann, wenn die Ideologie, der Plan, die Agenda eben mal NICHT funktioniert, wenn sich etwas NICHT umsetzen lässt oder das Eigeninteresse zu kurz kommt, und zwar in der vehementen Ablehnungsgeste der Eigenverantwortlichkeit und der gemeinsamen, einheitlichen Verantwortlichkeit an allen 'Auswüchsen' einer Lebensverbindung durch die 'Anklage', durch das offene Zuschreiben von alleiniger Verantwortlichkeit an einer Konsequenz eines gemeinschaftlichen Prozesses an eine einzelne Person, eine Randgruppierung, and eine (plötzlich) 'abgetrennte' Einheit, den 'Verbrecher' aus dem Nichts, der 'Terroristengruppe', den 'Ausländern/Einwanderern/Immigranten' etc. Ein völlig absurder Selbsttäuschungsversuch, der nur unter Aufwendung selbstgewählter, freiwilliger Ignoranz und Selbstbeschränkung aufrecht erhalten werden kann. Jede Gesellschaft/Gemeinschaft erschafft sich ihre 'Feinde', ihre 'Schwarzen Schafe', ihre 'Verbrecher' und 'Kriminellen' selbst, sie ist immer nur zu feige und voller Angst, die tatsächlichen Konsequenzen ihrer bequemlichen Akzeptanz und Selbstaufgabe an alle bestehenden Norm- und Wertvorstellungen anzuerkennen - und ebenso ist es bei jedem einzelnen, und genau da muss angefangen werden mit der Ehrlichkeit, mit der Beseitigung der Selbsttäuschung, der Bequemlichkeit und der Feigheit vor eigenverantwortlichem und damit selbstbestimmtem Leben. Freiheit und Feigheit sind eben nicht miteinander Vereinbar. Und die Größte Angst hat der Mensch nicht etwa vor anderen Menschen, nicht einmal davor zu kämpfen und zu sterben, die größte Angst hat er vor der bedingungslosen Ehrlichkeit vor sich SELBST.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe mich in der Sucht und Sehnsucht nach dem energetischen 'Erleben' und 'Empfinden' vom Leben abgewandt zu haben, ohne wirklich zu erkennen, dass dieses 'Erleben' eben keine Erfüllung des Lebens bedeutet, sondern eine Flucht vor dem Leben, vor dem eigenständigen Entscheiden und der Eigenverantwortung, dass die 'Unterhaltung' und das 'Erleben' die Befriedigung des eigenen Selbstinteresses sind und in keiner Weise das Interesse des Lebens selbst berücksichtigen oder in Erwägung ziehen, weil sich dieses 'Erleben' eben in den emotionalen Sphären der inneren Gedankenwelt abspielt, ein Schauspiel für sich selbst darstellt, das nicht einmal als Erinnerung einen Wert oder gar Substanz hat, da diese Erinnerungen selbst nicht das 'Erlebnis' sind, da sie sich verändern, verschlechtern, verschwimmen, gefärbt und geprägt werden durch spätere 'Erlebnisse' und abhängig vom jeweilig aktuellen Kontext in unterschiedlicher und selbsttrügerischer Weise vom Geist missbraucht werden um wiederum bestimmte Momente energetisch zum Selbstzweck aufzuladen, alles ungeachtet der Konsequenzen dieses selbstsüchtigen Verhaltens, von denen die Ignoranz gegenüber den gleichwertigen Interessen anderer nur eine darstellt.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe meine Eigenständigkeit in allen Lebensbereichen, sowohl dem mentalen, geistigen, dem Denken, Beurteilen und Entscheiden, als auch auf der rein körperlichen Ebene, der Bewegung des Körpers, des Auftretens und des Verhaltens ignoriert, abgelehnt und aufgegeben zu haben, nicht nur weil ich von klein auf aufgrund der Umstände der gesellschaftlichen Strukturen, der allgemeinen menschlichen Philosophie der mystifizierten Lebensbegründung so erzogen und geprägt wurde, sondern auch dann, als ich anfing zu zweifeln, als mir die Widersprüchlichkeiten menschlicher Selbstrechtfertigungsstrategien, die Widersinnigkeit der Annahme einer 'natürlichen Ordnung' hinter dem menschlichen Verhalten welches völlig konträr zu der 'natürlichen Ordnung' aller anderen Lebewesen steht, klar wurde und ich anstatt selbstbestimmt den Dingen auf den Grund zu gehen, anstatt selbsterhlich an mir selbst zu 'forschen' in der Erkenntnis, dass ich das Leben bin, ebenso wie alle anderen, in Einsicht in die Wahrhaftigkeit der Gleichheit und Einheit als Leben in mir selbst nach den Gründen, den wahren Ursachen der Verblendung und der Ignoranz zu suchen, mich zunächst an 'andere' gewandt habe, bei 'anderen' nach Antworten suchte, dass ich versucht habe mich 'anderen' anzuschließen in der Hoffnung ich könne in einer Gruppe von selbstsicheren, die Wahrheit vertretenden Menschen mich selbst ebenfalls sicherer und hoffnungsvoller fühlen angesichts der überwältigenden Ignoranz und Selbstgefälligkeit der Menschen, ohne dabei zu erkennen dass ich genau die Problempunkte mit diesem Verhalten, dieser 'Suche' bei 'anderen' repräsentiere, dass es genau dieser Versuch ist, der schon von der falschen Prämisse ausgehend zum Scheitern verurteilt ist und einen nach unzähligen erfolglosen Versuchen wieder zurückfallen lässt in die Dunkelheit des eigenen Geistes, sich selbst nährend an seiner Existenz, dem Körper, das eigentliche Leben verdauend, sich bei lebendigem Leibe selbst zerfleischend in sauren Emotionen badend, sich in Frust, Zorn, Wut und Verbitterung verlieren lässt, bis man letztendlich aufgibt und als Mensch vollends willenlos verschwindet.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe mich vor der Offenbarung vor mir selbst so sehr zu fürchten, dass ich diesen im Grunde simplen Schritt zur Selbstbestimmung und Selbstbefreiung viele Jahre nicht einmal in Erwägung gezogen habe, dass es mir sogar sehr recht war, dass man zu Selbstzweifeln und innerer Unsicherheit über die eigene Identität, die eigene Existenz herangezogen wird und dass es legitim und alternativlos erscheint, sich einfach den systemischen vorgegebenen Bedingungen anzupassen und sich eine abgesteckte 'Nische' zu suchen, mit der man gerade noch so leben kann.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, das Leben das ich bin über viele Jahre zu unterdrücken, das Leben, meinen Körper, meine Existenz auszunutzen und zu benutzen um ein Geistesgebilde der inneren Gedankenwelt von mir selbst und für mich selbst zu kreieren und zu nähren, mich an den Reaktionen und energetischen Auf- und Entladungen manipuliert und interpretiert durch meine Gedanken, mein Bewußtsein zu ergötzen und das Leben allein auf diese flüchtigen Momente, die trügerischen ideen von mir als einer Person die nur lebt, wenn sie erlebt, zu beschränken.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es nicht erlaubt und es nicht zugelassen habe zu erkennen, dass ich auf diese Weise immer auch andere Menschen brauche um mich der Bedeutung meiner vergeistigten, ideologisierten Identifikation rückzuversichern, und dass die Konsequenz daraus der Missbrauch dieser Menschen sein MUSS, da ich als diese Ideologisierte Person kein Interesse an der Freiheit anderer Menschen haben kann, denn ich muss sie ja benutzen um die energetischen Konfliktmomente zu generieren, ob 'positiv' oder 'negativ' spielt nicht einmal eine Rolle, denn es geht nur um das 'Erleben' des kurzen Momentes der Entladung.


Ich bestimme mich selbst als das Leben, Hier, Jetzt, in diesem und dem nächsten Atemzug zur eigenständigen, selbstgewählten Akzeptanz meiner Verantwortlichkeit für das Leben.

Ich bestimme mich selbst als das Leben zur Selbstoffenbarung in Selbstehrlichkeit in jedem einzelnen Bereich meines Lebens, meiner Persönlickeit so wie ich sie erlaubt und akzeptiert habe und ich stehe als Beispiel für die tatsächliche Möglichkeit der Selbsteinsicht und der eigenständigen Entscheidung und damit der Übernahme der Verantwortung für das Leben.

Ich bestimme mich selbst als das Leben dazu, jede Form der selbstgefälligen, scheinlogischen Selbstrechtfertigung des menschlichen Missbrauchs am Leben durch das Bewußtsein als trügerisch, selbstschädigend und irreführend bloßzustellen, jede Form der Arroganz über das Leben als eine Geisteskrankheit zu offenbaren die eine Bedrohung für alles Leben darstellt, wie es sich unübersehbar überall auf der Welt ja auch zeigt.

Ich stehe als das Leben für das Leben, für alles Leben, ich sehe und akzeptiere meine Verantwortlichkeit für das und alle zukünftigen Leben und sehe darin genau die Fähigkeit und das Potential des Menschen, in Reife, Mündigkeit und vertrauenswürdige Verantwortlichkeit zu wachsen um die Welt so zu gestalten, dass das Leben in Einheit und Gleichheit sich vielseitig frei entfalten kann.







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