Wann immer ich in soziale Interaktion
mit anderen Menschen gehe frage ich mich zu irgendeinem Zeitpunkt
warum ich das tue, was ich hier mache und wie ich mich verhalten
sollte/müsste. In der Regel, wenn das Zusammentreffen privater
und/oder angenehmer Natur ist, dann beginnt die Konversation
ungezwungen, direkt und ich verhalte mich im Grunde einfach wie ich
es im Moment selbstbestimmt entscheide. Doch im Verlauf der
Gespräche, wenn es beispielsweise um Themen geht die mir selbst
wichtig sind, über die ich mich gerne austausche oder austauschen
würde, stelle ich fest, dass ich zunehmend zurückhaltend und
zwanghaft in meinen Überlegungen werde, dass ich versuche zu
berechnen, Reaktionen vorherzusagen und zu vermeiden. Ich weiß dass
viele meiner Standpunkte in gewisser Weise für andere Personen
extrem erscheinen könnten, bisweilen sogar völlig aus den
Voraussetzenden Annahmen des jeweiligen Selbstbildes herausgelöst
sind, also in der Lage wären die Grundfeste der Selbstwahrnehmung
einer Person zu erschüttern. Und ich weiß natürlich auch, dass die
Reaktion auf eine solche Standpunktvertretung oftmals Blockade,
Ablehnung und sogar Aggression bedeutet. Also versuche ich, vor allen
Dingen bei Menschen in deren Verhalten, Reden und Denken ich die
Möglichkeiten und das Potential, die Selbstehrlichkeit und Offenheit
erkennen kann, diese Reaktion zu vermeiden. Das heißt, einerseits
befinde ich mich in der Problematik dass ich natürlich ich selbst,
selbstbestimmt und eigenverantwortlich sein will, andererseits aber
muss ich um solche Reaktionen zu vermeiden mich verstellen und mir
selbst, oder auch anderen gegenüber unehrlich und angepasst handeln.
Doch die Frage ist, ob das wirklich
unehrlich mir selbst gegenüber ist oder ob ein solches Verhalten
nicht GERADE bedeutet eigenverantwortlich und mit gesundem Verstand
zu handeln, schließlich ist das keine Verurteilung der anderen
Person oder ihres Verhaltens, bzw. der erwarteten Reaktion, sondern
eine logische Folgerung aus Verhaltensmustern die ich von mir selbst
sehr genau kennen und auf deren Mechanismen ich mich bei dieser
Entscheidung berufe weil ich weiß, dass ich vor längerer Zeit unter
ähnlichen Umständen derart reagiert hätte. Es ist also eigentlich
ein Erfahrungswert, ein Lernen an und durch mich selbst das mich dazu
bewegt mich anders zu verhalten oder auszudrücken, um gewisse
Reaktionen oder das Auslösen einiger emotionaler Verteidigungs- oder
Verdrängungsmuster im Bewusstsein der Persönlichkeit meines
Gegenübers zu vermeiden.
Die Problematik dabei ist natürlich,
dass die Gefahr besteht, dass ich das Risiko vermeide, das heißt
dass ich das Potential unterschätze, und dadurch die Möglichkeit
einer gemeinsamen Erkenntnis oder der gemeinsamen Entwicklung dieser
Einsicht im Gespräch verhindere, beziehungsweise mich in
egoistischen Mustern meiner eigenen Programmierung verstricke die aus
Ängsten der persönlichen Ablehnung/Isolation oder der
Konfliktscheue motiviert wirken während ich mein Vorgehen mit
diplomatischem Geschick vor mir selbst rechtfertige. Diese
Problematik ist im Besonderen bei der Struktur meiner Persönlichkeit
zu beachten und ich werde in dieser Blogreihe näher darauf eingehen,
werde in die Tiefen der emotionalen Verstrickungen meiner
Persönlichkeit in solchen Situationen und der gedanklichen
Rechtefertigungsstrategien eintauchen, sie mir vergegenwärtigen, sie
mir selbstehrlich eingestehen und sie selbstbestimmt auflösen und
mich davon zu befreien.
Das Resultat einer solchen
Konversation, eines solchen Zusammentreffens kann beispiesweise sein,
dass ich die betreffenden Personen für mich aburteile, sie entweder
abschreibe oder anderweitig kategorisiere, um für mich selbst ein
einfaches Schema zu haben nach dem ich sie in Zukunft behandeln kann.
Damit beschränke ich die Möglichkeiten meines Wirkens und muss
immer wieder rechtfertigen warum ich den Kontakt meide, warum ich
nicht in Interaktion mit diesen Menschen gehe oder gehen möchte. Es
resultiert eine Art Frust- und Trotzverhalten, ein innerer Konflikt,
ein Bedauern und selbstmitleidiges Verzwefeln das mir selbst schadet
und mich in meinem Wirken auf andere Beschränkt und mich letztlich
isoliert.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, mein Verhalten in Situationen der
Interaktion mit anderen Menschen anhand gedanklicher Einbildungen und
Vorverurteilungen, Beurteilungen und Ängsten bestimmen zu lassen und
dadurch den Bezug zur Wirklichkeit, den Bezug zu mir selbst im Hier
zu verlieren und zu dem Moment als dem einzig wirklich lebendigen
Sein aufzugeben um in Gedanken, in meinem Bewusstsein eine Geschichte
zu verfolgen, also nicht wirklich zu leben.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe meine Zugehörigkeit als die Einheit
allen Lebens zu verdrängen und mich in Interaktion mit anderen
Menschen gedanklich zu isolieren, mich von ihnen zu trennen um dann
die Persönlichkeit zu bestimmen und zu definieren anhand von
Wertmustern und Grundlagen die als eine Ansammlung von Erfahrungen
und Erinnerungen als Bilder in meinem Kopf, meinem Geist, meinem
Bewusstsein existieren und als isolierte Entität von mir als mein
Selbst wahrgenommen werden, im Vergleich und dem wahrgenommenen
Gegensatz durch Abschätzung und Kalkulation in selbstgerechter,
egoistischer Manier.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, meine Verantwortung als Mensch, als
Teil dieser Einheit des Lebens zu scheuen, sie nicht zu übernehmen
in bestimmten Momenten in denen meine Ureigenen Ängste und
Befürchtungen bestimmend sind, dass ich diese Ängste nicht vollends
und mit aller Hingabe in jedem mir zur Verfügung stehenden Moment
und Atemzug angehe, sie mir vergegenwärtige und analysiere um mich
von ihnen zu befreien, damit ich in eigenverantwortlicher Einsicht in
jedem Moment meines Lebens die Verantwortung als Mensch, die
Verantwortung die das Mensch sein mit sich bringt übernehmen und
leben kann, dass ich in Einheit und Gleichheit für und als das Leben
gerade stehen kann, in jeder wie auch immer gearteten Situation,
damit ich mein gesamtes Potential der menschlichen Befähigung für
das Leben, für das Wohl allen Lebens und für die gelebte Einheit
und Gleichwertigkeit einbringen kann wo immer ich bin.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, mich nach Situationen in denen ich
meinen eigenen Selsbstrechtfertigungen für meine inneren Ängste zum
Opfer gefallen bin, in denen ich mein Verhalten den gewohnten
Denkmustern ohne Bezug zum wirklichen Moment unterworfen habe, in
denen ich nicht als mein Selbst Hier/Da war sondern nach Programmen
agiert habe selbst zu verurteilen, mich schuldig und nutzlos zu
fühlen und dadurch mich selbst zu missbrauchen indem ich mich
blockiere anstatt aus den Erfahrungen zu lernen, sie zu nutzen, mir
selbst zu vergeben und mich durch Selbstkorrektur und eine
eigenverantwortliche Vorgehensweise neu auszurichten um damit die
Verantwortung für mich selbst als das Leben, als Einheit mit dem
Leben zu übernehmen.
Ich bestimme mich selbst als Mensch und
als das Lebendige zu der Entwicklung der Aufmerksamkeit in den
Situationen in denen ich mein Verhalten und mein Denken von Ängsten
und selbstgeschaffenen Wertmustern bestimmen lasse innezuhalten, die
Gedankenketten zu stoppen, zu atmen und in den Moment des Hier
zurückzukommen, mich in Einheit und Gleichheit mit allem in jedem
Atemzug zu erkennen und an den momentanen Gegebenheiten mein Handeln
auszurichten so, dass ich im Sinne der Einheit, des Wohls allen
Lebens agiere.
cooler Punkt, den du hier ansprichst und angehst, Bastian - ich freue mich auf die kommenden Blogs. Ich habe in meinem Prozess beobachtet, dass das Zusammenkommen mit allen Mitmenschen unglaubliche Möglichkeiten eröffnet, die eigenen Selbst-Unehrlichkeiten anzugehen und oft hat ein selbst-ehrlicher Ausdruck mehr Wirksamkeit als jede Rechthaberei.
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