Montag, 16. Dezember 2013

Tag 155 - Frustration und Isolation im Zusammentreffen mit anderen „Menschen“ / „Persönlichkeiten“

* Cati Kaoe * / Foter.com / CC BY-NC-SA


Wann immer ich in soziale Interaktion mit anderen Menschen gehe frage ich mich zu irgendeinem Zeitpunkt warum ich das tue, was ich hier mache und wie ich mich verhalten sollte/müsste. In der Regel, wenn das Zusammentreffen privater und/oder angenehmer Natur ist, dann beginnt die Konversation ungezwungen, direkt und ich verhalte mich im Grunde einfach wie ich es im Moment selbstbestimmt entscheide. Doch im Verlauf der Gespräche, wenn es beispielsweise um Themen geht die mir selbst wichtig sind, über die ich mich gerne austausche oder austauschen würde, stelle ich fest, dass ich zunehmend zurückhaltend und zwanghaft in meinen Überlegungen werde, dass ich versuche zu berechnen, Reaktionen vorherzusagen und zu vermeiden. Ich weiß dass viele meiner Standpunkte in gewisser Weise für andere Personen extrem erscheinen könnten, bisweilen sogar völlig aus den Voraussetzenden Annahmen des jeweiligen Selbstbildes herausgelöst sind, also in der Lage wären die Grundfeste der Selbstwahrnehmung einer Person zu erschüttern. Und ich weiß natürlich auch, dass die Reaktion auf eine solche Standpunktvertretung oftmals Blockade, Ablehnung und sogar Aggression bedeutet. Also versuche ich, vor allen Dingen bei Menschen in deren Verhalten, Reden und Denken ich die Möglichkeiten und das Potential, die Selbstehrlichkeit und Offenheit erkennen kann, diese Reaktion zu vermeiden. Das heißt, einerseits befinde ich mich in der Problematik dass ich natürlich ich selbst, selbstbestimmt und eigenverantwortlich sein will, andererseits aber muss ich um solche Reaktionen zu vermeiden mich verstellen und mir selbst, oder auch anderen gegenüber unehrlich und angepasst handeln.
Doch die Frage ist, ob das wirklich unehrlich mir selbst gegenüber ist oder ob ein solches Verhalten nicht GERADE bedeutet eigenverantwortlich und mit gesundem Verstand zu handeln, schließlich ist das keine Verurteilung der anderen Person oder ihres Verhaltens, bzw. der erwarteten Reaktion, sondern eine logische Folgerung aus Verhaltensmustern die ich von mir selbst sehr genau kennen und auf deren Mechanismen ich mich bei dieser Entscheidung berufe weil ich weiß, dass ich vor längerer Zeit unter ähnlichen Umständen derart reagiert hätte. Es ist also eigentlich ein Erfahrungswert, ein Lernen an und durch mich selbst das mich dazu bewegt mich anders zu verhalten oder auszudrücken, um gewisse Reaktionen oder das Auslösen einiger emotionaler Verteidigungs- oder Verdrängungsmuster im Bewusstsein der Persönlichkeit meines Gegenübers zu vermeiden.
Die Problematik dabei ist natürlich, dass die Gefahr besteht, dass ich das Risiko vermeide, das heißt dass ich das Potential unterschätze, und dadurch die Möglichkeit einer gemeinsamen Erkenntnis oder der gemeinsamen Entwicklung dieser Einsicht im Gespräch verhindere, beziehungsweise mich in egoistischen Mustern meiner eigenen Programmierung verstricke die aus Ängsten der persönlichen Ablehnung/Isolation oder der Konfliktscheue motiviert wirken während ich mein Vorgehen mit diplomatischem Geschick vor mir selbst rechtfertige. Diese Problematik ist im Besonderen bei der Struktur meiner Persönlichkeit zu beachten und ich werde in dieser Blogreihe näher darauf eingehen, werde in die Tiefen der emotionalen Verstrickungen meiner Persönlichkeit in solchen Situationen und der gedanklichen Rechtefertigungsstrategien eintauchen, sie mir vergegenwärtigen, sie mir selbstehrlich eingestehen und sie selbstbestimmt auflösen und mich davon zu befreien.

Das Resultat einer solchen Konversation, eines solchen Zusammentreffens kann beispiesweise sein, dass ich die betreffenden Personen für mich aburteile, sie entweder abschreibe oder anderweitig kategorisiere, um für mich selbst ein einfaches Schema zu haben nach dem ich sie in Zukunft behandeln kann. Damit beschränke ich die Möglichkeiten meines Wirkens und muss immer wieder rechtfertigen warum ich den Kontakt meide, warum ich nicht in Interaktion mit diesen Menschen gehe oder gehen möchte. Es resultiert eine Art Frust- und Trotzverhalten, ein innerer Konflikt, ein Bedauern und selbstmitleidiges Verzwefeln das mir selbst schadet und mich in meinem Wirken auf andere Beschränkt und mich letztlich isoliert.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, mein Verhalten in Situationen der Interaktion mit anderen Menschen anhand gedanklicher Einbildungen und Vorverurteilungen, Beurteilungen und Ängsten bestimmen zu lassen und dadurch den Bezug zur Wirklichkeit, den Bezug zu mir selbst im Hier zu verlieren und zu dem Moment als dem einzig wirklich lebendigen Sein aufzugeben um in Gedanken, in meinem Bewusstsein eine Geschichte zu verfolgen, also nicht wirklich zu leben.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe meine Zugehörigkeit als die Einheit allen Lebens zu verdrängen und mich in Interaktion mit anderen Menschen gedanklich zu isolieren, mich von ihnen zu trennen um dann die Persönlichkeit zu bestimmen und zu definieren anhand von Wertmustern und Grundlagen die als eine Ansammlung von Erfahrungen und Erinnerungen als Bilder in meinem Kopf, meinem Geist, meinem Bewusstsein existieren und als isolierte Entität von mir als mein Selbst wahrgenommen werden, im Vergleich und dem wahrgenommenen Gegensatz durch Abschätzung und Kalkulation in selbstgerechter, egoistischer Manier.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, meine Verantwortung als Mensch, als Teil dieser Einheit des Lebens zu scheuen, sie nicht zu übernehmen in bestimmten Momenten in denen meine Ureigenen Ängste und Befürchtungen bestimmend sind, dass ich diese Ängste nicht vollends und mit aller Hingabe in jedem mir zur Verfügung stehenden Moment und Atemzug angehe, sie mir vergegenwärtige und analysiere um mich von ihnen zu befreien, damit ich in eigenverantwortlicher Einsicht in jedem Moment meines Lebens die Verantwortung als Mensch, die Verantwortung die das Mensch sein mit sich bringt übernehmen und leben kann, dass ich in Einheit und Gleichheit für und als das Leben gerade stehen kann, in jeder wie auch immer gearteten Situation, damit ich mein gesamtes Potential der menschlichen Befähigung für das Leben, für das Wohl allen Lebens und für die gelebte Einheit und Gleichwertigkeit einbringen kann wo immer ich bin.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, mich nach Situationen in denen ich meinen eigenen Selsbstrechtfertigungen für meine inneren Ängste zum Opfer gefallen bin, in denen ich mein Verhalten den gewohnten Denkmustern ohne Bezug zum wirklichen Moment unterworfen habe, in denen ich nicht als mein Selbst Hier/Da war sondern nach Programmen agiert habe selbst zu verurteilen, mich schuldig und nutzlos zu fühlen und dadurch mich selbst zu missbrauchen indem ich mich blockiere anstatt aus den Erfahrungen zu lernen, sie zu nutzen, mir selbst zu vergeben und mich durch Selbstkorrektur und eine eigenverantwortliche Vorgehensweise neu auszurichten um damit die Verantwortung für mich selbst als das Leben, als Einheit mit dem Leben zu übernehmen.

Ich bestimme mich selbst als Mensch und als das Lebendige zu der Entwicklung der Aufmerksamkeit in den Situationen in denen ich mein Verhalten und mein Denken von Ängsten und selbstgeschaffenen Wertmustern bestimmen lasse innezuhalten, die Gedankenketten zu stoppen, zu atmen und in den Moment des Hier zurückzukommen, mich in Einheit und Gleichheit mit allem in jedem Atemzug zu erkennen und an den momentanen Gegebenheiten mein Handeln auszurichten so, dass ich im Sinne der Einheit, des Wohls allen Lebens agiere.

1 Kommentar:

  1. cooler Punkt, den du hier ansprichst und angehst, Bastian - ich freue mich auf die kommenden Blogs. Ich habe in meinem Prozess beobachtet, dass das Zusammenkommen mit allen Mitmenschen unglaubliche Möglichkeiten eröffnet, die eigenen Selbst-Unehrlichkeiten anzugehen und oft hat ein selbst-ehrlicher Ausdruck mehr Wirksamkeit als jede Rechthaberei.

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