Samstag, 28. Dezember 2013

Tag 159 - Psychologie aus der Sicht eines Nicht-Psychologen Teil 1

Foter.com / CC BY-SA


Die Vortrags- oder Vorlesungsreihe von Erich Fromm mit dem Titel "Psychologie für Nicht-Psychologen" ist sicher mit für die Titelwahl dieser Posting-Reihe verantwortlich. Was Erich Fromm in diesen Vorträgen beschreibt ist tatsächlich nahezu deckungsgleich mit vielen Aspekten die ich im Verlauf der Selbstarbeit, des Prozesses der Selbstbefreiung von sogenannten psychologischen Mustern, in und an mir selbst entdeckt habe und die mir angesichts menschlicher Verhaltens- und Umgangsweisen aufgegangen sind. Ich war daher schon seit vielen Jahren sehr an Fromms Arbeit interessiert und kann seine Literatur nur wärmstens empfehlen. Allerdings, und das trifft für mich auf jede Art Literatur zu, nicht um sich dort Anweisungen, Denkstrategien oder Wertkategorien abzuschauen oder anzueignen, sondern vielmehr um zu schauen, inwiefern die eigene Erkenntnis, die eigenen selbstehrlichen Einsichten in die menschliche Psyche vergleichbar sind, bzw. wo und ob man selbst an der einen oder anderen Stelle Aspekte aufgezeigt bekommt die man selbst noch nicht geprüft hat, oder aber ob der Verfasser der Vorträge, der Bücher und Schriften selbst aufrichtig, eingehend und so objektiv wie möglich geforscht und recherchiert hat. Denn wann immer man auf innere Gegenwehr angesichts neuer Eindrücke die einem von Außen herangetragen werden stößt, muss man sich vor allem fragen, ob der eigene, persönliche Standpunkt tatsächlich auch diese Aspekte gegen die man sich innerlich wehrt in Betracht gezogen hat und ob man selbstehrlich genug war, diese gleichwertig mit einzubeziehen, als man sich ein Bild von einer bestimmten Sache gemacht hat. Nur wenn man zu dieser Aufweichung vorgefasster Meinungen bereit ist, kann man überhaupt Nutzen aus der Literatur anderer ziehen, nur dann ist man in der Lage zu lernen. Denn Lernen, und diese Erkenntnis setze ich eigentlich voraus, kann nicht bedeuten sich vorgefertigten Ansichten und seien sie noch so geschickt und professionell ausgearbeitet einfach anzuschließen, nur weil sie vielleicht gerade in das persönliche Weltbild passen.
In dieser Blogreihe der Nicht-Psychologie möchte ich meine erfahrungen und meine inneren Widerstände, die Selbstarbeit des Vergleichens und Erkennens, die Schritte zur Erweiterung der persönlichen Erkenntnisse und alles was mir im Laufe des eigenen Studiums der Psychologie begegnet ist und noch begegnen wird teilen. Ich werde mich selbst und auch die hochoffiziellen Erkenntnisse und allgemeingültigen Paradigmen heutiger Psychologie auf den Prüfstand stellen, Fragen aufwerfen und beantworten, zu Dialog einladen und dabei auch offenlegen, wo ich Schwachpunkte der psychologischen Wissenschaft sehe, die natürlich bisweilen banal erscheinen und bereits vielfach diskutiert worden sind, allerdings in diesen kritischen Auseinandersetzungen meiner Ansicht nach immer eines notwendigen weiteren Schrittes der Betrachtung des Menschen selbst entbehren. Welcher Schritt das ist, das wird sich immer wieder im Verlauf der Auseinandersetzungen zeigen und wiederholt erklären.

Ich setze mich bereits seit einigen Jahren mit der Psychologie als Wissenschaft auseinander, das heißt ich betreibe private Studien der Lehrmittel, der offiziellen Literatur aus Universitätsbibliotheken und Büchereien, der Skripte verschiedener Lehrgänge der Psychologie, von Biografien und Videomaterial. Ich habe bereits vor vielen Jahren in meinem persönlichen Leben Erfahrungen mit psychisch auffälligen und kranken Menschen aus meinem direkten Umfeld gemacht, ich habe die Entwicklung einer Psychose mehrfach verfolgt, ebenso auch die Wege der Behandlungen und Therapien. Ich selbst habe psychische Krisen erlebt, ich habe Depressionen und soziale Phobien sozusagen am eigenen Leib erfahren und bin auf viele Arten damit umgegangen, zumeist erfolglos, bis ich auf den Weg der hier im Verlauf der Blogs und auch meiner Vlog-Reihen beschrieben wird gekommen bin, einer Einsicht in eigenverantwortliche Aspekte, die grundlegende Akzeptanz meiner Selbst als Eins mit dem Leben, bzw. als das leben selbst und meiner daraus resultierenden Verantwortlichkeit für mich selbst und das Leben. Diese Selbsttherapie ist kein Wundermittel, kein spiritueller Erlösungspfad, sondern die einfachste und klarste Erkenntnis der Existenz als Leben selbst und der Verantwortung die aus der Fähigkeit des Menschen generell resultiert. Es ergibt sich daraus die sekundäre Position der Persönlichkeit als Bild und Geschichte und die primäre Stellung des physischen, des Organismus, der die Einheit des Lebens im Grunde klar und deutlich präsentiert. Der Weg von dem ich spreche ist der Paradigmenwechsel von der Beherrschenden Stellung des programmierten Bewusstseins und seiner Bestrebungen, der persönlichen und rücksichtslosen Bedürfnisbefriedigung beschränkt auf die eigene Existenz ( die ja keine eigene Existenz ist, da sie immer interdependent mit allem physischen Leben dieser Existenz ist) hin zu der gelebten Einheit und Gleichheit des Lebens im Sinne und zum Besten aller "Leben", also aller Formen des Lebens unter der Voraussetzung der verantwortungsvollen Nutzung des Menschenverstandes. Dass es ein Weg ist wird klar, wenn man beginnt sich selbst tatsächlich selbst-EHRLICH zu durchleuchten und feststellt, wie vielschichtig und wie tiefgreifend die Fremdbestimmung des eigenen Lebens, aller Bereiche der eigenen Existenz eigentlich ist, selbst und vor allem auch dort, wo man im Grunde überzeugt ist eigenständig und selbstbestimmt zu sein oder zu handeln. Gerade an den Stellen ist eine selbstehrliche Selbstbeobachtung enorm schwierig und mit viel Courage verbunden, denn hier finden wir ja eben die größte und stärkste Triebfeder egoistischen Handelns und Denkens, nämlich den Glauben an die persönliche Freiheit die in der bewusstseinsorientierten Persönlichkeitsgeschichte nahezu ausnahmslos an die Idee der eigenen Überwertigkeit gekoppelt ist. MEIN Leben ist wichtig, wichtiger als das eines anderen menschen, vor allem aber natürlich wertvoller als das der Tiere und der Pflanzen. In unserer heutigen Welt unter den Voraussetzungen die unsere eigens geschaffenen Systeme uns bieten, ist ein solches Denken nahezu überlebenswichtig und muss unter allen Umständen aufrecht erhalten werden, um überhaupt den Anschein der Existenz einer gesunden menschlichen Psyche zu erwecken, obwohl die Handlungsweisen der Gesellschaften, der Kulturen und auch der Einzelindividuen in vielerlei Hinsicht der dem gesunden Menschenverstand zugrundeliegenden Logik widersprechen. Rechtfertigungen, moralische Konstrukte, Philosophien und vor allem Religionen dienen hier dazu, den menschlichen Geist einzulullen und von den einfachsten Erkenntnissen die bereits durch die pure Wahrnehmung des Umfeldes, der Umwelt und der Wirkungen der Lebensweise die wir gewählt haben zu erkennen sind abzulenken. 
Beschränken wir die Wissenschaft der Psychologie auf das Beschreiben der menschlichen Verhaltens- und Handlungsweisen, so können wir diese Anstrengungen auch gleich unterlassen, denn daraus kann sich nichts sinnvolles oder Nutzbares ergeben. Also müssen der Beschreibenden Wissenschaft Erkenntnisse folgen, es muss interpretiert und verstanden, erklärt und prognostiziert werden. Doch die Frage ist, nach welcher Grundlage? Nach welchem Maßstab will oder soll ich den Menschen beurteilen? Wie soll ich mich über mich selbst stellen können um zu verstehen, was es mit einer auffälligen Entwicklung der Psyche eines anderen menschen auf sich hat? Und vor allem: was ist das Ziel der Behandlungen, der Therapien? Wohin soll der Mensch wieder gebracht oder zurückgebracht werden der in der Gesellschaft die selbst ein Produkt der psychischen Leistungen bereits manipulierter und konditionierter Menschen ist Leidensdruck erfährt, weil seine persönliche emotionale, psychische Funktionalität aus verschiedenen Gründen nicht mehr in diese Muster passt?
Wo kann man eine Grundlage, eine einheit finden die allen gleichermaßen zu eigen ist? Wohl eher nicht in der Psyche, sondern im lebendigen Selbst, dem organischen Manifest des Menschen. Dort sind wir alle den gleichen Gesetzen unterworfen, dort sind wir alle der gleichen Freiheiit und den gleichen Grenzen ausgeliefert. Und dort, in eben diesen Fähigkeiten der körperliche-geistigen Existenz als Ganzes kann und muss die Psychologie die Maßstäbe entwickeln, wenn sie tatsächlich dem Wohl des Menschen und damit dem Wohl aller dienen soll.

Dieser Text wird in seiner Reinform geschrieben, fortlaufend veröffentlicht. Er erhebt daher natürlich nicht den Anspruch 2wissenschaftlich" zu sein, auch wenn er sich eingehend mit wissenschaftlich erarbeiteten Thesen und Ergebnissen auseinandersetzt. Ich selbst würde die Blogreihen der 'Reise ins Leben' aller die dieser Tage und schon seit vielen Monaten daran beteiligt sind allerdings durchaus als reine und lebendige Wissenschaft bezeichnen, denn gerade in der Psychologie gibt es meiner Ansicht nach nur einen wirklich qualifizierten wissenschaftliche Forscher der die Verantwortung für die Versuchsentwürfe, die Eindeutigkeit und Objektivität seiner Ergebnisse und ihrer Auswertung trägt und tragen kann, nämlich den jeweiligen Menschen selbst.


I

Kann ein Nicht-Psychologe die Psychologie des Menschen überhaupt verstehen?

Was kann der Psychologe lernen, das nicht auch jedem anderen Menschen zugänglich wäre? Man muss sich doch fragen, warum oder ob überhaupt ein Mensch mehr oder besser über 'die Vorgänge des Seelischen / Psychischen' des Menschen erkennen und lernen kann, als irgend ein anderer, beziehungsweise warum man überhaupt motiviert ist, etwas über die menschliche Psyche im Allgemeinen herauszufinden.

Hierzu eine Hypothese:

Eine vertrauenswürdige Psychologie muss immer ein gemeinschaftliches Interesse verfolgen, das ein besseres Verständnis und damit eine bessere Kontrolle der mentalen Vorgänge und Entwicklungen der Psyche eines jeden einzelnen für sich selbst zum Ziel hat. Die Erlangung von Wissen über diese Vorgänge, Zusammenhänge und Systeme ohne dieses auch frei und öffentlich zu teilen lässt auf eine missbräuchliche Motivation oder zumindest ein latentes Interesse an der Manipulation anderer schließen.

Wenn dem nicht so wäre, dann könnte der Grund noch sein anderen Menschen helfen zu wollen, wenn diese Probleme und Schwierigkeiten mit ihrer Persönlichkeit und ihren psychischen Veranlagungen haben und wenn sie nicht die Zeit und Gelegenheit haben sich selbst darüber klar zu werden. Doch diese Hilfe wiederum muss im Grunde, wenn man von der Aufrichtigkeit des Hilfsangebotes ausgeht, darauf hinauslaufen, die erlangten Erkenntnisse über die psychischen Funktionen, ihre Entstehung, Entwicklung und die Wege der Analyse zu teilen, dem anderen Menschen also das geeignete Werkzeug an die Hand zu geben sich letztendlich selbst helfen zu können und auf diesem Wege die geeignete Unterstützung zu bieten. Denn die Erkenntnisse und Forschungsergebnisse aus der Psychologie betreffen alle Menschen gleichermaßen, sind für alle gleichermaßen wertvoll und wichtig, und können aufgrund der Tatsache, dass Menschen sie erarbeitet haben nicht dafür bestimmt sein, nur einer ausgewählten Gruppe von Intellektuellen und Forschern zur Verfügung zu stehen.

So ist es in unserer Welt allerdings geschehen und man sieht in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens die manipulativen und missbräuchlich einseitigen Auswirkungen dieser Tatsache.
In der Werbung beispielsweise werden gezielt psychologische Erkenntnisse benutzt, um Menschen für ein bestimmtes Produkt zu begeistern. In einer Welt/Kultur des Überflusses, des nicht enden wollenden Konsums, sind es längst nicht mehr die realen Eigenschaften oder der die realen Werte eines Produkts die den Kunden zum Kauf veranlassen, sondern um das Produkt herum wird eine Aura der imaginativen Eigenschaften und Werte erzeugt, das Produkt erlangt ideellen oder Kult -Status. Doch nicht nur diese Erzeugung der künstlichen Bedürfnisse ist ein Werkzeug der einseitig 'von oben herab' angewandten Psychologie, sondern die Entwicklung des Menschen selbst, seines Bewusstseins und seiner Persönlichkeit wird bereits von Kindesbeinen an mit psychologischen Methoden gezielt beeinflusst, so dass beispielsweise die Ängste und Unsicherheiten des Menschen in einer Gesellschaft wie der unseren durch den Glauben an die Funktionalität und Vertrauenswürdigkeit von Institutionen beruhigt werden sollen, welche dann wiederum im Sinne der Systeme arbeiten, die den Menschen lenken, manipulieren und benutzen wollen, bzw. die überhaupt erst zu der Problematischen Situation des gelenkten Menschen geführt haben.

Fortsetzung folgt...

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