Fortsetzung zu:
Tag 159 - Psychologie aus der Sicht eines Nicht-Psychologen Teil 1
Auszug:
In der Werbung beispielsweise werden gezielt psychologische Erkenntnisse benutzt, um Menschen für ein bestimmtes Produkt zu begeistern. In einer Welt/Kultur des Überflusses, des nicht enden wollenden Konsums, sind es längst nicht mehr die realen Eigenschaften oder der die realen Werte eines Produkts die den Kunden zum Kauf veranlassen, sondern um das Produkt herum wird eine Aura der imaginativen Eigenschaften und Werte erzeugt, das Produkt erlangt ideellen oder Kult -Status. Doch nicht nur diese Erzeugung der künstlichen Bedürfnisse ist ein Werkzeug der einseitig 'von oben herab' angewandten Psychologie, sondern die Entwicklung des Menschen selbst, seines Bewusstseins und seiner Persönlichkeit wird bereits von Kindesbeinen an mit psychologischen Methoden gezielt beeinflusst, so dass beispielsweise die Ängste und Unsicherheiten des Menschen in einer Gesellschaft wie der unseren durch den Glauben an die Funktionalität und Vertrauenswürdigkeit von Institutionen beruhigt werden sollen, welche dann wiederum im Sinne der Systeme arbeiten, die den Menschen lenken, manipulieren und benutzen wollen, bzw. die überhaupt erst zu der Problematischen Situation des gelenkten Menschen geführt haben.
So ist die Therapie für psychische
Auffälligkeiten und Krankheiten großenteils eine Zurückführung
in/auf eine Denkstruktur, die sich funktional in die bestehenden
Systeme eingliedert und führt nicht zu einem Selbst-Verständnis,
führt nicht zur Befreiung des Individuums von der
Kontrollmöglichkeit der 'Besser-Wissenden', sondern lässt ihn in
dem Glauben nun, da er/sie wieder einigermaßen sozial interagieren
kann, geheilt oder zumindest auf dem Weg der Genesung zu sein, auf
dem Weg zu einem Ziel, das es in dieser Form überhaupt nicht gibt.
Denn einen psychisch gesunden Menschen gibt es nicht, diese Art der
Klassifizierung liegt überhaupt nicht im Ermessen irgendeines
Menschen. Lediglich durch künstlich oder auch zwangsweise/gewaltsam
erzeugte Hierarchien und Machtverhältnisse, wie beispielsweise durch
das Zurückhalten oder Manipulieren von Information und
wissenschaftlichen Erkenntnissen, kann der Eindruck einer
Überlegenheit erzeugt und ein falsches Vertrauensverhältnis zu dem
Therapeuten/der Therapeutin erzwungen werden, das den Eindruck
erweckt man könne ein solches Ziel durch Anpassung und Hörigkeit
erreichen. Und in kaum einem anderen wissenschaftlichen Bereich ist
diese Lüge der Erhabenheit so extrem widersprüchlich zur
Wirklichkeit wie in der Psychologie.
So hat jede Form der Psychotherapie den
unangenehmen Beigeschmack einer Manipulation, oder zumindest einer
Bevormundung, oder aber im geringsten Fall einer Nutzlosigkeit, einer
Placebo-Maßnahme die keinem anderen Sinn dient, als der
Gewissensberuhigung der Gesellschaften einerseits und der
Rechtfertigung des Berufsstandes der Psychologen unter der Annahme
einer existierenden gesunden Psyche des Durchschnittsbürgers
andererseits. Denn in welchen Bereich der Psychologie, der
akademischen Psychologie so wie sie an Universitäten gelehrt wird,
man auch vordringt, man kann nicht umhin einzusehen, dass es ein
abschließendes Wissen, oder auch ein nur annähernd ergründendes
Wissen über die Psychologie des Menschen, die psychischen Vorgänge,
die Ursprünge der Gedanken und die Art der Selbstwahrnehmung, der
Bewusstheit und ihrer Herkunft nicht gibt.
Was also weiß mein Gegenüber, der
Psychotherapeut, der Analytiker oder der Psychiater von mir und damit
auch von sich selbst, von seinen eigenen innersten Vorgängen, den
Beschaffenheiten seiner emotionalen Gefüge, der Gedanken und
Erinnerungen, seiner Wahrnehmungswelt und seiner Wirkung auf mich und
andere, vor allem aber auf sich selbst?
Natürlich können immer nur einige
wenige sich Zeit ihres Lebens intensiv mit Experimenten und Forschung
in dem Bereich der Psychologie, des Verhaltens und Erlebens des
Menschen befassen, dafür muss eine Gesellschaft ja auch diese
Möglichkeiten und Ressourcen zur Verfügung stellen daraus einen
Beruf oder eine Berufung machen zu können. Die Frage aber bleibt,
was dann mit / aus den gewonnenen Erkenntnissen wird, wozu man sie
verwendet und wem man diese Erkenntnisse zur Verfügung stellt. Vor
allem aber auch was passiert, wenn die Erkenntnisse die grundlegend
akzeptierten Normen und Sichtweisen unserer Gesellschaft, des
Menschen an sich in Frage stellen oder sie sonst irgendwie
erschüttern? Ist eine Wissenschaft überhaupt langfristig ernst zu
nehmen und tragbar, wenn sie nicht gleichermaßen auch bereit ist,
die kulturellen, sozialen gesellschaftlichen Strukturen aus denen sie
sich entwickelt offen zu hinterfragen und wenn nötig sogar zu
verwerfen? In einer Wissenschaft aber, die von eben diesen Strukturen
existenziell getragen wird ist so etwas wenig bis gar nicht zu
erwarten, sie wird sich vielmehr damit befassen Methoden und
Möglichkeiten zu finden, die den Menschen in dem derzeitigen Stadium
seines Verhaltens, seines Denkens und Handelns, also seinem
psychologischen Ist.Zustand belassen, so dass die Systeme und
Strukturen die Wissenschaft und vor allem hier die Psychologie
'erforderlich' und wichtig machen erhalten bleiben.
...Fortsetzung folgt!
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