Montag, 30. Dezember 2013

Tag 161 - Psychologie aus der Sicht eines Nicht-Psychologen Teil 3

"lapolab" / Foter.com / CC BY-NC


Fortsetzung der Reihe:

Tag 160 - Psychologie aus der Sicht eines Nicht-Psychologen Teil 2

 Auszug:

...In einer Wissenschaft aber, die von eben diesen Strukturen existenziell getragen wird ist so etwas wenig bis gar nicht zu erwarten, sie wird sich vielmehr damit befassen Methoden und Möglichkeiten zu finden, die den Menschen in dem derzeitigen Stadium seines Verhaltens, seines Denkens und Handelns, also seinem psychologischen Ist.Zustand belassen, so dass die Systeme und Strukturen die Wissenschaft und vor allem hier die Psychologie 'erforderlich' und wichtig machen erhalten bleiben.


Wir müssen also schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit und der Achtung vor dem Menschen damit aufhören so zu tun als ob wir eine Wissenschaft mit anwendbaren, heilenden Erkenntnissen hätten, denn diese Vortäuschung falscher Tatsachen hat fatale Folgen für all die Menschen die Hilfe benötigen, die eine Anleitung zur Selbstanalyse benötigen und sich vertrauensvoll in die Hände der Institutionen begeben. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir diesen Instanzen rechtliche Privilegien eingeräumt haben, die jedem einzelnen Menschen einer Gesellschaft unter gewissen Bedingungen seine Grundrechte entziehen und ihn gegen seinen Willen Therapien unterziehen können, und über die Bedingungen entscheiden ebenfalls diejenigen, die diese Wissenschaft erlernt haben und sie betreiben.

Die Selbsterkenntnis die zur Selbstheilung befähigen würde ist möglich. Sie ist nicht nur möglich, sondern sie ist auch notwendig, wenn die Menschen sich von einer Gesellschaft bestehend aus verängstigt verunsicherten, von Institutionen abhängig gemachten Bürgern zu einer mündigen, eigenständigen Gesellschaft die sich als Einheit wahrnimmt, deren einzelne Bürger verantwortungsbewusst und selbstbestimmt dem Wohl der Gemeinschaft widmen und darin eben durch ihre eigene Eigenständigkeit und Individualität aufgehen entwickeln soll. Und das sollte der Zielzustand einer jeden Gemeinschaft die sich als aufgeklärt und demokratisch sieht sein.
Dafür ist die selbstgewählte Entscheidung jedes einzelnen Individuums zur eigenständigen Erforschung des Selbst und des eigenen Seelenlebens unter der Voraussetzung selbst-ehrlicher Betrachtung erforderlich. Selbst-ehrlich und eigenverantwortlich, nur dem wahren Selbst gegenüber Rechenschaft schuldig und damit eigenständig. Wahres Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen kann nur aus einer solchen, von innen gerichteten Entscheidung entwickelt werden, es kann nicht durch Belehrung und Anweisung von außen geschehen, denn dadurch entwickelt sich immer eine Abhängigkeit von einem anderen Menschen, von einem im Grunde gleichgestellten. Dieser Widerspruch der Überlegenheit kann also nur künstlich geschaffen und erhalten werden. Aus diesem wahren Selbstbewusstsein aus Eigenverantwortlichkeit in jeder Beziehung ergibt sich die Integrität und Vertrauenswürdigkeit eines Menschen und letztlich auch wahrhaftiger Individualismus, persönliche Freiheit und selbstbestimmte Entfaltung. Derzeit ist in unserer Welt nichts und niemand frei, selbstbestimmt oder individuell. Diese Werte wie wir sie propagieren sind keine gelebten Werte, sie existieren nur in der Vorstellung und der Erwartung.. Es mag freiere und weniger freie Menschen geben, durch innere aber vor allem auch äußere, aufgezwungene Umstände. Aber der Weg zu wahrer Freiheit in Einheit als Mensch und Teil des gesamten Lebens muss selbst gewollt und gewählt werden in einer bewussten Entscheidung als ein Versprechen an sich selbst. Nur so kann der Mensch sich und seine Gemeinschaft, die Gesellschaft und letztendlich die Menschheit befreien.
Der einzige und schwerwiegendste Hinderungsgrund der Angst einflößend generiert und kultiviert wird ist der, dass man in dieser Entscheidung jede Möglichkeit der Schuldzuweisung und Anklage, der Suche ach Gründen im Äußeren aufgeben muss und zwar endgültig. Es gibt dann keine Entschuldigung und keine Flucht vor der eigenen Verantwortung mehr. Die hat es auch nie wirklich gegeben, aber man entscheidet sich, sich selbst diese Illusion zu nehmen.
Es ist einfach das. Immer wieder den Grund bei sich selbst zu suchen. Jedes mal wenn sich der innere Zorn, die Wut und Aggression gegen jemanden richtet innezuhalten und in sich zu schauen, den Verstand zu benutzen um die Empfindungen und ihre Wurzeln bis zum Ursprung zu verfolgen, sich selbst gegenüber jede Möglichkeit der Eigenverantwortung an ihrer Entstehung aufrichtig einzugestehen, nach der Verantwortung zu forschen und ihr gegenüberzutreten selbst wenn die Angst überwältigend scheint. Und es ist ein Forschen, ein Bohren, man wird Krusten und Wunden aufbrechen müssen, denn diese Vernarbungen die die klare Sicht auf die Eigenverantwortlichkeit versperren sind über Jahrzehnte gewachsen und gepflegt worden. Immer wieder aufgebrochen hat man Übung darin bekommen sie schnell und sicher wider zu verschließen nur um sich gleich in die nächste Ablenkung zu stürzen, nur um für den Schmerz der Verwundung verantwortliche und schuldige zu suchen. Aus dieser fortwährenden Selbstverletzung ist dieses vernarbte, aggressive und hinterhältige Wesen der Ego-Persönlichkeit geworden dessen Fassaden und verkleidete, maskierte Spielfiguren sich gegenseitig die Welt vorgaukeln die wir die unsere nennen. Daher ist unser Streben ein einziges Unterhaltungstheater des Geistes, daher brauchen wir Religionen und spirituelle Fantasien um unseren Schmerz der uns innerlich plagt zu betäuben. Und wenn uns das dann einigermaßen gelingt, sehen wir in diesem oberflächlichen Erfolgserlebnis unsere Bestimmung, sehen in dieser Selbstberauschung das evolutionäre Heil des Menschen. In alles und jedes wollen und müssen wir Vorstellungen überwertiger Natur projizieren. In die Waren und Artikel unserer industrialisierten Konsumkultur, in unsere Beziehungen zueinander, die Liebe, die Familie, alles wollen wir verherrlicht sehen, strahlend in unserem Bewusstsein, banal in der reinen Wahrnehmung, weil wir das Wirkliche, das wahrhaftig Schöne nicht mehr ertragen können, stellt es sich uns doch direkt als Gleiches dar, als Teil von uns Selbst. Selbst in die Natur, unsere alleinige Lebensgrundlage fantasieren wir übernatürliches hinein. Alles nur um uns nicht der Wahrhaftigkeit unserer eigenen Verantwortlichkeit und der gewollten Unfähigkeit zur Mündigkeit stellen zu müssen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen