Fortsetzung der Reihe:
Tag 160 - Psychologie aus der Sicht eines Nicht-Psychologen Teil 2
Auszug:
...In einer Wissenschaft aber, die von eben diesen Strukturen
existenziell getragen wird ist so etwas wenig bis gar nicht zu
erwarten, sie wird sich vielmehr damit befassen Methoden und
Möglichkeiten zu finden, die den Menschen in dem derzeitigen Stadium
seines Verhaltens, seines Denkens und Handelns, also seinem
psychologischen Ist.Zustand belassen, so dass die Systeme und
Strukturen die Wissenschaft und vor allem hier die Psychologie
'erforderlich' und wichtig machen erhalten bleiben.
Wir
müssen also schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit und der Achtung
vor dem Menschen damit aufhören so zu tun als ob wir eine
Wissenschaft mit anwendbaren, heilenden Erkenntnissen hätten, denn
diese Vortäuschung falscher Tatsachen hat fatale Folgen für all die
Menschen die Hilfe benötigen, die eine Anleitung zur Selbstanalyse
benötigen und sich vertrauensvoll in die Hände der Institutionen
begeben. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir diesen Instanzen
rechtliche Privilegien eingeräumt haben, die jedem einzelnen
Menschen einer Gesellschaft unter gewissen Bedingungen seine
Grundrechte entziehen und ihn gegen seinen Willen Therapien
unterziehen können, und über die Bedingungen entscheiden ebenfalls
diejenigen, die diese Wissenschaft erlernt haben und sie betreiben.
Die
Selbsterkenntnis die zur Selbstheilung befähigen würde ist möglich.
Sie ist nicht nur möglich, sondern sie ist auch notwendig, wenn die
Menschen sich von einer Gesellschaft bestehend aus verängstigt
verunsicherten, von Institutionen abhängig gemachten Bürgern zu
einer mündigen, eigenständigen Gesellschaft die sich als Einheit
wahrnimmt, deren einzelne Bürger verantwortungsbewusst und
selbstbestimmt dem Wohl der Gemeinschaft widmen und darin eben durch
ihre eigene Eigenständigkeit und Individualität aufgehen entwickeln soll. Und das
sollte der Zielzustand einer jeden Gemeinschaft die sich als
aufgeklärt und demokratisch sieht sein.
Dafür
ist die selbstgewählte Entscheidung jedes einzelnen Individuums zur
eigenständigen Erforschung des Selbst und des eigenen Seelenlebens
unter der Voraussetzung selbst-ehrlicher Betrachtung erforderlich.
Selbst-ehrlich und eigenverantwortlich, nur dem wahren Selbst
gegenüber Rechenschaft schuldig und damit eigenständig. Wahres
Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen kann nur aus einer solchen, von
innen gerichteten Entscheidung entwickelt werden, es kann nicht durch
Belehrung und Anweisung von außen geschehen, denn dadurch entwickelt
sich immer eine Abhängigkeit von einem anderen Menschen, von einem
im Grunde gleichgestellten. Dieser Widerspruch der Überlegenheit
kann also nur künstlich geschaffen und erhalten werden. Aus diesem
wahren Selbstbewusstsein aus Eigenverantwortlichkeit in jeder
Beziehung ergibt sich die Integrität und Vertrauenswürdigkeit eines
Menschen und letztlich auch wahrhaftiger Individualismus, persönliche
Freiheit und selbstbestimmte Entfaltung. Derzeit ist in unserer Welt
nichts und niemand frei, selbstbestimmt oder individuell. Diese Werte
wie wir sie propagieren sind keine gelebten Werte, sie existieren nur
in der Vorstellung und der Erwartung.. Es mag freiere und weniger
freie Menschen geben, durch innere aber vor allem auch äußere,
aufgezwungene Umstände. Aber der Weg zu wahrer Freiheit in Einheit
als Mensch und Teil des gesamten Lebens muss selbst gewollt und
gewählt werden in einer bewussten Entscheidung als ein Versprechen
an sich selbst. Nur so kann der Mensch sich und seine Gemeinschaft,
die Gesellschaft und letztendlich die Menschheit befreien.
Der
einzige und schwerwiegendste Hinderungsgrund der Angst einflößend
generiert und kultiviert wird ist der, dass man in dieser
Entscheidung jede Möglichkeit der Schuldzuweisung und Anklage, der
Suche ach Gründen im Äußeren aufgeben muss und zwar endgültig. Es
gibt dann keine Entschuldigung und keine Flucht vor der eigenen
Verantwortung mehr. Die hat es auch nie wirklich gegeben, aber man
entscheidet sich, sich selbst diese Illusion zu nehmen.
Es
ist einfach das. Immer wieder den Grund bei sich selbst zu suchen.
Jedes mal wenn sich der innere Zorn, die Wut und Aggression gegen
jemanden richtet innezuhalten und in sich zu schauen, den Verstand zu
benutzen um die Empfindungen und ihre Wurzeln bis zum Ursprung zu
verfolgen, sich selbst gegenüber jede Möglichkeit der
Eigenverantwortung an ihrer Entstehung aufrichtig einzugestehen, nach
der Verantwortung zu forschen und ihr gegenüberzutreten selbst wenn
die Angst überwältigend scheint. Und es ist ein Forschen, ein
Bohren, man wird Krusten und Wunden aufbrechen müssen, denn diese
Vernarbungen die die klare Sicht auf die Eigenverantwortlichkeit
versperren sind über Jahrzehnte gewachsen und gepflegt worden. Immer
wieder aufgebrochen hat man Übung darin bekommen sie schnell und
sicher wider zu verschließen nur um sich gleich in die nächste
Ablenkung zu stürzen, nur um für den Schmerz der Verwundung
verantwortliche und schuldige zu suchen. Aus dieser fortwährenden
Selbstverletzung ist dieses vernarbte, aggressive und hinterhältige
Wesen der Ego-Persönlichkeit geworden dessen Fassaden und
verkleidete, maskierte Spielfiguren sich gegenseitig die Welt
vorgaukeln die wir die unsere nennen. Daher ist unser Streben ein
einziges Unterhaltungstheater des Geistes, daher brauchen wir
Religionen und spirituelle Fantasien um unseren Schmerz der uns
innerlich plagt zu betäuben. Und wenn uns das dann einigermaßen
gelingt, sehen wir in diesem oberflächlichen Erfolgserlebnis unsere
Bestimmung, sehen in dieser Selbstberauschung das evolutionäre Heil
des Menschen. In alles und jedes wollen und müssen wir Vorstellungen
überwertiger Natur projizieren. In die Waren und Artikel unserer
industrialisierten Konsumkultur, in unsere Beziehungen zueinander,
die Liebe, die Familie, alles wollen wir verherrlicht sehen,
strahlend in unserem Bewusstsein, banal in der reinen Wahrnehmung,
weil wir das Wirkliche, das wahrhaftig Schöne nicht mehr ertragen
können, stellt es sich uns doch direkt als Gleiches dar, als Teil
von uns Selbst. Selbst in die Natur, unsere alleinige Lebensgrundlage
fantasieren wir übernatürliches hinein. Alles nur um uns nicht der
Wahrhaftigkeit unserer eigenen Verantwortlichkeit und der gewollten
Unfähigkeit zur Mündigkeit stellen zu müssen.
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