Posts mit dem Label Konsum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Konsum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 27. Juni 2013

Tag0119 - Warum Denken nicht = Sein ist (Teil 9) - Der Geist des Profits und die Vermarktung der Ramsch-Kultur

Ian Muttoo / Foter.com / CC BY-SA

Fortsetzung zu Tag0111 - Warum Denken nicht = Sein ist (Teil8) - "Push my buttons!" (Das soziale Talent)

Auszug:

"Das sind Dinge die man verstehen muss, mit denen man zu leben lernen muss. Es kann durchaus auch sein, dass es für alle beteiligten besser ist in einer bestimmten Lage weiter mitzuspielen, zumindest zeitweise so zu tun als sei man selbst noch in diesen Reiz-Reaktionsmustern gefangen, um den oder die anderen zu schonen. Das ist in unserer Welt ein kompliziertes Unterfangen, kein Zweifel. Eine Herausforderung an das eigene soziale Talent."
 

Wir haben es erlaubt und zugelassen, dass wir von einem uns umgebenden und in uns hinein gewobenen System bestimmt werden, das sich vornehmlich durch dahinplätschernde Belanglosigkeiten auszeichnet. Die politischen Themen sind größtenteils belanglos, sie beschäftigen sich mit Symptombekämpfung oder Unterdrückung, sie verkaufen den Großteil der Bevölkerung für dumm, verbreiten gezielt Halbwahrheiten und Lügen, manipulieren ungeniert die Wahrnehmung der Menschen nur um von der Wahrheit abzulenken, nämlich der, dass die politischen Institutionen längst nicht mehr die Interessen des Volkes, sondern die Interessen der Konzerne vertreten, und die hauptsächliche politische Arbeit besteht in den 'public relations', der Aufgabe die Interessen der Wirtschaft, der Unternehmen und der Banken als gleich mit den Interessen der Bevölkerung darzustellen. Die Medien beschäftigen sich mit Belanglosigkeiten und selbst hier werden eben diese belanglosen Präsentationen zu Geld gemacht, werden die hörenden, lesenden und sehenden Menschen gezielt im Unklaren gehalten, werden sie manipuliert und gedrängt, unter Druck gesetzt, im Namen des Profits. Nachrichten verfolgen einseitige Interessen, lenken die Aufmerksamkeit gezielt auf bestimmte Ereignisse um eine entsprechende Reaktion bei ihrem Publikum hervorzurufen oder zu unterdrücken, die Werbung wendet sich vor allem an die die am leichtesten zu manipulieren sind, wirbt gezielt für Kinder, missbraucht schändlich das Vertrauen in die Erwachsenenwelt, in die Medien und andere Institutionen und das was sie ihnen verkaufen wollen hat nicht mal einen Sinn, es ist Müll, gesundheitsschädlich und völlig Wertlos, hinterlässt nur Leere, einen Schaden unsagbarer Größe für die Kinder und auch für die Gesellschaft, die Menschen, die Gemeinschaft. Die sogenannte Kultur fördert belanglose Dinge, die Medien strahlen das scheinbar „Massen-wirksamste“ aus, das, was die meisten hören, sehen oder kaufen möchten, sie tun dabei so als sei dies der Wunsch der Massen, wissen aber ganz genau dass sie durch gezielte Wiederholung und Beeinflussungen aller Art genau das Produkt anpreisen, das sich für sie am billigsten produzieren lässt um es dann um so teurer zu verkaufen. Musik am Fließband, Filme mit immer gleichem Inhalt, Serienproduktionen, immer wieder dieselben Theateraufführungen, sensationell aufgezogene Millionenschwere Unternehmen die Musicals Produzieren welche sich massenwirksam vermarkten lassen, nahezu unerschwinglich hohe Preise für Konzertkarten und so weiter und so weiter, alles ist erkrankt am und durchsetzt vom Geist des Profits, der Vermarktung, der Ramsch-Kultur.

Der Wert des Menschen selbst, unser eigener wie auch der unseres Gegenübers wird von uns gemessen an der augenscheinlichen Wahrnehmung und den Schablonen die uns dieses Wertesystem eingepflanzt hat. Nichts eigenes, keine selbstbestimmte Abwägung, keine Spontaneität oder Kreativität ist mehr in uns, nur noch das verängstigte Abgleichen mit den Wertstrukturen unserer inneren Programme.

Ja, das klingt einseitig, deprimierend oder resigniert. Ist es aber nicht und ich weiß durchaus dass es Ausnahmen unter den Menschen gibt, dass es tatsächlich Kreative Köpfe gibt die um der Sache willen an ihr arbeiten, was immer es ist, Menschen die sich und ihr Leben einer Leidenschaft widmen, die sich aufopfern um anderen zu helfen, um andere zu unterhalten, um kreativ schöpferisch zu sein. Natürlich gibt es die unter den sieben bis acht Milliarden Menschen bisweilen, sonst würde ja auch kaum Hoffnung bestehen und das Unterfangen den Menschen als potentiell frei und der gelebten Einheit fähig zu bestimmen wäre aussichtslos. Doch sind wir sehr weit von der Umsetzung entfernt und auf dem derzeitigen Kurs vergrößert sich diese Entfernung mit jedem Atemzug.
Wir konsumieren und der Konsum scheint in unserer Vorstellung der bewegende Faktor der Existenz als Mensch zu sein. Unsere erstrebenswerten Ziele sind Komfort, Bequemlichkeit, schnelles, intensives Vergnügen, Spaßempfinden, „Happyness“, alles selbstbezogene Ziele die nur der Befriedigung in der Vorstellung dienen, die den Körper benutzen um ein Geistwesen mit Energie zu versorgen, Energie die in den Gedanken die Existenz und das Leben simuliert. Als diese perfekt programmier- und manipulierbare Konsummaschine ist der Mensch nichts weiter als ein Mechanismus der entlang der Richtlinien eines Programms funktioniert. Das ist weniger lebendig, weniger schöpferisch und konstruktiv als das was das Leben jedes einzelnen Tieres auf diesem Planeten repräsentiert. Zumal dieses menschliche Programm keinerlei lebensbereichernden Sinn verfolgt, sondern in aller Regel eine Unterwerfungsroutine und eine Duckmäuser-Funktion erfüllt. Die Unterwerfung unter die vorgegebenen Maßnahmen und Ziele persönlicher Bereicherung, statuiert durch ein Geldsystem das eine hierarchisch strukturierte Gesellschaftsordnung unter der Vortäuschung der Gleichbehandlung und gleicher Chancen festlegt, wobei zum Erreichen der Zustimmung lediglich das einpflanzen von Minderwertigkeitsgefühlen und Verlustängsten in die Psyche eines sich entwickelnden Menschen notwendig ist. Ein leichtes unterfangen, jedes Kind könnte das hinbekommen und tut es auch, denn die Kinder programmieren sich dank der erfolgreichen Gehirnwäsche durch Institutionen und Eltern bereits selbst. 1

Samstag, 23. März 2013

Tag0041 - Ist 'Entertainment' ein Ersatz für 'Unterhaltung'?



In diesem Post geht es um das unterschwellige Verlangen nach Unterhaltung, der Art von Unterhaltung die sich interessanter Weise am besten mit dem englischen Begriff 'Entertainment' bei uns verbreitet und so gar nichts mit dem deutschen Wort 'Unterhaltung' zu tun hat.
Vielleicht ist diese Übernahme der Wortbedeutung aus dem Amerikanischen aber gar nicht so abwegig und unverständlich wenn man genau darüber nachdenkt, da es durchaus sein kann, dass das Entertainment die Unterhaltung auch im wirklichen Leben ersetzt hat.
Unterhaltung als ein Gespräch zwischen zwei oder mehr Menschen, in dem man sich austauscht, sich unterhält indem man sich unterhält sozusagen, eine Situation in der man sich real begegnet und miteinander die Zeit verbringt, und zwar nicht indem man sich mit etwas anderem 'unterhält/entertaint', sondern sich selbst als Menschen genug ist ist ein lebendiger Moment, ist ein 'Geschehen' an dem alle als lebendige, aktive und gleichwertige Partner beteiligt sind und aus diser Situation können alle etwas gewinnen, sie hat Entwicklungspotential für alle beteiligten Menschen. Aber sie fordert eben auch genau das von jedem einzelnen, was er sich darus erhoffen kann, seinen persönlichen Einsatz, seine Teilnahme und damit auch seine Verantwortung. Aber das hört sich wieder so an, als sei das etwas negatives, etwas das anstrengend und unangenehm wäre. Und das ist auch genau das, was uns mehr und mehr suggeriert wird, dass Verantwortungsbewußtsein und Engagement etwas unangenehmes, anstrengendes und vor allem auch sinnloses sei. Natürlich ist es das nicht, wir glauben daran weil uns im Gegenzug für die Aufgabe unserer Entwicklungsfähigkeit und Selbstbestimmung ein mentaler Ersatz angeboten wird, der uns in unsere Vorstellungswelten, in unsere Fantasien entführt und uns dort mit energeitisch-emotionalen Reizreaktionen beschäftigt, die wir dann als aufregende und lohnenswerte Lebensmomente akzeptieren. Ein fader und billiger Ersatz für eigenständiges, vitales Leben in selbstbestimmter Verantwortlichkeit. Entertainment als ablenkender Erstz fungiert hier ganz genau so wie der Drogenrausch für einen der Realität und seiner Verantwortlichkeit entfliehenden Junkie. Wir sind also Entertainment Junkies gewirden und haben uns in dieser Weise wieder selbst eine Falle gestellt, indem das von uns selbst generierte System und umfunktioniert hat, indem es einen natürlichen und lebensfödernden Drang nach sozialem Austausch, gesellschaftlicher Verantwortung und Engagement mit dem Verlangen nach einer Ware, einem Konsumprodukt ersetzt, durch die systematische Umprogrammierung über persönlichkeitsspezifische Schnittstellen wie der Bequemlichkeit, dem Wunsch nach Komfort und der Angst vor Versagen.
Diese aversive Empfindung gegenüber tatsächlicher Unterhaltung, vor allem auch einer produktiven, gehaltvollen Unterhaltung, ist nahezu überall zu spüren und ebenso deutlich ist die Sucht nach kurzweiliger, ablenkender und die Belohnungssysteme des Hormonsystems ansprechender Unterhaltung, einer Dusche für die Sinne die die Wahrnehmung in eine damfende Wolke duftender Illusionen hüllt und das Selbst vor der Offenbarung der Wirklichkeit bewahrt.

Man muss sich einfach zwei Dinge fragen wenn es um das Thema Unterhaltung geht, erstens:

Wären die Systeme die heute unsere Welt bestimmen, in den Konsequenzen all unserer gesellschaftlich und kulturell akzeptierten Systeme, der Wertstrukturen und Mechanismen der Wirtschaft die sich in der weltweit verbreiteten Ausbeutung von Menschen und Tieren, der Versklavung der Bevölkerungen ganzer Länder, der Ungleichverteilung der lebensnotwendigen Ressourcen und dem daraus resultierenden Hunger und der Armut überhaupt möglich, wenn wir uns nicht als privilegierte Nutzer dieser Systeme ständig mit Entertainment berauschen und von den 'Bildern' der Wirklichkeit ablenken würden?

Und zweitens:

Warum wollen wir wirklich unsere Selbstbestimmung, unsere Eigenständigkeit und unser Leben aufgeben für kurzweilige, gedankliche Erlebnisvorstellungen die uns verkauft und fertig vorbereitet vorgesetzt werden von einer Industrie die nichts weiter im Sinn hat als kontinuierlich zu produzieren und zu verkaufen, worum auch immer es sich handelt?

Das Leben ist begrenzt, die Tage und Stunden vergehen unwiederbringlich als Chancen die Verantwortung und Selbstbestimmung für das Leben, als das Leben zu übernehmen. Die wirklichen Taten die wir vollbringen, und wenn es sich nur um eine Unterhaltung handelt in der wir uns aufrichtig, authentisch und eigenverantwortlich engagieren wirken auf das Leben und für das Leben, wir sind an ihnen beteiligt und stehen für sie und ihre Konsequnezen gerade. Sie sind lebendig. Die Momente in denen wir uns berieseln lassen, passiv, in denen wir uns 'ausklinken' und dem reinen Berauschen der Sinne hingeben sind zwar vielleicht in Maßen angenehm, können dazu genutzt werden Luft zu holen um sich danach wieder dem aktiven Leben hinzugeben, sie sind aber wenn sie zur hauptsächlichen oder gar einzigen Lebensbeschäftigung mit sich selbst, also in den Momenten in denen man 'frei' seine Zeit gestaltet, der sogenannten 'Freizeit', werden, tot Moment, ohne selbstbestimmte, eigens initiierte Wirkung auf das Leben. Konsequenzen haben sie durchaus, vor allem für das eigene Selbstempfinden, sie machen abhängig auch in der Selbstidentifikation, die mehr und mehr über "Images" der illusionär geprägten Bilderwelt einer medialen Kultur aufgebaut somit und zu einem Ausdruck eines Systemprogramms wird, ohne eigene Bestimmung, ohne eigenen Einfluß, ohne das eigene leben.
Wir sind aber zu dieser Passivität erzogen worden, wir sind konditioniert auf schnelle, energetische Erlebnisbefriedigung unserer Verlangen, ungeachtet der Gründe und Motive dieser Bedürfnisse. Und wir haben gelernt die Vernatwortung unserer Verhaltensweisen nicht anzunehmen, wir haben Angst vor eigenen Entscheidungen. Und um uns diese Angst nicht eingestehen zu müssen machen wir sie lächerlich. Wir finden andere Gründe uns nicht mit der Wirklichkeit auseinander zu setzen, wie zum Beispiel unser Recht auf Vergnügen, unser verdientes 'Abschalten', die freie Nutzung unserer spärlichen Freizeit, weil wir ja schon so sehr belästigt sind in unserem Alltag, weil wir so viel unangenehmes in unserem Berufs- und Familienleben erdulden müssen, da können wir es uns nicht noch zumuten uns in unserer freien Zeit mit wichtigen, ernsthaften Dingen auseinanderzusetzen, Und auch eine sinnvolle Unterhaltung scheint da wesentlich weniger erquicklich als die hundertste Wiederholung der lieblingsserie im Fernsehen.

Sind wir aber in dieser Welt, angesichts der Umstände sozusagen in der Lage - egal wie spärlich unsere Freizeit auch sein mag, egal wie schwer und belastend unser Berufsleben auch ist - uns von der Verantwortlichkeit für das Leben, für unser eigenes und das aller anderen zu befreien, wenn wir uns wahrhaftig für denkende, bewußte und zur freien Entscheidung fähige Lebewesen halten?
Ich sage nein, sind wir nicht. Und ich sage auch, dass die Vorstellung das Einstehen für das Leben und die Eigenverantwortlichkeit seien etwas unangenehmes und belastendes eine reine konditionierte Illusion ist. Im Grunde sind die Akzeptanz der eigenen Verantwortlichkeit und die Unmengen an notwendiger Arbeit angesichts der katastrophalen Zustände in die wir Menschen das Leben überall auf der Erde gebracht haben heute die Motivationsgrundlagen und Antriebe die zu Selbstbestimmung, Selbstbewußtsein und Eigenstädnigem Leben führen. Wer immer noch den Sinn des eigenen Lebens in den käuflichen Bestimmungen eines korrupten, irrationalen, lebensverachtenden und ausschließlich an kurzfristigem Profit orientierten Konsumsystems sucht hat entweder erfolgreich die systemimmanenten Betäubungsstrategien des kontinuierlichen Entertainments genutzt, oder ist in der maroden, unprofessionellen und völlig desorientierten Persönlichkeitsbildung den Erziehungs- und Ausbildungsinstitutionen unserer Gesellschaftssysteme vollständig zum Opfer gefallen.

Es ist schwierig in dieser Kultur der Selbstbetäubung die Menschen noch dazu zu bringen sich mit der Wirklichkeit auseinander zu setzen, zumal die Bilder der Wirklichkeit, die Zusammenhänge und Konsequenzen für das Leben nicht gerade 'berauschend' sind und nicht wirklich die 'Belohnungssysteme' unserer mentalen und emotionalen Persönlichkeitsstrukturen ansprechen.
Es ist nahezu unmöglich sie davon zu überzeugen, dass sie sich das 'Abschalten' und 'Ausklinken' eben nicht verdient haben, dass es ihnen nicht zusteht. Es kann ihnen auch nicht einfach abgesprochen werden, aber die Vorstellung, dass es die zustehe beinhaltet einen Verdienst, der die Verantwortlichkeit quasi neutralisiert, In Wirklichkeit aber ist es eine eigenverantwortliche Entscheidung zur Ignoranz. Die eigene Beteiligung am System so wie es ist, unter Befolgung aller Zwänge wie beispielsweise den beruflichen Zwängen während man die Konsequenzen ignoriert und keinerlei Engagement zeigt die Strukturen zu ändern, sich den Konsequenzen zu stellen, spricht einen nicht von der Verantwortlichkeit frei und ist somit auch kein Freischein für Eigennütziges Verhalten oder gar ein Verdienst. Diese Vorstellung dient lediglich der persönlichen Rechtfertigung vor dir elbst, und dass diese nötig ist beweist allein, dass etwas 'faul' sein muss an dieser Denkweise.

Ich selbst kenne dieses Denken und Empfinden sehr gut, ich habe einen großteil meines Lebens durch diese Selbstrechtfertigungsgedanken an die süchtigmachenden Unterhaltungsprogramme unserer Konsumkultur verrinnen lassen, habe mich selbst betrogen indem ich meine inneren Schuldgefühle, meine Unzufriedenheiten und den Zorn über meine scheinbare Hilflosigkeit mit kurzfristigen Rauschzuständen überspielen wollte, mit Erlebnissen, dem Gefühl der Belustigung, mit Spaßmedikamenten wie Alkohol, mit Spaßevents wie Parties und ähnlichen Beschwichtigungen des Gemüts.
Seit ich mich von der Sucht nach Entertainment Schritt für Schritt befreit und mir die Verblendung und die Tragweite der Selbstaufgabe und freiwilligen Versklavung vergegenwärtigt habe ist es mir unvorstellbar und bisweilen unerträglich geworden, mich mit Belanglosigkeiten zu beschäftigen, mich zu 'unterhalten' ohne aktiv zu sein, mich zu berauschen oder einfach nur zu vergnügen. Es gibt für mich heute nichts sinnvolleres und (er-)lebenswerteres mehr als mich - auch wenn es um relativ angenehme Beschäftigungen handelt, wie beispielsweise der Lektüre von Artikeln oder dem Ansehen von Dokumentationen oder investigativen Filmen - mit den Zusammenhängen und Zuständen der Wirklichkeit des Lebens auseinander zu setzen, um eben zu wissen, was es zu verändern gilt und wie inakzeptabel die Welt und unsere akzeptierten Syteme bereits sind.

Vergnügen am Leben, Freude am Leben, Spaß und Kurzweiligkeit sind mir nicht fremd und es geht nicht darum, diese Dinge zu verurteilen, aber das Bedürfnis nach ihnen rechtfertigt eben keine Verantwortungslose Ignoranz. Wir müssen als das Leben in Verantwortlichkeit zuerst dafür einstehen, dass es allen Menschen möglich wird, sich am Leben zu erfreuen, wir müssen die ungerechtfertigte Ungleichheit die wir gechaffen haben erst beseitigen und ein stabiles System der Gleichheit allen Lebens umsetzen, so dass alle gleichbereichtigt frei sich 'Unterhalten' und entfalten können, nicht auf Kosten anderer, sondern zum Wohle aller, im Sinn des Lebens.

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 23.03.2013



Montag, 25. Februar 2013

Tag0015 - Der Lerneffekt des bewußten Verzichts














Unsere Lebensweise, der scheinbare Wohlstand den wir genießen, die Überflußproduktion, vor allem der Nahrungsmittelindustrie ist so abgrundtief verwerflich und inakzeptabel, dass einem die Worte fehlen. Beziehungsweise sind diese Zustände schon so oft in unterschiedlichster Weise formuliert und der Öffentlichkeit präsentiert wurden, ohne dass sich nennenswerte Änderungen ergeben hätten und man kommt irgendwie zu dem Punkt, dass es keine Ausdrucksweise zu geben scheint, kein Medium zur Übermittlung der 'Botschaft', das verstanden wird und das es dem Empfänger unmöglich macht sich abzuwenden. Ich war gerade wieder dabei, nach einer Phase des Verzichts auf Milchprodukte, mich wieder an den Verzehr von Käse zu gewöhnen, aus Bequemlichkeit, aus Gewohnheit und auch aus sogenanntem 'Appetit', ein Luxus der Nahrungsaufnahme den sich auch nur ein kleiner und immer kleiner werdender Teil der Menschen überhaupt erlauben kann. Doch es ist mir einfach nicht möglich dauernd wegzusehen oder mich beim Essen eines Käsebrotes ständig in Gedanken ablenken zu müssen von der Tatsache der unerträglichen, lebensverachtenden Mechanismen die hinter der Produktionskette dieses Nahrungsmittels heute stehen und arbeiten. Da ist es, wenn diese Art des Vergleichens von Lebenswürde überhaupt sinn macht, schon eher zu vertreten ein Stück Fleisch zu essen, denn das Martyrium dieses Tieres hat wenigstens ein schnelleres Ende, während die Milchkühe pausenlos immer wieder zwangsgeschwängert werden, während die Kälber wie ein lästiges Nebenprodukt einfach im Müll landen. Es hängen also an den paar Litern Milch einer Kuh das Blut und das Leben vieler Kühe sozusagen und letztlich der qualvolle Tot des vergewaltigten und ausgebluteten Muttertieres selbst. Der Käse müsste tief rot sein, und so auch alle anderen Milchprodukte die uns in bunten Verpackungen in den Supermärkten angeboten werden. Und tatsächlich ist natürlich auch diese Milch die dann verarbeitet wird oder die wir zu trinken beabsichtigen keinesfalls mehr als Milch zu bezeichnen wenn sie in den Regalen landet und durch allerlei Zusatzstoffe wie Farbstoffe der Vorstellung des Kunden von einem gesunden Stück Käse angepaßt. Nicht zuletzt auch aufgrund der unerträglichen Haltung der Tiere, der Qualen und der Pein die sie zu erdulden haben ist es unumgänglich sie mit einer großen Menge von Medikamenten am Leben zu halten, sonst würden sie wahrscheinlich unter diesen Umständen nicht einmal eine Woche durchstehen. Und natürlich landen all diese Rückstände und Wirkstoffe letztlich in der Milch. Da gibt es keine verantwortungsvollen Filtermechanismen und Methoden. Das müssen wir schon schlucken, wenn wir es uns anmaßen auf diese Art und Weise unsere unersättliche Konsumsucht zu stillen.

Ich weiß natürlich, dass mein Verzicht auf diese Produkte keinen großen Einfluß haben wird auf die Nahrungsmittelinustrie, dass sie übermächtig ist und immer weiter wächst, ihre Methoden des Raubbaus am Leben immer weiter verbessert. Doch ist es nicht diese Industrie die allein verantwortlich ist dass all das geschieht, sondern es sind die Menschen die konsumieren und daher ist es mein persönlicher 'Schalter' sozusagen, das, was ich sofort tun kann um einen kleinen Stein zu werfen, mein Mittel so weit es diesen Zweig des Gesamtproblems betrifft. Und daher übernehme ich diese Verantwortung auch insoweit es mir möglich ist. Dass das niemals das System verändert ist klar, darum soll es hier nicht gehen. Verantwortlich für diese Mechanismen ist das gesamte System, die Toleranz und Erlaubnis, die Akzeptanz der Menschen, aller Menschen in allen Bereichen des Lebens und der Lebensphilosophie der Gesellschaft. Das ist nur ein Punkt an dem jeder sehen kann, und so auch ich, wie sehr wir darauf geeicht sind den 'einfachen' und 'gewohnten' Weg zu gehen, wie schnell wir zurückfallen in die selbstgerechten Ideologien der egozentrischen Welt- und Lebenssicht, wir als unsere Gesellschaft konstituieren und aufrecht erhalten. Und wenn es nicht passieren sollte dass man fällt, und man es tatsächlich einmal schafft auf ein solches Produkt dauerhaft zu verzichten, dann erkennt man ziemlich schnell, dass man gezwungen ist zu konsumieren, dass man ihm nicht entrinnen kann, dem System, den Klauen und Tentakeln die uns fest umschlossen halten. Denn alles, auch das, was eben beispielsweise keine Milchprodukte enthält, alles was wir konsumieren, unterstützt und bezahlt eben genau dieselben Firmen, Unternehmen und Konzerne, die mit der Ausbeutung und lebensverachtenden Produktion solcher sogenannter 'Lebensmittel' wie dem industriell gefertigten Käse und der Milch Profit schlagen. Nur ein Beispiel für die Unausweichlichkeit ist das oftmals in veganen Produkten verwendete Palmöl für dessen Produktionsprozesse ebensolche lebensverachtenden und rücksichtslosen Mechanismen des Raubbaus und der Zerstörung von Lebensraum vieler Tiere die Folge sind. Natürlich vor allem aus dem Grund, weil der Profit die Unternehmen überhaupt erst zur Herstellung veranlasst. Es ist also natürlich keine Lösung zu verzichten, genausowenig ist Vegetarismus die Lösung der Problematik von Massentierhaltung und Tierquälerei in der Fleischproduktion. Es ist die kultivierte Ignoranz und Selbstentfremdung des Menschen in der Selbstaufgabe und Hingabe an ein System der Hoffnungen und Illusionen die zu diesen Konsequenzen in allen Produktionsbereichen führt.
Dennoch ist der Verzicht für uns, die wir in den reichen und mächtigen Überflußgesellschaften Leben, eine Option um die Einsicht und die Überzeugung der Untragbarkeit dieser Umgehensweise mit dem Leben auch umzusetzen. Ein Schritt, Selbstbewußtsein auf diesem Gebiet zu erlangen und im Verlauf dieses Prozesses der Entwöhnung die tiefe Verwurzelung dieser Denkstrukturen und der Selbstrechtfertigungsmechanismen tatsächlich bis ins letzte Detail zu erkennen, um sie letztlich auch wirklich und wirksam auflösen zu können.
Das ist dann auch die Botschaft die verstanden und gehört werden kann, die Botschaft des Exempels, des gelebten, umgesetzten Beispiels. Das gilt für alle Bereiche der Systemkonfrontation, der verantwortungsbewußten und gelebten Kritik. Dass die Worte nicht nur Gedanken bleiben, sondern dass sie ins Fleisch übergehen, dass sie gelebt werden. Das ist es, worauf es bei Veränderung ankommt. Nicht der Verzicht selbst, sondern das Verändern des Selbst, das Verstehen-lernen der eigenen Prägung, der Programme die in uns tief verwurzelt sind und unsere Identität bestimmen, bis wir sie bis zu ihren Anfängen zurückverfolgen, in uns selbst aufspüren, analysieren, dekonstruieren und uns selbst neu ausrichten, selbstbestimmt und eigenverantwortlich. Der Appetit, das Verlangen, der Geschmack, die Vorlieben und Gewohnheiten, warum sind sie so geprägt und woher kommen sie wirklich, sind sie selbstbestimmt, eigens gewollt oder vorprogrammiert, anerzogen, angewöhnt? Ist das Freiheit, wenn man sich und sein Leben, seine Entscheidungen, nach diesen Mustern und Programmen richtet, ohne sie zu verstehen, ohne nach dem 'Warum überhaupt?' zu fragen?

Es ist offensichtlich, wir sind nicht frei, wir können längst nicht mehr entscheiden was oder wen wir durch unser Konsumverhalten unterstützen, denn wir stützen immer das gesamte System. Wir haben unsere Selbstbestimmung zusammen mit unserer Verantwortung abgegeben, wobei wir die Verantwortung immer noch tragen, nur haben wir eine Illusion der Freiheit dafür in unser Bewußtsein eingepflanzt bekommen. Wir können das System durch Aktivismus nicht mehr stoppen. Die einzige, wirkliche Gefahr oder Bedrohung für diese Strukturen, für die Macht der Institutionen, ist die selbstehrliche Selbstanalyse, ein willentlich entschiedener Prozess des Selbstverständnisses, sich als Mensch als das zu erkennen, was wir sind, zu lernen wie unsere Gedanken- und Bewußtseinsstrukturen, unsere Emotionen, Gefühle und Ängste arbeiten, funktionieren und in Gang gesetzt werden. Wenn wir uns selbst verstehen, uns selbst kennen, dann können wir nicht mehr einfach manipuliert und programmiert werden, dann lassen wir uns nicht mehr auf Scheinargumente und Scheinexistenzen in einer gesellschaftlich- kulturellen Illusion ein. Vor allem aber lassen wir unsere Kinder nicht mehr den selben Gehirnwäscheprogrammen zum Opfer fallen die uns unfrei, ängstlich und verantwortungslos haben werden lassen, die uns unserer Würde entledigt haben. Erst durch diese Schritte der Veränderung unseres Selbst können wir das System verändern und die zerstörerischen Mechanismen stoppen. Es wird durch uns am Leben gehalten, oder besser gesagt wir sind dieses System, wir leben es, und daher müssen wir auch die Veränderung leben um sie zu bewirken. Es kann keinen anderen Weg geben. Und daher ist nicht die direkte Konsequenz des Verzichts auf Fleisch, Milchprodukte oder andere Konsumartikel die Lösung, sondern der selbsterhellende Prozess der Entwöhnung, der einem, wenn er in Hingabe und Selbstehrlichkeit gegangen wird, die Augen für die Programme und Gedankenstrukturen öffnet, die einen zur Selbstaufgabe, zur Unmündigkeit und Unfreiheit, zur Ängstlichkeit erst verleitet haben. Jeder Verzicht auf Überflüssigkeiten und die allseits gepriesenen Konsumartikel dieser Gesellschaft ist ein Lernprozess der zu mehr Eigenständigkeit und Selbstbestimmung führen kann.


Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 25.02.2013