Fortsetzung zu Tag0110 - Warum Denken nicht = Sein ist (Teil7) - Kultur, die trügerische Entwicklung
Auszug:
"Die Kultur kultiviert den Menschen nicht, das ist von außen
nicht zu bewerkstelligen. Ein derartiger Versuch wird immer nur eine
Konditionierung bleiben, erzeugt durch ein Belohnungs- und
Bestrafungs-System, das immer aufrecht erhalten werden muss, nichts
davon bleibt wenn die äußeren, künstlichen Umstände verschwinden.
Nur der Mensch selbst kann sich „kultivieren“ im eigentlichen
Sinne, indem er sich selbst verstehen lernt, indem er sieht was er
wann sähen muss und was er dann erntet, indem er seine Emotionen,
seine Gefühle und seine Reaktionen versteht und (an)erkennt, dass er
selbst sie kreiert, dass er selbst sein eigener Schöpfer ist. Ohne
diese Grundlage ist jede Gesellschaftsform, jede Kultur parasitär,
befallen vom Virus der Angst des Individuums vor dem Leben und seiner
Verantwortung, sie kann nicht 'gesunden' ohne den Willen des
Einzelnen die eigenen Schritte zu tun, aufzustehen, aufzuwachen und
das Leben zu leben, eigenverantwortlich, selbst-ehrlich und
selbstbestimmt."
Für den Einzelnen
bedeutet der Schritt zur Selbstbefreiung von den konditionierten und
internalisierten Verhaltensmustern und Wertvorstellungen, dass seine
Entwicklung innerhalb seines Umfeldes als feindselig, ablehnend und
auch als Arrogant oder Überheblich aufgefasst werden kann. Das liegt
einfach daran, dass man in der Dekonstruktion der entwickelten Normen
und Verhaltensstrukturen ihre Ursächlichkeit und bisweilen auch ihre
missbräuchliche Natur direkt offenlegt, auch wenn diese innerhalb
der Muster die man erlernt hat in der Regel erfolgreich verschleiert
wurde. Menschen die sich bis zu einem gewissen Punkt diesen
Strukturen und Werten verschrieben haben, da diese ihre Gewohnheiten
und auch ihre Identität für sie bedeuten werden sich gegen die
Erkenntnis wehren. Sie haben alle erdenklichen Interpretationen zur
Hand, die dem Gegenüber hinterhältige und niedere Motive
unterstellen, das sie durch die gelebte Offenlegung dieser
Verhaltens- und Denkweisen und ihrer wahren Natur ihrer eigenen
Grundlage beraubt werden, diese zu eben den missbräuchlichen und
verschwenderischen Zwecken einzusetzen. Daher ist es ganz besonders
schwierig zwischen Menschen, die sich bereits seit vielen Jahren
kennen oder zu kennen glauben, sich nicht auf diesen angestrebten
Machtkampf einzulassen, um selbst nict gebremst oder verleitet zu
werden diese Denkweisen und Verhaltensmuster, die emotionalen
Reaktionen wieder anzunehmen und in diese Strukturen zurückzufallen.
Dass dies bisweilen in einer solchen Konstellation geschieht ist
wahrscheinlich unvermeidlich und kann durchaus auch genutzt werden um
an bestimmten Reizpunkten noch einmal gründlich bei sich selbst
nachzuforschen, da man an solchen Rückfällen natürlich erkennt,
dass man noch nicht gründlich genug nachgeschaut und die eigenen
Denk- und Wertsysteme noch nicht ausreichend erkannt und verstanden
hat. Ob man sich tatsächlich selbstbestimmt und selbst-ehrlich, also
auch frei und verantwortungs-bewusst verhält erkennt man an
der Schuldzuweisung. Empfindet man eine emotionale Reaktion und hält
man diese Reaktion auch noch so sehr für gerechtfertigt und
natürlich, sie ist ein zerstörerisches und selbst-trügerisches
Programm, aus Unsicherheit und Angst entstanden, das nun versucht auf
missbräuchliche Weise das Gegenüber in die Verantwortung zu
zwingen.
Und auch wenn die
eigentliche Konfliktsituation, der Ausgangspunkt der
Auseinandersetzung eine solche Reaktion war, so ist deshalb nicht
derjenige der zuerst aggressiv, provozierend oder diffamierend agiert
hat der Verursacher oder Schuldige des Verlaufs. Die Gesamtsituation
ist fast niemals so einfach, im Besonderen in einer Partnerschaft.
Beide haben sicher zu der Möglichkeit dieses Ausgangspunktes
beigetragen, haben ihn gemeinsam manifestiert. Und so erschließt
sich auch, dass Schuldzuweisung in keinem Fall Grundlage einer Lösung
der Problematik sein kann. Im Gegenteil, der Prozess der Befreiung
von eben diesen Interaktionen, der Überwältigenden Emotionen und
den unkontrollierten Ausbrüchen, der fehlgeleiteten
Selbstrechtfertigungen ist ein Prozess der Befreiung von
externalisierten Schuldideen und hin zu der Einsicht der eigenen
Verantwortlichkeit und schöpferischen Mittäterschaft an allem was
einem widerfährt.
Das System des Denkens,
die Konzepte, Ideale, Vorstellungen, Erwartungen und die emotionalen
Verknüpfungen konstituieren die Auseinandersetzung, sie halten das
interaktive Programm aufrecht und sorgen für die energetische Auf-
und Entladung. Dieser ganze Prozess ist ein verzehrender, nutzloser
Prozess, denn er basiert einzig auf Interpretation ganz persönlicher
Erinnerungen. Die Externalisierung der Schuld ist eine Flucht vor dem
Selbst, ist eine Flucht vor der Eigenverantwortung.
Und so muss man auch die
Reaktionen des Umfelds verstehen können, muss offen bleiben auch
wenn man angegriffen wird, falschen Verdächtigungen ausgesetzt oder
verurteilt wird. Man muss die Interpretationen der / des anderen
verstehen können, weil man sich selbst sonst nicht verstanden hat.
Und dann ist es eine Prüfung eben nicht auf diese Unterstellungen
emotional zu reagieren. Natürlich wird das eigene Verhalten dann um
so mehr als Arroganz oder Kälte wahrgenommen und man wird nach immer
wirksameren Methoden der Provokation suchen. Das sind Dinge die man
verstehen muss, mit denen man zu leben lernen muss. Es kann durchaus
auch sein, dass es für alle beteiligten besser ist in einer
bestimmten Lage weiter mitzuspielen, zumindest zeitweise so zu tun
als sei man selbst noch in diesen Reiz-Reaktionsmustern gefangen, um
den oder die anderen zu schonen. Das ist in unserer Welt ein
kompliziertes Unterfangen, kein Zweifel. Eine Herausforderung an das
eigene soziale Talent.
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