Samstag, 15. Juni 2013

Tag0111 - Warum Denken nicht = Sein ist (Teil8) - "Push my buttons!" (Das soziale Talent)

CapCat Ragu / Foter.com / CC BY-NC-SA


Fortsetzung zu Tag0110 - Warum Denken nicht = Sein ist (Teil7) - Kultur, die trügerische Entwicklung

Auszug:

"Die Kultur kultiviert den Menschen nicht, das ist von außen nicht zu bewerkstelligen. Ein derartiger Versuch wird immer nur eine Konditionierung bleiben, erzeugt durch ein Belohnungs- und Bestrafungs-System, das immer aufrecht erhalten werden muss, nichts davon bleibt wenn die äußeren, künstlichen Umstände verschwinden. Nur der Mensch selbst kann sich „kultivieren“ im eigentlichen Sinne, indem er sich selbst verstehen lernt, indem er sieht was er wann sähen muss und was er dann erntet, indem er seine Emotionen, seine Gefühle und seine Reaktionen versteht und (an)erkennt, dass er selbst sie kreiert, dass er selbst sein eigener Schöpfer ist. Ohne diese Grundlage ist jede Gesellschaftsform, jede Kultur parasitär, befallen vom Virus der Angst des Individuums vor dem Leben und seiner Verantwortung, sie kann nicht 'gesunden' ohne den Willen des Einzelnen die eigenen Schritte zu tun, aufzustehen, aufzuwachen und das Leben zu leben, eigenverantwortlich, selbst-ehrlich und selbstbestimmt."


Für den Einzelnen bedeutet der Schritt zur Selbstbefreiung von den konditionierten und internalisierten Verhaltensmustern und Wertvorstellungen, dass seine Entwicklung innerhalb seines Umfeldes als feindselig, ablehnend und auch als Arrogant oder Überheblich aufgefasst werden kann. Das liegt einfach daran, dass man in der Dekonstruktion der entwickelten Normen und Verhaltensstrukturen ihre Ursächlichkeit und bisweilen auch ihre missbräuchliche Natur direkt offenlegt, auch wenn diese innerhalb der Muster die man erlernt hat in der Regel erfolgreich verschleiert wurde. Menschen die sich bis zu einem gewissen Punkt diesen Strukturen und Werten verschrieben haben, da diese ihre Gewohnheiten und auch ihre Identität für sie bedeuten werden sich gegen die Erkenntnis wehren. Sie haben alle erdenklichen Interpretationen zur Hand, die dem Gegenüber hinterhältige und niedere Motive unterstellen, das sie durch die gelebte Offenlegung dieser Verhaltens- und Denkweisen und ihrer wahren Natur ihrer eigenen Grundlage beraubt werden, diese zu eben den missbräuchlichen und verschwenderischen Zwecken einzusetzen. Daher ist es ganz besonders schwierig zwischen Menschen, die sich bereits seit vielen Jahren kennen oder zu kennen glauben, sich nicht auf diesen angestrebten Machtkampf einzulassen, um selbst nict gebremst oder verleitet zu werden diese Denkweisen und Verhaltensmuster, die emotionalen Reaktionen wieder anzunehmen und in diese Strukturen zurückzufallen. Dass dies bisweilen in einer solchen Konstellation geschieht ist wahrscheinlich unvermeidlich und kann durchaus auch genutzt werden um an bestimmten Reizpunkten noch einmal gründlich bei sich selbst nachzuforschen, da man an solchen Rückfällen natürlich erkennt, dass man noch nicht gründlich genug nachgeschaut und die eigenen Denk- und Wertsysteme noch nicht ausreichend erkannt und verstanden hat. Ob man sich tatsächlich selbstbestimmt und selbst-ehrlich, also auch frei und verantwortungs-bewusst verhält erkennt man an der Schuldzuweisung. Empfindet man eine emotionale Reaktion und hält man diese Reaktion auch noch so sehr für gerechtfertigt und natürlich, sie ist ein zerstörerisches und selbst-trügerisches Programm, aus Unsicherheit und Angst entstanden, das nun versucht auf missbräuchliche Weise das Gegenüber in die Verantwortung zu zwingen. 

Und auch wenn die eigentliche Konfliktsituation, der Ausgangspunkt der Auseinandersetzung eine solche Reaktion war, so ist deshalb nicht derjenige der zuerst aggressiv, provozierend oder diffamierend agiert hat der Verursacher oder Schuldige des Verlaufs. Die Gesamtsituation ist fast niemals so einfach, im Besonderen in einer Partnerschaft. Beide haben sicher zu der Möglichkeit dieses Ausgangspunktes beigetragen, haben ihn gemeinsam manifestiert. Und so erschließt sich auch, dass Schuldzuweisung in keinem Fall Grundlage einer Lösung der Problematik sein kann. Im Gegenteil, der Prozess der Befreiung von eben diesen Interaktionen, der Überwältigenden Emotionen und den unkontrollierten Ausbrüchen, der fehlgeleiteten Selbstrechtfertigungen ist ein Prozess der Befreiung von externalisierten Schuldideen und hin zu der Einsicht der eigenen Verantwortlichkeit und schöpferischen Mittäterschaft an allem was einem widerfährt. 

Das System des Denkens, die Konzepte, Ideale, Vorstellungen, Erwartungen und die emotionalen Verknüpfungen konstituieren die Auseinandersetzung, sie halten das interaktive Programm aufrecht und sorgen für die energetische Auf- und Entladung. Dieser ganze Prozess ist ein verzehrender, nutzloser Prozess, denn er basiert einzig auf Interpretation ganz persönlicher Erinnerungen. Die Externalisierung der Schuld ist eine Flucht vor dem Selbst, ist eine Flucht vor der Eigenverantwortung.

Und so muss man auch die Reaktionen des Umfelds verstehen können, muss offen bleiben auch wenn man angegriffen wird, falschen Verdächtigungen ausgesetzt oder verurteilt wird. Man muss die Interpretationen der / des anderen verstehen können, weil man sich selbst sonst nicht verstanden hat. Und dann ist es eine Prüfung eben nicht auf diese Unterstellungen emotional zu reagieren. Natürlich wird das eigene Verhalten dann um so mehr als Arroganz oder Kälte wahrgenommen und man wird nach immer wirksameren Methoden der Provokation suchen. Das sind Dinge die man verstehen muss, mit denen man zu leben lernen muss. Es kann durchaus auch sein, dass es für alle beteiligten besser ist in einer bestimmten Lage weiter mitzuspielen, zumindest zeitweise so zu tun als sei man selbst noch in diesen Reiz-Reaktionsmustern gefangen, um den oder die anderen zu schonen. Das ist in unserer Welt ein kompliziertes Unterfangen, kein Zweifel. Eine Herausforderung an das eigene soziale Talent. 


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