Mittwoch, 12. Juni 2013

Tag0110 - Warum Denken nicht = Sein ist (Teil7) - Kultur, die trügerische Entwicklung

Locutus Borg / Foter.com / CC BY-SA


Fortsetzung zu Tag0108 - Warum Denken nicht = Sein ist (Teil6) - Zersetzender Irrtum

Auszug:

"Aber woher stammen diese absurd anmutenden Annahmen, was macht uns glauben, dass dieses Leben „für uns“ da wäre und warum sehen oder erkennen wir uns nicht als dieses Leben? Ist es nicht die Angst, und nur die Angst die in uns hineingelegt, die uns einprogrammiert wird, die uns zu diesem Standpunkt verdammt und uns auf diesem Level der Selbstwahrnehmung gefangen hält? Es gibt tatsächlich in diesem Dasein keinen einzigen Anhaltspunkt, keinen realen Zwang der uns dazu bringen könnte uns allein auf das Bewusstsein zu reduzieren. Es gibt keinen Anlass zu glauben wir könnten uns freisprechen von der Verantwortung für das Leben als solches, für alle Konsequenzen unserer Handlungs- und Lebensweise. Die unbegründete Angst vor den Tatsachen lässt uns eine Illusion kreieren die uns angenehmer und bequemer erscheint, wir benutzen die Fähigkeiten unseres Bewusstseins und unserer Gedanken um uns zu verschanzen und um zu versuchen uns vor der Wirklichkeit zu schützen – aus Angst. Doch eigentlich hindern wir uns am Leben, wir verhindern unsere Entwicklung, schränken uns ein in dem Glauben wir würden damit der Verantwortlichkeit für diese Realität entgehen."



Was bleibt von den Vorstellungen und Idealen, wenn der Mensch sich seinem Ende nähert? Was bleibt von seinen Erlebnissen, Erfahrungen und Erinnerungen, von seinen angehäuften Gütern? Was bleibt übrig im Angesicht des Todes? Sicher, wir sprechen immer wieder davon, dass 'man nichts mitnehmen' könne, doch wissen wir wirklich was wir damit meinen? Und was bedeutet das, „nichts mitnehmen“? Wir sprechen als wüssten wir wohin wir gehen, dabei wissen wir nicht einmal, ob wir überhaupt irgendwohin gehen. Viel näher liegt doch die Tatsache, dass wir als das was wir sind und waren, als unsere körperliche Existenz nirgendwo hingehen. Wir bleiben hier, mitten unter den lebenden, mitten im Leben sogar. Unsere lebendige Substanz löst sich auf und geht in neue Formen über, bleibt dem ewigen Kreislauf erhalten. Nichts verschwindet aus diesem Dasein. Es ist nur der Glaube in der Hilflosen Erkenntnis der Lebenslüge, des menschlichen Verrats am Leben, an der physischen Substanz, der Existenz. Der Missbrauch, die Nutzung dieser Lebensgrundlage zur Bereicherung der Bewusstseinswahrnehmung, der scheinbaren Entwicklung eines Programms das NICHTS ist ohne das körperliche Leben, das auf ihm reitet, das es befällt, ein Wahn ist der Mensch in seiner Gedankenverlorenen Selbstwahrnehmung, in seiner selbst gewollten Isolation im Geiste. Wir haben eine Kultur geschaffen, die uns von der Wurzel unseres Selbst trennt, die uns verdursten lässt. Und diesen Durst müssen wir zu stillen versuchen und das tun wir gemäß den anerzogenen, konditionierten und programmierten Systemen die lediglich Momente körperlicher Empfindungen erzeugen, kurze Hochgefühle, „Happyness“, Befriedigung. Aber wir sind nicht Herr dieser Sinne, dieser Interpretationen dieser chemischen Reaktionen. Die Schlüsselreize und Objekte der Begierde werden künstlich von der akzeptierten Wertnorm einer bestimmten Kultur erzeugt. Sie können völlig unterschiedlich sein und allein in dieser Ausprägung der kulturellen Eigenheiten mag der Mensch „verschieden“ Sein. Die zugrundeliegenden Systeme aber, die Strukturen, das Design des Menschlichen Apparates sind absolut gleich, da gibt es nichts zu rütteln. Keine dieser Ersatzbefriedigungen kann den eigentlichen Durst je stillen. 

Die Gleichheit des Menschen muss nicht bewiesen werden, ihre Annahme und Akzeptanz ist keineswegs eine Anmaßung wie so oft behauptet wird. Die Behauptung aber, jeder Mensch habe das individuelle Recht sich frei zu entfalten und seine Bedürfnisse zu befriedigen, selbst wenn dies bedeutet, dass er dabei zwar innerhalb einer isolierten, gemeinschaftlichen Wertnorm akzeptiert ist und Bestätigung findet, diese Gesellschaftliche Lebensweise aber die grundlegendsten Rechte des Lebens, der gemeinsamen Teilhabe am Leben und den Ressourcen anderen abspricht, ihr Recht auf Leben und Freiheit einschränkt und sie ausbeutet, dieses Dogma ist in höchstem Maße anmaßend und tyrannisch. Nein, weder die vereinzelte Abtrennung jedes Individuums im Geiste, noch die Abtrennung einer gemeinschaftlich akzeptierten Wertnorm einer Gruppe, eines Volkes einer Nation ist aufrichtig, wahrhaftig und akzeptabel – wenn man sich als Mensch „frei“ nennen will, wenn man eigenverantwortlich und mündig leben will. 

Die Gier nach Macht, nach symbolischen Werten hat bisher noch jede Kultur vernichtet, ohne Ausnahme. Die Gier, die unkontrollierten, unverstandenen sogenannten Triebe des Menschen sind in allen Kulturen gleich. Es ist die Akzeptanz einer scheinbaren Alternativlosigkeit, die Lüge der Unveränderbarkeit der Menschlichen Natur die uns bremst und davon abhält uns weiter zu entwickeln, nicht die Stärke oder Schwäche eines bestimmten Systems, einer bestimmten Kultur. Es gibt keine Starke Kultur, sie sind alle vom selben Gedanken befallen der sie zersetzt. Die Angst vor der Eigenverantwortlichkeit als Mensch, die Angst vor der universalen Verantwortung für sich selbst als das Leben. Die Kultur kultiviert den Menschen nicht, das ist von außen nicht zu bewerkstelligen. Ein derartiger Versuch wird immer nur eine Konditionierung bleiben, erzeugt durch ein Belohnungs- und Bestrafungs-System, das immer aufrecht erhalten werden muss, nichts davon bleibt wenn die äußeren, künstlichen Umstände verschwinden. Nur der Mensch selbst kann sich „kultivieren“ im eigentlichen Sinne, indem er sich selbst verstehen lernt, indem er sieht was er wann sähen muss und was er dann erntet, indem er seine Emotionen, seine Gefühle und seine Reaktionen versteht und (an)erkennt, dass er selbst sie kreiert, dass er selbst sein eigener Schöpfer ist. Ohne diese Grundlage ist jede Gesellschaftsform, jede Kultur parasitär, befallen vom Virus der Angst des Individuums vor dem Leben und seiner Verantwortung, sie kann nicht 'gesunden' ohne den Willen des Einzelnen die eigenen Schritte zu tun, aufzustehen, aufzuwachen und das Leben zu leben, eigenverantwortlich, selbst-ehrlich und selbstbestimmt.

Fortsetzung folgt!


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