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Donnerstag, 28. März 2013

Tag0046 - Perfektionistischer Zwang und die Angst dahinter / Teil 1





Was ist der Grund für innere Widerstände wenn es um das Brechen mit Konventionen geht? Warum habe ich ein Problem damit, mich mit einem ungewöhnlichen, auffallenden Verhalten in der Öffentlichkeit zu zeigen? Warum macht es mir etwas aus, eventuellem Spott ausgesetzt zu sein? Warum beschäftigt es mich, was andere von mir denken?

Ich habe eigentlich gedacht, dass ich mich nicht mehr um solche Dinge und Gedanken scheren würde, dass ich frei sei von den Sorgen um das Bild das sich andere von mir machen, ob sie positiv oder negativ von mir denken. Und in meinem Alltagsleben so wie es generell abläuft scheint das auch so zu sein. Ich bin fast nie mit Gedanken darüber beschäftigt, was andere über mich und mein Verhalten vielleicht denken könnten. Dann allerdings, wenn ich etwas ‚außergewöhnliches‘, etwas neues vorhabe, wenn ich etwas neues lerne beispielsweise, dann wage ich es zunächst nicht, mich öffentlich damit zu zeigen, vor allem im Umkreis meiner Nachbarschaft, dort wo ich den Menschen öfter begegne. Als ich vor einigen Jahren zum Beispiel damit angefangen hatte Laufen zu trainieren, habe ich mich lieber dazu gezwungen morgens um vier aufzustehen und wenn möglich noch in der Dunkelheit unterwegs zu sein, um möglichst nicht gesehen zu werden. Dann habe ich zusätzlich mit unterschiedlichen Körpertrainings und Atemtechniken angefangen, wie Qi Gong und Tai Chi, und an manchen Tagen im Sommer habe ich in den Garten geschaut und gedacht wie klasse es wäre, an der frischen Luft in der Morgensonne auf der Wiese meine Übungen zu machen. Aber ich habe es nicht getan, weil die Nachbarn mich dabei hätten sehen können. Jetzt habe ich seit einiger Zeit ein Longboard, und ich übe damit auf abgelegenen Strecken, es macht mir unheimlich Spaß und im Grunde könnte ich auch direkt vor unserem Haus losfahren, aber ich tue es nicht, weil ich Unsicher bin. Ich bin offenbar Unsicher über mein Wirken, über das, was ich repräsentiere und letztlich das, was andere über mich denken könnten, dass ich mich „lächerlich“ machen könnte oder ähnliches. Obwohl ich rein Verstandesmäßig überhaupt nicht reagiere, wenn ich darüber nachdenke ist es mir völlig egal, es ist für mich rein ‚intellektuell‘ überhaupt nicht von Bedeutung was andere über mich denken. Dennoch, wenn es zu tatsächlichen Taten, zur Aktion kommt verspüre ich Hemmungen und verbaue mir das Umsetzen meiner Wünsche.

Natürlich ist es einerseits sehr anmaßend und ein Gedanke aus Selbstüberschätzung davon auszugehen, dass andere Menschen nichts besseres zu tun hätten als gerade mich zu beobachten oder sich die Mühe zu machen überhaupt über mich nachzudenken.  Andererseits ist es natürlich so, dass man im nachbarschaftlichen Zusammenleben und generell in ländlicheren Gegenden durchaus dann und wann „im Gespräch“ ist. Die Frage ist, warum das von Bedeutung sein soll und was tatsächlich die Angst und die Sorge Verursacht, denn das Gerede oder die Gedanken anderer allein können einem ja nichts anhaben.

Es liegt also an mir selbst, wie erwartet und wie immer, um ganz korrekt und konsequent zu sein. Die Probleme die zu meiner freiwilligen Selbstbeschränkung in dem Bereich der persönlich-körperlichen Bewegungsfreiheit führen, müssen in meiner Persönlichkeitsstruktur angelegt und kultiviert worden sein und sie lassen sich eben auch vor allem auf den körperlich-bewegungstechnischen Aspekt meines Ausdrucks und meines Daseins beschränken. Es liegt nahe hier zuerst in der Entwicklungsgeschichte meines Körpergefühls und meines diesbezüglichen  Selbstvertrauens nachzusehen. Und diese war durchaus katastrophal. Ich habe wenige Erinnerungen an meine Kindheit und auch mit meiner frühen Jugend beschäftige ich mich fast überhaupt nicht mehr. Aber wenn ich eines weiß, dann dass ich niemals als sportlich galt und ich mich selbst auch nicht als Bewegungstalent gesehen habe. Zum einen war ich immer schon übergewichtig, und zum anderen habe ich nie den Bezug zu meinem Körper finden können. Ich fand weder in den schulischen Spotunterrichten, noch in den Vereinen eine Anleitung zum Sport die mir mein Körpergefühl irgendwie hätte verbessern können.  Ich hatte zwar gute Anlagen, eine starke Muskulatur und Knochenbau, jedoch konnte ich meine körperliche Kraft nie gezielt oder dosiert genug einsetzen.

Dies hing vor allem  mit meiner eigenen Selbstwahrnehmung, meinem mangelnden Selbstvertrauen und den daraus resultierenden Hemmungen und Ängsten zusammen. Ich sah mich in meinem Geist, meinem Bewusstsein getrennt von meinem Körper als Opfer der aggressiv-beurteilenden Einstellung anderer. Eine Illusion, aber eine Konsequenz einer langjährigen Konditionierung und Prägung. Einerseits spielt für dieses mangelnde Selbstvertrauen und die Unsicherheiten meiner Selbstwahrnehmung, vor allem aber die Ängste über das Bild das andere von mir haben könnten  meine familiäre Situation eine Rolle, in der ich als Scheidungskind zwar durchaus eine schöne Kindheit erleben durfte, allerdings vor allem meinem Vater gegenüber immer in der Not war, ihm gefallen zu wollen, da ich stetig das Gefühl hatte und die Befürchtung verspürte er könne sich von mir abwenden oder ich wäre ihm nicht gut genug, nicht interessant genug. Dann hatte ich den Verzicht auf meine Mutter zu verarbeiten und in dem Familienumfeld in dem ich dann hauptsächlich aufwuchs, meiner Oma, meiner Tante, Onkel und später meinem Cousin, habe ich ebenfalls ein grundlegendes Empfinden gehabt nicht wirklich dazu zu gehören, zwar gemocht zu werden, aber dennoch eine Last zu sein, geduldet aufgrund moralischer Verpflichtung. Ich weiß, dass ich damit wahrscheinlich vor allem meiner Oma unrecht tue, da sie sich aufopfernd und sehr hingebungsvoll um mich bemüht hat, aber im Bewusstsein und Unterbewusstsein eines Kindes werden noch subtilere Zeichen wahrgenommen und auch verarbeitet,  alltägliche, kleine, scheinbar unbedeutende Dinge.

Andererseits ist es die grundlegende Akzeptanz der Gesellschaft, der Menschen, ihre Bewußtseinsentwicklung und Selbstwahrnehmung als eine Ideologie einer abgetrennten, isolierten Existenz im Geist oder im Bildhaften Sinne im Kopf kultiviert zu haben. Die Isolation einer Illusion von sich selbst, die abhängig ist von emotionalen Reaktionen, der Befriedigung der geistig programmierten Erwartungen und der Sinnesbedürfnisse eines virtuellen Vorstellungswesens, einer einBILDung des Selbst. In dieser Verlorenheit in einer Geschichte und der Interpretationsfilter ist man anfällig für unzählige Unwägbarkeiten, Missverständnisse, Fehlentwicklungen und falsche Einschätzungen, vor allem deshalb, weil niemand wirklich fähig, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst genug zu sein scheint, um einem heranwachsenden Menschen den Umgang mit der eigenen Bewußtseinsbefähigung beizubringen und ihn anzuleiten.

Aus dieser Verunsicherung hat sich in der – wenn auch späten – Entwicklung meiner Fähigkeiten eine Erwartung hoher Perfektion und großer Ansprüche an mich selbst entwickelt. Aber offenbar nicht nur um mich selbst zu der bestmöglichen Leistung anzuspornen und mein Potential auch sinnvoll und Vernünftig einzusetzen, sondern vor allem um mich auch ‚sehen lassen‘ zu können, also eine von mir selbst projizierte Erwartung anderer, um mich nicht lächerlich zu machen, nicht verspottet zu werden, bzw. vor allem um mich angenommen zu fühlen und gemocht zu werden. Das führt so weit, dass ich mich eher überhaupt nicht betätige, egal um was es sich gerade handelt, als mich diesem Risiko der Ablehnung auszusetzen.

All das findet in meinem Bewußtsein statt, in meiner Gedankenwelt, den emotionalen Verknüpfungen darin, den automatisierten Urteilsprogrammen, ohne dass ich selbst die Bestimmung darüber hätte.


Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, dass meine unbewussten und bewussten Ängste und Befürchtungen mein Leben und meine Enscheidungen bestimmen, mich in meinem körperlichen Ausdruck und der Entwicklung meiner Fähigkeiten einschränken, weil ich mich den Programmen der erlernten Minderwertigkeitsgefühle und der eingebildeten Abhängigkeit von Anerkennung und Bestätigung nicht in bedingungsloser Selbstehrlichkeit eigenverantwortlich gestellt habe.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, aufgrund meiner selbst erlaubten und akzeptierten Blockaden meines Selbstausdrucks mit Frust und schlechter Stimmung zu reagieren und mich anstatt mich selbstbestimmt den Ursachen und meinen inneren Unehrlichkeiten mir selbst gegenüber in allen Punkten der Entwicklung dieser künstlichen Denkmuster zu stellen in selbstmitleidigen Verhaltensmustern mit Schlechter Laune, Trotzigkeit und selbstzerstörerischem Verhalten zu verlieren.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, aufgrund der unterschwelligen Suche nach Bestätigung und Anerkennung  dermaßen hohe Erwartungen an mich selbst zu stellen, dass ich mir egal in welchem Bereich der körperlichen Betätigung die Freude und den lebendigen Moment der Bewegung, die ursprüngliche Motivation der lebendigen Bewegung als das Selbst verschleiert und verhindert habe, um eine entweder utopische oder in weiter Ferne liegende Perfektion zu erreichen, die mir die Anerkennung anderer sichern könnte.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe zu glauben was andere Menschen von mir denken könnten sei wichtig für mich oder könnte in irgend einer Weise einen Einfluss auf mich haben, da der einzige Einfluss auf mich, schadhaft oder nicht, der durch Gedanken und Worte verursacht werden kann, mein eigener ist.

Selbstbestimmung und Selbstkorrigierendes Schreiben folgen im zweiten Teil.

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 28.03.2013




Mittwoch, 27. März 2013

Tag0045 - Laufen, Wettkampf und die Freude am körperlichen Ausdruck





Ich habe zu meiner eigenen Freude seit einigen Wochen wieder mit dem regelmäßigen Laufen angefangen, nachdem ich etwa ein Jahr lang mehr oder weniger pausiert hatte. Das heißt, hin und wieder habe ich lockere Läufe durch den Wald gemacht, habe dann zwei drei Tage später noch einen gemacht und dann wieder für mehrere Wochen nichts. Vor 1 ½ Jahren etwa war ich noch nahezu jeden zweiten Tag mindestens acht bis zehn Kilometer unterwegs. Mir hat das Laufen immer sehr gut getan und das ist auch jetzt wieder der Fall. Ich bin auch sehr überrascht gewesen, wie viel von dem Training noch ‚übrig‘ war sozusagen, vor dem ersten Lauf hatte ich nämlich ehrlich gesagt einige Bedenken und habe erwartet ziemlich enttäuscht zu sein. Doch der Körper ist wahrlich eine erstaunliche Biomaschine mit faszinierenden Fähigkeiten, selbst wenn man ihn eine lange Weile ruhen lässt. Hinzu kommen natürlich noch meine konditionierten und aufgrund der verbreiteten Normen einprogrammierten Bedenken wegen meines Alters. Anfangs hatte ich noch die Gedanken, dass es sich doch für mich eigentlich nicht mehr lohnen würde noch zu laufen und zu trainieren, da ich mit 37 nicht mehr viel Erfolg erwarten könnte und der Aufwand mich eher kaputt machen würde als gesünder oder sportlicher. Natürlich ist das absoluter Blödsinn, wie die meisten gesellschaftlich akzeptierten Dogmen und Normen vor allem im Bezug auf das menschliche Alter. Das lässt sich auch relativ leicht erklären, da wir in einer Gesellschaft leben, in der der Mensch sich hauptsächlich über seine Vorstellungen und Gedanken ‚Unterhält‘ und Definiert, da er die meiste Zeit mit funktionieren, mit vorgefertigten Programmabläufen beschäftigt und von Grund auf eben vorrangig auf körperliche Faulheit ausgelegt ist. Da passt es einfach nicht ins Selbstbild, dass man sich mit über dreißig Jahren noch in solchem Maße bewegt. Ich finde es sowieso immer erstaunlich zu sehen, wie normal es für uns geworden ist, uns so wenig wie möglich zu bewegen. Nicht nur im Alltag, durch Rolltreppen, Autos und alle dem, sondern in den kleinsten alltäglichen Bewegungsabläufen haben wir sogenannte technologische ‚Errungenschaften‘ die uns Bewegungsabläufe abnehmen. Die Fernbedienung zum Beispiel, das automatische Garagentor, die automatischen Fensterladen, und sogar die automatisch schließende Kofferraumklappe, die mich am meisten beeindruckt hat. Und all diese Dinge nennen wir dann fortschrittlich und sehen sie als Luxus. Bequemlichkeit, körperliche Faulheit und Eintönigkeit scheint ein oberstes Prinzip dieses Fortschrittsdenkens zu sein. Außer natürlich es handelt sich um Erwerbsarbeit, irgendeinen unterbezahlten Handwerksjob beispielsweise, Maschinen reinigen, Bauarbeiten, Straßenbauer, Reinigungskraft etc., die sollen sich natürlich bewegen – aber eben nur im Rahmen der ‚sinnvollen‘ und bezahlten Tätigkeit.

Hier geht es mir zunächst um die Erfahrung meiner inneren Programmierungen der Wettkampfgedanken. Ich habe mit etwa dreißig Jahren erst mit dem Laufen angefangen. Davor war ich den Ausdauersportarten gegenüber eher ablehnend eingestellt. Ich möchte hier nicht schon wieder auf den Grund für diese Entscheidung eingehen und nenne daher nur den, dass ich mit dreißig mit dem Rauchen aufgehört habe und ein Gegenbeispiel für die weitverbreitete Annahme geben wollte, man würde zwingend zunehmen, wenn man das Rauchen aufgibt.

Ich hatte mich also zu dieser Zeit unter Aufbringung äußerster Selbstdisziplin nach und nach zu einem ganz passablen hobby-runner gemausert, so dass mir das Laufen sogar richtig Spaß machte, und ich es genießen konnte. Allerdings entwickelte sich die Sache langsam aber sicher zu einer Art Sucht, eine Abhängigkeit die sich vorrangig auf meine Stimmung auswirkte. Ich hatte feste Lauf- und Regenerationszeiten und wenn mir da etwas dazwischen kam und ich beispielsweise mal einen Tag nicht laufen gehen konnte, dann war ich gedanklich ständig damit beschäftigt zu überlegen wann ich das nachholen könnte und dass ich mich jetzt nicht so gut fühlen müsste, weil ich eben nicht laufen war wie geplant. Das war ein schleichender Prozess der mir völlig die Kontrolle und auch die Freude an der Sache genommen  hatte. Ich hatte nur noch die Motivation mir meine Disziplin zu beweisen und die Erfolge wahrzunehmen dadurch dass ich mich körperlich fit und gesund fühlte. Es war gar nicht so sehr die Zeit, die Laufleistung die mir Sorgen machte, sondern das Laufen selbst, die Stunde die ich ganz für mich sein konnte, mit meinem Körper, den Atem und das Herz zu spüren, die Hitze des Körpers, im Wald, auf dem Feld, auf der Straße, wo auch immer.

Als ich dann bemerkte, dass mir diese Regelmäßigkeit Schwierigkeiten dieser Art bereitete, dass die Gewohnheit das Laufen zum Selbstzweck werden ließ, habe ich begonnen mir vor jedem Lauf zu sagen, dass ich das jetzt für das Leben tue, für den Körper, für meine Atmung, für den Stoffwechsel, für die Interaktion und den Austausch mit allem Leben eben.  Dass ich mich gesund und wohl fühlte, dass mir das Laufen persönlich guttat, wurde so zu einem angenehmen Nebeneffekt.

Seit ich jetzt wieder Laufen gehe vor allem aber im Vorfeld als ich mir überlegt hatte wieder laufen zu gehen, habe ich festgestellt, dass mich die Überlegungen im Bezug auf mein Alter dazu gebracht haben, wieder stark in den Wettkampf zu gehen, mir etwas beweisen zu wollen.  Ich habe kein Problem damit mit mir selbst in Wettbewerb zu gehen, mich an meinen eigenen Zeiten zu messen, aber durch diese eingebildete ‚Altersschwäche‘ und die unbearbeitete Angst nicht mehr gut genug zu sein, mich selbst enttäuschen zu können, habe ich auch angefangen die Zeiten anderer in meinem Alter zu vergleichen. Und bisher habe ich mich nicht wirklich ernsthaft mit diesen inneren Konflikten und Ängsten/Befürchtungen auseinandergesetzt, sondern sie durch das Laufen selbst, durch dieses Erleben der eigenen Leistungsfähigkeit temporär unterdrückt. Doch ich merke wie dieser Umgang damit wieder zu den alten Gedankenmustern und Gewohnheitsmustern führt, wie ich wieder ohne den eigentlichen Grund zu erkennen einen Zwang zum Laufen entwickelt habe. Heute beispielsweise war seit langem wieder ein schöner zwar kalter, aber sonniger Tag und ich wäre sehr gerne Laufen gegangen. Die Umstände haben es aber einfach nicht zugelassen, ich hatte zu viele Verpflichtungen, zu viel zu tun. Und die gesamte Zeit dieses Tages verfolgte mich der Gedanke an die verpasste Gelegenheit bei so schönem Wetter zu laufen, ich überlegte in den absurdesten Zusammenhängen was mir dabei wohl entgangen ist, wie ich mich jetzt fühlen könnte wenn ich gelaufen wäre, und ob ich vielleicht doch noch, irgendwann heute Nachmittag oder Abend laufen gehen könnte.

Also worauf ich hinaus will ist, dass Sport immer noch sehr stark verbunden ist mit dem eingefleischten, konditionierten Einzelkämpfer Denken besser sein zu wollen, stärker und schneller sein zu müssen als andere, sie zu überholen, oder zumindest nahe  heranzukommen. Dieser Grundgedanke der gesellschaftlich strukturell die Menschen zu systemkonformen Mitläufern macht, durch den das System, das in höchstem Maße ungleich, ungerecht und lebensfeindlich ist am Laufen gehalten wird. Der Gedanke, dessen Gehalt eine reine Lüge ist, denn es gibt keinen Gewinn durch einzelkämpferische Leistung. Die Elitepositionen wollen uns diesen Glauben und diese Hoffnung erhalten, aber dorthin zu gelangen ist keine Frage der Leistung, sonder vorrangig eine der Geburt, des Geldes und der Beziehungen.  Übertragen auf den Sport, für dessen Spitzenpositionen übrigens dasselbe gilt, bis auf ganz wenige Ausnahmen die keineswegs repräsentativ sind, würde das einen Wettkampf bedeuten, bei dem die Startpositionen völlig unterschiedlich gelegt sind  und die Teilnehmer völlig unterschiedlich qualifiziert und ausgestattet.

Doch das Programm arbeitet noch in mir, und zwar weil ich mich noch nicht effektiv durch die mit diesen Gedanken zusammenhängenden Ängste und Befürchtungen, die grundlegenden Motivationen und Verdrängungsmechanismen geatment habe um diese Persönlichkeitspunkte zu dekonstruieren und Selbstvergebung anzuwenden und mich dann neu, selbstbestimmt und eigenverantwortlich am Leben, an mir, dem Körper, dem Ausdruck des Lebens auszurichten, als reine Freude am körperlichen Sein, eins und gleich mit allem Leben, ohne die Gedanken, die Wertungen, die kulturellen Prägungen und Befürchtungen, die mich lediglich bremsen und den lebendigen Ausdruck einschränken. Das kann ich mit Sicherheit aus Erfahrung am Eigenexperiment feststellen, dass diese Verstrickungen in selbstwertenden Gedanken aufgrund vorprogrammierter Normen und Idealvorstellungen nur limitierend sind und direkte, körperliche Konsequenzen haben.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, das Laufen, das zunächst ein Ausdruck des Lebens, der Lebensfreude und der Bewegung des Körpers in der Natur war zu einem gedanklichen System des imaginären Wettkampfes werden zu lassen, zu einer Gewohnheit die über mein Selbstwertgefühl die emotionalen Stimmungen beeinflusst hat und das Gedankensystem der Selbstbewertung und der Messung der Leistung an anderen Menschen bestärkt hat, ohne dass ich mir über die Ursache und den Grund dieser Motivationen überhaupt bewusst gewesen wäre, ohne dass ich hinterfragt hätte warum ich mich selbst einem System der Zwänge und der unangenehmen Bewertungen unterwerfe, mich selbst zu einem Sklaven der eigens kreierten Gedankenstrukturen mache, und ohne zu erkennen wie irrational diese Gedanken und Werturteile sind, dass sie mich von meiner Selbstbestimmung und meinem lebendigen Ausdruck in jedem Moment abhalten.

Ich bestimme  mich selbst als Mensch und als das Leben, die ursprüngliche Freude am Laufen das Atmen, die Bewegung des Körpers, den Kreislauf, die heilende Wirkung der regelmäßigen Betätigung, in der Natur zu sein, andere Wege auszuprobieren, dass ich all das als Ausdruck des Lebens und als Bewegung des Lebens tun werde, dass ich meine Gedanken stoppe sobald ich in  Zweifel oder in Wettkampf-/Frust-/Überlegenheits- und Zwangsgedanken gerate, mich zurückbringe zu mir, in den Moment, als das Leben, atmend und bewusst selbstbestimmt.

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 27.03.2013





Mittwoch, 27. Februar 2013

Tag0017 - Der Lerneffekt des bewußten Verzichts Teil 3: 'verdeckter Konflikt'

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Man tendiert als Mensch dazu, die emotionalen, intuitiven und vorprogrammierten Urteile über die ganz persönliche Wahrnehmung der Welt und sich selbst zu einem System zusammenzufassen, zu einer Gesamtheit, von der man dann nur noch einen vagen Drang, ein undefiniertes Begehren oder eine Aversion wahrnimmt, der man dann folgt, und das nennt man dann die eigene Person, bzw Persönlichkeit oder den Charakter. Und dabei sind die Inuitiven oder vorgeprägten Urteile, die Wertvorstellngen, Vorlieben und damit auch deren Gegenteil, die Abneigungen, noch relativ oberflächliche Systeme und sind sogar noch für einen selbst leicht durchschaubar. Man weiß in vielen Situationen in denen man den persönlichen Vorlieben folgt, dass sie nicht wirklich frei gewählte Vorlieben sind und dass sie in vielen Fällen offensichtlich schadhafte Konsequenzen haben, nachteilig für einen selbst und nicht selten auch andere, und dennoch glaubt man durch die Handlung gegen den gesunden Menschenverstand, gegen die rationale Vernunftentscheidung, sich als Person zu behaupten, sich selbst zu bestätigen und den eigenen Wert als diese Vorstellung von einer Persönlichkeit zu erhöhen, auch wenn man im Grunde weiß, dass sie nicht authentisch ist, dass diese Vorstellungen und auch die Vorlieben als Resultate der Erfahrungen und Wertvorstellungen nicht die eigenen sind und dass man aus diesem Grund auch eigentlich nicht frei ist, nicht selbst handelt. Doch man ist es so gewohnt und diese unterschwellige Einsicht in die geborgte Existenz befreit eben auch zumindest in der Vorstellung von der Verantwortlichkeit für etwaige Konsequenzen, man kann sich selbst rechtfertigen oder entschuldigen genau mit der Tatsache die man im Wahn der Persönlichkeitsbehauptung zu ignorieren und zu leugnen versucht. Es ist tatsächlich ein schizophrenes Spiel mit dem Leben. Ein Wahnsinn, eine Verschwendung und Selbstaufgabe, ein fehlgeleitetes Programm in einer Endlosschleife der Destruktion.

Dabei ist die Fähigkeit zur selbstbestimmten Entscheidung immer da, die Einsicht in den eigenen Selbstbetrug kann jederzeit vergegenwärtigt werden. Es mag sein, dass die Verblendungsechanismen, die eigene Benebelung, der feste, jahrelange Glaube an die Wahrhaftigkeit der persönlichen Sicht, der vorprogrammierten Wahrnehmung von Selbst und Welt so stark etabliert sind, dass die Symptome der bewußten Lüge auf eine andere Art wahrgenommen und wiedeum im Gitter der künstlichen Glaubenssysteme der vergeistigten Selbstidentifikation natürlich mißverstanden interpretiert werden.
Doch kann in jedem Moment der frustrierten Erkenntnis des Kontrollverlustes und der Dysfunktionalität der inneren Systeme gemessen an der Wirklichkeit dieser emotionale 'Breakdown' genutzt werden um zum Kern der Sache vorzudringen. Unglücklicherweise haben wir für eben diese Momente vorgesorgt und bedienen uns lieber der Mittel die legitim und gesellschaftlich akzeptiert angeboten werden, wie Alkohol und Entertainment beispielsweise, oder eben auch Zigaretten, um diese Momente der Wharheit nicht zu umgehen, sie nicht nutzen zu können, oder um überhaupt erst gar nicht in die Verlegenheit zu kommen uns selbst befragen zu müssen.

Diese vereinfachte, oder abstrahierte Wahrnehmung der eigenen Person als das was man ist, als die Persönlichkeit, lässt uns in unserer Lebensweise zu willenlosen, unzähligen Programmen und Unterprogrammen folgenden Wesen werden. Und bei der Verfolgung dieser Ideologie des Selbst als Persönlichkeit, sind wir angewiesen auf Glauben und Hoffnung, weil wir nicht verstehen, was wir tatsächlich sind und wie sich diese innere Struktur aus Gedanken, emotionen, gefühlen, Werturteilen und Bildhaften Illusionen und Projektionen der Wirklichkeit konstituiert und wie es funktioniert. Wir wagen den Schritt dieses Selbstverständnisses nicht, weil wir schon von diesen Glaubenssystemen und Strukturen abhängig geworden sind. Wir vertrauen unserem Glauben mehr, als unserer Wahrnehmung der Wirklichkeit, sofern wir zu dieser klaren Wahrnehmung noch in der Lage sind. Kinder sind es beispielsweise, und daher versuchen wir nicht ganz ohne Grund, sie so lange wie möglich von der Wahrnehmung der Welt und der Wirklichkeit so wie sie ist fernzuhalten. Sie würden jeden Respekt und jede Hochachtung die wir ihnen anzuerziehen versuchen vor dem was wir als 'Erwachsene' sind, vor dem, was Menschen in unserem System 'werden' können, den Zielen, dem Status, den Werten des gesellschaftlichen Strebens, verlieren.

Zurück zu dem bewußten Verzicht, dem Rauchen und den Zusammenhängen der Selbstbeurteilung und der Selbstwahrnehmung, den Rechtfertigungskonstruktionen und den selbstverursachten, körperlichen Konsequenzen.


Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und es zugelassen habe mir durch die Erwartungshaltung aufgrund der Meinungen und Überzeugungen anderer, die ich in mein eigenes Persönlichkeitsbild übernommen habe ohne sie selbst zu prüfen von vornherein die Konsequenzen und Wirkungen meiner Erwartung festgelegt und tatsächlich erlebt also manifestiert habe, wie beispielsweise das Husten am Morgen, das je nach Stimmungslage, je nach meiner akzeptierten und erlaubten emotionalen Selbstaufgabe und der inneren Zerrissenheit in Selbstverurteilung und Beschuldigungen entweder auftrat oder überhaupt nicht vorhanden war, unabhängig davon wieviel ich am Abend zuvor geraucht hatte.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe diese selbstverursachten und verstärkten Reaktionen, den Reizhusten und in der Folge des Selbstmitleids, der Opferhaltung und Selbstbeschuldigungen auch mal eine Erkältung oder andere leichte Erkrankung, wiederum zu benutzen um mich in Selbstaufgabe und frustrierter Selbstverurteilung tiefer in die Sackgasse der mentalen Sucht nach etwas das sich 'gut' anfühlt, nach etwas das mir eine Art Wiedergutmachung verschafft und das ich in Form des Rauchens als einen Teil meiner Persönlichkeit, meines Selbst und etwas dessen ich mir 'sicher' sein könne in mein Leben übernehmen kann, zu befördern.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe durch die Tatsache dass ich geraucht und daher meinen Körper zu meiner eigenen Unterhaltung zusätzlich 'belastet' habe anstatt gerade mehr Sport zu machen aus einer bewußten, klaren Entscheidung heraus meinen Körper zu reinigen und den Kreislauf anzuregen, mich in selbstrechtfertigenden Gedanken vom Sport treiben abgehalten und demotiviert habe indem ich mir immer wieder vorhielt, dass ich nun sowieso nicht mehr 'gut genug' sei und dass mir der Sport damit auch keinen Spaß machen würde, ohne mir selbstehrlich vor Augen zu halten dass ich darin noch mehr in die selbstgerechte Denkweise hineingeraten bin, in die Sackgasse des egoistischen Belohnungsdenkens, dass alles was ich tue für mich etwas positives in Form eines guten Gefühls mit sich bringen müsse.

Ich bestimme und verpflichte mich selbst als Mensch und als das Leben, dass ich mich in jedem Moment in dem ich in innerem Dialog in inneren Konflikt, Selbstbeurteilung und Selbstbeschuldigung gehe mcih selbst zurückhole in diesen Moment, in den lebendigen Moment in dem Atemzug den ich mache und mir vergegenwärtige, dass ich in diesen inneren 'Persönlichkeiten' nicht mein Selbst bin, sondern meine Gedanken, Vorstellungen und fremdprogrammierte Wertkonzepte, dass ich mich zum Opfer dieser Strukturen die ich selbst generiere mache ohne Selbstkontrolle und ohne Selbstbestimmung, ohne dass ich tatsächlich Verantwortung zeige für mein Verhalten und dessen Konsequenzen.

Ich bestimme und verpflichte mich selbst als Mensch und als das Leben zu freien, eigenständigen Entscheidungen in jedem Moment, zu Selbstehrlichkeit und Selbstvertrauen das auf der Fähigkeit basiert mir selbst gegenüber vertrauenswürdig zu sein, indem ich mir nicht nur in der Einhaltung der Vereinbarungen mit mir selbst vertrauen kann, sondern auch in Momenten des Rückfalls nicht in Gedankenkonzepte der Selbstrechtfertigung und Entschuldigung, der Selbstverurteilung und Selbstverdammung verfalle, sondern mir selbst die Ursachen und die Strategien die zu dem Schritt geführt haben selbstehrlich zu vergegenwärtigen, zu analysieren, zu lernen, mich besser zu verstehen, die Wege und Mechanismen meiner eigenen Persönlichkeitsprägung zu analysieren und zu dekonstruieren um wahrhaft selbstbestimmt leben, entscheiden und handeln zu können.

Ich bestimme und verpflichte mich selbst als Mensch und als das Leben, dass ich die sportliche Betätigung, das Laufen, das Training, als eine den Körper und meinen Geist fördernde Betätigung nutze, um in der Bewegung und dem Atmen zu mir selbst zu finden und mit mir selbst zu sein, dass ich in direkter Kommunikation mit dem Moment als mein Körper bin und darin der lebendige Ausdruck des Lebens selbst, und nicht in erster Linie als Wettkampf mit mir selbst und dass ich die unterschwelligen Motivationen einer programmierten Persönlichkeitswahrnehmung in Relation mit irrationalen, manipulativen gesellschaftlichen Werten wie Schönheitsidealen und Männlichkeitsvorstellungen, Leistungsdruck und ständigem Vergleich in mir aufdecke und dekonstruiere, sie zurückführe auf ihre Wurzeln in meiner Persönlichkleitsprägung und mich am Leben und dem was für das Leben am besten ist in allem was ich tue neu ausrichte.

Ich fahre in meinem nächsten Blog weiter mit diesem Thema fort ...

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 27.02.2013


Dienstag, 26. Februar 2013

Tag0016 - Der Lerneffekt des bewußten Verzichts Teil 2: Rauchen





















Nachdem ich bereits einmal für fast zwei Jahre aufgehört hatte zu Rauchen habe ich aus mir leider nicht mehr genau bekannten Gründen für einen relativ kurzen Zeitraum wieder geraucht um dann schließlich wieder aufzuhören, diesmal für mindestens drei Jahre, genau ist mir der Zeitraum ebenfalls nicht bekannt, jedenfalls habe ich ziemlich genau heute vor einem Jahr wieder eine Zigarette geraucht, weil ich 'Lust' darauf verspürt hatte und einer Stimmung nachgegeben hatte in der ich mich leer und gelabgweilt fühlte. Ich dachte, ab und zu eine Zigarette zu rauchen würde mir wieder etwas geben, ein neues Gefühl, etwas zum Genießen in Momenten der Ruhe oder Langeweile. Und das hat auch funktioniert, ich habe die ersten Zigaretten genossen, das Gefühl des Inhalierens, die leichten Schwindelgefühle, die Möglichkeit sich einmal für einen Moment 'auszuklinken' aus dem Alltag usw. Und eigentlich blieb das auch so. Ich konnte wirklich sagen, dass ich ohne Suchtverhalten an den Tag zu legen eine ganze Weile mit dem 'Gelegenheitsrauchen' zurechtgekommen bin. Ich habe natürlich nach einer Weile gemerkt, dass ich mich an diese Prozedur des Rauchens so sehr wieder geöhnt hatte, dass ich auch ohne Lust auf eine Zigarette und auch ohne sie zu genießen geraucht habe, nur um Zeit totzuschlagen beispielsweise oder um mich mit irgendetwas zu beschäftigen. In solchen Momenten habe ich dann überlegt was ich da eigentlich tue, ob ich das machen muss, ob ich das brauche. Und dann habe ich wieder für einige Tage, manchmal auch nur einen überhaupt nicht geraucht und erst nach drei oder vier Tagen wieder angefangen. Ich habe mich auch schon früher auf eine bestimmte Marke festgelegt, ich drehe wenn ich rauche selbst und rauche den 'organic' Tabak von NAS. Da der sehr selten in Tabakläden angeboten wird war ich dann auch das eine oder andere Mal sozusagen gezwungen nicht zu rauchen, weil ich den Tabak nur in der nächsten Stadt bekommen konnte. Also habe ich im Grunde festgestellt, dass mein Rauchverhalten im Vergleich zu früheren Jahren wesentlich bewußter und auch zwangloser geworden war und ich sah das als gute Sache an.
Ich sage gleich, dass es mir in diesem Blogpost nicht um irgendeinen Kampf gegen das Rauchen geht und ich auch nicht die 'tolle Story wie ich damit aufgehört habe' daraus machen will. Es geht hier in erster Linie um die Bewußtseinsmechanismen, die Gedankensysteme und Strukturen der Selbstverurteilung, der Manipulation durch Medien, Menschen und eigene Werturteile im Zusammenhang mit 'Rauchen' an sich und den Konsequenzen die es für mich vor allem aufgrund dieser Gedankenprozeduren hat und hatte.
Ich habe mit vierzehn Jahren angefangen zu rauchen und ich habe es im Grunde nicht wirklich genossen. Ich bin einfach so in die Abhängigkeit hineingeraten und habe das Rauchen zu einem festen Teil meiner Persönlichkeit werden lassen. Bastian ohne Rauchen, das war schon nach wenigen Jahren unvorstellbar für mich. Eine Zigarette gehörte eigentlich zu jeder Situation, zum Kaffee, nach dem Essen, beim Ausgehen, nach dem Einkaufen und sogar im Bett.

Als ich dann zu der oben geschriebenen Zeit aufgehört habe, ging das einher mir meinen ersten ernsthaften sportlichen Ambitionen, ich wollte mir selbst sozusagen beweisen, dass ich trotz meines langjährigen Rauchens und meiner eher unsportlichen Grundhaltung dennoch mit dem nötigen Willen und dem Einsatz gut und sportlich werden kann und fing mit dem Laufen an, einer Sportart die mir fremder nicht sein konnte, ich habe nie zuvor viel vom Langstreckenlaufen gehalten, im Gegenteil, ich habe es verbscheut. Außerdem hatte ich schon als Jugendlicher Probleme mit dem 'normalen' laufen durch ständige Muskelkrämpfe an den Schienbeinen und einer starken Unsicherheit im Gang. Daher war es gerade diese Sportart die ich gewählt hatte, weil sie so unwahrscheinlich war, fast so unwahrscheinlich wie die Vorstellung ich könnte ohne Zigaretten leben. Vor allem auch wollte ich mit dem Vorurteil aufräumen, dass man stark zunehmen muss, wenn man mit dem Rauchen aufhört und das war mir auch gelungen. Es war für mich ein harter 'Kampf' mit vielen Schmerzen und Motivationstiefs verbunden, aber ich war verbissen und überzeugt dass es gut für mich und wichtig wäre . Ich habe mir in dieser Zeit deutlich bewiesen, dass Durchhaltevermögen und Beständigkeit trotz Stimmungstiefs und langsamen Fortschritten einem die Fähigkeit gibt die größten und hartnäckigsten Barrieren des Geistes überwinden zu können und ich lernte in dieser relativ kurzen Zeit mehr über mich und meinen Körper als in all den Jahren vorher. Diese Phase wurde also für mich, für das was ich jetzt bin zu einem sehr wichtigen Bestandteil.
Ich habe wie bereits geschrieben schon eimal wieder angefangen zu rauchen und nach einer Weile wieder aufgehört. Während dieser Zeit des Rauchens hatte ich ähnliche Erfahrungen mir meinem Bewußtsein, den Selbstvorwürfen und den Folgen der Reue, der Sebstverurteilung und der depressiven Verstimmung aufgrund dieses 'Versagens' gemacht. Doch zu dem Zeitpunkt habe ich noch nicht wirklich verstanden was die Ursachen sein können für die Konsequenzen die ich körperlich und geistig erfahren hatte. Erstaunlicherweise war es das zweite mal weit weniger schwierig mit dem Rauchen aufzuhören und ich war swehr erleichtert als die phase des dauernden Verlangens nach einer Zigarette überstanden war.
In diesem Blog schreibe ich jetzt detaillierter über die kürzlichen Erfahrungen und die gedanklichen, die geistigen Vorgänge des letzten Jahres, vor allem im Zusammenhang mit meinen Anstrengungen der körperlichen, sportlichen Betätigungen und dem Selbstbild das sich für mich daraus entwickelt hat.

Ich muss vorwegnehmen dass ich das Rauchen durchaus immer noch genießen kann oder könnte, ich verachte oder verteufel es nicht, ich habe nur eben einige Punkte festegestellt, die es mir sehr schwer machen und gemacht haben, die Konsequenzen des Rauchens für mich selbst zu kontrollieren und zu verstehen, besoders in Anbetracht der Selbstunterhaltungen in meinem Bewußtsein und ihrer Steuerung und Kontrolle. Ich konnte feststellen, dass in Zeiten in denen die gedanklichen Selbstgespräche über Zweifel und Beschuldigungen über das 'Schwach werden' besonders präsent waren, vor allem aber auch die Selbstverurteilungen weil ich mir einredete, dass ich die sportlichen Erfolge die ich mir hart erkämpft und durch Disziplin und Beständigkeit erarbeitet hatte alle wieder zunichte mache, mich wieder in den abhängigen Zustand versetze in dem ich zuvor einmal war, dass ich mich in diesen Zeiten körperlich und gestig besonders 'geschädigt' gefühlt habe, dass ich beispielsweise besonders schlecht schlief, viel hustete und am nächsten morgen schlecht aus dem Bett kam und mir erst einmal die Bronchen freihusten musste, auch wenn ich vielleicht nur zwei oder drei Zigaretten am vorabend geraucht hatte.
Ich war in diesem Jahr viel mit inneren Selbstgesprächen über das Rauchen beschäftigt, immer wieder habe ich mich versucht von diesem oder jenem zu überzeugen, Pro und Kontra, ohne dass ich mir klar machen konnte, dass alle Argumente die ich im Geist durchging nicht meine eigenen, sondern die anderer waren, dass nichts davon meiner eigenen Erfahrung und meiner Analyse entsprungen war. Und ich habe erkannt, dass ich durch diese inneren Dialoge und Konflikte, durch die Selbstverurteilung gerade die Konsequenzen produziert und manifestiert habe, die in diesen 'Meinungen' die nicht die meinen waren zu befürchten standen.
Tatsächlich konnte ich für mich selbst herausfinden, dass meine eigene Wahl und die bewußte Akzeptanz der Verantwortung für meine Entscheidung die Voraussetzung ist für eine klare Linie im Umgang mit sich selbst und vor allem auch dem Rauchen, denn in den Momenten in denen ich mir klar darüber war konnte ich tatsächlich auch genußvoll rauchen und war vor allem dann nicht zu rauchen, wenn ich tatsächlich keine Lust hatte oder gemerkt habe dass es zu belastend ist. Und so waren auch die Konsequenzen in diesen Momenten nicht körperlich bemerkbar oder zumindest weniger.
Am schwierigsten stellt es sich für mich dar, mit der Angst vor dem Verlust der Sportlichkeit und Beweglichkeit klarzukommen. Vor allem jetzt im Winter dient die frustrierende, selbstverurteilende innere Überzeugung dass es ja, nachdem ich schon seit einigen Monate rauche sowieso keinen Sinn mehr machen würde jetzt mit dem Laufen wieder anzufangen als mehr oder wenigr willkommene Entschuldigung und Ausrede, wenn es zu unbequem und anstrengend erscheint rauszugehen. Und so habe ich auch das Laufen in dieser Zeit sehr stark eingeschränkt.
Wenn ich allerdings dann einmal die Motivation hatte wieder laufen zu gehen und gemerkt habe, dass der Leistungsabfall durch das Rauchen weit weniger auffällig war als erwartet, beziehungsweise kaum bemerkbar war, und ich dann aber nach einigen diesbezüglich 'motivierten' Tagen wieder mehr geraucht und mit dem Sport pausiert habe, dann kam dieser innere Dialog wieder ins Spiel und bremste mich, steuerte mich in meiner Stimmungslage und meiner Selbstbestimmungs- und Entscheidungsfähigkeit.
Ich musste also feststellen, dass meine Gedankensysteme und emotionalen Identifikationen im Zusammenhang mit meinem Selbstbild, dem Rauchen und dem Sport wesentlich stärker waren als die 'Sucht' nach dem Rauchen an sich und dass sie ein System gebildet haben, das mich sozusagen im Griff hält, ein Gerüst aus Gedanken, Illusionen, Werten, Urteilen und Interpretationen, so dass ich den Weg des geringsten Widerstandes gegangen bin, nicht unbedingt aus einem Suchtverhalten heraus, sondern vielmehr aus der bequemen Flucht vor der Selbstanalyse und Dekonstruktion dieses Bewußtseins-Systems. So ist jeder Schritt der Aufgabe einer Entscheidung bis zur Überwindung der Selbstverurteilung, der Hingabe an die Selbstaufgabe und der erneute Zweifel, die neue Vereinbarung mit sich selbst und dann wieder der Rückgriff auf die Vergangenheit als dem System der Selbstaufgabe und Selbstrechtfertigung ein Kreislaufgeworden und die ganze Zeit war der Punkt auf den es ankam nicht der, mit dem Rauchen aufzuhören, sondern der des verlorenen Selbstvertrauens aufgrund des Rückfalls, der nicht wirklich bearbeitet oder produktive als Lernprozess genutzt, sondern zur Selbstbeurteilung und Rechtfertigung emotionaler Neigungen mißbraucht wurde.

Es geht also vor allem genau um die Prinzipien des Lerneffekts des 'Bewußten Verzichts', zu erkennen und zu lernen wie die inneren Mechanismen und Programme der Selbstverurteilung, des Frusts, der Niedergeschlagenheit und Selbstaufgabe funktionieren, wie man selbst Verhaltensweisen sich antrainiert die eben diese zehrenden Systemabläufe in Gang setzen, wie man sich versucht aus der Veranwortung zu stehelen mit vorgefertigten Urteilen, fremden Meinungen und Analysen.


Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe mich in einem Moment der Suche nach Ablenkung, nach etwas Neuem, einem neuen Gefühl der Selbstwahrnehmung wieder mit dem Rauchen beschäftigt habe, dass ich wieder angefangen habe regelmäßig Zigaretten zu rauchenund dass ich es zugelassen habe, diese Angewohnheit wieder zu einem Bestandteil meiner Selbst werden zu lassen, obwohl ich mich von ihr aus unterschiedlichen, nicht einmal primär gesundheitlichen Gründen befreien wollte.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe einen Kreislauf der inneren Dialoge mit mir selbst über meinen Rückfall und die Dummheit meine Gesundheit aber vor allem meine Erfolge die ich durch mein Lauftrining erzielt hatte aufs Spiel zu setzen, dass ich mich selbst be- und verurteilt habe nur um in anderen Momenten wieder Rechtfertigungen und Gründe für mein Verhalten zu suchen und zu finden und dass ich vielleicht durch das gelegentliche Rauchen, aber vor allem durch diese inneren Konflikte und die Zerrissenheit, die an mir und meinem Körper zehrenden Stimmungsschwankungen denen ich über diese Dialoge erlaubt habe mich zu bestimmen meine Gesundheit aufs Spiel gesetzt, meinen Körper belastet habe nur um mich dadurch noch tiefer in Gedanken der Hoffnungs- und Sinnlosigkeit aller Bemühungen zu verlieren.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, mein Handeln, meinen Selbstwert und mein Empfinden in dieser Sache vor allem durch die Meinungen, Beurteilungen und Sichtweisen anderer bestimmen zu lassen, dass ich versucht habe in ihren Meinungen, in ihren Leben Gründe und Rechtfertigungen für mein Verhalten zu finden, und nicht zu erkennen, dass ich letztlich mit mir selbst in Kommunikation stehe und es daher enorm wichtig ist authentisch und selbstehrlich zu sein, vor allem wenn es darum geht den Körper, die Signale und die Auswirkungen des Denkens auf seine Gesundheit/seine Funktionalität zu erkennen und zu verstehen.

Ich werde morgen fortfahren mit diesem Thema...

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 26.02.2013


Mittwoch, 13. Februar 2013

Tag0003 - Wollen, Brauchen, Haben, Sein - Kurze Exploration einer blockierenden Persönlichkeitsstruktur

[auro] / Foter.com / CC BY-NC-ND


Ich überlege seit einiger Zeit ob ich mir ein Fahrrad kaufen sollte. Es gibt dafür eine Reihe von Gründen, die ich mir hier einmal näher anschauen möchte, wobei ich etwas mehr über ihre Bedeutung herausfinden möchte. Wenn ich mir ein Fahrrad zulege, dann wird es wahrscheinlich ein gebrauchtes Mountainbike sein, da ich damit sowohl durch den Wald, über Feldwege, als auch auf der Straße fahren werde.
Einer der Hauptgründe für diese Überlegung ist der, dass ich unheimlich genervt bin vom Autofahren, vor allem wenn es um kurze Strecken, wie beispielsweise das Einkaufen geht. Zu laufen ist natürlich eine Alternative, allerdings kostet sie wesentlich mehr Zeit. Auch die Wege zum Kindergarten und zurück könnte ich gut mit einem Fahrrad erledigen, da wir einen Kinderanhänger dafür in der Garage stehen haben. Mit dem kann ich übrigens auch die Einkäufe transportieren.

Ich muss noch einmal erläutern, worum es eigentlich geht in diesem Blogpost, denn es mutet vielleicht etwas banal an, über eine solche Überlegung zu schreiben, als ob es etwas besonderes wäre. Es geht hier eben auch um ein Persönlichkeitsprogramm, das mein Handeln und meine Entscheidungen schon immer stark bestimmt und beeinflußt hat, und zwar so weit, dass ich letztendlich nie wirklich in der Lage war, mich über eine Entscheidung die ich getroffen hatte zu freuen, bzw. auch zufrieden zu sein, oder besser gesagt zu dieser Entscheidung stehen konnte. Jeder Entscheidung, vor allem wenn es um mich persönlich ging, etwas das ich mir 'selbst' gewünscht hatte, ob ein Gegenstand oder ein 'Erlebnis', ging ein langwieriger Prozess der inneren, gedanklichen Diskussion mit mir selbst voraus, in der ich versucht habe mich sozusagen selbst von der 'Sache' zu überzeugen. Was ich bei dieser inneren Debatte immer weiter perfektioniert hatte war die Fähigkeit mich selbst hereinzulegen, mit trügerischen Argumenten, Halbwahrheiten oder gar direkten Lügen. Unglaublich im Grunde, denn ich habe mich ja selbst belogen und daher müsste ich mir als der Diskussionspartner selbst über die Lüge bewußt gewesen sein. Doch wenn ich etwas wollte und ich wußte im Grunde, dass ich es mir a) nicht leisten kann, dass es b) keinen besonderen Nutzen für mich hat und c) auch keinen Nutzen für andere, dann habe ich mich in diesen Momenten der Selbstüberzeugung ganz bewußt und willentlich in Ignoranz geübt und einfach so getan, als seien diese scheinlogischen Argumente des 'Befürworters' tatsächlich Stichhaltig. In diesem Jahrelangen Prozess habe ich dann letztendlich komplett das Selbstvertrauen verloren, eine sinnvolle, nützliche Entscheidung zu treffen.
Das wirft natürlich auch unter anderem die Frage auf, warum überhaupt ein solcher innerer Dialog stattfand und ich nicht von Vornherein einfach das getan habe, worauf ich gerade Lust hatte. Offenbar besteht/bestand so etwas wie ein verpflichtendes Gefühl zur Rechtfertigung.

Wenn ich also nun über meine Überlegungen schreibe, mir ein Fahrrad zu kaufen, dann aus dem Grund, dass ich festgestellt habe, dass ich diese Unsicherheit immer noch verspüre und dass ich in manchen Momenten meinen eigenen Argumenten für diese Sache nicht traue, vor allem auch wenn ich mir tatsächlich noch persönlich eine Freude damit mache.
Für mich persönlich ist ein gutes, verlässliches Fahrrad zu fahren etwas das mir 'gefällt'. Woran liegt das? Ich bin sehr viel und sehr gerne an der frischen Luft, ich bewege mich gern draußen und mit einem Fahrrad komme ich dabei auch noch relativ schnell voran. In meinem Leben bin ich sehr viel Fahrrad gefahren, ich hatte keinen Führerschein bis ich 21 Jahre war und habe fast alle meine Wege mit dem Fahrrad erledigt. Es gab mir ein Gefühl der Freiheit, der Mobilität und Unabhängigkeit. Außerdem war die Bewegung auf dem Rad ein willkommener Gegenpol für meinen damals eher ausschweifenden Lebensstil. Leider lief es bei mir ähnlich wie bei vielen anderen: als ich mein erstes Auto fuhr, ließ das Radfahren mehr und mehr nach, bis ich dann schließlich so gut wie gar nicht mehr aufs Fahrrad gestiegen bin.

Später fing ich an Laufsport zu betreiben und ich hatte viel Freude daran. Radfahren habe ich auch immer wieder mal probiert, allerdings hatte ich immer wieder Pannen mit einem alten, für sportliche Zwecke unbrauchbaren Fahrrad und war bald ziemlich genervt davon es mitten auf der Strecke wieder nach Hause tragen zu müssen. Also habe ich mich auf das Laufen konzentriert.
Ein Hauptgrund für meinen Wunsch mir jetzt ein 'vernünftiges' Fahrrad zuzulegen ist eben der, dass ich eine sportliche Abwechslung suche, die sich gleichzeitig Zweckmäßig nutzen lässt und ich sehe beim Radfahren diese Eigenschaften tatsächlich gegeben.

Alle weiteren Gründe die für das Radfahren sprechen, wie beispielsweise weniger Auto zu fahren, vor allem auch kurze Strecken, und die Tatsache, dass ich persönlich Freude an dieser Anschaffung habe, lassen mich immer wieder Zweifeln, ob dieser 'Wunsch' tatsächlich sinnvoll begründet ist. Hinzu kommt natürlich noch der finanzielle Aspekt der Anschaffungskosten.

Ich habe also aus meiner Erfahrung mit mir selbst, den Enttäuschten Erwartungen die sich aus meiner Unehrlichkeit mir selbst gegenüber bei der Entscheidung zur Anschaffung bestimmter Dinge die ich für 'nötig' oder Anschaffenswert hielt ergeben haben, und der Konsequenzen aufgrund der Ausgaben die nicht selten meine Möglichkeiten überstiegen haben, eine innere Blockade des Verstandes geschaffen, die es mir in solchen Situationen schwer macht. Ich weiß dass diese 'Probleme' an sich nicht sonderlich problematisch sind und auch anmaßend erscheinen, da ich ja immerhin in der Situation bin solche Dinge überhaupt in Erwägung zu ziehen. Es geht mir hier auch vielmehr um die Selbstprogrammierung an sich die ich in meinen Gedanken- und Urteilssystemen meines Geistes entwickelt habe.

Da ist also einerseits der Trigger der persönlichen Bereicherung, über dessen Ursache und trügerische Natur ich mir durchaus im Klaren bin. Es gilt herauszufinden warum und aus welchen Prägungen, Erfahrungen, Konditionierungen ein solcher Wunsch entsteht und worin seine Konsequenzen bestehen.

Dann folgt die innere Selbstrechtfertigung mit teils moralisch gewerteten Argumenten die die Sinnhaftigkeit einer solchen Anschaffung bestätigen sollen.

Und ein dritter Punkt, der sich eigentlich durch die gesamten Ebenen der Analyse zieht ist der des Geldes, des Geld-Ausgebens und die daraus entstehenden Folgen.

Ich habe über viele Jahre meines Lebens versucht, mein eigenes Selbstwertgefühl, das mangelnde Selbstbewußtsein und die Ängste und Unsicherheiten durch die Anschaffung bestimmter 'Waren' wie beispielsweise einem neuen Handy, einem Computer, einer Uhr oder ähnlichem zu kompensieren. Ich habe nie wirklich hinterfragt warum genau ich geglaubt habe, dass in solchen Gegenständen die Lösung meiner Unzufriedenheit mit mir selbst und meinem Leben liegen würde. Selbst dann nicht, wenn ich wiederholt gemerkt habe, dass schon kurz nach der Anschaffung, kurz nachdem ich im Besitz dieser ersehnten Sache war, dieses Gefühl der Notwendigkeit und der ersehnten Erfüllung meines Wunsches vollkommen verschwunden war und ich diese Sache nur noch zur Ablenkung, zur Unterhaltung, also zu rein Egoistischen und größtenteils völlig sinnlosen Tätigkeiten genutzt habe. In vielen Fällen habe ich dann genau dieses Gerät kurze Zeit nach Erwerb mit einem hohen Verlust wieder verkauft, manchmal um mir den nächsten eingebildeten Wunsch zu erfüllen. Dieses Phänomen ist aus heutiger Sicht sehr interessant, da es im Grunde ein reines Suchtverhalten darstellt, das nach immer mehr und immer neuer Befriedigung verlangt. Auch wenn die Zerstörerische Natur dieses Verhaltens sich vielleicht nicht direkt körperlich auswirkt, so sind die Konsequenzen dennoch nicht weniger verheerend gewesen, da die finanziellen Möglichkeiten die ich hatte sehr begrenzt waren. Tatsächlich hatte ich in den meisten Fällen das Geld überhaupt nicht zur Verfügung. Warum ich dennoch in den Besitz dieser Sachen kommen konnte ist wohl jedem klar, denn der Kauf auf Kredit und Raten ist ja ein völlig alltägliches, normales Vorgehen in unserer Konsumwelt und das System wäre überhaupt nicht funktionsfähig, wenn dem nicht so wäre. Doch das ist ein anderes Thema, auf das ich in anderen Blogs eingehe. Warum und weshalb ich versuchte, die empfundene Leere in mir durch Waren und Güter auszufüllen, ist natürlich ein Resultat erstens der Lebensumstände überhaupt in unserer Gesellschaft, die reine Identifikation des Selbstwertes über Äußerlichkeiten, materielle 'Werte', Prestigeobjekte und Anerkennung von Außen, also das Grundparadigma der Konsum-Persönlichkeit, die Unfähigkeit sich selbst zu bestimmen, sich freizumachen und zu lösen von dem Gedanken daran wie man von anderen vielleicht wahrgenommen wird und darauf Wert zu legen, was sie denken. Diese Struktur des Denkens, diese Philosophie ist genau das, was ich gelernt habe, was man mir in Institutionen der Ausbildung und durch die Wirkung der Gesellschaft beigebracht hat. Zum anderen ist für ein solches Verhalten und die Akzeptanz dieser Programmierung der eigene soziale Status in der Gesellschaft von Bedeutung, der es wie in meinem Fall einem Menschen nur schwer möglich macht, sich genug Freiheit zu verschaffen um sich mit den eigentlich wichtigen Dingen zu beschäftigen die der Mensch in seiner Entwicklung zu bewältigen hat, nämlich der Selbstbestimmung in Selbstehrlichkeit und Eigenverantwortlichkeit. Natürlich spielen dann noch viele weitere Prägungsfaktoren und Charakterzüge eine Rolle die bestimmen, inwieweit man für die Manipulation und mentale Anpassungsstrategie der Kultur/Gesellschaft empfänglich ist. Aus diesen Gründen ging ic also dieser Persönlichkeitsprogrammierung in die Falle, ließ sie zu und manövrierte mich immer weiter in das 'Aus', was in dieser Gesellschaft gleichbedeutend ist mit dem finanziellen Ruin. Das ist natürlich auch genau so gewollt und vorgesehen, es gibt eben nachdem sich ein Mensch an der Maschinerie der Konsumsysteme sozusagen 'ausgepowert' hat keine Verwendung mehr für ihn und man kann ihn 'abschalten' oder 'entsorgen', was man dadurch erreicht, dass man ihm seine Lebensgrundlage - also die finanziellen Mittel entzieht. Aus diesen Erfahrungen hat sich für mich eine Einstellung entwickelt, die vielleicht, und das soll sich hier auch nochmal 'ermittelt' werden, über die normale Vorsicht hinausgeht und ebenfalls nicht einer selbstbestimmten, bewußten Verstandesentscheidung folgt, sondern selbstprogrammiert ist.

Der nächste Punkt ist der der inneren Selbstrechtfertigung zur Befriedigung des persönlichen Wunsches, des vorprogrammierten Verlangens nach etwas durch eine Sache, durch eine Handlung die ebenso der Systematischen Struktur der Kultur/Gesellschaft, also den Handlungsmechanismen entlang der eingepflanzten Wervorstellungen folgt und dabei aber immernoch versucht, das Selbstbild als eben nicht egoistischer, nicht selbstgerechter und rücksicht- oder verantwortungsloser Mensch aufrecht zu erhalten, was natürlich nur unter Aufbringung erheblicher Ignoranz funktioniert, wenn man überhaupt von funktionieren sprechen kann, denn im Grunde ist man sich ja immer dieser Selbsttäuschung bewußt. Die Frage die ich oben bereits gestellt habe, warum überhaupt dieser Versuch der Selbstrechtfertigung nötig ist, zeigt eigentlich schon recht deutlich die heuchlerische Natur der Persönlichkeits- und Denkstruktur die ich wie ich zu behaupten wage gleichermaßen mit fast allen 'Leidensgenossen' dieser trügerischen und oberflächlichen Bildung und Ausbildung innerhalb unserer Gesellschaftssysteme, in der Familie, in der Schule und der Medienlandschaft genossen und auch verinnerlicht habe. Denn künstlich ist sie allemal, widernatürlich ebenfalls. Nicht allein deshalb, weil sie in der erforderlichen Selbstrechtfertigung, ob moralisch oder scheinbar rational, die Gespaltenheit und die Abgetrenntheit von dem eigentlichen Selbst, der eigentlichen Selbstwahrnehmung offenbart und darin einen immerwährenden Konflikt produziert, sondern weil vor allem auch das Selbst an sich, also das, was da im Konflikt mit den aufgetragenen Handlungs- und Verhaltensmustern steht, überhaupt nicht klar ist, sich seiner Selbst gegenüber nicht eindeutig definiert und somit ebenfalls in dem Verdacht steht, genauso programmierbar und manipulierbar zu sein wie die Person als das Ego das sie offenbar ist.
Diese Selbstfindung und Entdeckung ist ironischer Weise der eigentliche Weg zu der Erfüllenden Selbstbestimmung und Identifikation die man durch diese Handlungen, die Anschaffungen, das sich aneignen von symbolischen Produkten zu erreichen versucht. Und diesen Konflikt trage ich offenbar noch immer in mir, zumindest spuren seiner Wirkung, seiner Konsequenzen als Gewohnheits- und Reaktionsmuster.

Nun der Punkt des Geldes, meiner ganz persönlichen Erfahrungen mit diesem Geldsystem, meiner Stellung darin, den Konsequenzen die ich verursacht und zu erdulden hatte und die ich letzlich in einem tatsächlich selbstbestimmten Prozess bewältigen und mir vergegenwärtigen konnte, weil ich in der Lage war, den Tatsachen selbstehrlich entgegenzutreten und mcih gnadenlos vor mir selbst bloßzustellen. Dieser Schritt war keineswegs leicht, aber er war einer der befreiendsten für mich den ich je gegangen bin. Diesen Punkt werde ich in meinem morgigen Blogpost detaillierter behandeln und diesen hier mit Selbstvergebung zu den ersten beiden beenden.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe meine Unzufriedenheit und meine innere Verzweiflung über mein mangelndes Selbstwertgefühl und die Perspektivlosigkeit nicht wirklich erkannt und mir vergegenwärtigt zu haben und stattdessen den inneren Vorstellungs- und Emotionsmechanismen der erlernten Ablenkung und Selbst-Identifikation mit und durch materielle Güter, die einen gewissen Symbolwert darstellen indem sie beispielsweise durch die eigene Bewertung und die erwartete Sicht/Reaktion des äußeren Umfeldes das Gefühl einer persönlichen Bereicherung vermitteln, gefolgt bin, ohne die Konsequenzen zu überschauen und mir die offensichtliche Sinnlosigkeit und die unwirkliche Natur dieser Handlungsweise zu vergegenwärtigen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe durch meine Erfahrungen, die Reaktionen auf und Konsequenzen durch meine Verhaltensweisen eine innere, blockierende Gedankensystematik aufgebaut zu haben, die vornehmlich dazu dient die eigentliche Problematik, die Ursachen der Denk- und Wertstrukturen die ich als Teil meiner Persönlichkeit erlaubt und zugelassen hatte zu verdecken, zu umgehen oder zu ignorieren.

Fortsetzung im nächsten Blog.

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 13.02.2013