Nachdem ich bereits einmal für fast
zwei Jahre aufgehört hatte zu Rauchen habe ich aus mir leider nicht
mehr genau bekannten Gründen für einen relativ kurzen Zeitraum
wieder geraucht um dann schließlich wieder aufzuhören, diesmal für
mindestens drei Jahre, genau ist mir der Zeitraum ebenfalls nicht
bekannt, jedenfalls habe ich ziemlich genau heute vor einem Jahr
wieder eine Zigarette geraucht, weil ich 'Lust' darauf verspürt
hatte und einer Stimmung nachgegeben hatte in der ich mich leer und
gelabgweilt fühlte. Ich dachte, ab und zu eine Zigarette zu rauchen
würde mir wieder etwas geben, ein neues Gefühl, etwas zum Genießen
in Momenten der Ruhe oder Langeweile. Und das hat auch funktioniert,
ich habe die ersten Zigaretten genossen, das Gefühl des Inhalierens,
die leichten Schwindelgefühle, die Möglichkeit sich einmal für
einen Moment 'auszuklinken' aus dem Alltag usw. Und eigentlich blieb
das auch so. Ich konnte wirklich sagen, dass ich ohne Suchtverhalten
an den Tag zu legen eine ganze Weile mit dem 'Gelegenheitsrauchen'
zurechtgekommen bin. Ich habe natürlich nach einer Weile gemerkt,
dass ich mich an diese Prozedur des Rauchens so sehr wieder geöhnt
hatte, dass ich auch ohne Lust auf eine Zigarette und auch ohne sie
zu genießen geraucht habe, nur um Zeit totzuschlagen beispielsweise
oder um mich mit irgendetwas zu beschäftigen. In solchen Momenten
habe ich dann überlegt was ich da eigentlich tue, ob ich das machen
muss, ob ich das brauche. Und dann habe ich wieder für einige Tage,
manchmal auch nur einen überhaupt nicht geraucht und erst nach drei
oder vier Tagen wieder angefangen. Ich habe mich auch schon früher
auf eine bestimmte Marke festgelegt, ich drehe wenn ich rauche selbst
und rauche den 'organic' Tabak von NAS. Da der sehr selten in
Tabakläden angeboten wird war ich dann auch das eine oder andere Mal
sozusagen gezwungen nicht zu rauchen, weil ich den Tabak nur in der
nächsten Stadt bekommen konnte. Also habe ich im Grunde
festgestellt, dass mein Rauchverhalten im Vergleich zu früheren
Jahren wesentlich bewußter und auch zwangloser geworden war und ich
sah das als gute Sache an.
Ich sage gleich, dass es mir in diesem
Blogpost nicht um irgendeinen Kampf gegen das Rauchen geht und ich
auch nicht die 'tolle Story wie ich damit aufgehört habe' daraus
machen will. Es geht hier in erster Linie um die
Bewußtseinsmechanismen, die Gedankensysteme und Strukturen der
Selbstverurteilung, der Manipulation durch Medien, Menschen und
eigene Werturteile im Zusammenhang mit 'Rauchen' an sich und den
Konsequenzen die es für mich vor allem aufgrund dieser
Gedankenprozeduren hat und hatte.
Ich habe mit vierzehn Jahren angefangen
zu rauchen und ich habe es im Grunde nicht wirklich genossen. Ich bin
einfach so in die Abhängigkeit hineingeraten und habe das Rauchen zu
einem festen Teil meiner Persönlichkeit werden lassen. Bastian ohne
Rauchen, das war schon nach wenigen Jahren unvorstellbar für mich.
Eine Zigarette gehörte eigentlich zu jeder Situation, zum Kaffee,
nach dem Essen, beim Ausgehen, nach dem Einkaufen und sogar im Bett.
Als ich dann zu der oben geschriebenen
Zeit aufgehört habe, ging das einher mir meinen ersten ernsthaften
sportlichen Ambitionen, ich wollte mir selbst sozusagen beweisen,
dass ich trotz meines langjährigen Rauchens und meiner eher
unsportlichen Grundhaltung dennoch mit dem nötigen Willen und dem
Einsatz gut und sportlich werden kann und fing mit dem Laufen an,
einer Sportart die mir fremder nicht sein konnte, ich habe nie zuvor
viel vom Langstreckenlaufen gehalten, im Gegenteil, ich habe es
verbscheut. Außerdem hatte ich schon als Jugendlicher Probleme mit
dem 'normalen' laufen durch ständige Muskelkrämpfe an den
Schienbeinen und einer starken Unsicherheit im Gang. Daher war es
gerade diese Sportart die ich gewählt hatte, weil sie so
unwahrscheinlich war, fast so unwahrscheinlich wie die Vorstellung
ich könnte ohne Zigaretten leben. Vor allem auch wollte ich mit dem
Vorurteil aufräumen, dass man stark zunehmen muss, wenn man mit dem
Rauchen aufhört und das war mir auch gelungen. Es war für mich ein
harter 'Kampf' mit vielen Schmerzen und Motivationstiefs verbunden,
aber ich war verbissen und überzeugt dass es gut für mich und
wichtig wäre . Ich habe mir in dieser Zeit deutlich bewiesen, dass
Durchhaltevermögen und Beständigkeit trotz Stimmungstiefs und
langsamen Fortschritten einem die Fähigkeit gibt die größten und
hartnäckigsten Barrieren des Geistes überwinden zu können und ich
lernte in dieser relativ kurzen Zeit mehr über mich und meinen
Körper als in all den Jahren vorher. Diese Phase wurde also für
mich, für das was ich jetzt bin zu einem sehr wichtigen Bestandteil.
Ich habe wie bereits geschrieben schon
eimal wieder angefangen zu rauchen und nach einer Weile wieder
aufgehört. Während dieser Zeit des Rauchens hatte ich ähnliche
Erfahrungen mir meinem Bewußtsein, den Selbstvorwürfen und den
Folgen der Reue, der Sebstverurteilung und der depressiven
Verstimmung aufgrund dieses 'Versagens' gemacht. Doch zu dem
Zeitpunkt habe ich noch nicht wirklich verstanden was die Ursachen
sein können für die Konsequenzen die ich körperlich und geistig
erfahren hatte. Erstaunlicherweise war es das zweite mal weit weniger
schwierig mit dem Rauchen aufzuhören und ich war swehr erleichtert
als die phase des dauernden Verlangens nach einer Zigarette
überstanden war.
In diesem Blog schreibe ich jetzt
detaillierter über die kürzlichen Erfahrungen und die gedanklichen,
die geistigen Vorgänge des letzten Jahres, vor allem im Zusammenhang
mit meinen Anstrengungen der körperlichen, sportlichen Betätigungen
und dem Selbstbild das sich für mich daraus entwickelt hat.
Ich muss vorwegnehmen dass ich das
Rauchen durchaus immer noch genießen kann oder könnte, ich verachte
oder verteufel es nicht, ich habe nur eben einige Punkte
festegestellt, die es mir sehr schwer machen und gemacht haben, die
Konsequenzen des Rauchens für mich selbst zu kontrollieren und zu
verstehen, besoders in Anbetracht der Selbstunterhaltungen in meinem
Bewußtsein und ihrer Steuerung und Kontrolle. Ich konnte
feststellen, dass in Zeiten in denen die gedanklichen Selbstgespräche
über Zweifel und Beschuldigungen über das 'Schwach werden'
besonders präsent waren, vor allem aber auch die
Selbstverurteilungen weil ich mir einredete, dass ich die sportlichen
Erfolge die ich mir hart erkämpft und durch Disziplin und
Beständigkeit erarbeitet hatte alle wieder zunichte mache, mich
wieder in den abhängigen Zustand versetze in dem ich zuvor einmal
war, dass ich mich in diesen Zeiten körperlich und gestig besonders
'geschädigt' gefühlt habe, dass ich beispielsweise besonders
schlecht schlief, viel hustete und am nächsten morgen schlecht aus
dem Bett kam und mir erst einmal die Bronchen freihusten musste, auch
wenn ich vielleicht nur zwei oder drei Zigaretten am vorabend
geraucht hatte.
Ich war in diesem Jahr viel mit inneren
Selbstgesprächen über das Rauchen beschäftigt, immer wieder habe
ich mich versucht von diesem oder jenem zu überzeugen, Pro und
Kontra, ohne dass ich mir klar machen konnte, dass alle Argumente die
ich im Geist durchging nicht meine eigenen, sondern die anderer
waren, dass nichts davon meiner eigenen Erfahrung und meiner Analyse
entsprungen war. Und ich habe erkannt, dass ich durch diese inneren
Dialoge und Konflikte, durch die Selbstverurteilung gerade die
Konsequenzen produziert und manifestiert habe, die in diesen
'Meinungen' die nicht die meinen waren zu befürchten standen.
Tatsächlich konnte ich für mich
selbst herausfinden, dass meine eigene Wahl und die bewußte
Akzeptanz der Verantwortung für meine Entscheidung die Voraussetzung
ist für eine klare Linie im Umgang mit sich selbst und vor allem
auch dem Rauchen, denn in den Momenten in denen ich mir klar darüber
war konnte ich tatsächlich auch genußvoll rauchen und war vor allem
dann nicht zu rauchen,
wenn ich tatsächlich keine Lust hatte oder gemerkt habe dass es zu
belastend ist. Und so waren auch die Konsequenzen in diesen Momenten
nicht körperlich bemerkbar oder zumindest weniger.
Am schwierigsten stellt es sich für
mich dar, mit der Angst vor dem Verlust der Sportlichkeit und
Beweglichkeit klarzukommen. Vor allem jetzt im Winter dient die
frustrierende, selbstverurteilende innere Überzeugung dass es ja,
nachdem ich schon seit einigen Monate rauche sowieso keinen Sinn mehr
machen würde jetzt mit dem Laufen wieder anzufangen als mehr oder
wenigr willkommene Entschuldigung und Ausrede, wenn es zu unbequem
und anstrengend erscheint rauszugehen. Und so habe ich auch das
Laufen in dieser Zeit sehr stark eingeschränkt.
Wenn ich allerdings dann einmal die
Motivation hatte wieder laufen zu gehen und gemerkt habe, dass der
Leistungsabfall durch das Rauchen weit weniger auffällig war als
erwartet, beziehungsweise kaum bemerkbar war, und ich dann aber nach
einigen diesbezüglich 'motivierten' Tagen wieder mehr geraucht und
mit dem Sport pausiert habe, dann kam dieser innere Dialog wieder ins
Spiel und bremste mich, steuerte mich in meiner Stimmungslage und
meiner Selbstbestimmungs- und Entscheidungsfähigkeit.
Ich musste also feststellen, dass meine
Gedankensysteme und emotionalen Identifikationen im Zusammenhang mit
meinem Selbstbild, dem Rauchen und dem Sport wesentlich stärker
waren als die 'Sucht' nach dem Rauchen an sich und dass sie ein
System gebildet haben, das mich sozusagen im Griff hält, ein Gerüst
aus Gedanken, Illusionen, Werten, Urteilen und Interpretationen, so
dass ich den Weg des geringsten Widerstandes gegangen bin, nicht
unbedingt aus einem Suchtverhalten heraus, sondern vielmehr aus der
bequemen Flucht vor der Selbstanalyse und Dekonstruktion dieses
Bewußtseins-Systems. So ist jeder Schritt der Aufgabe einer
Entscheidung bis zur Überwindung der Selbstverurteilung, der Hingabe
an die Selbstaufgabe und der erneute Zweifel, die neue Vereinbarung
mit sich selbst und dann wieder der Rückgriff auf die Vergangenheit
als dem System der Selbstaufgabe und Selbstrechtfertigung ein
Kreislaufgeworden und die ganze Zeit war der Punkt auf den es ankam
nicht der, mit dem Rauchen aufzuhören, sondern der des verlorenen
Selbstvertrauens aufgrund des Rückfalls, der nicht wirklich
bearbeitet oder produktive als Lernprozess genutzt, sondern zur
Selbstbeurteilung und Rechtfertigung emotionaler Neigungen mißbraucht
wurde.
Es geht also vor allem genau um die
Prinzipien des Lerneffekts des 'Bewußten Verzichts', zu erkennen und zu lernen wie
die inneren Mechanismen und Programme der Selbstverurteilung, des
Frusts, der Niedergeschlagenheit und Selbstaufgabe funktionieren, wie
man selbst Verhaltensweisen sich antrainiert die eben diese zehrenden
Systemabläufe in Gang setzen, wie man sich versucht aus der
Veranwortung zu stehelen mit vorgefertigten Urteilen, fremden
Meinungen und Analysen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe mich in einem Moment der Suche nach
Ablenkung, nach etwas Neuem, einem neuen Gefühl der
Selbstwahrnehmung wieder mit dem Rauchen beschäftigt habe, dass ich
wieder angefangen habe regelmäßig Zigaretten zu rauchenund dass ich
es zugelassen habe, diese Angewohnheit wieder zu einem Bestandteil
meiner Selbst werden zu lassen, obwohl ich mich von ihr aus
unterschiedlichen, nicht einmal primär gesundheitlichen Gründen
befreien wollte.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe einen Kreislauf der inneren Dialoge mit
mir selbst über meinen Rückfall und die Dummheit meine Gesundheit
aber vor allem meine Erfolge die ich durch mein Lauftrining erzielt
hatte aufs Spiel zu setzen, dass ich mich selbst be- und verurteilt
habe nur um in anderen Momenten wieder Rechtfertigungen und Gründe
für mein Verhalten zu suchen und zu finden und dass ich vielleicht
durch das gelegentliche Rauchen, aber vor allem durch diese inneren
Konflikte und die Zerrissenheit, die an mir und meinem Körper
zehrenden Stimmungsschwankungen denen ich über diese Dialoge erlaubt
habe mich zu bestimmen meine Gesundheit aufs Spiel gesetzt, meinen
Körper belastet habe nur um mich dadurch noch tiefer in Gedanken der
Hoffnungs- und Sinnlosigkeit aller Bemühungen zu verlieren.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, mein Handeln, meinen Selbstwert und
mein Empfinden in dieser Sache vor allem durch die Meinungen,
Beurteilungen und Sichtweisen anderer bestimmen zu lassen, dass ich
versucht habe in ihren Meinungen, in ihren Leben Gründe und
Rechtfertigungen für mein Verhalten zu finden, und nicht zu
erkennen, dass ich letztlich mit mir selbst in Kommunikation stehe
und es daher enorm wichtig ist authentisch und selbstehrlich zu sein,
vor allem wenn es darum geht den Körper, die Signale und die
Auswirkungen des Denkens auf seine Gesundheit/seine Funktionalität
zu erkennen und zu verstehen.
Ich werde morgen fortfahren mit diesem
Thema...
Bastian Neumann / Ramstein /
Deutschland / 26.02.2013
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