Dienstag, 26. Februar 2013

Tag0016 - Der Lerneffekt des bewußten Verzichts Teil 2: Rauchen





















Nachdem ich bereits einmal für fast zwei Jahre aufgehört hatte zu Rauchen habe ich aus mir leider nicht mehr genau bekannten Gründen für einen relativ kurzen Zeitraum wieder geraucht um dann schließlich wieder aufzuhören, diesmal für mindestens drei Jahre, genau ist mir der Zeitraum ebenfalls nicht bekannt, jedenfalls habe ich ziemlich genau heute vor einem Jahr wieder eine Zigarette geraucht, weil ich 'Lust' darauf verspürt hatte und einer Stimmung nachgegeben hatte in der ich mich leer und gelabgweilt fühlte. Ich dachte, ab und zu eine Zigarette zu rauchen würde mir wieder etwas geben, ein neues Gefühl, etwas zum Genießen in Momenten der Ruhe oder Langeweile. Und das hat auch funktioniert, ich habe die ersten Zigaretten genossen, das Gefühl des Inhalierens, die leichten Schwindelgefühle, die Möglichkeit sich einmal für einen Moment 'auszuklinken' aus dem Alltag usw. Und eigentlich blieb das auch so. Ich konnte wirklich sagen, dass ich ohne Suchtverhalten an den Tag zu legen eine ganze Weile mit dem 'Gelegenheitsrauchen' zurechtgekommen bin. Ich habe natürlich nach einer Weile gemerkt, dass ich mich an diese Prozedur des Rauchens so sehr wieder geöhnt hatte, dass ich auch ohne Lust auf eine Zigarette und auch ohne sie zu genießen geraucht habe, nur um Zeit totzuschlagen beispielsweise oder um mich mit irgendetwas zu beschäftigen. In solchen Momenten habe ich dann überlegt was ich da eigentlich tue, ob ich das machen muss, ob ich das brauche. Und dann habe ich wieder für einige Tage, manchmal auch nur einen überhaupt nicht geraucht und erst nach drei oder vier Tagen wieder angefangen. Ich habe mich auch schon früher auf eine bestimmte Marke festgelegt, ich drehe wenn ich rauche selbst und rauche den 'organic' Tabak von NAS. Da der sehr selten in Tabakläden angeboten wird war ich dann auch das eine oder andere Mal sozusagen gezwungen nicht zu rauchen, weil ich den Tabak nur in der nächsten Stadt bekommen konnte. Also habe ich im Grunde festgestellt, dass mein Rauchverhalten im Vergleich zu früheren Jahren wesentlich bewußter und auch zwangloser geworden war und ich sah das als gute Sache an.
Ich sage gleich, dass es mir in diesem Blogpost nicht um irgendeinen Kampf gegen das Rauchen geht und ich auch nicht die 'tolle Story wie ich damit aufgehört habe' daraus machen will. Es geht hier in erster Linie um die Bewußtseinsmechanismen, die Gedankensysteme und Strukturen der Selbstverurteilung, der Manipulation durch Medien, Menschen und eigene Werturteile im Zusammenhang mit 'Rauchen' an sich und den Konsequenzen die es für mich vor allem aufgrund dieser Gedankenprozeduren hat und hatte.
Ich habe mit vierzehn Jahren angefangen zu rauchen und ich habe es im Grunde nicht wirklich genossen. Ich bin einfach so in die Abhängigkeit hineingeraten und habe das Rauchen zu einem festen Teil meiner Persönlichkeit werden lassen. Bastian ohne Rauchen, das war schon nach wenigen Jahren unvorstellbar für mich. Eine Zigarette gehörte eigentlich zu jeder Situation, zum Kaffee, nach dem Essen, beim Ausgehen, nach dem Einkaufen und sogar im Bett.

Als ich dann zu der oben geschriebenen Zeit aufgehört habe, ging das einher mir meinen ersten ernsthaften sportlichen Ambitionen, ich wollte mir selbst sozusagen beweisen, dass ich trotz meines langjährigen Rauchens und meiner eher unsportlichen Grundhaltung dennoch mit dem nötigen Willen und dem Einsatz gut und sportlich werden kann und fing mit dem Laufen an, einer Sportart die mir fremder nicht sein konnte, ich habe nie zuvor viel vom Langstreckenlaufen gehalten, im Gegenteil, ich habe es verbscheut. Außerdem hatte ich schon als Jugendlicher Probleme mit dem 'normalen' laufen durch ständige Muskelkrämpfe an den Schienbeinen und einer starken Unsicherheit im Gang. Daher war es gerade diese Sportart die ich gewählt hatte, weil sie so unwahrscheinlich war, fast so unwahrscheinlich wie die Vorstellung ich könnte ohne Zigaretten leben. Vor allem auch wollte ich mit dem Vorurteil aufräumen, dass man stark zunehmen muss, wenn man mit dem Rauchen aufhört und das war mir auch gelungen. Es war für mich ein harter 'Kampf' mit vielen Schmerzen und Motivationstiefs verbunden, aber ich war verbissen und überzeugt dass es gut für mich und wichtig wäre . Ich habe mir in dieser Zeit deutlich bewiesen, dass Durchhaltevermögen und Beständigkeit trotz Stimmungstiefs und langsamen Fortschritten einem die Fähigkeit gibt die größten und hartnäckigsten Barrieren des Geistes überwinden zu können und ich lernte in dieser relativ kurzen Zeit mehr über mich und meinen Körper als in all den Jahren vorher. Diese Phase wurde also für mich, für das was ich jetzt bin zu einem sehr wichtigen Bestandteil.
Ich habe wie bereits geschrieben schon eimal wieder angefangen zu rauchen und nach einer Weile wieder aufgehört. Während dieser Zeit des Rauchens hatte ich ähnliche Erfahrungen mir meinem Bewußtsein, den Selbstvorwürfen und den Folgen der Reue, der Sebstverurteilung und der depressiven Verstimmung aufgrund dieses 'Versagens' gemacht. Doch zu dem Zeitpunkt habe ich noch nicht wirklich verstanden was die Ursachen sein können für die Konsequenzen die ich körperlich und geistig erfahren hatte. Erstaunlicherweise war es das zweite mal weit weniger schwierig mit dem Rauchen aufzuhören und ich war swehr erleichtert als die phase des dauernden Verlangens nach einer Zigarette überstanden war.
In diesem Blog schreibe ich jetzt detaillierter über die kürzlichen Erfahrungen und die gedanklichen, die geistigen Vorgänge des letzten Jahres, vor allem im Zusammenhang mit meinen Anstrengungen der körperlichen, sportlichen Betätigungen und dem Selbstbild das sich für mich daraus entwickelt hat.

Ich muss vorwegnehmen dass ich das Rauchen durchaus immer noch genießen kann oder könnte, ich verachte oder verteufel es nicht, ich habe nur eben einige Punkte festegestellt, die es mir sehr schwer machen und gemacht haben, die Konsequenzen des Rauchens für mich selbst zu kontrollieren und zu verstehen, besoders in Anbetracht der Selbstunterhaltungen in meinem Bewußtsein und ihrer Steuerung und Kontrolle. Ich konnte feststellen, dass in Zeiten in denen die gedanklichen Selbstgespräche über Zweifel und Beschuldigungen über das 'Schwach werden' besonders präsent waren, vor allem aber auch die Selbstverurteilungen weil ich mir einredete, dass ich die sportlichen Erfolge die ich mir hart erkämpft und durch Disziplin und Beständigkeit erarbeitet hatte alle wieder zunichte mache, mich wieder in den abhängigen Zustand versetze in dem ich zuvor einmal war, dass ich mich in diesen Zeiten körperlich und gestig besonders 'geschädigt' gefühlt habe, dass ich beispielsweise besonders schlecht schlief, viel hustete und am nächsten morgen schlecht aus dem Bett kam und mir erst einmal die Bronchen freihusten musste, auch wenn ich vielleicht nur zwei oder drei Zigaretten am vorabend geraucht hatte.
Ich war in diesem Jahr viel mit inneren Selbstgesprächen über das Rauchen beschäftigt, immer wieder habe ich mich versucht von diesem oder jenem zu überzeugen, Pro und Kontra, ohne dass ich mir klar machen konnte, dass alle Argumente die ich im Geist durchging nicht meine eigenen, sondern die anderer waren, dass nichts davon meiner eigenen Erfahrung und meiner Analyse entsprungen war. Und ich habe erkannt, dass ich durch diese inneren Dialoge und Konflikte, durch die Selbstverurteilung gerade die Konsequenzen produziert und manifestiert habe, die in diesen 'Meinungen' die nicht die meinen waren zu befürchten standen.
Tatsächlich konnte ich für mich selbst herausfinden, dass meine eigene Wahl und die bewußte Akzeptanz der Verantwortung für meine Entscheidung die Voraussetzung ist für eine klare Linie im Umgang mit sich selbst und vor allem auch dem Rauchen, denn in den Momenten in denen ich mir klar darüber war konnte ich tatsächlich auch genußvoll rauchen und war vor allem dann nicht zu rauchen, wenn ich tatsächlich keine Lust hatte oder gemerkt habe dass es zu belastend ist. Und so waren auch die Konsequenzen in diesen Momenten nicht körperlich bemerkbar oder zumindest weniger.
Am schwierigsten stellt es sich für mich dar, mit der Angst vor dem Verlust der Sportlichkeit und Beweglichkeit klarzukommen. Vor allem jetzt im Winter dient die frustrierende, selbstverurteilende innere Überzeugung dass es ja, nachdem ich schon seit einigen Monate rauche sowieso keinen Sinn mehr machen würde jetzt mit dem Laufen wieder anzufangen als mehr oder wenigr willkommene Entschuldigung und Ausrede, wenn es zu unbequem und anstrengend erscheint rauszugehen. Und so habe ich auch das Laufen in dieser Zeit sehr stark eingeschränkt.
Wenn ich allerdings dann einmal die Motivation hatte wieder laufen zu gehen und gemerkt habe, dass der Leistungsabfall durch das Rauchen weit weniger auffällig war als erwartet, beziehungsweise kaum bemerkbar war, und ich dann aber nach einigen diesbezüglich 'motivierten' Tagen wieder mehr geraucht und mit dem Sport pausiert habe, dann kam dieser innere Dialog wieder ins Spiel und bremste mich, steuerte mich in meiner Stimmungslage und meiner Selbstbestimmungs- und Entscheidungsfähigkeit.
Ich musste also feststellen, dass meine Gedankensysteme und emotionalen Identifikationen im Zusammenhang mit meinem Selbstbild, dem Rauchen und dem Sport wesentlich stärker waren als die 'Sucht' nach dem Rauchen an sich und dass sie ein System gebildet haben, das mich sozusagen im Griff hält, ein Gerüst aus Gedanken, Illusionen, Werten, Urteilen und Interpretationen, so dass ich den Weg des geringsten Widerstandes gegangen bin, nicht unbedingt aus einem Suchtverhalten heraus, sondern vielmehr aus der bequemen Flucht vor der Selbstanalyse und Dekonstruktion dieses Bewußtseins-Systems. So ist jeder Schritt der Aufgabe einer Entscheidung bis zur Überwindung der Selbstverurteilung, der Hingabe an die Selbstaufgabe und der erneute Zweifel, die neue Vereinbarung mit sich selbst und dann wieder der Rückgriff auf die Vergangenheit als dem System der Selbstaufgabe und Selbstrechtfertigung ein Kreislaufgeworden und die ganze Zeit war der Punkt auf den es ankam nicht der, mit dem Rauchen aufzuhören, sondern der des verlorenen Selbstvertrauens aufgrund des Rückfalls, der nicht wirklich bearbeitet oder produktive als Lernprozess genutzt, sondern zur Selbstbeurteilung und Rechtfertigung emotionaler Neigungen mißbraucht wurde.

Es geht also vor allem genau um die Prinzipien des Lerneffekts des 'Bewußten Verzichts', zu erkennen und zu lernen wie die inneren Mechanismen und Programme der Selbstverurteilung, des Frusts, der Niedergeschlagenheit und Selbstaufgabe funktionieren, wie man selbst Verhaltensweisen sich antrainiert die eben diese zehrenden Systemabläufe in Gang setzen, wie man sich versucht aus der Veranwortung zu stehelen mit vorgefertigten Urteilen, fremden Meinungen und Analysen.


Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe mich in einem Moment der Suche nach Ablenkung, nach etwas Neuem, einem neuen Gefühl der Selbstwahrnehmung wieder mit dem Rauchen beschäftigt habe, dass ich wieder angefangen habe regelmäßig Zigaretten zu rauchenund dass ich es zugelassen habe, diese Angewohnheit wieder zu einem Bestandteil meiner Selbst werden zu lassen, obwohl ich mich von ihr aus unterschiedlichen, nicht einmal primär gesundheitlichen Gründen befreien wollte.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe einen Kreislauf der inneren Dialoge mit mir selbst über meinen Rückfall und die Dummheit meine Gesundheit aber vor allem meine Erfolge die ich durch mein Lauftrining erzielt hatte aufs Spiel zu setzen, dass ich mich selbst be- und verurteilt habe nur um in anderen Momenten wieder Rechtfertigungen und Gründe für mein Verhalten zu suchen und zu finden und dass ich vielleicht durch das gelegentliche Rauchen, aber vor allem durch diese inneren Konflikte und die Zerrissenheit, die an mir und meinem Körper zehrenden Stimmungsschwankungen denen ich über diese Dialoge erlaubt habe mich zu bestimmen meine Gesundheit aufs Spiel gesetzt, meinen Körper belastet habe nur um mich dadurch noch tiefer in Gedanken der Hoffnungs- und Sinnlosigkeit aller Bemühungen zu verlieren.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, mein Handeln, meinen Selbstwert und mein Empfinden in dieser Sache vor allem durch die Meinungen, Beurteilungen und Sichtweisen anderer bestimmen zu lassen, dass ich versucht habe in ihren Meinungen, in ihren Leben Gründe und Rechtfertigungen für mein Verhalten zu finden, und nicht zu erkennen, dass ich letztlich mit mir selbst in Kommunikation stehe und es daher enorm wichtig ist authentisch und selbstehrlich zu sein, vor allem wenn es darum geht den Körper, die Signale und die Auswirkungen des Denkens auf seine Gesundheit/seine Funktionalität zu erkennen und zu verstehen.

Ich werde morgen fortfahren mit diesem Thema...

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 26.02.2013


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