Wir leben in einer
Überflußgesellschaft. Wir konsumieren weit über unsere notwendigen
Bedürfnisse, die Grundbedürfnisse des menschlichen Organismus und
und auch über die Bedürfnisse unserer geistigen Systeme und deren
Entwicklung hinaus. Unser Konsumverhalten gleicht vielmehr einem
Suchtverhalten, denn es ist in hohem Maße irrational geprägt. Die
Motivation zu konsumieren, ein bestimmtes, unnötiges Produkt kaufen
zu wollen, wird durch die mentale Erzeugung eines künstlichen
Bedürfnisses erst in Gang gebracht. Im Laufe oder im Zuge dieser
Entwicklung sind wir zu völlig passiven und verängstigten Menschen
geworden, die nur noch gierig darauf warten, was ihnen die
Produktionsseite der Konsumgesellschaft an neuen oder neu gestalteten
Waren als nächstes anbieten wird. Das ist die ganze 'Erfüllung'
eines völlig mental gelagerten Lebens geworden. Wir gehen scheinbar
über unsere Körperlichkeit hinweg, wir sehen unsere körperliche
Seite höchstens ebenfalls als ein Produkt, eine Ware, etwas das wie
ein Gegenstand entsprechend bestimmter, mental erzeugter
Idealvorstellungen geformt und angepasst werden kann um es dann 'mit
sich herumzutragen' und vorzuzeigen. Diese Art des Umgangs mit
unserer Körperlichkeit kann so etwas wie ein 'gesundes Maß
erreichen, und somit sogar dem Lebendigen, dem Organismus zuträglich
sein. Doch ist eben auch diese Sicht auf die Körperlichkeit ganz und
gar von den Denkstrulturen eines passiven Lebens, einer
programmierbaren Maschine durchzogen, die sich in ihrem
Konsum-Sucht-Verhalten eben nicht kontrolliert, sich und das Leben
eben nicht rational bewertet und beeinflußt, und eben auch nicht für
sich selbst gerade steht und mit sich selbst in einer klaren
Beziehung steht - was man gerade in dem Sport- und Wellness bereich
sehen kann, bei dem es eben genau um die Hauptmerkmale dieser
konsumgerichteten Gesellschaft geht nämlich einem Image, einem Bild
zu entsprechen das im Grunde eine Fantasie und damit ein rein
mentales Konstrukt ist, und auch darum den Wettkampfgedanken zu
fördern immer und um jeden Preis der Beste zu sein, der Sieger zu
sein, und wohin das in weiten Teilen führt kann man ja an den
ordinären Erscheinungen der Schönheitsoperationen und den Extremen
der körperlichen Anpassung beispielsweise in der Bodybuilder Szene
deutlich sehen - sondern von der Sucht nach geistigen, mentalen
Energiereizen geleitet wird, die wiederum hervorgerufen werden durch
die Bestätigung ihrer Bewußtseinsprogrammierung entlang den
allgemein akzeptierten Werten und Prinzipien der Gesellschaft, wie
zum Beispiel durch die Emotional-Gedanklichen Systeme der
Bewunderung, der Anerkennung, der Belohnung, des Neids, der
Missgunst, der Machtgier und des Hasses. Das sind sozusagen die
Ersatzbefriedigungen des Geistes geworden, deren Ursache, Verstärkung
und Erlösung von dem eigenen System der eigenen Gesellschaft kreiert
wurden. Der Mensch hat dadurch seine Selbstbestimmung so grundlegend
und bedingungslos aufgegeben, dass es für ihn möglich wird jedes
noch so absurde, gegen den gesunden Menschenverstand und alle
Prinzipien des Lebens gerichtete kultursystem als allgemeingültig,
überlegen und sogar 'göttlich' oder wenigstens übernatürlich zu
akzeptieren und auch zu verteidigen, und zwar mit aller Gewalt. Wir
haben eine scheinbar unüberwindbare Angst kultiviert aus dem Rahmen
zu fallen und dadurch die Leitung unserer Identifikation als
Konsumenten zu verlieren, plötzlich nicht mehr all diese Bedürfnisse
über deren Herkunft und deren Auswüchse wir überhaupt keine
Eigenkontrolle mehr zu besitzen scheinen, befriedigt zu bekommen. Wir
sind in dieser Situation tatsächlich, wie Erich Fromm es in einem
seiner Vorträge erwähnt, 'ewige Säuglinge', die es nicht schaffen,
sich von der Mutter zu lösen, von der Brust die uns füttert. Nur
sind wir selbst diejenigen die diese Loslösung unterbinden, wir
selbst haben uns abhängig gemacht und es ist erforderlich für
diesen Schritt in die Eigenständigkeit und Mündigkeit zu erkennen
und zu akzeptieren, dass niemand sonst außer uns selbst
verantwortlich ist für diesen Zustand der Hilflosigkeit in den wir
uns gebracht haben. Denn der ist entgegen aller Behauptungen eben
nicht unüberwindbar, er ist nicht Teil der Notwendigkeit
menschlichen Lebens und Zusammenlebens, sondern diese
Rechtfertigungen für das Festhalten an diesem System sind alle
ausnahmslos aus der Angst konstruiert, die wir vor diesem scheinbar
drohenden Identitätsverlust in unsere Persönlichkeitsstruktur
integriert haben. Die scheinbare Freiheit die uns die kapitalistische
Konsumkultur bietet oder bieten soll ist eine reine Illusion, sie ist
ein billiger Ersatz für das Potential, das dem Menschen tatsächlich
zur Verfügung stünde, wenn er nur den Mut aufbringen würde, die
wahren Gegebenheiten direkt zu konfrontieren und ihre inakzeptablen
Konsequenzen als seine Verantwortlichkeit anzuerkennen. Und ist das
nicht ein Hauptmerkmal der Freiheit, der Mündigkeit und von
Verantwortlichkeit überhaupt, dass man sich nichts mehr vormacht,
sondern dass man die Probleme die sich einem stellen angeht, sie mit
Verstand und Vernunft bewältigt und aus ihnen lernt? Doch wir laufen
vor ihnen davon und betäuben uns mit Überflüssigkeiten, die uns zu
großen Teilen krank machen, die uns abhängig machen und erblinden
lassen für das Leben selbst. Unser eigenes und vor allem auch das
aller anderen, die keine anderen sind, sondern die das sind, was wir
sind, gleichwertig und eins als das Leben. Wir nehmen den Mißbrauch
unserer Fähigkeiten in Kauf um die Programmabläufe die unsere
Persönlichkeit konstituieren aufrecht zu erhalten, weil wir es so
gewohnt sind, weil es bequemer ist. Doch verkennen dabei, dass die
Konsequenzen uns selbst treffen, auch wenn wir die räumliche Distanz
zwischen uns und denen die sie hier und jetzt direkt am eigenen Leib
erfahren und erdulden müssen als eine Mauer wahrnehmen, als einen
Schutzwall. Doch dieser Schutzwall ist ebenso eine Illusion wie die
Unversehrtheit unseres Selbst von den Konsequenzen unserer Ignoranz
und Abhängigkeit von unseren eigens kreierten Systemen. Wir mögen
noch geschützt sein vor den direkten körperlichen Auswirkungen, den
tödlichen Konsequenzen der Armut und des Hungers als Folgen useres
Überflusses - doch sind wir Hilflos, unfrei und auch schuldig
geworden und das wissen wir, das zermürbt uns und bringt uns dazu,
in dieser infantilen Verhaltensweise nach oben zu blicken,
dorthin wo diejenigen stehen denen wir die Macht gegeben haben unser
Leben zu bestimmen, um auf ihre 'Lösung' für uns zu warten, auf die
Erlösung durch unbändigen Konsum. Doch ist auch dieses
'Oben' nichts weiter als eine Illusion, denn dort sitzen dieselben
Menschen mit denselben Denkstrukturen und künstlichen Bedürfnissen
wie wir es sind. Aber auch die Vorstellung wir wären noch geschützt
vor den körperlichen, den physischen Konsequenzen, den lebens- und
gesundheitsbedrohlichen Folgen unserer Ignoranz muss doch in Frage
gestellt werden angesichts der gesundheitlichen Probleme unserer
Überflussgesellschaft und der immer verheerender werdenden
Qualitätsmängel beispielsweise in den Nahrungsmitteln die wir zu
uns nehmen, die wir konsumieren und für deren Herstellung
Unternehmen verantwortlich sind, deren Prinzipien dieselben sind wie
die alles bestimmenden Prinzipien unserer Konsumkultur, nämlich die
der Gier, die des persönlichen Profits und des Gewinns um jeden
Preis. Es ist also nur eine logische Konsequenz, dass wir
'Gamelfleischskandale' und ähnliches haben, und jeder Versuch der
Kontrolle und Regulierung muß fehlschlagen, da das Prinzip der
Kontrolle zum Wohle des Verbrauchers, des Menschen, des Lebens, gegen
die bestimmenden Prinzipien des Systems steht, das wir kreieren und
von dem wir ein Teil geworden sind. Keine Freiheit, keine
wahrhaftige, unabhängige Zufriedenheit, keine
persönlichkeitsentfaltung im selbstbestimmten Sinn existiert und ist
möglich in unserer Gesellschaft. Nur die Illusion davon, eine
Vorstellung davon existiert in den Köpfen der Menschen und das
'Gefühl', das 'Empfinden' dieser Zufriedenheit beispielsweise wird
ersetzt durch ein kurzzeitiges, energetisch empfundenes Erleben, das
in einem Moment des Konsums als Ladung des Verlangens aufgebaut wurde
entladen und als befreiend empfunden wird, das aber nur ein 'Fake'
ist, ein emotionales Erleben das künstlich verknüpft wird mit einer
grundlegenden Sehnsucht des Menschen, der sich selbst entfremdet hat.
Daher ist auch ein immerwährendes Wachstum für dieses
Wirtschaftssystem notwendig, und wird auch als notwendig akzeptiert,
obwohl es gegen jede Vernunft geht und offensichtlich vollkommen
irrational, unrealistisch und zerstörerisch ist und niemals
nachhaltige Entwicklung beschreiben kann. Das Wachstum bedingt die
Süchtig-Machung der Menschen, denn diese Sucht bringt es wie jede
Sucht immer mit sich, dass das körperlich-Emotionale Empfinden von
mal zu mal 'mehr' input braucht, um den gleichen Effekt zu erlangen,
der als energetischer Erlebnismoment das Gefühl der Befriedigung
vermittelt hat.
Der Vergleich, die Analogie mit dem
ewigen Säugling ist also wenn man es genau nimmt nicht haltbar, denn
das sich zeigende menschliche Verhalten ist viel unvernünftiger als
das eines Säuglings, der seine natürlichen, körperlichen
Bedürfnisse befriedigt und eben aufhört, wenn er voll ist. Dass
sein Konsum an Nahrung wächst ist hier eine physisch real bedingte
Konsequenz des Wachstums seines Körpers, welches ebenfalls in
'gesunden' Grenzen stattfindet und keine Grenzenlosigkeit als
lebenserhaltendes Prinzip voraussetzt.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, ein System mitzugestalten, seine
Prinzipien in mir selbst zu tragen und zu kultivieren, das in seiner
Konsequenz mir meine Freiheit, meine Selbstbestimmung und meine
Fähigkeit zur Selbstfindung nimmt, mir beschränkte Möglichkeiten
der Wahl meiner Lebenswege zur Wahl stellt und mir darin Freiheit
vortäuscht, ohne mir klarzumachen, dass einzig meine Angst vor dem
Verlust dieser Gewohnheit mich von der Selbstbefreiung abgehalten hat
und dass diese Angst verantwortlich ist für meine selbstgewählte
Ignoranz und Mittäterschaft.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
nicht erlaubt und zugelassen habe, mich in Akzeptanz und Übernahme
meiner Verantwortlichkeit für das Leben und die Konsequenzen meiner
Handlungsweisen in Form meiner Mitkosntituierung eines Gesellschafts-
und Geldsystems das das Leben überall auf der Welt missachtet und
ausbeutet für das Leben einzusetzen und der einzig sinnstiftenden
Bestimmung des Lebens zu folgen, nämlich der, für alles Leben
einzustehen und die Befreiung nicht nur im Selbst, sondern in der
Form der Befreiung allen Lebens zu suchen und zu finden, sie unter
Aufbringung des menschliche Potentials des Bewußtseins und des
Verstandes zu planen, die notwendigen Schritte zu ergründen und zu
implementieren, und zwar zunächst im Selbst als unumstößliches,
lebendes Beispiel der Möglichkeit.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe statt meiner Einsicht in die
Notwendigkeit der Akzeptanz der Eigenverantwortlichkeit, auch und vor
allem angesichts der Zustände in die wir als Menschen die Welt und
das Leben überall auf der Welt gebracht haben, anstatt diese zu
übernehmen und in mir selbst, an mir selbst alle Spuren der Ursachen
für die Selbstaufgabe die diese Systeme erst möglich machte zu
finden und zu dekonstruieren um mcih am Leben in
Verantwortungsbewußtsein und bedingungsloser Selbsterhlichkeit neu
auszurichten, ein Selbstbild des Opfers, der Hilf- und
Hoffnungslosigkeit vorgeschoben und als Selbstrechtfertigung benutzt
habe und in der Untätigkeit und Erfolglosigkeit so vieler Versuche
'anderer' meine starre Haltung gerechtfertigt zu sehen, um mich
weiter mit dem Futter zu betäuben, dass wir uns selbst als dieses
Konsumsystem zu Ablenkungs- und Unterhaltungszwecken konstruiert
haben.
Ich bestimme mich selbst als das Leben,
gemeinsam mit allem Leben dafür zu stehen, dass ich als Mensch die
Strukturen des Selbstbetruges, der Selbstaufgabe und künstlichen
Abhängigkeit erkennen kann, sie dekonstruieren und mich von dieser
Abhängigkeit, der Selbstsüchtigen Eitelkeit eines 'Images' das
diese Illusionären Überflüssigkeiten als materielle Symbole zu
seiner Erhaltung 'braucht' befreien kann, ohne dabei an Identität,
Selbstbewußtsein oder Wert zu verlieren. Im Gegenteil, mit jedem
eigenverantwortlichen, Selbstbestimmten Schritt der Selbstanalyse in
Selbstehrlichkeit komme ich der Freiheit und Selbstbestimmung als das
Leben näher und der Nebel der gedanklichen Isolation und imaginären,
fremdbestimmten Selbstidentifikation lichtet sich.
Bastian Neumann / Ramstein /
Deutschland / 17.02.2013
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