Macht Macht Angst?
'Wir sind Papst!' - so titelte die Bild
Zeitung am 20. April 2005 als Josef Kardinal Ratzinger zum Papst
Benedikt XVI gewählt wurde. Es ist schon eine Faszinierende Prozedur
diese Wahl. Eine Gruppe alter Männer schließt sich für mehrere
Stunden oder gar Tage ein um eine 'geheime' Wahl zu vollziehen, bei
der die Öffentlichkeit natürlich ausgeschlossen ist. Gewählt wird
ein gläubiger Katholik, der dann als das Oberhaupt der katholischen
Kirche und vertreter Christi auf Erden sein Amt betritt. Das ganze
wird von der Weltöffentlichkeit, vor allem von der gläubigen, mit
großem Interesse verfolgt. Was aber vertritt dieser Papst in seinem
Amt in dieser Welt tatsächlich? Gehen wir oder die katholischen
Gläubigen wirklich von der Vorstellung aus, dass dieser Mann Jesus
Christus 'vertritt', also sozusagen direkt von Gott dazu berufen ist,
hier 'auf der Erde' sein Wort zu vertreiben? Bezeichnend ist doch,
dass der Reichtum und die durch Insignien, Schmuck und Kleidung
repräsentierte Macht sehr weltlich anmuten und mit dem Leben der
Figur dessen Stellvertreter er darstellen soll wenig bis gar nichts
zu tun haben, ja vielmehr im krassen Gegensatz dazu stehen. Aber das
ist ja auch nichts Neues, was viel interessanter ist, ist diese große
Akzeptanz und das Interesse der Menschen in diese Figur und in das,
was sie repräsentiert. Es ist fast schon ein Star-Kult, die
Projektion von Hoffnungen und Wünschen in eine fiktive Person, eine
Figur der man so etwas wie übernatürliche Eigenschaften zuschreibt,
um für sich selbst eine Vorstellung aufrecht zu erhalten, die
eigenen Enttäuschungen und Frustrationen des Lebens wären nicht
vergebens und vielleicht würde man durch die Huldigung dieser Figur
etwas von ihrer übernatürlichen Überlegenheit abbekommen.
Doch die Macht die das Amt des Papstes
tatsächlich ausübt und repräsentiert liegt eben keineswegs in
übernatürlichen Eigenschaften begründet, sondern in rein
weltlichen, sehr realen und physischen Gütern, nämlich in der Macht
des Geldes. Und diese Macht ist durch unser aller Akzeptanz und Zutun
erst mächtig geworden, wir sind diejenigen die diesen
augenscheinlichen Symbolen ihre Wirkung zuschreiben, unsere
Interpretation unser Glaube und unser Bewußtsein als Menschen, die
wir diese Strukturen akzeptieren gibt einem Amt überhaupt erst die
Handlungsgewalt. Wir sind also dieser Geist, die Heilige Kraft die
für diese Repräsentation verantworltich ist. Gleichzeitig mit der
Projektion unserer Ängste, unserer Hoffnung und emotionalen
Verunsicherung in diese fiktive Personifizierung einer Heilsfigur
geben wir unsere Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit auf und
legen sie in die Hände der Institutionen, in der Hoffnung sie
wüssten besser als wir was gut für uns ist und sie könnten unsere
Geschicke besser leiten als wir selbst. Dabei leiten wir sie die
ganze Zeit selbst, sind allerdings der Illusion verfallen wir wären
Opfer einer größeren Macht, die ja aber eben erst durch uns geboren
wird, also im Grunde unsere eigene Macht ist, nur dass wir sie
projizieren, versuchen sie abzugeben aus Angst vor der Verantwortung
die mit ihrer Nutzung einhergeht. Doch wir sind weit davon entfernt
von unserer Verantwortlichkeit befreit zu sein. Nur weil wir die
Augen verschließen, verschwindet die Welt noch lange nicht. Und die
Institutionen die wir geschaffen haben, denen wir Vertrauen als
spräche Gott durch sie, als seien sie überlegene, dem Leben
wohlgesonnene Vater- oder Mutterfiguren, haben ebensowenig gesunden
Menschenverstand, ebenso wenig Einsicht und Verantwortungsbewußtsein
wie diejenigen, die sich hoffnungsvoll an sie wenden. Und das
überrascht natürlich nicht, denn Institutionen werden durch Ämter
gebildet, die von Menschen besetzt werden, die sich in derselben
Situation befinden wie alle anderen. Das heißt sie können ebenfalls
nur ihre Ängste und Hoffnungen leben, indem sie entweder ebenso an
eine übernatürliche Leitung glauben und nun sich selbst als Medium
dieser Macht sehen, wie im Fall eines Papstes, oder aber unter
Aufrechterhaltung des Scheins nach außen ihr Amt ganz bewußt im
persönlichen Eigeninteresse ausnutzen.
Die 'Sache' mit dem Papst ist ein
Schauspiel, eine lächerliche Scharade wenn man so will. Und es gibt
kein Argument, das diese Heuchelei irgendwie rechtfertigen könnte.
Der Glaube an die Kirche, an den Papst, an die Bibel oder an was auch
immer hat noch nie in der Geschichte der Menschheit irgendetwas zum
Besseren verändert, höchstens für die Machterhaltung der Eliten
gesorgt, zur Machterhaltung durch die Anhäufung von Geld, durch die
Ausbeutung der Ängste und Sorgen der Menschen und den Erhalt ihrer
aussichtslosen Hoffnungen.
Und wenn ich dann im Radio wie heute
morgen höre, dass der Papst angesichts seines Alters und seines
Gesundheitszustandes von seinem Amt zurücktreten möchte, dann ist
das ein zwar unnötiger, aber doch ein unumstößlicher Beweis seiner
Machtlosigkeit.
Ein Kommentierender Sprecher im Radio
hatte etwas gesagt, das mich überhaupt erst zu diesem Post
inspiriert hat, nämlich dass die Macht des Papstes sich für ihn so
beeindruckend dargestellt hätte bei einem seiner Besuche in einer
Stadt in Deutschland, leider weiß ich nichtt mehr von welcher er
sprach, doch das ist auch nicht so wichtig, und er sagte dass es
unmöglich war auch nur in die Nähe der Innenstadt zu gelangen, ohne
mehrfach kontrolliert und befragt zu werden. Die
Sicherheitsvorkehrungen waren immens und für diesen Sprecher eben so
beeindruckend. Allerdings frage ich mich, was daran 'Macht'
repräsentiert. Es sit doch vielmehr ANGST die hier überdeutlich
gezeigt wird. ANGST ist doch kein Zeichen von Macht, ANGST ist doch
vielmehr ein Zeichen von Ohnmacht. Nein, Angst ist die EINWILLIGUNG
in die eigene Ohnmacht, die Abgabe der Verantwortung an eine
übergeordnete Figur. Und genau das ist es, was diese
Institutionalisierte Personifizierung des Glaubens und der Hoffnung,
also menschlichen Eigenschaften die aus Selbstaufgabe, Angst und
Verzweiflung entstehen, tatsächlich darstellt: OhnMacht. Die
Ohnmacht des vergeistigten Menschen, des isolierten Glaubens an eine
Existenz des Übernatürlichen, Überirdischen, das mich irgendwie
von der Bürde meiner Mitverantwortlichkeit für das Leben auf dieser
Erde befreit.
Die Gottheit die tatsächlich alles in
der Hand hat und die Entscheidungen der Menschen, und damit auch die
der Institutionen und machhabenden Ämter bestimmt ist das Geld.
Alles folgt den Prinzipien des Geldsystems so wie wir alle es
akzeptieren und zulassen. Wir haben uns unseren eigenen Gott
geschaffen und glauben nun an die Bestimmung hinter der Systematik.
Doch diese Bestimmung dient nur der Abwendung von unumstößlichen,
ganz realen Wahrheiten, nämlich den Gesetzen der Konsequenz des
Handelns, und der Verantwortlichkeit des Handelnden. Keine
märchenhafte Vorstellung wird uns je davon befreien. Und durch diese
Glaubenssysteme, welcher Art auch immer, nehmen wir uns selbst die
Möglichkeit, die Konsequenzen abzuwenden, die im Grunde für uns
alle inakzeptabel sein müssen: Die Zerstörung und Ausbeutung allen
Lebens im Namen der Gier, des Reichtums einiger weniger, im Namen des
Profits und der Selbstsucht, alles Prinzipien des Geldsystems,
unserer Kreation als göttliche Macht auf Erden.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, auch wenn ich kein gläubiger Christ,
kein Katholik oder ähnliches bin oder je war, die Prinzipien dieser
Glaubenssysteme mit zu tragen und zu stützen durch die Selbstaufgabe
durch die Hoffnung auf Erlösung von Eigenverantwortung durch
mächtige Institutionen, durch meinen Glauben an etwas das
verantwortlich dafür ist, dass irgendwie alles zu einem guten Ende
oder Sinn führen würde, dass der Mensch sich ganz von allein
entwickeln und seine zerstörerische, selbstgefällige Natur
überwinden würde, ohne zu erkennen, dass genau diese Untätigkeit
und Ablehnung der eigenen, gestalterischen Verantwortlichkeit für
und als das Leben diese Vorstellung von mächtigen Institutionen und
ihre Implementierung erst möglich macht.
Ich
vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, dass ich
mir angesichts der für mein fremdgeprägtes Ego unangenehmen
Konsequenzen der Realität unserer Lebensweise, unserer Kultur, über
viele Jahre ebenso ein 'Glaubenssystem' geschaffen habe, das das
Fortführen meines selbstsüchtigen Handelns für mich rechtfertigte,
das es mir ermöglicht hat in Ignoranz zu leben und mich von den
wahrhaftigen Konsequenzen meiner Akzeptanz dieser Systeme immer
wieder abgelenkt hat, so dass ich mich der Eigenverantwortlichkeit
für das Leben aller nicht stellen musste.
Ich
bestimme und verpflichte mich selbst als das Leben hier und jetzt
gerade zu stehen für das, was ich erlaubt und zugelassen habe, die
bestehenden Bedingungen als Konsequenz meiner Erlaubnisse zu
akzeptieren und zu erkennen, worin meine Beteiligung an den
inakzeptablen Systemen menschlicher Kultur und Gesellschaftsformen
liegt, sie zu analysieren und zu dekonstruieren um in Akzeptanz
meiner Verantwortlichkeit mich selbst am Leben neu auszurichten.
Wege aus der Verlorenheit im Geiste, zurück ins Leben HIER:
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