Dienstag, 12. Februar 2013

Tag0002 - "Wir sind nicht mehr Papst!"

Ammar Abd Rabbo / Foter.com / CC BY-NC-SA
Macht Macht Angst?

'Wir sind Papst!' - so titelte die Bild Zeitung am 20. April 2005 als Josef Kardinal Ratzinger zum Papst Benedikt XVI gewählt wurde. Es ist schon eine Faszinierende Prozedur diese Wahl. Eine Gruppe alter Männer schließt sich für mehrere Stunden oder gar Tage ein um eine 'geheime' Wahl zu vollziehen, bei der die Öffentlichkeit natürlich ausgeschlossen ist. Gewählt wird ein gläubiger Katholik, der dann als das Oberhaupt der katholischen Kirche und vertreter Christi auf Erden sein Amt betritt. Das ganze wird von der Weltöffentlichkeit, vor allem von der gläubigen, mit großem Interesse verfolgt. Was aber vertritt dieser Papst in seinem Amt in dieser Welt tatsächlich? Gehen wir oder die katholischen Gläubigen wirklich von der Vorstellung aus, dass dieser Mann Jesus Christus 'vertritt', also sozusagen direkt von Gott dazu berufen ist, hier 'auf der Erde' sein Wort zu vertreiben? Bezeichnend ist doch, dass der Reichtum und die durch Insignien, Schmuck und Kleidung repräsentierte Macht sehr weltlich anmuten und mit dem Leben der Figur dessen Stellvertreter er darstellen soll wenig bis gar nichts zu tun haben, ja vielmehr im krassen Gegensatz dazu stehen. Aber das ist ja auch nichts Neues, was viel interessanter ist, ist diese große Akzeptanz und das Interesse der Menschen in diese Figur und in das, was sie repräsentiert. Es ist fast schon ein Star-Kult, die Projektion von Hoffnungen und Wünschen in eine fiktive Person, eine Figur der man so etwas wie übernatürliche Eigenschaften zuschreibt, um für sich selbst eine Vorstellung aufrecht zu erhalten, die eigenen Enttäuschungen und Frustrationen des Lebens wären nicht vergebens und vielleicht würde man durch die Huldigung dieser Figur etwas von ihrer übernatürlichen Überlegenheit abbekommen.
Doch die Macht die das Amt des Papstes tatsächlich ausübt und repräsentiert liegt eben keineswegs in übernatürlichen Eigenschaften begründet, sondern in rein weltlichen, sehr realen und physischen Gütern, nämlich in der Macht des Geldes. Und diese Macht ist durch unser aller Akzeptanz und Zutun erst mächtig geworden, wir sind diejenigen die diesen augenscheinlichen Symbolen ihre Wirkung zuschreiben, unsere Interpretation unser Glaube und unser Bewußtsein als Menschen, die wir diese Strukturen akzeptieren gibt einem Amt überhaupt erst die Handlungsgewalt. Wir sind also dieser Geist, die Heilige Kraft die für diese Repräsentation verantworltich ist. Gleichzeitig mit der Projektion unserer Ängste, unserer Hoffnung und emotionalen Verunsicherung in diese fiktive Personifizierung einer Heilsfigur geben wir unsere Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit auf und legen sie in die Hände der Institutionen, in der Hoffnung sie wüssten besser als wir was gut für uns ist und sie könnten unsere Geschicke besser leiten als wir selbst. Dabei leiten wir sie die ganze Zeit selbst, sind allerdings der Illusion verfallen wir wären Opfer einer größeren Macht, die ja aber eben erst durch uns geboren wird, also im Grunde unsere eigene Macht ist, nur dass wir sie projizieren, versuchen sie abzugeben aus Angst vor der Verantwortung die mit ihrer Nutzung einhergeht. Doch wir sind weit davon entfernt von unserer Verantwortlichkeit befreit zu sein. Nur weil wir die Augen verschließen, verschwindet die Welt noch lange nicht. Und die Institutionen die wir geschaffen haben, denen wir Vertrauen als spräche Gott durch sie, als seien sie überlegene, dem Leben wohlgesonnene Vater- oder Mutterfiguren, haben ebensowenig gesunden Menschenverstand, ebenso wenig Einsicht und Verantwortungsbewußtsein wie diejenigen, die sich hoffnungsvoll an sie wenden. Und das überrascht natürlich nicht, denn Institutionen werden durch Ämter gebildet, die von Menschen besetzt werden, die sich in derselben Situation befinden wie alle anderen. Das heißt sie können ebenfalls nur ihre Ängste und Hoffnungen leben, indem sie entweder ebenso an eine übernatürliche Leitung glauben und nun sich selbst als Medium dieser Macht sehen, wie im Fall eines Papstes, oder aber unter Aufrechterhaltung des Scheins nach außen ihr Amt ganz bewußt im persönlichen Eigeninteresse ausnutzen.
Die 'Sache' mit dem Papst ist ein Schauspiel, eine lächerliche Scharade wenn man so will. Und es gibt kein Argument, das diese Heuchelei irgendwie rechtfertigen könnte. Der Glaube an die Kirche, an den Papst, an die Bibel oder an was auch immer hat noch nie in der Geschichte der Menschheit irgendetwas zum Besseren verändert, höchstens für die Machterhaltung der Eliten gesorgt, zur Machterhaltung durch die Anhäufung von Geld, durch die Ausbeutung der Ängste und Sorgen der Menschen und den Erhalt ihrer aussichtslosen Hoffnungen.
Und wenn ich dann im Radio wie heute morgen höre, dass der Papst angesichts seines Alters und seines Gesundheitszustandes von seinem Amt zurücktreten möchte, dann ist das ein zwar unnötiger, aber doch ein unumstößlicher Beweis seiner Machtlosigkeit.
Ein Kommentierender Sprecher im Radio hatte etwas gesagt, das mich überhaupt erst zu diesem Post inspiriert hat, nämlich dass die Macht des Papstes sich für ihn so beeindruckend dargestellt hätte bei einem seiner Besuche in einer Stadt in Deutschland, leider weiß ich nichtt mehr von welcher er sprach, doch das ist auch nicht so wichtig, und er sagte dass es unmöglich war auch nur in die Nähe der Innenstadt zu gelangen, ohne mehrfach kontrolliert und befragt zu werden. Die Sicherheitsvorkehrungen waren immens und für diesen Sprecher eben so beeindruckend. Allerdings frage ich mich, was daran 'Macht' repräsentiert. Es sit doch vielmehr ANGST die hier überdeutlich gezeigt wird. ANGST ist doch kein Zeichen von Macht, ANGST ist doch vielmehr ein Zeichen von Ohnmacht. Nein, Angst ist die EINWILLIGUNG in die eigene Ohnmacht, die Abgabe der Verantwortung an eine übergeordnete Figur. Und genau das ist es, was diese Institutionalisierte Personifizierung des Glaubens und der Hoffnung, also menschlichen Eigenschaften die aus Selbstaufgabe, Angst und Verzweiflung entstehen, tatsächlich darstellt: OhnMacht. Die Ohnmacht des vergeistigten Menschen, des isolierten Glaubens an eine Existenz des Übernatürlichen, Überirdischen, das mich irgendwie von der Bürde meiner Mitverantwortlichkeit für das Leben auf dieser Erde befreit.
Die Gottheit die tatsächlich alles in der Hand hat und die Entscheidungen der Menschen, und damit auch die der Institutionen und machhabenden Ämter bestimmt ist das Geld. Alles folgt den Prinzipien des Geldsystems so wie wir alle es akzeptieren und zulassen. Wir haben uns unseren eigenen Gott geschaffen und glauben nun an die Bestimmung hinter der Systematik. Doch diese Bestimmung dient nur der Abwendung von unumstößlichen, ganz realen Wahrheiten, nämlich den Gesetzen der Konsequenz des Handelns, und der Verantwortlichkeit des Handelnden. Keine märchenhafte Vorstellung wird uns je davon befreien. Und durch diese Glaubenssysteme, welcher Art auch immer, nehmen wir uns selbst die Möglichkeit, die Konsequenzen abzuwenden, die im Grunde für uns alle inakzeptabel sein müssen: Die Zerstörung und Ausbeutung allen Lebens im Namen der Gier, des Reichtums einiger weniger, im Namen des Profits und der Selbstsucht, alles Prinzipien des Geldsystems, unserer Kreation als göttliche Macht auf Erden.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, auch wenn ich kein gläubiger Christ, kein Katholik oder ähnliches bin oder je war, die Prinzipien dieser Glaubenssysteme mit zu tragen und zu stützen durch die Selbstaufgabe durch die Hoffnung auf Erlösung von Eigenverantwortung durch mächtige Institutionen, durch meinen Glauben an etwas das verantwortlich dafür ist, dass irgendwie alles zu einem guten Ende oder Sinn führen würde, dass der Mensch sich ganz von allein entwickeln und seine zerstörerische, selbstgefällige Natur überwinden würde, ohne zu erkennen, dass genau diese Untätigkeit und Ablehnung der eigenen, gestalterischen Verantwortlichkeit für und als das Leben diese Vorstellung von mächtigen Institutionen und ihre Implementierung erst möglich macht.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, dass ich mir angesichts der für mein fremdgeprägtes Ego unangenehmen Konsequenzen der Realität unserer Lebensweise, unserer Kultur, über viele Jahre ebenso ein 'Glaubenssystem' geschaffen habe, das das Fortführen meines selbstsüchtigen Handelns für mich rechtfertigte, das es mir ermöglicht hat in Ignoranz zu leben und mich von den wahrhaftigen Konsequenzen meiner Akzeptanz dieser Systeme immer wieder abgelenkt hat, so dass ich mich der Eigenverantwortlichkeit für das Leben aller nicht stellen musste.

Ich bestimme und verpflichte mich selbst als das Leben hier und jetzt gerade zu stehen für das, was ich erlaubt und zugelassen habe, die bestehenden Bedingungen als Konsequenz meiner Erlaubnisse zu akzeptieren und zu erkennen, worin meine Beteiligung an den inakzeptablen Systemen menschlicher Kultur und Gesellschaftsformen liegt, sie zu analysieren und zu dekonstruieren um in Akzeptanz meiner Verantwortlichkeit mich selbst am Leben neu auszurichten.

Wege aus der Verlorenheit im Geiste, zurück ins Leben HIER:

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