Freitag, 22. Februar 2013

Tag0012 -Was uns zum Menschen macht ist was uns verdammt



Wir glauben, dass der 'Freie Wille' uns als Menschen definiert, wir glauben, dass wir etwas 'besonderes' sind, weil wir freien Willen haben, und doch wissen wir so wenig über diese Freiheit von der wir sprechen. Wir wissen nicht, warum wir etwas wollen, wenn wir etwas wollen. Die einzigen Ausnahmen sind die lebensnotwendigen Dinge, wir wollen Essen, wenn wir hungrig sind, wollen trinken wenn wir durstig sind, suchen Schutz vor Kälte oder Hitze. Doch sind diese Dinge keinesfalls frei, und nur bedingt gewollt. Was Menschen wollen, ist in hohem Maße definiert durch die Persönlichkeitsstruktur, die Kultur in der sie aufgewachsen sind, and was sie 'gewöhnt' sind und was ihnen Erfahrungsgemäß ein 'gutes Gefühl' verschafft hat. Doch auch diese Wünsche, da sie geformt und entwickelt wurden durch äußere Einflüsse und Umstände, sind keineswegs frei gewählt. In unserer Gesellschaft des Überflusses und der Überflüssigkeiten, in der Menschen Tag für Tag überflüssige Dinge konsumieren, in der sie sich an kulturelle Wertansprüche und Normen anzupassen versuchen indem sie bestimmte Kleidung, Autos oder Häuser kaufen, ist dieser Freie Wille auf einer Grundlage aufgebaut, die gezielte psychologische Manipulation ist. Die Werbung, die Urteile der 'anderen', das Ansehen und die Filmindustrie bestimmen den Willen der Menschen. Er ist kein Resultat einer natürlichen, unbeeinflußten Entwicklung, sondern er wird bedingt durch die gesellschaftlichen Wertsysteme. Er ist nicht frei, er ist nicht individuell und eigenständig gewählt. Konfrontiert man Menschen mit den Konsequenzen unseres Konsumverhaltens, zucken sie bildlich gesprochen mit den Schultern und weigern sich, ihre Verantwortlichkeit dafür einzugestehen. Wie passt das mit einer freien Willensentscheidung zusammen? Wenn die Entscheidung sich einen Pullover zu kaufen, der unter unmenschlichen Bedingungen von Kinderhänden zusammengenäht wurde eine freie Willensentscheidung ist, ein Ergebnis eines analytischen, selbstbewußten Entscheidungsprozesses, dann stehe ich zu den Konsequenzen und habe sie in meiner freien Entscheidung mit einkalkuliert, dann muss ich die Verantwortung für die Zusammenhänge dieses Konsumverhaltens mir selbst und auch anderen gegenüber eingestehen und rechtfertigen können. Doch diese Rechtfertigung bleibt aus, stattdessen versucht man sich herauszureden, sich zu entschuldigen, sich als Opfer und als hilflosen Menschen darzustellen und offenbart darin den Selbstbetrug des 'Freien Willens' der offensichtlich keine Rolle gespielt hat.
Wir sind alle Opfer dieses Glaubens an 'Freien Willen', doch haben wir uns dieses Glaubensbekenntnis selbst geschrieben. Wir fallen also uns selbst zum Opfer wenn wir daran festhalten zu glauben wir seien abgetrennte Individuen die sich aufgrund ihrer Bewußtseinsfähigkeiten, ihres freien Willens und ihrer 'Bestimmung' einen Weg durch dieses Leben bahnen. Das ist die Philosophie die wir leben, und es ist eine Illusion. Die Wirklichkeit zeigt uns deutlich den Irrglauben der dahinter steckt. Wir sind nichts weiter als programmierte Biomaschinen, und wenn wir uns lediglich einreden wir wären mehr als das,, ändert das nichts an unserer Funktionalität innerhalb der Systematik. Wir nehmen lediglich unterschiedliche Rollen ein. Die des Erfolgsmenschen, der die vorgeschriebene Karriereleiter der Machtpositionen erklimmt, die des Querulanten, der sich eine rebellische Persönlichkeit zulegt, einen Aufmerksamkeitssüchtigen Charakter, die des kränklichen Opfers das in der Hilflosigkeit seine Identität sucht, alles systemimmanente, vorgeschriebene Programme, keins davon ist frei gewählt, entspringt dem eigentlichen Potential des Menschen.
Wir könnten mehr sein, als das was wir sind, wir könnten tatsächlich eine eigenständige Entscheidung treffen und bisher sehe ich auch nur eine einzige: die Entscheidung für die Wirklichkeit. Nicht die Wahrheit, denn die Wahrheit innerhalb einer bestimmten Systematik muss nicht identisch sein mit der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit können wir erkennen, ganz einfach, ohne zu philosophieren, ohne zu idealisieren. Die Wirklichkeit lässt sich mit gesundem Menschenverstand nicht wegdiskutieren. Die Wirklichkeit unserer Existenz ist für jeden einzelnen hier und jetzt spürbar, erlebbar und die Entscheidung sie anzunehmen und zu akzeptieren, dass wir hier gleichermaßen in Existenz sind, sozusagen, voneinender abhängen und miteinander verbunden sind ist für jeden greifbar und gehört zu der natürlichen Verantwortlichkeit die sich aus der Nutzung des Verstandes ergibt. Die Konsequenzen unserer Lebens- und Denkweise sind unabdingbar mit uns verbunden und da liegt die eigentliche Entscheidungsfähigkeit des Menschen, sich entweder für die logische Konsequenz der Verantwortlichkeit zu entscheiden, oder ein leben voll und ganz in Gedanken, in einer Illusion in Ignoranz zu führen und sich dadurch zum Opfer des eigenen Bewußtseins zu machen. Die Verantwortlichkeit geht dadurch jedoch nicht verloren, sie wird nur willentlich ignoriert, in einem feigen Akt der Verleugnung des Selbst als gleicher Teil des Lebens. Erst wenn wir die Einheit und Gleichheit des Lebens, ungefärbt und ungetrübt durch künstliche Bewußtseinsfilter in ihrer Wirklichen, realen Konsequenz annehmen und akzeptieren können wir von so etwas wie einem 'Freien Willen' sprechen, nämlich dem freien Willen des Lebens selbst, sich frei und ungezwungen zu entfalten, entlang den eigenen Prinzipien und Möglichkeiten, zum Wohle aller Lebensformen. Diese Möglichkeit ist keine Utopie oder Illusion, sie ist Wirklichkeit unter allen Lebensformen, mit Ausnahme des Menschen, der Glaubenssysteme, Illusionen und emotionale Energiesucht dem Leben als das was er wirklich ist vorzieht. Ich verneine dadurch nicht den Geist, das Bewußtsein, ich lehne es nicht ab, im Gegenteil. Erst wenn man als Mensch sich selbst in seiner Gesamtheit erkennt und versteht, erkennt man auch das Trugbild dem man sich selbst hingegeben hat, der Selbstidentifikation allein über Ideen, Bilder und Vorstellungen des Bewußtseins, der Abhängigkeit von Gedankenmustern und Idealvorstellungen. Wirklichkeitsfremde, Selbstfremde Selbstidentifikation ist die Ursache für so viele Konflikte, Ungleichheiten, Gewalt und Zerstörung und all das dient niemandem, nicht den einzelnen Individuen und nicht der Gemeinschaft, nicht dem Leben selbst. Wir sind das Leben, und wir wissen es auch, Es fällt uns nur unglaublich schwer die Angst die uns anerzogen wurde und die wir im Verlauf unserer Entwicklung innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen weiter kultiviert habe zu überwinden und den Schritt aus der vergeistigten Abhängigkeit zu tun und endlich eigenständig und selbstbestimmt zu leben. Selbstbestimmt im Sinne des eigentlichen Selbst, des Lebens das wir als Fakt vor Augen haben, im Sinne der Einheit und Gleichheit des Lebens. Jeder hier kann das erkennen und doch treffen wir die bewußte Entscheidung und abzuwenden, aus Angst vor der Verantwortlichkeit. Aus Angst und verantwortungslosem Handeln kann aber niemals Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenständigkeit oder gar ein freier Wille entstehen. Kein Ablenkungsmechanismus, keine Philosophie, keine Droge, kein Unterhaltungsprogramm kann diesen Konflikt in uns allen vollständig verdecken oder gar lösen. Daher sind wir wahrhaftig verdammt, so lange wir uns vor unserer eigenen Angst fürchten.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe zu glauben meinem Willen zu folgen ohne zu wissen und zu verstehen warum ich etwas will wäre ein zeichen von Freiheit.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und es zugelassen habe zu glauben, das Bewußtseinsprodukt meiner Erfahrungen, Erinnerungen und Werturteile zu sein ohne wirklich zu verstehen wie diese emotionalen Muster, die Verknüpfungen mit Bildern, Erlebnissen und Erfahrungen wirken, warum sie mich auf bestimmte Weise beeinflussen und aus welchem Grund ich in jedem Atemzug mehr geglaubt habe diese Vorstellung von mir als dieses Gebilde aus Erinnerungen und Gedanken zu sein als dieser atmende Mensch, als dieser lebendige Organismus als Teil dieser Existenz.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe zu glauben ich sei in meiner Eingebildeten Isolation als diese Vorstellung in meinem Bewußtsein in meinem Verhalten der Erfüllung meiner Wünsche legitimiert und gerechtfertigt und müsse mich nicht um die Konsequenzen die mein Verhalten für andere hat kümmern.

Ich vergebe mir selbstm dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe den inneren Konflikt mit mir selbst nicht als die Möglichkeit der Entscheidung für ein verantwortungsbewußtes Leben in Akzeptanz meiner Eigenverantwortlichkeit zu nutzen, sondern versucht habe ihn mir zurechtzudenken, mich selbst zu rechtfertigen indem ich mich als 'Opfer der Systeme' interpretiert habe, mich von dieser Zerrissenheit abzulenken und zu betäuben und dabei die Ignoranz vor dem eigenständigen, selbstbestimmten Leben zu wählen.

Ich bestimme mich selbst, als Mensch und als das Leben die Wirklichkeit meiner Eigenen Existenz in Einheit und Gleichheit mit dem Leben anzunehmen und die Vernatwortung für mich, also das Leben zu übernehmen in Akzeptanz all dessen was ich geworden bin und was die Welt des Menschen geworden ist, in Selbstehrlichkeit diese Konsequenzen zu erkennen und zu stoppen indem ich mich dem Leben verpflichte und mich selbst neu ausrichte, in jedem Atemzug meine Entscheidungen zu prüfen, die Motivation zu erkennen und zu hinterfragen ob sie dem rücksichtslosen Selbstinteresse oder dem Interesse des Lebens dient, also ob das Resultat allen gerecht wird.

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 22.02.2013


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