Wir glauben, dass der 'Freie Wille' uns
als Menschen definiert, wir glauben, dass wir etwas 'besonderes'
sind, weil wir freien Willen haben, und doch wissen wir so wenig über
diese Freiheit von der wir sprechen. Wir wissen nicht, warum wir
etwas wollen, wenn wir etwas wollen. Die einzigen Ausnahmen sind die
lebensnotwendigen Dinge, wir wollen Essen, wenn wir hungrig sind,
wollen trinken wenn wir durstig sind, suchen Schutz vor Kälte oder
Hitze. Doch sind diese Dinge keinesfalls frei, und nur bedingt
gewollt. Was Menschen wollen, ist in hohem Maße definiert durch die
Persönlichkeitsstruktur, die Kultur in der sie aufgewachsen sind,
and was sie 'gewöhnt' sind und was ihnen Erfahrungsgemäß ein
'gutes Gefühl' verschafft hat. Doch auch diese Wünsche, da sie
geformt und entwickelt wurden durch äußere Einflüsse und Umstände,
sind keineswegs frei gewählt. In unserer Gesellschaft des
Überflusses und der Überflüssigkeiten, in der Menschen Tag für
Tag überflüssige Dinge konsumieren, in der sie sich an kulturelle
Wertansprüche und Normen anzupassen versuchen indem sie bestimmte
Kleidung, Autos oder Häuser kaufen, ist dieser Freie Wille auf einer
Grundlage aufgebaut, die gezielte psychologische Manipulation ist.
Die Werbung, die Urteile der 'anderen', das Ansehen und die
Filmindustrie bestimmen den Willen der Menschen. Er ist kein Resultat
einer natürlichen, unbeeinflußten Entwicklung, sondern er wird
bedingt durch die gesellschaftlichen Wertsysteme. Er ist nicht frei,
er ist nicht individuell und eigenständig gewählt. Konfrontiert man
Menschen mit den Konsequenzen unseres Konsumverhaltens, zucken sie
bildlich gesprochen mit den Schultern und weigern sich, ihre
Verantwortlichkeit dafür einzugestehen. Wie passt das mit einer
freien Willensentscheidung zusammen? Wenn die Entscheidung sich einen
Pullover zu kaufen, der unter unmenschlichen Bedingungen von
Kinderhänden zusammengenäht wurde eine freie Willensentscheidung
ist, ein Ergebnis eines analytischen, selbstbewußten
Entscheidungsprozesses, dann stehe ich zu den Konsequenzen und habe
sie in meiner freien Entscheidung mit einkalkuliert, dann muss ich
die Verantwortung für die Zusammenhänge dieses Konsumverhaltens mir
selbst und auch anderen gegenüber eingestehen und rechtfertigen
können. Doch diese Rechtfertigung bleibt aus, stattdessen versucht
man sich herauszureden, sich zu entschuldigen, sich als Opfer und als
hilflosen Menschen darzustellen und offenbart darin den Selbstbetrug
des 'Freien Willens' der offensichtlich keine Rolle gespielt hat.
Wir sind alle Opfer dieses Glaubens an
'Freien Willen', doch haben wir uns dieses Glaubensbekenntnis selbst
geschrieben. Wir fallen also uns selbst zum Opfer wenn wir daran
festhalten zu glauben wir seien abgetrennte Individuen die sich
aufgrund ihrer Bewußtseinsfähigkeiten, ihres freien Willens und
ihrer 'Bestimmung' einen Weg durch dieses Leben bahnen. Das ist die
Philosophie die wir leben, und es ist eine Illusion. Die Wirklichkeit
zeigt uns deutlich den Irrglauben der dahinter steckt. Wir sind
nichts weiter als programmierte Biomaschinen, und wenn wir uns
lediglich einreden wir wären mehr als das,, ändert das nichts an
unserer Funktionalität innerhalb der Systematik. Wir nehmen
lediglich unterschiedliche Rollen ein. Die des Erfolgsmenschen, der
die vorgeschriebene Karriereleiter der Machtpositionen erklimmt, die
des Querulanten, der sich eine rebellische Persönlichkeit zulegt,
einen Aufmerksamkeitssüchtigen Charakter, die des kränklichen
Opfers das in der Hilflosigkeit seine Identität sucht, alles
systemimmanente, vorgeschriebene Programme, keins davon ist frei
gewählt, entspringt dem eigentlichen Potential des Menschen.
Wir könnten mehr sein, als das was wir
sind, wir könnten tatsächlich eine eigenständige Entscheidung
treffen und bisher sehe ich auch nur eine einzige: die Entscheidung
für die Wirklichkeit. Nicht die Wahrheit, denn die Wahrheit
innerhalb einer bestimmten Systematik muss nicht identisch sein mit
der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit können wir erkennen, ganz
einfach, ohne zu philosophieren, ohne zu idealisieren. Die
Wirklichkeit lässt sich mit gesundem Menschenverstand nicht
wegdiskutieren. Die Wirklichkeit unserer Existenz ist für jeden
einzelnen hier und jetzt spürbar, erlebbar und die Entscheidung sie
anzunehmen und zu akzeptieren, dass wir hier gleichermaßen in
Existenz sind, sozusagen, voneinender abhängen und miteinander
verbunden sind ist für jeden greifbar und gehört zu der natürlichen
Verantwortlichkeit die sich aus der Nutzung des Verstandes ergibt.
Die Konsequenzen unserer Lebens- und Denkweise sind unabdingbar mit
uns verbunden und da liegt die eigentliche Entscheidungsfähigkeit
des Menschen, sich entweder für die logische Konsequenz der
Verantwortlichkeit zu entscheiden, oder ein leben voll und ganz in
Gedanken, in einer Illusion in Ignoranz zu führen und sich dadurch
zum Opfer des eigenen Bewußtseins zu machen. Die Verantwortlichkeit
geht dadurch jedoch nicht verloren, sie wird nur willentlich
ignoriert, in einem feigen Akt der Verleugnung des Selbst als
gleicher Teil des Lebens. Erst wenn wir die Einheit und Gleichheit
des Lebens, ungefärbt und ungetrübt durch künstliche
Bewußtseinsfilter in ihrer Wirklichen, realen Konsequenz annehmen
und akzeptieren können wir von so etwas wie einem 'Freien Willen'
sprechen, nämlich dem freien Willen des Lebens selbst, sich frei und
ungezwungen zu entfalten, entlang den eigenen Prinzipien und
Möglichkeiten, zum Wohle aller Lebensformen. Diese Möglichkeit ist
keine Utopie oder Illusion, sie ist Wirklichkeit unter allen
Lebensformen, mit Ausnahme des Menschen, der Glaubenssysteme,
Illusionen und emotionale Energiesucht dem Leben als das was er
wirklich ist vorzieht. Ich verneine dadurch nicht den Geist, das
Bewußtsein, ich lehne es nicht ab, im Gegenteil. Erst wenn man als
Mensch sich selbst in seiner Gesamtheit erkennt und versteht, erkennt
man auch das Trugbild dem man sich selbst hingegeben hat, der
Selbstidentifikation allein über Ideen, Bilder und Vorstellungen des
Bewußtseins, der Abhängigkeit von Gedankenmustern und
Idealvorstellungen. Wirklichkeitsfremde, Selbstfremde
Selbstidentifikation ist die Ursache für so viele Konflikte,
Ungleichheiten, Gewalt und Zerstörung und all das dient niemandem,
nicht den einzelnen Individuen und nicht der Gemeinschaft, nicht dem
Leben selbst. Wir sind das Leben, und wir wissen es auch, Es fällt
uns nur unglaublich schwer die Angst die uns anerzogen wurde und die
wir im Verlauf unserer Entwicklung innerhalb der gesellschaftlichen
Strukturen weiter kultiviert habe zu überwinden und den Schritt aus
der vergeistigten Abhängigkeit zu tun und endlich eigenständig und
selbstbestimmt zu leben. Selbstbestimmt im Sinne des eigentlichen
Selbst, des Lebens das wir als Fakt vor Augen haben, im Sinne der
Einheit und Gleichheit des Lebens. Jeder hier kann das erkennen und
doch treffen wir die bewußte Entscheidung und abzuwenden, aus Angst
vor der Verantwortlichkeit. Aus Angst und verantwortungslosem Handeln
kann aber niemals Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenständigkeit
oder gar ein freier Wille entstehen. Kein Ablenkungsmechanismus,
keine Philosophie, keine Droge, kein Unterhaltungsprogramm kann
diesen Konflikt in uns allen vollständig verdecken oder gar lösen.
Daher sind wir wahrhaftig verdammt, so lange wir uns vor unserer
eigenen Angst fürchten.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe zu glauben meinem Willen zu folgen ohne
zu wissen und zu verstehen warum ich etwas will wäre ein zeichen von
Freiheit.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und es zugelassen habe zu glauben, das Bewußtseinsprodukt
meiner Erfahrungen, Erinnerungen und Werturteile zu sein ohne
wirklich zu verstehen wie diese emotionalen Muster, die Verknüpfungen
mit Bildern, Erlebnissen und Erfahrungen wirken, warum sie mich auf
bestimmte Weise beeinflussen und aus welchem Grund ich in jedem
Atemzug mehr geglaubt habe diese Vorstellung von mir als dieses
Gebilde aus Erinnerungen und Gedanken zu sein als dieser atmende
Mensch, als dieser lebendige Organismus als Teil dieser Existenz.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe zu glauben ich sei in meiner
Eingebildeten Isolation als diese Vorstellung in meinem Bewußtsein
in meinem Verhalten der Erfüllung meiner Wünsche legitimiert und
gerechtfertigt und müsse mich nicht um die Konsequenzen die mein
Verhalten für andere hat kümmern.
Ich vergebe mir selbstm dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe den inneren Konflikt mit mir selbst
nicht als die Möglichkeit der Entscheidung für ein
verantwortungsbewußtes Leben in Akzeptanz meiner
Eigenverantwortlichkeit zu nutzen, sondern versucht habe ihn mir
zurechtzudenken, mich selbst zu rechtfertigen indem ich mich als
'Opfer der Systeme' interpretiert habe, mich von dieser Zerrissenheit
abzulenken und zu betäuben und dabei die Ignoranz vor dem
eigenständigen, selbstbestimmten Leben zu wählen.
Ich bestimme mich selbst, als Mensch
und als das Leben die Wirklichkeit meiner Eigenen Existenz in Einheit
und Gleichheit mit dem Leben anzunehmen und die Vernatwortung für
mich, also das Leben zu übernehmen in Akzeptanz all dessen was ich
geworden bin und was die Welt des Menschen geworden ist, in
Selbstehrlichkeit diese Konsequenzen zu erkennen und zu stoppen indem
ich mich dem Leben verpflichte und mich selbst neu ausrichte, in
jedem Atemzug meine Entscheidungen zu prüfen, die Motivation zu
erkennen und zu hinterfragen ob sie dem rücksichtslosen
Selbstinteresse oder dem Interesse des Lebens dient, also ob das
Resultat allen gerecht wird.
Bastian Neumann / Ramstein /
Deutschland / 22.02.2013
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