Samstag, 30. Juni 2012

Tag 31 - In Selbst(er)kenntnis menschliches Verhalten verstehen - und sich ändern (Teil 1)




Es ist unheimlich erstaunlich, wie wenig man als Mensch von sich weiß. Es ist geradezu erschreckend mit welcher Blindheit für die eigenen, ganz persönlichen Antriebe, die Wünsche, Gedanken, Stimmungen und deren Ursachen man als Mensch durchs Leben geht, sich von ihnen bestimmen lässt und wie wenig man darauf vorbereitet oder darüber aufgeklärt wird. Wie denn auch? Der allergrößte Teil der 'erwachsenen' Bevölkerung lebt in der gleichen Ahnungslosigkeit wie die Kinder, wobei diese noch über ein Bewusstsein und Empfinden für das tatsächliche, wesentliche des Lebens, Empathie und auch spontanes Wissen verfügen, welches ihnen in gehässiger Herablassung als kindlich naive Entwicklungsphase ausgelegt wird, weil wir es einfach nicht besser wissen und uns nicht eingestehen können, dass ein Kind, das in unserer Gesellschaft ja erst dann wirklich etwas zählt, wenn es seine Dienstleistung am System erfüllt hat, besseren Durchblick und mehr Verstand haben könnte als wir.

Man kann die eigentliche Natur unseres kulturellen Umgangs mit Kindern tatsächlich von einem Standpunkt der Grundakzeptanz einer unumstößlichen Wahrheit, nämlich der, dass wir alle gleichwertige Leben sind, (wenn man schon von Wert des Lebens überhaupt sprechen muss), nur als gehässig, herablassend und hinterhältig beschreiben, auch wenn sich die meisten Menschen nicht wirklich dieser Natur ihres Verhaltens und ihres Umgangs mit den Kindern bewusst sind. Denn alle Erziehung, all die schönen Methoden, Konzepte, über Jahre hinweg entwickelt und erprobt, in Bücher gebunden und an Universitäten gelehrt gehen von einem grundlegenden Denkfehler aus, nämlich der Alternativlosigkeit unserer Lebensweise und dass diese akzeptierte Selbstaufgabe und bedingungslose Hingabe an eine dogmatisch unveränderliche menschliche Natur den Schritt zum Erwachsen werden und somit zum Entscheidungsmächtigen, eigenständig verantwortungsbewussten Menschen bedeuten würde. 
Nahezu alle Menschen, denen ich bisher auf meinem Lebnsweg begegnet bin, die in Autoritätspositionen standen, die eine akademische Ausbildung absolviert hatten oder noch dabei waren, waren und sind in ihrer persönlichen Grundstruktur, ihrer Selbsidentifikation in höchstem Maße verunsicherte und auch ängstliche Wesen, die ihre scheinbare Eigenständigkeit und Selbstsicherheit einzig aus ihrer momentanen gesellschaftlichen/beruflichen/familiären Situation und deren Anerkennung beziehen. Ist diese Umgebungssituation, diese Grundfeste gesellschaftlich-kultureller Positionierung erst einmal ins Wanken geraten oder gar zerstört und hinfällig geworden, aus welchen Gründen auch immer, offenbart sich die verzweifelte Erkenntnis über die Unwirklichkeit bislang genutzter Identifikationsmethoden und natürlich auch der vorprogrammierte Selbstschutzmechanismus der Schuldzuweisung und Ursachensuche bei anderen. 

Doch was kann ein Mensch sein Eigen nennen? Wofür stehe ich als Mensch, und bin ich darin eigenständig und selbstbestimmt? Wo finde ich meine Werte und Identifikationspunkte ausserhalb der gesellschaftlichen Umstände in die ich geboren wurde und die keinerlei Anrecht darauf besitzen und Anspruch darauf erheben können, alternativlos und einzig bestimmend für mein weiteres Leben zu sein? Was macht diese Gesellschaft, diese Kultur, was machen die Menschen mit mir und aus mir, wenn sie mich anzuleiten versuchen, wenn sie mir den Weg zeigen, sich in diesem Umfeld einigermaßen sicher zu bewegen? Handeln sie verantwortungsbewußt? Wissen sie, was sie tun? Wie bringen sie mir den Umgang mit meinen menschlichen, geistig mentalen Regungen und Empfindungen emotionaler Natur bei? Können sie das überhaupt? Sind sie frei und eigenständig/selbstbestimmt genug um dieser Aufgabe gewachsen zu sein?
Wonach richten sie ihre Kriterien bei der Erziehung, bei der Vermittlung von Werten? Folgen sie nur einer ihnen selbst eingeimpften Moral ohne die Konsequenzen zu bedenken? Offenbar, denn sonst wäre die kontinuierliche Weiterführung einer derartigen selbstzerstörerischen und lebensverachtenden Lebensweise wie der Mensch sie heute weltweit repräsentiert nicht denkbar. (Teil 1)



Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe ein System zu akzeptieren, das sich aus der ängstlichen, verunsicherten Haltung der Individuen die die bestehenden Strukturen tragen herausgebildet hat und es zuzulassen, dass ich ein unterstützender Teil dieser Strukturen geworden bin, ohne die Konsequenzen für mich und andere zu berücksichtigen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe nicht zu erkennen und einsehen zu wollen, dass ich als Teil dieses Systems mitverantwortlich für alle konsequenzen bin, und dass ich zwangsläufig selbst Opfer meiner eigenen akzeptierten Natur werde und dass niemand sonst ausser mir dafür verantwortlich sein kann, auch nicht für die notwendigen Schritte zur Veränderung.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe aus meinen Ängsten und Befürchtungen heraus meine Lebensentscheidungen zu trffen, darin meinen eigenen Vorteil über den anderer zu stellen, dass ich nicht erkennen wollte dass ein persönlicher Vorteil innerhalb eines Systems das auf Ausbeutung und Profit, Übervorteilung und Machtausübung basiert immer nur auf Kosten anderer entstehen kann und vor allem, dass dieser Vorteil trügerischer Natur ist und letztendlich in der Konsequenz der Anstrengungen ihn zu erreichen auf mich zurückfällt.

Ich vergebe mir selbst, dass ich trotz immer wiederkehrender Zweifel es so viele Jahre nicht gewagt habe, mein Selbstbild, meine Persönlichkeitsidentifikationen in Frage zu stellen, dass ich es vorgezogen habe meine anerzogenen und antrainierten Verhaltensmuster aus Gewohnheit 'heilig' zu sprechen, ohne ihre wahren Intentionen zu erkennen, ohne zu sehen oder sehen zu wollen dass sie missbrächlichen Strukturen folgen und nur dazu dienen ein System weiterzuführen und am Leben zu halten, dass Ursache der eigentlichen Problematiken und Hindernisse der Selbstbefreiung und damit Unzufriedenheiten und Ängste ist, die mich bestimmt haben.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, Autoritäten nur aufgrund ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz als solche zu sehen und mich diesen Personen gegenüber minderwertig zu fühlen und dementsprechend zu verhalten ohne zu erkennen, dass nicht der Mensch in dieser Position, sondern die Institution die Macht repräsentiert, und dass wir alle durch unsere Akzeptanz und unseren Glauben an ihre Macht diese Institutionen schaffen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, dass diese Denk-, Wert- und Verhaltensmuster mir in Fleisch und Blut übergegangen sind, so dass selbst die geistige Erkenntnis über die Fehlerhaftigkeit und die inakzeptablen Konsequenzen der menschlichen Unterwürfigkeit unter die selbstgeschaffenen Systeme die körperliche Reaktion in einer Situation der Ausgeliefertheit an die Strukturen und Institutionen lange nicht beeinflussen konnte, dass ich entsprechend der antrainierten Ängste 'reagiert' habe, obwohl ich geistig die Situation völlig ander sah.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe, dass diese Denkstrukturen in unseren Bildungs- und Erziehungssystemen den stark beeinflussbaren und in ihrem Vertrauen an ihr Umfeld abhängigen Kindern eigeprägt werden, so dass sie selbst zu Handlangern der lebensfeindlichen mentalen Selbstbekämpfung werden.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und zugelassen habe nicht zu erkennen, dass das einzige Mittel zur Selbstbefreiung von den fremdbestimmten Programmen bei mir selbst liegt und dass es die Selbstehrlichkeit ist, die wahres Selbstvertrauen, wahre Selbsterkenntnis und Standfestigkeit im und als das Leben gibt, und nicht die Systemimmanente Verhaltensweise der Anklagenden Haltung, das Schaffen von künstlichen mental kreierten Feindbildern, die Abschiebung der Verantwortung auf scheinbar übermächtige Institutionen oder ähnliche heuchlerische Selbstrechtfertigungen der eigenen Angst nachzugeben.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe nicht zu erkennen, dass alles was ich jemals als meine Wünsche und meinen Willen bezeichnet habe nicht wirklich von mir selbst kam, dass es beeinflusst war durch hunderttausende Faktoren und Manipulationen anderer, meines Umfeldes, der Familie, der Medien, und dass ich in dieser Fremdbestimmung nicht den Weg zu der Einsicht finden konnte, dass eine Persönlichkeit die sich auf der Grundlage der Überheblichkeit des Egos definiert nur in der Anerkennung anderer wahre Werte sieht und diese Anerkennung eine trügerische Illusion ist, da das Ego als die überwertige Ich-Person nicht zur Anerkennung fähig, sondern wiederum lediglich an der eigenen Bestätigung durch andere interessiert ist.

Das ist die selbstgestellte Mind-Falle, die Zwickmühle die dir mit jedem weiteren Zug ein Stück deines Lebens nimmt.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es erlaubt und zugelassen habe Teil eines Systems zu werden, das eben die gewollt herbeigeführte Ahnungslosigkeit der Menschen über die Ursachen ihrer Wünsche, ihrer Emotionen und den Umgang mit ihnen, der Entstehung ihrer Ängste und Befürchtungen gezielt benutzt, ausnutzt und manipuliert um eine Struktur blind sich durchs Leben strampelnder Organismen zu schaffen, die durch ihre Aufreibung und Anstrengungen um utopisch vorgegebene, sinnlose und Wertlose Ziele zu erreichen die Energie liefern, die den systematischen Verbrauch von Leben möglich macht und somit durch die Selbstaufgabe des Individuums und seiner Verantwortlichkeit dem zerstörerischen Missbrauch am Leben freie Handlungsgewalt verschafft.


Ende Teil 1, Tag 31

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