Es ist unheimlich erstaunlich, wie
wenig man als Mensch von sich weiß. Es ist geradezu erschreckend mit
welcher Blindheit für die eigenen, ganz persönlichen Antriebe, die
Wünsche, Gedanken, Stimmungen und deren Ursachen man als Mensch
durchs Leben geht, sich von ihnen bestimmen lässt und wie wenig man
darauf vorbereitet oder darüber aufgeklärt wird. Wie denn auch? Der
allergrößte Teil der 'erwachsenen' Bevölkerung lebt in der
gleichen Ahnungslosigkeit wie die Kinder, wobei diese noch über ein
Bewusstsein und Empfinden für das tatsächliche, wesentliche des
Lebens, Empathie und auch spontanes Wissen verfügen, welches ihnen
in gehässiger Herablassung als kindlich naive Entwicklungsphase
ausgelegt wird, weil wir es einfach nicht besser wissen und uns nicht
eingestehen können, dass ein Kind, das in unserer Gesellschaft ja
erst dann wirklich etwas zählt, wenn es seine Dienstleistung am
System erfüllt hat, besseren Durchblick und mehr Verstand haben
könnte als wir.
Man kann die eigentliche Natur unseres
kulturellen Umgangs mit Kindern tatsächlich von einem Standpunkt der
Grundakzeptanz einer unumstößlichen Wahrheit, nämlich der, dass
wir alle gleichwertige Leben sind, (wenn man schon von Wert des
Lebens überhaupt sprechen muss), nur als gehässig, herablassend und
hinterhältig beschreiben, auch wenn sich die meisten Menschen nicht
wirklich dieser Natur ihres Verhaltens und ihres Umgangs mit den
Kindern bewusst sind. Denn alle Erziehung, all die schönen Methoden,
Konzepte, über Jahre hinweg entwickelt und erprobt, in Bücher
gebunden und an Universitäten gelehrt gehen von einem grundlegenden
Denkfehler aus, nämlich der Alternativlosigkeit unserer Lebensweise
und dass diese akzeptierte Selbstaufgabe und bedingungslose Hingabe
an eine dogmatisch unveränderliche menschliche Natur den Schritt zum
Erwachsen werden und somit zum Entscheidungsmächtigen, eigenständig verantwortungsbewussten Menschen
bedeuten würde.
Nahezu alle Menschen, denen ich bisher auf meinem
Lebnsweg begegnet bin, die in Autoritätspositionen standen, die eine
akademische Ausbildung absolviert hatten oder noch dabei waren, waren
und sind in ihrer persönlichen Grundstruktur, ihrer
Selbsidentifikation in höchstem Maße verunsicherte und auch
ängstliche Wesen, die ihre scheinbare Eigenständigkeit und
Selbstsicherheit einzig aus ihrer momentanen
gesellschaftlichen/beruflichen/familiären Situation und deren
Anerkennung beziehen. Ist diese Umgebungssituation, diese Grundfeste
gesellschaftlich-kultureller Positionierung erst einmal ins Wanken
geraten oder gar zerstört und hinfällig geworden, aus welchen
Gründen auch immer, offenbart sich die verzweifelte Erkenntnis über
die Unwirklichkeit bislang genutzter Identifikationsmethoden und
natürlich auch der vorprogrammierte Selbstschutzmechanismus der
Schuldzuweisung und Ursachensuche bei anderen.
Doch was kann ein Mensch sein Eigen
nennen? Wofür stehe ich als Mensch, und bin ich darin eigenständig
und selbstbestimmt? Wo finde ich meine Werte und
Identifikationspunkte ausserhalb der gesellschaftlichen Umstände in
die ich geboren wurde und die keinerlei Anrecht darauf besitzen und
Anspruch darauf erheben können, alternativlos und einzig bestimmend
für mein weiteres Leben zu sein? Was macht diese Gesellschaft, diese
Kultur, was machen die Menschen mit mir und aus mir, wenn sie mich
anzuleiten versuchen, wenn sie mir den Weg zeigen, sich in diesem
Umfeld einigermaßen sicher zu bewegen? Handeln sie
verantwortungsbewußt? Wissen sie, was sie tun? Wie bringen sie mir
den Umgang mit meinen menschlichen, geistig mentalen Regungen und
Empfindungen emotionaler Natur bei? Können sie das überhaupt? Sind
sie frei und eigenständig/selbstbestimmt genug um dieser Aufgabe
gewachsen zu sein?
Wonach richten sie ihre Kriterien bei
der Erziehung, bei der Vermittlung von Werten? Folgen sie nur einer
ihnen selbst eingeimpften Moral ohne die Konsequenzen zu bedenken?
Offenbar, denn sonst wäre die kontinuierliche Weiterführung einer
derartigen selbstzerstörerischen und lebensverachtenden Lebensweise
wie der Mensch sie heute weltweit repräsentiert nicht denkbar. (Teil 1)
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe ein System zu akzeptieren, das sich
aus der ängstlichen, verunsicherten Haltung der Individuen die die
bestehenden Strukturen tragen herausgebildet hat und es zuzulassen,
dass ich ein unterstützender Teil dieser Strukturen geworden bin,
ohne die Konsequenzen für mich und andere zu berücksichtigen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe nicht zu erkennen und einsehen zu wollen,
dass ich als Teil dieses Systems mitverantwortlich für alle
konsequenzen bin, und dass ich zwangsläufig selbst Opfer meiner
eigenen akzeptierten Natur werde und dass niemand sonst ausser mir
dafür verantwortlich sein kann, auch nicht für die notwendigen
Schritte zur Veränderung.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe aus meinen Ängsten und Befürchtungen
heraus meine Lebensentscheidungen zu trffen, darin meinen eigenen
Vorteil über den anderer zu stellen, dass ich nicht erkennen wollte
dass ein persönlicher Vorteil innerhalb eines Systems das auf
Ausbeutung und Profit, Übervorteilung und Machtausübung basiert
immer nur auf Kosten anderer entstehen kann und vor allem, dass
dieser Vorteil trügerischer Natur ist und letztendlich in der
Konsequenz der Anstrengungen ihn zu erreichen auf mich zurückfällt.
Ich vergebe mir selbst, dass ich trotz
immer wiederkehrender Zweifel es so viele Jahre nicht gewagt habe,
mein Selbstbild, meine Persönlichkeitsidentifikationen in Frage zu
stellen, dass ich es vorgezogen habe meine anerzogenen und
antrainierten Verhaltensmuster aus Gewohnheit 'heilig' zu sprechen,
ohne ihre wahren Intentionen zu erkennen, ohne zu sehen oder sehen zu
wollen dass sie missbrächlichen Strukturen folgen und nur dazu
dienen ein System weiterzuführen und am Leben zu halten, dass
Ursache der eigentlichen Problematiken und Hindernisse der
Selbstbefreiung und damit Unzufriedenheiten und Ängste ist, die mich
bestimmt haben.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, Autoritäten nur aufgrund ihrer
gesellschaftlichen Akzeptanz als solche zu sehen und mich diesen
Personen gegenüber minderwertig zu fühlen und dementsprechend zu
verhalten ohne zu erkennen, dass nicht der Mensch in dieser Position,
sondern die Institution die Macht repräsentiert, und dass wir alle
durch unsere Akzeptanz und unseren Glauben an ihre Macht diese
Institutionen schaffen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe, dass diese Denk-, Wert- und
Verhaltensmuster mir in Fleisch und Blut übergegangen sind, so dass
selbst die geistige Erkenntnis über die Fehlerhaftigkeit und die
inakzeptablen Konsequenzen der menschlichen Unterwürfigkeit unter
die selbstgeschaffenen Systeme die körperliche Reaktion in einer
Situation der Ausgeliefertheit an die Strukturen und Institutionen
lange nicht beeinflussen konnte, dass ich entsprechend der
antrainierten Ängste 'reagiert' habe, obwohl ich geistig die
Situation völlig ander sah.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe, dass diese Denkstrukturen in unseren
Bildungs- und Erziehungssystemen den stark beeinflussbaren und in
ihrem Vertrauen an ihr Umfeld abhängigen Kindern eigeprägt werden,
so dass sie selbst zu Handlangern der lebensfeindlichen mentalen
Selbstbekämpfung werden.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe nicht zu erkennen, dass das einzige
Mittel zur Selbstbefreiung von den fremdbestimmten Programmen bei mir
selbst liegt und dass es die Selbstehrlichkeit ist, die wahres
Selbstvertrauen, wahre Selbsterkenntnis und Standfestigkeit im und
als das Leben gibt, und nicht die Systemimmanente Verhaltensweise der
Anklagenden Haltung, das Schaffen von künstlichen mental kreierten
Feindbildern, die Abschiebung der Verantwortung auf scheinbar
übermächtige Institutionen oder ähnliche heuchlerische
Selbstrechtfertigungen der eigenen Angst nachzugeben.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe nicht zu erkennen, dass alles was ich
jemals als meine Wünsche und meinen Willen bezeichnet habe nicht
wirklich von mir selbst kam, dass es beeinflusst war durch
hunderttausende Faktoren und Manipulationen anderer, meines Umfeldes,
der Familie, der Medien, und dass ich in dieser Fremdbestimmung nicht
den Weg zu der Einsicht finden konnte, dass eine Persönlichkeit die
sich auf der Grundlage der Überheblichkeit des Egos definiert nur in
der Anerkennung anderer wahre Werte sieht und diese Anerkennung eine
trügerische Illusion ist, da das Ego als die überwertige Ich-Person
nicht zur Anerkennung fähig, sondern wiederum lediglich an der
eigenen Bestätigung durch andere interessiert ist.
Das ist die selbstgestellte Mind-Falle,
die Zwickmühle die dir mit jedem weiteren Zug ein Stück deines
Lebens nimmt.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es
erlaubt und zugelassen habe Teil eines Systems zu werden, das eben
die gewollt herbeigeführte Ahnungslosigkeit der Menschen über die
Ursachen ihrer Wünsche, ihrer Emotionen und den Umgang mit ihnen,
der Entstehung ihrer Ängste und Befürchtungen gezielt benutzt,
ausnutzt und manipuliert um eine Struktur blind sich durchs Leben
strampelnder Organismen zu schaffen, die durch ihre Aufreibung und
Anstrengungen um utopisch vorgegebene, sinnlose und Wertlose Ziele zu
erreichen die Energie liefern, die den systematischen Verbrauch von
Leben möglich macht und somit durch die Selbstaufgabe des
Individuums und seiner Verantwortlichkeit dem zerstörerischen
Missbrauch am Leben freie Handlungsgewalt verschafft.
Ende Teil 1, Tag 31
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