Wie oft an einem Tag wandele ich in
Selbstzweifel und Unsicherheit umher, ohne zu merken wie sehr dadurch
mein Verhalten beeinflußt wird. Es ist im Grnde wie ein
Rauschzustand, ein Verlust der Kontrolle. Nicht über die
Orientierung, nicht über die Bewegung oder die Sprache, sondern über
die Handlungsmotivation, die Denkweise und die emotionalen
Reaktionen.
Immer wieder ertappe ich mich dabei in
diesen Zustand unbewußter Lenkung zu fallen und wache meistens erst
dann auf, wenn sich die ersten Anzeichen von Problemen in meinem
Umfeld abzeichnen. Probleme die wahrhaftig nur mich betreffen, in die ich
allerdings mein Umfeld mit hineinziehe, indem ich beispielsweise auf
einem sturen Standpunkt beharre ohne genau zu wissen warum, indem ich
mich schlecht gelaunt oder argwöhnisch verhalte ohne den genauen
Grund dafür zu kennen. Ausserdem ist in einem solchen Zustand der
eigentliche Grund für mich gar nicht wichtig, sondern lediglich das
Erleben der energetischen Aufladung, für die ich ein Gegenüber
brauche, das in irgendeiner Weise auf 'das Spiel' einsteigt.
Was allerdings passiert wenn die
Rechnung nicht aufgeht ist, dass ich bereit bin einen Konflikt, einen
sinnlosen Streit zu entfachen, der lediglich einen Selbstzweck
darstellt, bei dem es um das Gefühl künstlich erzeugter
Überlegenheit geht. Es ist also eine gezielte Manipulation die
stattfindet, wenn ich mich in diesem Tranceartigen Zustand der
Akzeptanz und der Identifikation mit meiner 'inneren Welt' befinde. Eine
Manipulation die ich überhaupt nicht mehr bewußt steuern kann. Und
es ist erschütternd nach einer solchen Erfahrung sich in
Selbstehrlichkeit sein eigenes Verhalten gegenüberzustellen und sowohl die
teils fatalen Auswirkungen einer solchen Spannungssituation als auch
die möglichen Risiken zu erkennen. Jeder kennt wahrscheinlich
Momente solcher Aufladung im Zorn, in der Wut, wenn man in Rage
gerät und die Kontrolle verliert, weil man in eine bestimmte Person
all diese notwendigen Wertungen und Urteile hineinprojiziert, die das
Ego als Rechtfertigung für seinen Ausbruch benötigt. Und jeder, der
nach einem solchen Moment schon einmal bereit und in der Lage gewesen
ist Abstand zu nehmen von der eigenen Selbstrechtfertigung und die
Situation 'objektiv' betrachtet hat konnte sehen, wie falsch er in
vielen Fällen mit seinen Unterstellungen und Annahmen lag
und wie hoch der Preis für diese unkontrollierte, unbedachte
Handlung ohne Sinn und Nutzen gewesen ist. Doch es muss gar nicht wirklich so weit kommen, dass es eine offene Auseinandersetzung gibt.
Die kleinen, unbemerkten Momente solcher Schlafwandlerischen
Handlungen bereiten oft die großen Momente der Eskalation erst
vor. Sie legen sozusagen den Teppich aus auf dem das Gemetzel dann
stattfinden soll. Es ist diese indirekte, über hundert Ecken sich
vollziehende Gefahr die so oft übersehen wird. Auch wenn eine
Situation zwischen zwei oder mehreren Menschen geschlichtet, der
Streit bereinigt werden soll, werden diese Saatkörner der Zwietracht
meist übersehen, denn sie sind schon viel zu 'normal' geworden. Das emotional getriebene, irrationale Verhalten gehört zur akzeptierten
Normalität menschlicher 'Natur'. Daher scheint es wohl sinnlos, dies
als Punkt mit aufzunehmen in das Reportoire der Verantwortlichkeiten.
Aber es sind genau diese Grundlagen,
die Ignoranz des Menschen gegenüber dieser grundlegenden
Selbst-Verantwortlichkeit für seine Persönlichkeitsstrukturen, die
nahezu alle Versuche gesellschaftlicher Ordnungsregelungen an der
Wirklichkeit scheitern lässt. Wunden brechen immer wieder auf, weil
der Gerinnungsprozess gestört ist. Es fehlt ein wichtiges Element um
diesen komplexen Vorgang in gang zu setzen und zu Ende zu bringen:
Selbst-Ehrlichkeit.
Denn in bedingungsloser
Selbst-ehrlicher Analyse eines jeden Konflikts muss der Schluss zur
Lösung desselben die Selbst-Verantwortlichkeit und die eigene
Einheit mit der Situation, dem Prozess ihrer Entwicklung und ihrer
Eskalation sein. Daher ist die Selbst-Ehrlichkeit der Schlüssel zur
Befreiung des Menschen von seiner selbstgewählten und selbst
erschaffenen 'Hölle auf Erden'. Sie ist der Schlüssel zur Lösung
sämtlicher Konflikte und sie steht einem jeden frei zur Verfügung.
Sie ist untrennbar an die Verantwortlichkeit gekoppelt und daher
wirkt sie wohl auch so abschreckend. Der menschliche Geist und das
Ego haben gelernt, sind so programmiert, dass sie es vorziehen in
selbstgeordneten Bahnen wie auf einem eigenen Gleissystem durchs
leben zu gleiten. In dieser weise folgt man scheinbar bekannten Wegen
und verlässt sich auf die Richtigkeit seiner Route. Jedes Hindernis
auf diesem Weg muss also entweder aus dem Weg geräumt werden können,
oder es stellt eine unmittelbare Bedrohung dar. Doch sowohl die
angeblichen Hindernisse als auch die Gleise und die vorgegebene Route
sind Hirngespinste, nicht wirklich, und entspringen der Gewohnheit,
der Konditionierung eines inneren Wesens, das selbst kein Interesse
an der Realität und an dem woraus sie wahrhaftig besteht hat. Dieses
Wesen ist lediglich am Selbsterhalt interessiert, den es durch Zufuhr
von Energie sichert. Und diese Energie muss irgendwoher kommen, sie
muss irgendwo entzogen und abgeleitet werden. Um das zu erreichen
muss man Menschen manipulieren, Situationen schaffen die diesen
Missbrauch erst ermöglichen. Und um die perfekte Tarnung aufrecht zu
erhalten kleidet man sich selbst in die Rolle des Opfers.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe mich von meinem Umfeld abzutrennen, mich
als Separat zu betrachten und die Zusammenhänge und das
Zusammenspiel zu ignorieren.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen nicht die offensichtliche Einheit hinter der
künstlich generierten Polarität des Erlebens als logische
Konsequenz zu erkennen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe mich in miener Separation als Opfer zu
sehen und meine Reaktionen mit dieser Sichtweise zu rechtfertigen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe ein Leben bestimmt durch energetisches
Erleben in Abhängigkeit von äusseren Umständen und meinen
persönlichen Interpretationen zu führen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, meine Zweifel an den anerzogenen und von
der Gesellschaft bestimmten Normen und Werten auf mich selbst zu
beziehen und zu versuchen mein 'Ich' and die Umstände anzupassen,
ohne dabei auf Konsequenzen oder Verluste Rücksicht zu nehmen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, Teil eines Systems der gegenseitigen
Ausnutzung und Ausbeutung auf der Ebene persönlicher,
konditionierter und Emotionen-auslösender Reizreaktionen zu werden.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe meine Existenz in den Dienst dieser
vogegebenen Strukturen zu stellen um dann in meiner Unzufriedenheit
andere verantwortlich für dieses Leben zu machen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe zu glauben ich sei dieses 'Gefühl' das
ich von mir habe, ausgelöst durch eine lückenhafte Geschichte
meiner Entwicklung, Erinnerungen und Erfahrungen gefiltert durch
meine Wahrnehmung und Gedanken.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und zugelassen habe, in Momenten der Verzweiflung und
Ohnmacht angesichts meiner Ausweglosigkeit als Persönlichkeit, die
Selbstbetäubung durch Substanzen wie Alkohol und Gras der
Eigenverantwortlichkeit dem Leben gegenüber vorzuziehen.
Ich sehe mich selbst als untrennbaren
Bestandteil dieser Wirklichkeit, dieser Existenz und als solcher im
Sinne der menschlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten, angesichts
der von ihm bereits angerichteten Zerstörung, der lebensmißachtenden
Systeme seiner Kulturen und Gesellschaften, als mitverantwortlich für
alles was der menschliche Geist bisher zugelassen und erlaubt hat zu
existieren. Die Konsequenzen unseres Handelns als Spezies sind in
nahezu allen Lebensbereichen inakzeptabel und opfern das Leben einem
Geist, einer selbstgeschaffenen Gottheit, dem Ego, der
Persönlichkeit, dem Individuum als 'Geschichtliches Einzelwesen'.
Dieser Wahn hat die Menschen nicht nur voneinander getrennt und
entfernt, sondern auch dazu geführt, dass sie sich verloren haben in
einer geistigen Scheinrealität in der sie der Mittelpunkt eines
'geheimen' Universums sind. Wir trennen uns damit auch ab vom Leben,
von dem was wir alle gleichermaßen sind. Der Mensch spaltet diese
physische Welt durch das Schaffen von Polaritäten, von Gegensätzen
an denen er sich zu formen versucht. All diese Vorstellungen die er
sich vom Leben macht bestehen aus scheinbaren Entscheidungen zwischen
Gegensätzen, die im Grunde nicht existieren. Als Teil des Ganzen,
als Einheit mit der gesamten Existenz gibt es keine Wahl zwischen
Gut und Böse, Schuld und Unschuld, Stark und Schwach, Opfer oder
Täter, denn das Eine ergibt sich am anderen, kann nicht existieren
oder wird auch niemals den Versuch begehen ohne das andere. Ich kann
nicht existieren als eine Vorstellung die sich immer nur teilweise
vereint von einer Möglichkeit zur nächsten hangelt, die sich mit
einer Hand an der Existenz festhält. In welchem Raum soll dann die
andere Hälfte hängen?
Nein, die Absurdität dieser
Vorstellungswelten menschlicher Lebensphilosophie ist zu
offensichtlich, wenn man den Schritt - bzw. die Schritte - zur
Selbstbefreiung ohne Angst, auf das Leben zu geht.
Ich stelle mich dieser Verführung des
Geistes, und stehe in Selbstehrlichkeit eigenverantwortlich für das
Leben. Ich weiß, dass meine Programmierung über Generationen
verhärtetes Gedankengut beinhaltet und dass dieser Weg Zeit braucht.
Doch mit jedem Schritt wandeln sich die Fallen des 'Mind', des
Geistes, mehr und mehr zu 'Gelegenheiten' der Selbsterkenntnis und der
Befreiung von dieser Plage. Bis hin zur endgültigen Befreiung des
Lebens aus dem ich eins mit allem bin.
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