Dienstag, 2. April 2013

Tag 0051 – Externalisiert-vergleichende-Selbstidentifikation





Was du in anderen erkennst, kannst du nur erkennen weil du es von dir selbst kennst. Und dabei muss das was du zu erkennen glaubst nicht einmal wirklich da sein. Viel zu oft unterstellen wir anderen Menschen Verhaltensweisen und Beweggründe, die wir eigentlich bei uns selbst immer wieder feststellen und vielleicht nicht mögen, weil sie nicht zu dem Bild das wir von uns haben passen. Und anstatt nun an uns zu arbeiten und diese Verhaltensweisen zu dekonstruieren und uns neu auszurichten, was ein aufwendiger aber doch sehr lohnender, da befreiender Prozess ist, projizieren wir eben diese Muster in das Verhalten anderer, nicht zuletzt um sagen zu können, dass wir uns nicht ändern können, weil die anderen dann einen Vorteil uns gegenüber hätten, da sie ja weiterhin an diesen Verhaltensweisen festhalten.

In vielen Fällen liegen wir ja vielleicht sogar richtig mit unseren Vermutungen über die Beweggründe und Einstellungen, die Motive für bestimmte Verhaltensweisen anderer Menschen, aber das Problem ergibt sich aus der Intention mit der wir ‚auf die Suche‘ gehen und das Resultat dieser Entdeckungen, nämlich die Selbstlegitimation zur Akzeptanz und zur eigenen Unterwerfung unter diese konditionierten Verhaltensmuster, anstatt die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung aufzubringen und selbst zu gestalten und unser Verhalten an den Prinzipien auszurichten für die wir in Selbstehrlichkeit gerade stehen können.

Denn mal ehrlich gefragt: was spielt es für eine Rolle, ob und inwiefern wir tatsächlich hinter die Fassaden der anderen Menschen sehen können? Wir sind selbst Mensch, wir haben unsere eigenen Fassaden errichtet, wir haben unsere Persönlichkeit gestaltet und Masken gefertigt die uns in bestimmten Situationen bestimmte Resultate liefern. Wir glauben darin authentisch wir selbst zu sein, doch sind all diese Rollen an den Prinzipien und Werten der Kultur und Gesellschaftsordnung ausgerichtet, die wir alle repräsentieren und weiterleben. Auch jene Persönlichkeiten die sich als Rebellisch wahrnehmen sind nur derart ausgerichtet, weil es das System gibt und das System es zulässt, weil es uns als vergeistigte Resultate der Kulturellen Programmierung und Erziehung gibt, weil wir dieses System sind.  Und wenn wir diese Fremdbestimmung beenden wollen, wenn wir wirklich mündige, eigenständige und würdevolle Menschen werden wollen, dann müssen wir uns selbst befragen, uns selbst analysieren, uns selbst hinterfragen und zwar ganz frei entschieden, ohne Aussicht auf Erfolg, ohne Aussicht auf Anerkennung, ohne Aussicht auf heldenhaften Ruhm, nur für die eigene Würde, das eigene Selbst-Vertrauen, die eigene Selbstsicherheit und die eigenverantwortliche Selbstbestimmung die nur dem Selbst als dem LEBEN gegenüber Rechenschaft schuldig ist.

Den Drang andere zu beurteilen, sie zu bewerten, ihren Nutzen auszurechnen, sie zu beschuldigen oder für unsere eigenen Geschicke verantwortlich zu machen ist ein infantiler Drang, den wir in unserer Gesellschaft, in der Entwicklung der Kapitalisierung und der Globalisierung des Kapitalismus  zum Selbstzweck kultiviert und ausgebaut haben, anstatt uns über ihn hinaus zu entwickeln. Das System das wir akzeptiert, geschaffen und dem wir uns unterworfen haben braucht Menschen auf diesem Entwicklungsstand der nach außen gerichteten, vergleichenden Selbstidentifikation um sie zu freiwilligen Konsumsklaven zu erziehen. Wir haben dabei das Gefühl eine Ordnung geschaffen zu haben, eine übergeordnete, übermächtige, fast göttliche Institution die unsere Lebensbedingungen bestimmt und die Verantwortung für uns übernimmt. Doch diese Institution ist ein Geist, bzw. ein Konstrukt des menschlichen Geistes, eine Illusion, ein Ideal. Die Instanzen werden organisiert und gelenkt von Menschen die systematisch dafür ausgebildet werden, die aber in ihrer Selbstidentifikation und der Persönlichkeitsprogrammierung ebenso degeneriert und fremdbestimmt sind wie die Gesamtheit der Menschen. Die Systeme, die Institutionen spiegeln exakt die Muster der menschlichen Persönlichkeitsentwicklung unserer Existenz wieder. Die Ängste, die daraus resultierenden Aggressionen, die Heimtücke, den Egoismus und das rücksichtslose Selbstinteresse. Die externalisierte Schuld, die idealistischen, selbstgefälligen Rechtfertigungsphilosophien für all die Lebensverachtenden Handlungsweisen die aus dieser vergeistigten Verblendung heraus im Namen einer Wirklichkeits- und Lebensfremden Philosophie ausgeführt werden. Unsere Wertsysteme, unsere Idealvorstellungen, unser angeblicher Fortschritt und die glorifizierte Entwicklung als Zivilisationen sind ein reiner Wahnsinn, sie sind das Werk von Psychotischen Lebewesen, von Bewusstseinskranken Organismen die nach und nach alles Leben zerstören, ohne Sinn, und Nutzen, für den reinen Wahn einer überwertigen Illusion des Selbstwertes in einem gedanklichen, der Vorstellung entsprungenen Material-Symbolismus.

Und ich kann schon jetzt die heuchlerischen, einfallslosen Scheinargumente der Verteidigung dieses degenerativen und lebensfeindlichen „Fortschritts“ hören wie : „Aber die Medizin, wir haben doch so viel Entdeckt und erfunden, so viel gutes wie Penizillin zum Beispiel…“ - Ja, und Superresistente Keime, Biochemische Kampfstoffe, HIV und, und, und… Das nur um einmal ebenso polemisch und sinnlos vereinfachend zu antworten.

Ja, wir haben sehr gute technische Fortschritte gemacht, wir haben Mittel, Methoden und Werkzeuge für deren Nutzung wir überhaupt nicht reif genug sind. Das ist eben das Problem, dass wir uns selbst nicht entwickelt haben, sondern unser Potential und unsere Fähigkeiten missbrauchen um unseren irrationalen Standpunkt zu verhärten und zu verteidigen, daher ist der größte technologische Fortschrittsmotor auch die kriegstreibende Industrie,  die militärische Forschung weil immer noch die tief verwurzelte Angst hauptsächliche Handlungsmotivation des Menschen ist. Das ist in uns einprogrammiert, in unser Bewusstsein eingestanzt und deshalb akzeptieren wir ein Geldsystem als Gesellschaftsordnung dem wir die Macht gegeben haben einem jeden Lebewesen das Recht auf Leben einfach zu entziehen, eben indem man ihm das Geld entzieht oder ihm die Möglichkeit Geld zu bekommen überhaupt erst verbaut.  

Das kapitalistische Geldsystem so wie wir es gestaltet und akzeptiert haben  passt wunderbar in die selbstverlorene, verängstigte Geisteshaltung in der wir aufwachsen. Es scheint ein übergeordnetes, übernatürliches Prinzip zu verkörpern, das Prinzip des Verdienstes, das Prinzip des persönlichen Profits, des Einzelkämpfers der als Held anerkannt im Ruhm und Glanze seines Erfolges erblüht. Eine infantile, naive Selbstverblendung, ein Bewusstseinsstadium das sich nicht einmal entwicklungspsychologisch in einem unteren Bereich einstufen lässt, da irrationales Verhalten sicher nicht zu den Eigenschaften beispielsweise eines Säuglings gehört, purer Selbsterhaltungstrieb und Reizreaktionsverhalten ohne Selbststeuerung aber durchaus. Allerdings sind bei einem Säugling diese Muster an den reinen Lebensprinzipien, den Notwendigkeiten seines körperlichen Überlebens ausgerichtet und nicht an symbolischen Materialwerten, an Anerkennungssucht und der Bestätigung der eigenen Wahnvorstellungen des Selbstbildes als Existenz als Persönlichkeit.

Bei alledem sind wir dauernd damit beschäftigt uns von anderen Menschen abzugrenzen, uns gegen sie aufzuwerten, sie zu kategorisieren und zu bewerten, ihnen die Unsicherheiten und  Ängste, die selbstsüchtigen und manipulativen Verhaltensweisen zu unterstellen die wir selbst entwickelt haben und von denen wir nicht loskommen, weil wir Angst vor dem haben was bleibt.
Der Grund dafür ist unsere innere Verunsicherung, die Unstetigkeit des künstlichen Selbstbewusstseins das sich über die ideale und Werte einer illusorischen Ordnung definiert, die im Grunde überhaupt nichts mit dem Leben, dem Menschen und seinem Potential gemein hat, die nur dazu dient ihn abzulenken von der Möglichkeit der Selbstbestimmung und der Selbsterkenntnis seiner Einheit und Gleichheit mit dem Leben, die ihm vorgaukelt die Eigene Verantwortung  abgeben zu können und gesellschaftlich und moralisch legitimiert zu sein wenn er vornehmlich seinem Selbstinteresse folgt.

Wir können in jedem Moment der bewussten Sicht auf die Wirklichkeit die illusorische Natur dieser Selbstdefinition  erkennen, in den Konsequenzen, den untragbaren, zerstörerischen Folgen unserer Lebensignoranz und unserer irrationalen Werte. Wir können diesen Schritt hier und jetzt tun und uns unseren Verlustängsten stellen, uns durch sie hindurch atmen und Schritt für Schritt von ihnen befreien. Wir können uns selbst durchleuchten, durchschauen und verstehen um uns selbst bestimmen zu können, um die Eigenverantwortung zu übernehmen die uns zu mündigen, entwickelten, vertrauenswürdigen Menschen macht. Das wäre die Verantwortung die uns lebendig macht, die uns befreit von der selbstauferlegten Sklaverei durch die Bewusstseinssysteme  und uns zu Nutzern unseres Potentials im Sinne des Lebens, im Sinnes des Gemeinwohls, im sinne unserer Kinder und aller Kinder des Lebens macht.

Den Beweis bleibt sich jeder selbst schuldig, sich selbst und damit dem Leben. 





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