Was du in anderen erkennst, kannst du nur erkennen weil du
es von dir selbst kennst. Und dabei muss das was du zu erkennen glaubst nicht
einmal wirklich da sein. Viel zu oft unterstellen wir anderen Menschen Verhaltensweisen
und Beweggründe, die wir eigentlich bei uns selbst immer wieder feststellen und
vielleicht nicht mögen, weil sie nicht zu dem Bild das wir von uns haben
passen. Und anstatt nun an uns zu arbeiten und diese Verhaltensweisen zu
dekonstruieren und uns neu auszurichten, was ein aufwendiger aber doch sehr lohnender,
da befreiender Prozess ist, projizieren wir eben diese Muster in das Verhalten
anderer, nicht zuletzt um sagen zu können, dass wir uns nicht ändern können,
weil die anderen dann einen Vorteil uns gegenüber hätten, da sie ja weiterhin
an diesen Verhaltensweisen festhalten.
In vielen Fällen liegen wir ja vielleicht sogar richtig mit
unseren Vermutungen über die Beweggründe und Einstellungen, die Motive für
bestimmte Verhaltensweisen anderer Menschen, aber das Problem ergibt sich aus
der Intention mit der wir ‚auf die Suche‘ gehen und das Resultat dieser
Entdeckungen, nämlich die Selbstlegitimation zur Akzeptanz und zur eigenen
Unterwerfung unter diese konditionierten Verhaltensmuster, anstatt die Selbstbestimmung
und Eigenverantwortung aufzubringen und selbst zu gestalten und unser Verhalten
an den Prinzipien auszurichten für die wir in Selbstehrlichkeit gerade stehen
können.
Denn mal ehrlich gefragt: was spielt es für eine Rolle, ob
und inwiefern wir tatsächlich hinter die Fassaden der anderen Menschen sehen
können? Wir sind selbst Mensch, wir haben unsere eigenen Fassaden errichtet,
wir haben unsere Persönlichkeit gestaltet und Masken gefertigt die uns in
bestimmten Situationen bestimmte Resultate liefern. Wir glauben darin
authentisch wir selbst zu sein, doch sind all diese Rollen an den Prinzipien
und Werten der Kultur und Gesellschaftsordnung ausgerichtet, die wir alle repräsentieren
und weiterleben. Auch jene Persönlichkeiten die sich als Rebellisch wahrnehmen
sind nur derart ausgerichtet, weil es das System gibt und das System es
zulässt, weil es uns als vergeistigte Resultate der Kulturellen Programmierung
und Erziehung gibt, weil wir dieses System sind. Und wenn wir diese Fremdbestimmung beenden
wollen, wenn wir wirklich mündige, eigenständige und würdevolle Menschen werden
wollen, dann müssen wir uns selbst befragen, uns selbst analysieren, uns selbst
hinterfragen und zwar ganz frei entschieden, ohne Aussicht auf Erfolg, ohne
Aussicht auf Anerkennung, ohne Aussicht auf heldenhaften Ruhm, nur für die eigene
Würde, das eigene Selbst-Vertrauen, die eigene Selbstsicherheit und die
eigenverantwortliche Selbstbestimmung die nur dem Selbst als dem LEBEN
gegenüber Rechenschaft schuldig ist.
Den Drang andere zu beurteilen, sie zu bewerten, ihren
Nutzen auszurechnen, sie zu beschuldigen oder für unsere eigenen Geschicke
verantwortlich zu machen ist ein infantiler Drang, den wir in unserer
Gesellschaft, in der Entwicklung der Kapitalisierung und der Globalisierung des
Kapitalismus zum Selbstzweck kultiviert
und ausgebaut haben, anstatt uns über ihn hinaus zu entwickeln. Das System das
wir akzeptiert, geschaffen und dem wir uns unterworfen haben braucht Menschen
auf diesem Entwicklungsstand der nach außen gerichteten, vergleichenden
Selbstidentifikation um sie zu freiwilligen Konsumsklaven zu erziehen. Wir
haben dabei das Gefühl eine Ordnung geschaffen zu haben, eine übergeordnete,
übermächtige, fast göttliche Institution die unsere Lebensbedingungen bestimmt
und die Verantwortung für uns übernimmt. Doch diese Institution ist ein Geist,
bzw. ein Konstrukt des menschlichen Geistes, eine Illusion, ein Ideal. Die Instanzen
werden organisiert und gelenkt von Menschen die systematisch dafür ausgebildet
werden, die aber in ihrer Selbstidentifikation und der
Persönlichkeitsprogrammierung ebenso degeneriert und fremdbestimmt sind wie die
Gesamtheit der Menschen. Die Systeme, die Institutionen spiegeln exakt die
Muster der menschlichen Persönlichkeitsentwicklung unserer Existenz wieder. Die
Ängste, die daraus resultierenden Aggressionen, die Heimtücke, den Egoismus und
das rücksichtslose Selbstinteresse. Die externalisierte Schuld, die
idealistischen, selbstgefälligen Rechtfertigungsphilosophien für all die
Lebensverachtenden Handlungsweisen die aus dieser vergeistigten Verblendung
heraus im Namen einer Wirklichkeits- und Lebensfremden Philosophie ausgeführt
werden. Unsere Wertsysteme, unsere Idealvorstellungen, unser angeblicher
Fortschritt und die glorifizierte Entwicklung als Zivilisationen sind ein
reiner Wahnsinn, sie sind das Werk von Psychotischen Lebewesen, von Bewusstseinskranken
Organismen die nach und nach alles Leben zerstören, ohne Sinn, und Nutzen, für
den reinen Wahn einer überwertigen Illusion des Selbstwertes in einem gedanklichen,
der Vorstellung entsprungenen Material-Symbolismus.
Und ich kann schon jetzt die heuchlerischen, einfallslosen
Scheinargumente der Verteidigung dieses degenerativen und lebensfeindlichen „Fortschritts“
hören wie : „Aber die Medizin, wir haben doch so viel Entdeckt und erfunden, so
viel gutes wie Penizillin zum Beispiel…“ - Ja, und Superresistente Keime,
Biochemische Kampfstoffe, HIV und, und, und… Das nur um einmal ebenso polemisch
und sinnlos vereinfachend zu antworten.
Ja, wir haben sehr gute technische Fortschritte gemacht, wir
haben Mittel, Methoden und Werkzeuge für deren Nutzung wir überhaupt nicht reif
genug sind. Das ist eben das Problem, dass wir uns selbst nicht entwickelt
haben, sondern unser Potential und unsere Fähigkeiten missbrauchen um unseren
irrationalen Standpunkt zu verhärten und zu verteidigen, daher ist der größte
technologische Fortschrittsmotor auch die kriegstreibende Industrie, die militärische Forschung weil immer noch
die tief verwurzelte Angst hauptsächliche Handlungsmotivation des Menschen ist.
Das ist in uns einprogrammiert, in unser Bewusstsein eingestanzt und deshalb
akzeptieren wir ein Geldsystem als Gesellschaftsordnung dem wir die Macht
gegeben haben einem jeden Lebewesen das Recht auf Leben einfach zu entziehen,
eben indem man ihm das Geld entzieht oder ihm die Möglichkeit Geld zu bekommen
überhaupt erst verbaut.
Das kapitalistische Geldsystem so wie wir es gestaltet und
akzeptiert haben passt wunderbar in die
selbstverlorene, verängstigte Geisteshaltung in der wir aufwachsen. Es scheint
ein übergeordnetes, übernatürliches Prinzip zu verkörpern, das Prinzip des Verdienstes,
das Prinzip des persönlichen Profits, des Einzelkämpfers der als Held anerkannt
im Ruhm und Glanze seines Erfolges erblüht. Eine infantile, naive Selbstverblendung,
ein Bewusstseinsstadium das sich nicht einmal entwicklungspsychologisch in
einem unteren Bereich einstufen lässt, da irrationales Verhalten sicher nicht
zu den Eigenschaften beispielsweise eines Säuglings gehört, purer
Selbsterhaltungstrieb und Reizreaktionsverhalten ohne Selbststeuerung aber durchaus.
Allerdings sind bei einem Säugling diese Muster an den reinen Lebensprinzipien,
den Notwendigkeiten seines körperlichen Überlebens ausgerichtet und nicht an
symbolischen Materialwerten, an Anerkennungssucht und der Bestätigung der
eigenen Wahnvorstellungen des Selbstbildes als Existenz als Persönlichkeit.
Bei alledem sind wir dauernd damit beschäftigt uns von
anderen Menschen abzugrenzen, uns gegen sie aufzuwerten, sie zu kategorisieren
und zu bewerten, ihnen die Unsicherheiten und
Ängste, die selbstsüchtigen und manipulativen Verhaltensweisen zu
unterstellen die wir selbst entwickelt haben und von denen wir nicht loskommen,
weil wir Angst vor dem haben was bleibt.
Der Grund dafür ist unsere innere Verunsicherung, die Unstetigkeit
des künstlichen Selbstbewusstseins das sich über die ideale und Werte einer
illusorischen Ordnung definiert, die im Grunde überhaupt nichts mit dem Leben,
dem Menschen und seinem Potential gemein hat, die nur dazu dient ihn abzulenken
von der Möglichkeit der Selbstbestimmung und der Selbsterkenntnis seiner Einheit
und Gleichheit mit dem Leben, die ihm vorgaukelt die Eigene Verantwortung abgeben zu können und gesellschaftlich und
moralisch legitimiert zu sein wenn er vornehmlich seinem Selbstinteresse folgt.
Wir können in jedem Moment der bewussten Sicht auf die
Wirklichkeit die illusorische Natur dieser Selbstdefinition erkennen, in den Konsequenzen, den
untragbaren, zerstörerischen Folgen unserer Lebensignoranz und unserer
irrationalen Werte. Wir können diesen Schritt hier und jetzt tun und uns
unseren Verlustängsten stellen, uns durch sie hindurch atmen und Schritt für Schritt
von ihnen befreien. Wir können uns selbst durchleuchten, durchschauen und
verstehen um uns selbst bestimmen zu können, um die Eigenverantwortung zu
übernehmen die uns zu mündigen, entwickelten, vertrauenswürdigen Menschen
macht. Das wäre die Verantwortung die uns lebendig macht, die uns befreit von
der selbstauferlegten Sklaverei durch die Bewusstseinssysteme und uns zu Nutzern unseres Potentials im Sinne
des Lebens, im Sinnes des Gemeinwohls, im sinne unserer Kinder und aller Kinder
des Lebens macht.
Den Beweis bleibt sich jeder selbst schuldig, sich selbst
und damit dem Leben.
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