Heute fühle ich mich total müde und
möchte am liebsten wieder hundert Ausreden überlegen um nicht mehr
schreiben zu müssen. Doch muss ich eigentlich? Ich habe diese
Vereinbarung mit mir selbst getroffen, täglich mindestens ein paar
Sätze zu schreiben, über meinen Entwicklungs- und
Selbstentdeckungsprozess, über alltägliches und die Selbstehrliche
Analyse meiner Existenz. Also muss ich nicht im Sinne einer von außen
aufgezwungenen Aufgabe, ich stehe nicht unter Druck dem ich nicht
folgen will oder kann, sondern meine Vereinbarung war eine
Vereinbarung des Selbst-Vertrauens, ein Versprechen an mich selbst,
ein Bekenntnis zu meiner Fähigkeit mich an selbst getroffene
Vereinbarungen zu halten. Und diese Vereinbarung ist im Grunde nicht
einmal eine besondere Herausforderung. Sie ist im Gegenteil ein
Geschenk an mich selbst, eine Aufforderung mich mit mir selbst zu
beschäftigen, mich verstehen und entwickeln zu lernen, mich
selbstbestimmt zu steuern und überall dort wo ich bisher
fremdbestimmten Mustern gefolgt bin, wo ich der Gehirnwäsche und den
Geistesprogrammen einer Kultur und eines Wertesystems in das ich
hineingewachsen bin blind gefolgt bin Schritte der Selbstbefreiung zu
unternehmen, praktische, am Leben ausgerichtete Schritte, in selbstehrlicher Erkenntnis der Einheit und Gleichheit mit allem in
Existenz, also kein rebellischer Befreiungsschlag in einer Auflehnung
gegen das System, als sei ich losgelöst und abgetrennt davon,
sondern in einer Transformation des Selbst, das Bestandteil und
tragende Funktion eben dieser Systeme war, die uns begrenzen, die das
Leben nahezu unkontrolliert zerstören, bedrohen und ausbeuten, die
gegen die Prinzipien des Lebens selbst, also dessen was wir sind
arbeiten, in dieser Selbstbefreiung zur Selbstbestimmung als das
Leben also diese Fehler und Irrtümer menschlicher Selbstwahrnehmung
zu korrigieren um ein Beispiel für die Möglichekit der
Selbstbestimmung in eigenverantwortlicher Lebenssicht als Mensch zu
sein.
Dieses Geschenk an mich selbst kann ich
nur zu lasten oder zum Schaden meiner Selbst einfach aufgeben oder
vernachlässigen, da ich mir selbst das Vertrauen entgegenbringe
diesen Weg zu gehen, da ich nur mir selbst Rechenschaft schuldig bin
und mir selbst gegenüber nicht schlüssig begründen werde können
warum ich es nicht fertig bringe, jeden Tag ein bestimmtes Pensum
niederzuschreiben, mich freizuschreiben um mich selbst als das Leben
frei zu machen für das Leben. Ich mag müde sein, dennoch sehe ich
wenn ich mich bedingungslos selbstehrlich befrage mehr als genügend
Möglichkeit und Potential um diesen Post zu schreiben und zu
veröffentlichen. Und so schreibe ich mich frei von der
Selbstrechtfertigung die ein Teilprogramm der Selbstaufgabe ist und
bestimme mich selbst dazu, mich der Vereinbarung mit mir selbst
verpflichtet zu sehen und schreibe mit der Motivation des Lebens und
der Erkenntnis um die Notwendigkeit der Befreiung des Lebens von
allen, noch so banal erscheinenden Programmen der Selbstwahrnehmung
unter Einfluß der systemischen Muster der menschlichen
Selbstversklavung unter modellierte Triebe, Emotionen und
Verhaltensmuster.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe mich vom täglichen Schreiben lossagen
zu wollen mit dem Argument der Müdigkeit und der
Selbstrechtfertigung als ein Selbstimage einer Person die gut und
viel gearbeitet und sich daher die abendliche Freizeit und
Entspannung verdient hat, ohne zu sehen, dass wahre Entspannung erst
durch die Selbsthingabe an das tägliche Schreiben erreicht werden
kann, indem ich mich frei schreibe von den mich in meinen Geist
einspannenden Gedankenmustern und fremdprogrammierten Wertideologien,
und indem ich mich mir selbst gegenüber als vertrauenswürdig
erweise mein „Verdienst“ der Vorteil aller an meiner
Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit ist.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe mich selbst müde zu denken, obwohl
ich körperlich durchaus noch wach und bei Kräften genug war, nur um
eine Rechtfertigung zu haben nicht mehr mit dem Schreiben anfangen zu
müssen, dass ich stattdessen etwas „unterhaltsames“ machen
wollte, etwas das früheren Gewohnheitsmustern entspricht wie einen
Film sehen oder ähnlich passive Erlebnisse, dass ich mich während
der Vorbereitung schon in einem inneren Konflikt befunden habe und
nicht einsehen wollte, dass das Hintergehen meiner Selbst mir selbst
schadet, dass ich mich selbst entlang der mir einprogrammierten und
konditionierten Muster manipuliere und programmiere und mich dadurch
selbst beschränke, bremse und aufgebe.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe zu glauben, wenn ich mich den ganzen
Tag über angestrengt habe, hätte ich etwas für mich ganz
persönlich „verdient“, ohne mich selbstehrlich zu fragen bei WEM
ich denn diese „Auszeit“ verdienen kann, wer sie mir sozusagen
zusprechen kann, da ich in dieser Selbstbefragung erkennen müsste,
dass ich selbst verantwortlich dafür bin, ob es wahrhaftig einen
solchen „Verdienst“ gibt, worin er tatsächlich begründet ist
und vor allem, ob ich darin wirklich einen Wert sehen kann, in
selbstehrlicher Selbstbefragung. Die einzige andere Möglichkeit wäre
die, dass ich eventuell den Glauben an eine übernatürliche oder
übermächtige Gottheit innerlich, unbewußt hüte und mir vorstelle,
dass ich ihr gegenüber diese Rechenschaft für meine „persönliche
Auszeit“ ablege, was ich nicht bejahen kann und daher muss ich
einsehen, dass ich selbst dieser „Gott“ bin, diese „Macht“
der ich hier etwas abzuschwatzen versuche, das ich „persönliche
Freiheit“ nenne und das ich in eigenmächtiger, selbstbestimmter
Sichtung der Wirklichkeit, der Zusammenhänge und meiner
Verantwortlichkeit als und für das Leben keinesfalls als Forderung
aufrecht erhalten kann.
Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 11.04.2013
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