Sonntag, 7. April 2013

Tag0056 - Der Tod als Spiegel des Lebens [Teil1]





Es gibt keine ‚toten Menschen‘, denn der Körper der nicht mehr als Mensch fungiert ist nicht tot, nur das System  das er war ist ‚tot‘, beendet und löst sich auf und so ist auch der ‚tote Mensch‘ nur ein System der Vorstellung. DAS ist die wahrhaftige Bedeutung des Todes, das ist die Wahrhaftige Bedeutung des ‚ewigen Lebens‘, des ‚großen Todes‘ in dem der Schleier der Verblendung sich lichtet, nicht etwa die spirituell verklärte Interpretation der New-Age-Fanatiker, dass da etwas ätherisches, übernatürliches, überphysisches als unsere Persönlichkeit, als wir selbst in individueller Sicht ewig existiere. Es ist das Leben, das ewig ist, in seiner physischen Existenz geht es weit über das menschliche Körperliche hinaus, und die Person, die Vorstellung, die Geschichte dieses Individuums des Geistes ist ein Beiwerk, das Ergebnis einer Prägung und Konditionierung, sie ist ein Teil des gesamten, aber nicht eigenständig existent, schon gar nicht über die Existenz des körperlich-physischen Systems hinaus. Es ist, wenn man erst einmal den Weg der Selbstanalyse in Selbstehrlichkeit angegangen ist, schwer nachzuvollziehen wie sich eine solche Idee überhaupt derart festsetzen und etablieren konnte, wo doch alle Fakten, alle Tatsachen und wirklich erlebbaren Phänomene dieser Existenz nichts davon vermuten lassen. Der einzige Grund an solcherlei Philosophien und Ideen zu glauben ist der der Angst und Bequemlichkeit. Angst vor der unabdingbaren Konsequenz all deiner Handlungen, vor der Unwägbarkeit deiner Zukunft in einer Welt verunsicherter, ängstlich-aggressiver Geister, und die Bequemlichkeit der eingebildeten Unschuld, der Vorstellung meine Verantwortung sei lediglich auf mich und mein Leben begrenzt, und erstrecke sich nicht etwa auf alle Konsequenzen meines Handelns, Denkens und Redens.

Warum ziehen wir eine Illusion dem Leben vor? Was bringt und die Angst vor dem Ende der Persönlichkeitsgeschichte, der Ideen und Vorstellungen, die ohnehin vornehmlich von Verbitterung, nagendem Selbstzweifel und der Ständigen Suche nach  Selbstbestätigung in anderen, also von emotionaler Abhängigkeit geprägt sind? Ist das tatsächlich ein Leben eines intelligenten Wesens mit dem Potential und den Möglichkeiten des Menschen? Wie konnten wir es zulassen ein System zu gestalten das uns derart zwingt, uns derart einschränkt und kontrolliert, so dass wir unsere Selbstkontrolle schon völlig aufgegeben haben ohne zu sehen, dass wir dadurch auch unsere Selbstbestimmung verlieren?

Wie kommt es, dass eine reine Vorstellung eines Ichs, eine Idee Angst vor dem Tod hat? Der Grund ist, dass sie nie gelebt hat. Der Grund ist ihre Isolation im Geiste, die künstliche Trennung nicht ur von der Existenz, sondern vom Leben, dem eigenen Selbst. In der reinen Identifikation über die Ideologie der konditionierten Bewusstseinsvorstellungen, der Kultur- und Erziehungsprogramme meines Umfeldes, entfremde, entferne ich mich von mir selbst als dem Leben, das ich bin. Ich entferne mich von der Einheit alles Körperlichen, der offensichtlichen Basis meiner Existenz im physischen Leben. Alles was ich mir vorstelle, was ich im Geist entwickelt habe, ist auf das Individuum selbst ausgerichtet, auf sein persönliches Leben, diese lächerlich kurze Zeitspanne. Darin versuchen wir, jeder für sich in einer Gemeinschaft das persönliche Glück und die Erfüllung zu finden. Und dabei können wir nicht auf die Unterstützung anderer hoffen, denn die sind ebenso mit sich selbst beschäftigt. Und niemand sieht auf, niemand hebt den Kopf und sieht die Wirklichkeit, die er aufgegeben hat für ein hoffnungsloses Unterfangen. Der Menschenverstand, wenn er genutzt wird, eigenständig, selbstehrlich und im Sinne des Lebens, offenbart diesen Selbstbetrug in einem einzigen Moment des Aufblickens, in einem einzigen Atemzug den man bewußt nimmt, in dem man das Leben das man ist erkennt und die Einheit und Gleichwertigkeit, die unglaublichen Möglichkeiten die uns zur Verfügung stehen und die unfassbaren Untaten die wir im Wahn der Selbstisolation, der Fixierung auf die persönliche Geschichte haben geschehen lassen.

Die Angst vor dem Tod ist die Selbstoffenbarung der vertanen Möglichkeiten. Die plötzliche Erkenntnis der Lebenslüge und der Unmöglichkeit der gelebten Motive und Ziele und der persönlichen Agenda. Niemand wird das Ewige Leben als Person sein, das Leben ist bereits was wir sind und immer waren. Darauf müssen wir uns wieder Besinnen um dem Leben (s)eine Würde zu geben, um die Formen des Lebens zu befreien von der Versklavung unter unsere Verantwortungslose Angst.  

Doch wir wagen es nicht uns zu befreien und selbst vor dem lächerlich verzweifelten Versuch der aggressiven, gewalttätigen Verteidigung unserer zum Scheitern verurteilten Ideale schrecken wir in unserem Wahn nicht zurück. Töten um dem Tod zu entrinnen, sich von ihm Freizukaufen, das ist ein geläufiges Verfahren in unzähligen Religionskriegen gewesen und ist es noch immer. Wir töten mittlerweile zwar auf subtilere Weise, im Namen einer das Leben ausquetschenden Gottheit, des Geldes, und die Religion ist der Kapitalismus, der Glaube an seine heilende und von Angst befreiende Kraft ist aber die selbe- Der Tod und die unerträgliche Angst vor ihm ist vielleicht rational nicht zu besiegen, doch der Wahn sich so viel wie möglich vom Leben einzuverleiben, sich selbst zu bereichern bis weit über die Notwendigkeiten hinaus, in einer Sucht nach energetischen Erlebnismomenten, nach ‚Genuss‘ und ‚Befriedigung‘, nach ‚Macht‘,  ‚Anerkennung‘ und ‚Bewunderung‘ scheint diesen Glauben irgendwie zu ersetzen, er gibt im Moment das Gefühl der Überlegenheit, der Unsterblichkeit in der Überfütterung des Geistes. Das ist kein Leben, keine Selbstbestimmung, das ist keine Verantwortlichkeit, keine Kultivierung des Lebens.
Auch andere Wege der Selbstverblendung, der Verzicht und die Abkehr von Konsum und sogenannten ‚weltlichen‘ Gütern, das Aussteigen aus den Systemen die unser Leben beherrschen und die wir selbst sind sind keine Befreiung. Sie sind nicht einmal tatsächlich und wahrhaftig möglich. Wir können uns nicht ausklinken aus einem System das wir selbst sind. Wir übernehmen keine Verantwortung und werden nicht zu besseren Menschen wenn wir verzichten. Auch die Bettelmönche leben aus dem und von dem weltlichen System, nur dass sich andere die Hände schmutzig machen. Beteiligt sind sie dennoch, moralisch, ideologisch und durch ihr ‚nicht-Handeln‘.

Nein, wahre Selbstbefreiung kann es nur für und als das Leben, also für alles Leben geben. Und befreien können nur die es, die es unterjochen. Und das sind eindeutig die Menschen.

Unsere Ängste sind unangebracht, künstlich, ohne realen Bezug zu unserer Existenz. Sie werden geformt und gestaltet in unseren Gedanken, verknüpft mit Emotionen und Bedürfnissen, benutzt und missbraucht um zu manipulieren, sie sind trügerisch und bremsen unsere Entwicklung, schränken unsere Möglichkeiten und unseren Horizont extrem ein. Sie halten uns vom Leben ab und sind die Hauptursache für den Zerfall und die Zerstörung unserer Anstrengungen, unserer scheinbaren Entwicklungen und Fortschritte, sie sind Hauptursache für unsere Gewaltbereitschaft und den Missbrauch am Leben in allen erdenklich grausamen Formen. Und sie sind selbst geschaffen, von uns selbst kreiert und akzeptiert, verinnerlicht und weitergegeben an unsere Kinder, ohne Verstand, ohne die Courage uns selbst einmal nur zu stoppen in unserem automatisierten Wahn und uns selbst zu hinterfragen, uns zu prüfen und vor uns selbst Rechenschaft abzulegen.

Dass wir das können, dafür geben viele hunderte Menschen den lebenden Beweis. Dass wir dafür selbst, jeder für sich eigenverantwortlich handeln und an uns selbst arbeiten müssen, ist eine grundlegende Erkenntnis die jeder selbst erlangen muss, die niemand aufzwingen oder beeinflussen kann. Das macht es zu einem so langsamen Prozess. Doch wer diesen Weg der Selbstbefreiung, der Befreiung von der Angst vor dem Leben und damit vor dem Tod  geht, der geht ihn offen, offenherzig und ohne Zurückhaltung. Der steht auf in der Gemeinschaft und stellt sich als Beispiel zur Verfügung, offenbart sich, stellt sich bloß um die verborgenen Ängste aller offenzulegen, um die Gleichheit vor Augen zu führen und lebendig erwachen zu lassen.

Der Mensch ist das Leben, gleich und eins mit allem Leben. Und wenn er sein Potential tatsächlich in Würde tragen will , dann muss er für ich selbst als das Leben die Verantwortung übernehmen, dann muss sein Denken und sein Handeln immer das Interesse allen Lebens einbeziehen, und zwar unbegrenzt, nicht nur  beschränkt auf einen Wahn, eine Geschichte einer persönlichen, kurzen Lebensspanne. Das Leben ist eins, hier und jetzt, für dich, mich, alle Lebensformen die sind und die die kommen. Der Tod ist eine unumstößliche, heilsame Wahrheit des Lebens, wir können an diesem Ende der Form, des Bewusstseins als Persönlichkeit ihre unwirkliche Natur erkennen und uns von dem Bann der vergeistigten Selbstidentifikation und damit auch von der Angst generell  befreien.

Fortsetzung folgt…                                                                                     

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 07.04.2013




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