Es gibt keine ‚toten Menschen‘, denn der Körper der nicht
mehr als Mensch fungiert ist nicht tot, nur das System das er war ist ‚tot‘, beendet und löst sich
auf und so ist auch der ‚tote Mensch‘ nur ein System der Vorstellung. DAS ist
die wahrhaftige Bedeutung des Todes, das ist die Wahrhaftige Bedeutung des ‚ewigen
Lebens‘, des ‚großen Todes‘ in dem der Schleier der Verblendung sich lichtet,
nicht etwa die spirituell verklärte Interpretation der New-Age-Fanatiker, dass
da etwas ätherisches, übernatürliches, überphysisches als unsere Persönlichkeit,
als wir selbst in individueller Sicht ewig existiere. Es ist das Leben,
das ewig ist, in seiner physischen Existenz geht es weit über das menschliche Körperliche
hinaus, und die Person, die Vorstellung, die Geschichte dieses Individuums des
Geistes ist ein Beiwerk, das Ergebnis einer Prägung und Konditionierung, sie
ist ein Teil des gesamten, aber nicht eigenständig existent, schon gar nicht
über die Existenz des körperlich-physischen Systems hinaus. Es ist, wenn man
erst einmal den Weg der Selbstanalyse in Selbstehrlichkeit angegangen ist,
schwer nachzuvollziehen wie sich eine solche Idee überhaupt derart festsetzen
und etablieren konnte, wo doch alle Fakten, alle Tatsachen und wirklich
erlebbaren Phänomene dieser Existenz nichts davon vermuten lassen. Der einzige
Grund an solcherlei Philosophien und Ideen zu glauben ist der der Angst und
Bequemlichkeit. Angst vor der unabdingbaren Konsequenz all deiner Handlungen,
vor der Unwägbarkeit deiner Zukunft in einer Welt verunsicherter,
ängstlich-aggressiver Geister, und die Bequemlichkeit der eingebildeten
Unschuld, der Vorstellung meine Verantwortung sei lediglich auf mich und mein
Leben begrenzt, und erstrecke sich nicht etwa auf alle Konsequenzen meines
Handelns, Denkens und Redens.
Warum ziehen wir eine Illusion dem Leben vor? Was bringt und
die Angst vor dem Ende der Persönlichkeitsgeschichte, der Ideen und
Vorstellungen, die ohnehin vornehmlich von Verbitterung, nagendem Selbstzweifel
und der Ständigen Suche nach Selbstbestätigung in anderen, also von
emotionaler Abhängigkeit geprägt sind? Ist das tatsächlich ein Leben eines
intelligenten Wesens mit dem Potential und den Möglichkeiten des Menschen? Wie
konnten wir es zulassen ein System zu gestalten das uns derart zwingt, uns
derart einschränkt und kontrolliert, so dass wir unsere Selbstkontrolle schon
völlig aufgegeben haben ohne zu sehen, dass wir dadurch auch unsere
Selbstbestimmung verlieren?
Wie kommt es, dass eine reine Vorstellung eines Ichs, eine
Idee Angst vor dem Tod hat? Der Grund ist, dass sie nie gelebt hat. Der Grund
ist ihre Isolation im Geiste, die künstliche Trennung nicht ur von der
Existenz, sondern vom Leben, dem eigenen Selbst. In der reinen Identifikation
über die Ideologie der konditionierten Bewusstseinsvorstellungen, der Kultur-
und Erziehungsprogramme meines Umfeldes, entfremde, entferne ich mich von mir
selbst als dem Leben, das ich bin. Ich entferne mich von der Einheit alles
Körperlichen, der offensichtlichen Basis meiner Existenz im physischen Leben.
Alles was ich mir vorstelle, was ich im Geist entwickelt habe, ist auf das
Individuum selbst ausgerichtet, auf sein persönliches Leben, diese lächerlich
kurze Zeitspanne. Darin versuchen wir, jeder für sich in einer Gemeinschaft das
persönliche Glück und die Erfüllung zu finden. Und dabei können wir nicht auf
die Unterstützung anderer hoffen, denn die sind ebenso mit sich selbst
beschäftigt. Und niemand sieht auf, niemand hebt den Kopf und sieht die
Wirklichkeit, die er aufgegeben hat für ein hoffnungsloses Unterfangen. Der
Menschenverstand, wenn er genutzt wird, eigenständig, selbstehrlich und im
Sinne des Lebens, offenbart diesen Selbstbetrug in einem einzigen Moment des
Aufblickens, in einem einzigen Atemzug den man bewußt nimmt, in dem man das
Leben das man ist erkennt und die Einheit und Gleichwertigkeit, die
unglaublichen Möglichkeiten die uns zur Verfügung stehen und die unfassbaren
Untaten die wir im Wahn der Selbstisolation, der Fixierung auf die persönliche
Geschichte haben geschehen lassen.
Die Angst vor dem Tod ist die Selbstoffenbarung der vertanen
Möglichkeiten. Die plötzliche Erkenntnis der Lebenslüge und der Unmöglichkeit
der gelebten Motive und Ziele und der persönlichen Agenda. Niemand wird das
Ewige Leben als Person sein, das Leben ist bereits was wir sind und immer
waren. Darauf müssen wir uns wieder Besinnen um dem Leben (s)eine Würde zu
geben, um die Formen des Lebens zu befreien von der Versklavung unter unsere
Verantwortungslose Angst.
Doch wir wagen es nicht uns zu befreien und selbst vor dem
lächerlich verzweifelten Versuch der aggressiven, gewalttätigen Verteidigung
unserer zum Scheitern verurteilten Ideale schrecken wir in unserem Wahn nicht
zurück. Töten um dem Tod zu entrinnen, sich von ihm Freizukaufen, das ist ein
geläufiges Verfahren in unzähligen Religionskriegen gewesen und ist es noch
immer. Wir töten mittlerweile zwar auf subtilere Weise, im Namen einer das
Leben ausquetschenden Gottheit, des Geldes, und die Religion ist der
Kapitalismus, der Glaube an seine heilende und von Angst befreiende Kraft ist
aber die selbe- Der Tod und die unerträgliche Angst vor ihm ist vielleicht
rational nicht zu besiegen, doch der Wahn sich so viel wie möglich vom Leben einzuverleiben,
sich selbst zu bereichern bis weit über die Notwendigkeiten hinaus, in einer
Sucht nach energetischen Erlebnismomenten, nach ‚Genuss‘ und ‚Befriedigung‘,
nach ‚Macht‘, ‚Anerkennung‘ und ‚Bewunderung‘
scheint diesen Glauben irgendwie zu ersetzen, er gibt im Moment das Gefühl der
Überlegenheit, der Unsterblichkeit in der Überfütterung des Geistes. Das ist
kein Leben, keine Selbstbestimmung, das ist keine Verantwortlichkeit, keine Kultivierung
des Lebens.
Auch andere Wege der Selbstverblendung, der Verzicht und die Abkehr von Konsum und sogenannten ‚weltlichen‘ Gütern, das Aussteigen aus den Systemen die unser Leben beherrschen und die wir selbst sind sind keine Befreiung. Sie sind nicht einmal tatsächlich und wahrhaftig möglich. Wir können uns nicht ausklinken aus einem System das wir selbst sind. Wir übernehmen keine Verantwortung und werden nicht zu besseren Menschen wenn wir verzichten. Auch die Bettelmönche leben aus dem und von dem weltlichen System, nur dass sich andere die Hände schmutzig machen. Beteiligt sind sie dennoch, moralisch, ideologisch und durch ihr ‚nicht-Handeln‘.
Auch andere Wege der Selbstverblendung, der Verzicht und die Abkehr von Konsum und sogenannten ‚weltlichen‘ Gütern, das Aussteigen aus den Systemen die unser Leben beherrschen und die wir selbst sind sind keine Befreiung. Sie sind nicht einmal tatsächlich und wahrhaftig möglich. Wir können uns nicht ausklinken aus einem System das wir selbst sind. Wir übernehmen keine Verantwortung und werden nicht zu besseren Menschen wenn wir verzichten. Auch die Bettelmönche leben aus dem und von dem weltlichen System, nur dass sich andere die Hände schmutzig machen. Beteiligt sind sie dennoch, moralisch, ideologisch und durch ihr ‚nicht-Handeln‘.
Nein, wahre Selbstbefreiung kann es nur für und als das
Leben, also für alles Leben geben. Und befreien können nur die es, die es
unterjochen. Und das sind eindeutig die Menschen.
Unsere Ängste sind unangebracht, künstlich, ohne realen
Bezug zu unserer Existenz. Sie werden geformt und gestaltet in unseren
Gedanken, verknüpft mit Emotionen und Bedürfnissen, benutzt und missbraucht um
zu manipulieren, sie sind trügerisch und bremsen unsere Entwicklung, schränken unsere
Möglichkeiten und unseren Horizont extrem ein. Sie halten uns vom Leben ab und
sind die Hauptursache für den Zerfall und die Zerstörung unserer Anstrengungen,
unserer scheinbaren Entwicklungen und Fortschritte, sie sind Hauptursache für
unsere Gewaltbereitschaft und den Missbrauch am Leben in allen erdenklich
grausamen Formen. Und sie sind selbst geschaffen, von uns selbst kreiert und
akzeptiert, verinnerlicht und weitergegeben an unsere Kinder, ohne Verstand,
ohne die Courage uns selbst einmal nur zu stoppen in unserem automatisierten
Wahn und uns selbst zu hinterfragen, uns zu prüfen und vor uns selbst
Rechenschaft abzulegen.
Dass wir das können, dafür geben viele hunderte Menschen den
lebenden Beweis. Dass wir dafür selbst, jeder für sich eigenverantwortlich
handeln und an uns selbst arbeiten müssen, ist eine grundlegende Erkenntnis die
jeder selbst erlangen muss, die niemand aufzwingen oder beeinflussen kann. Das
macht es zu einem so langsamen Prozess. Doch wer diesen Weg der
Selbstbefreiung, der Befreiung von der Angst vor dem Leben und damit vor dem
Tod geht, der geht ihn offen,
offenherzig und ohne Zurückhaltung. Der steht auf in der Gemeinschaft und
stellt sich als Beispiel zur Verfügung, offenbart sich, stellt sich bloß um die
verborgenen Ängste aller offenzulegen, um die Gleichheit vor Augen zu führen
und lebendig erwachen zu lassen.
Der Mensch ist das Leben, gleich und eins mit allem Leben.
Und wenn er sein Potential tatsächlich in Würde tragen will , dann muss er für
ich selbst als das Leben die Verantwortung übernehmen, dann muss sein Denken
und sein Handeln immer das Interesse allen Lebens einbeziehen, und zwar
unbegrenzt, nicht nur beschränkt auf
einen Wahn, eine Geschichte einer persönlichen, kurzen Lebensspanne. Das Leben
ist eins, hier und jetzt, für dich, mich, alle Lebensformen die sind und die
die kommen. Der Tod ist eine unumstößliche, heilsame Wahrheit des Lebens, wir
können an diesem Ende der Form, des Bewusstseins als Persönlichkeit ihre
unwirkliche Natur erkennen und uns von dem Bann der vergeistigten Selbstidentifikation
und damit auch von der Angst generell befreien.
Fortsetzung folgt…
Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 07.04.2013
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