Revenge |
Immer wieder stößt man vor allem im Internet auf extreme
Ansichten, extreme Stadpunkte und Meinungen, ganz besonders wenn es sich um die
Meinung anonymer Persönlichkeiten handelt, da sie sich hinter der Maske einer
falschen Identität nun frei und ungezwungen genug fühlen, ihren entwickelten
Trieben, den extremen emotionalen Erregungen Luft zu machen.
So zum Beispiel und besonders im Fall des Kindesmissbrauchs
durch pädophile Täter, oder bekennend pädophile Menschen. Hier entlädt sich öffentlich
eine emotionale Erregung , ein Zorn und aggressiv aufgebrachte Entrüstung werden als hetzerisch anklagende Parolen herausgeschrien.
Doch wie wahrhaftig sind diese Äußerungen? Was drücken sie tatsächlich aus?
Sind sie wirklich aus der ernsthaften Sorge um die potentiellen Opfer geboren
oder entstammen sie einer ganz persönlichen Sucht nach energetischer Ladung,
nach dem Gefühl mächtig zu sein, einen Effekt zu haben, sich als das konditionierte Image eines Helden aufzuspielen
der das Böse vernichtet um allein dadurch „gut“ zu werden.
„Pädophile Aufhängen!“, „Man sollte sie erschießen!“, „Kastrieren!“
und ähnliches hört und liest man überall auf den Internet Portalen, den
sozialen Netzwerken und auch im wirklichen Leben. Es scheint im Sinne der
Moralstrukturierung unserer Gesellschaft zu sein, sich derart aggressiv
gegenüber solchen Verbrechen zu äußern. Letztlich ist es aber eine unkontrolliert
zugelassene Reaktion, ein emotionales Muster das nicht selbstbestimmt gesteuert
und nicht von Vernunft und lösungsorientiertem Denken bestimmt ist und somit
das Selbst und andere hinwegtäuscht über die Vermeidung des ernsthaften,
praktischen Aufspürens von Ursachen und Lösungen und dass man den einfachen Weg des spontanen Abreagierens
vorzieht.
Die Lösungs- und Ursachenorientierte Vorgehensweise würde
eben verlangen und voraussetzen, dass alle Menschen als die konstitutionellen
Bestandteile der Gesellschaft ihre Akzeptanz der Systeme, ihre grundlegenden
Werte und die gesellschaftlich-kulturellen Strukturen ernsthaft und offen in
Frage stellen, sich den Fakte der eigenen Verantwortung als das Leben, als die
Gesellschaft und als die Systematik die eben solche Entwicklungen überhaupt
möglich macht zu stellen. Die selbstehrliche Selbstanalyse die in jedem einzelnen die Strukturen
und Muster, die Programme, Triebe, energetischen Süchte und emotionalen
Verknüpfungen aufdeckt, ihre Zusammenstellung klärt, die Konsequenzen
verdeutlicht, die den einzelnen ermächtigt dieses Bewusstseins- und physisch-reaktive Sytem zu verstehen ist eben der notwendige Prozess zur
Eigenverantwortung, zu selbstbestimmten Handeln und Denken, zur selbstbestimmten
Selbstgestaltung in allen Bereichen des Lebens und stellt die Grundlage für die
Gründung einer offenen, vertrauenswürdigen, lebensförderlichen und Angstfreien
menschlichen Gemeinschaft.
Wir sind aber weit entfernt von dieser Selbstentwicklung,
diese Einsicht und offene Bekenntnis zu dieser Wahrheit der Entscheidungsmöglichkeit
und der Übernahme der Eigenverantwortung jedes Einzelnen ist nicht nur
unpopulär in unserer Welt, sie wird sogar vollständig ignoriert und verneint,
sie wird dem Menschen abgesprochen, und der vergeistigte, verängstigte,
emotionell abhängige Konsummensch nimmt diese Scheinwahrheit gerne und dankbar
an, dient sie doch als Rechtfertigung der eigenen Untätigkeit, der bequemen,
selbstsüchtigen, mentalen Selbstverherrlichung und Legitimation der
persönlichen Ränke und Pläne, der heuchlerischen Fassade aus Anstand, Moral,
Gutherzigkeit und Mitgefühl, hinter der das ängstliche Ego intrigiert und zittert,
sich in gedanklichen Selbstverherrlichenden Philosophien an der imaginären
Interpretation des „Geschehens“ ergötzt, misst und vergleicht, kalkuliert und
abschätzt, sich seine energetischen Vorstellungsmomente so ergattert.
Und da kommt die erhabene Selbstverherrlichung in der
Abtrennung von der offensichtlichen Repräsentation des Bösen in Form eines
Kinderschänders gerade Recht, und die aggressive, nach außen gekehrte Abscheu,
die Verneinung der Lebensberechtigung eines Menschen der in dieser Weise gehandelt
hat, der in dieser Weise zweifelsfrei inakzeptabel entwickelt ist, grenzt das
Selbst eben scheinbar von diesem Geschehen ab, man kann sich selbst als „gut“
und „besser“ kategorisieren im Vergleich mit dem „Negativbeispiel“.
Doch diese absolut egoistisch motivierte Reaktion ist auch
schon alles, was diesen Argumenten, diesen Aussagen zu entnehmen ist. Sie
beinhalten weder ein wirkliches Verständnis der Situation, noch den Versuch
diese Taten zu verstehen, obwohl offenkundig nur das Verstehen einer solchen
Entwicklungsgenese der Persönlichkeit die Problematik präventiv verhindern
könnte. Und diese Vorgehensweise hätte dann tatsächlich einen Effekt und eine
Schutzwirkung für weitere, potentielle Opfer solcher Übergriffe.
Allerdings würde dies eben bedeuten, dass man die gewohnten
Systeme, das, worüber man sich selbst künstlich definiert und identifiziert in
Frage gestellt werden müsste, und dass man erkennen könnte, dass alles
miteinander verknüpft und somit auch die Gemeinschaft selbst verantwortlich ist
für die Entwicklung solcher unkontrollierten Triebhaftigkeiten und der
Gewaltbereitschaft dieser Menschen. Dabei ist dieses Thema des
Kindesmissbrauchs natürlich nur ein Bereich von vielen, aber aufgrund der
offensichtlichen Verwerflichkeit angesichts der Hilflosigkeit und Ohnmacht der
Kinder offenbart dieser Fehler im System natürlich besonders Schmerzhaft die
heuchlerische Natur all unserer scheinbar menschlichen Ideale, der Vernunft,
der Sicherheit, des Intellekts und der Überlegenheit menschlicher
Gesellschaften. Gerade die Kinder sind ein besonders wunder Punkt, da wir ihnen
gegenüber Schutz und Verantwortungsbewusstsein heucheln, aber nicht bereit sind
unsere gewohnten Verhaltensweisen, Werte und Ideale in Frage zu stellen wenn
wir offenkundig sehen, dass das Leben und vor allem auch die Kinder nicht
sicher sind.
Die hasserfüllte Reaktion soll uns als besonders moralische
Menschen kennzeichnen, sie soll uns als „gut“, „normal“ und gesellschaftlich
akzeptiert erscheinen lassen und offenbart ehrlich betrachtet das genaue Gegenteil. Sie
zeigt unsere Angst vor der Selbsterkenntnis und der unbequemen Notwendigkeit
der Selbstarbeit und der Annahme der Eigenverantwortung in Einheit mit dem
Leben aller. Die Moralsysteme dienen hier als Schutzschild, als Rechtfertigung
und Legitimation des eigenen Selbstbetrugs. Sie dienen gleichzeitig als Waffe
gegen jedes Argument das tatsächlich an Ursachenfindung und Problemlösung
interessiert ist, in der Möglichkeit den Spieß herumzudrehen und jeden Gegner
der Hassreaktion als Befürworter des Verbrechens zu bezeichnen.
Verantwortungsbewusstsein ist unabhängig von moralischen
Vorstellungen und vor allem unabhängig von dem Drang der öffentlichen Selbspräsentation.
Verantwortungsbewusstsein ist frei von Angst, vor allem frei von der Angst sich
selbst neu zu strukturieren, bedingungslos alle menschlichen Bewusstseinssysteme
und konditionierten Programme, Werte, Normen und Ideale auf ihre tatsächlichen
Motive und vor allem auf die Konsequenzen für alles Leben zu prüfen und sie
wenn nötig zu dekonstruieren, aufzugeben und zu transformieren.
Der Mensch als Persönlichkeit, in seiner Unfähigkeit sich
selbst zu bestimmen, sich selbst zu leben, ist ein Produkt der Konditionierung
durch die Gesellschaft, durch die Kultur. Egal in welchem Bereich. Das Ausleben
von Machtverhältnissen, von Überlegenheit ist in unserer Kultur ein
alltägliches, alles durchziehendes Prinzip geworden, weil wir alle es so
akzeptiert und kultiviert haben. Wir haben uns selbst so gestaltet, dass wir
ein Verlangen nach dieser Machtausübung haben. Und diese ist überall
verwerflich, lebensfeindlich, inakzeptabel und Entwicklungshemmend.
Fortsetzung folgt…
Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 05.04.2013
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