Freitag, 5. April 2013

Tag0054 - Problem Pädophilie: die moralische Heuchelei in öffentlichen Hassreaktionen



Revenge



Immer wieder stößt man vor allem im Internet auf extreme Ansichten, extreme Stadpunkte und Meinungen, ganz besonders wenn es sich um die Meinung anonymer Persönlichkeiten handelt, da sie sich hinter der Maske einer falschen Identität nun frei und ungezwungen genug fühlen, ihren entwickelten Trieben, den extremen emotionalen Erregungen Luft zu machen.

So zum Beispiel und besonders im Fall des Kindesmissbrauchs durch pädophile Täter, oder bekennend pädophile Menschen. Hier entlädt sich öffentlich eine emotionale Erregung , ein Zorn und aggressiv aufgebrachte Entrüstung  werden als hetzerisch anklagende Parolen herausgeschrien. Doch wie wahrhaftig sind diese Äußerungen? Was drücken sie tatsächlich aus? Sind sie wirklich aus der ernsthaften Sorge um die potentiellen Opfer geboren oder entstammen sie einer ganz persönlichen Sucht nach energetischer Ladung, nach dem Gefühl mächtig zu sein, einen Effekt zu haben, sich als das  konditionierte Image eines Helden aufzuspielen der das Böse vernichtet um allein dadurch „gut“ zu werden.

„Pädophile Aufhängen!“, „Man sollte sie erschießen!“, „Kastrieren!“ und ähnliches hört und liest man überall auf den Internet Portalen, den sozialen Netzwerken und auch im wirklichen Leben. Es scheint im Sinne der Moralstrukturierung unserer Gesellschaft zu sein, sich derart aggressiv gegenüber solchen Verbrechen zu äußern. Letztlich ist es aber eine unkontrolliert zugelassene Reaktion, ein emotionales Muster das nicht selbstbestimmt gesteuert und nicht von Vernunft und lösungsorientiertem Denken bestimmt ist und somit das Selbst und andere hinwegtäuscht über die Vermeidung des ernsthaften, praktischen Aufspürens von Ursachen und Lösungen und dass man  den einfachen Weg des spontanen Abreagierens vorzieht.

Die Lösungs- und Ursachenorientierte Vorgehensweise würde eben verlangen und voraussetzen, dass alle Menschen als die konstitutionellen Bestandteile der Gesellschaft ihre Akzeptanz der Systeme, ihre grundlegenden Werte und die gesellschaftlich-kulturellen Strukturen ernsthaft und offen in Frage stellen, sich den Fakte der eigenen Verantwortung als das Leben, als die Gesellschaft und als die Systematik die eben solche Entwicklungen überhaupt möglich macht zu stellen. Die selbstehrliche Selbstanalyse die in jedem einzelnen die Strukturen und Muster, die Programme, Triebe, energetischen Süchte und emotionalen Verknüpfungen aufdeckt, ihre Zusammenstellung klärt, die Konsequenzen verdeutlicht, die den einzelnen ermächtigt dieses Bewusstseins- und physisch-reaktive Sytem zu verstehen ist eben der notwendige Prozess zur Eigenverantwortung, zu selbstbestimmten Handeln und Denken, zur selbstbestimmten Selbstgestaltung in allen Bereichen des Lebens und stellt die Grundlage für die Gründung einer offenen, vertrauenswürdigen, lebensförderlichen und Angstfreien menschlichen Gemeinschaft.

Wir sind aber weit entfernt von dieser Selbstentwicklung, diese Einsicht und offene Bekenntnis zu dieser Wahrheit der Entscheidungsmöglichkeit und der Übernahme der Eigenverantwortung jedes Einzelnen ist nicht nur unpopulär in unserer Welt, sie wird sogar vollständig ignoriert und verneint, sie wird dem Menschen abgesprochen, und der vergeistigte, verängstigte, emotionell abhängige Konsummensch nimmt diese Scheinwahrheit gerne und dankbar an, dient sie doch als Rechtfertigung der eigenen Untätigkeit, der bequemen, selbstsüchtigen, mentalen Selbstverherrlichung und Legitimation der persönlichen Ränke und Pläne, der heuchlerischen Fassade aus Anstand, Moral, Gutherzigkeit und Mitgefühl, hinter der das ängstliche Ego intrigiert und zittert, sich in gedanklichen Selbstverherrlichenden Philosophien an der imaginären Interpretation des „Geschehens“ ergötzt, misst und vergleicht, kalkuliert und abschätzt, sich seine energetischen Vorstellungsmomente so ergattert.

Und da kommt die erhabene Selbstverherrlichung in der Abtrennung von der offensichtlichen Repräsentation des Bösen in Form eines Kinderschänders gerade Recht, und die aggressive, nach außen gekehrte Abscheu, die Verneinung der Lebensberechtigung eines Menschen der in dieser Weise gehandelt hat, der in dieser Weise zweifelsfrei inakzeptabel entwickelt ist, grenzt das Selbst eben scheinbar von diesem Geschehen ab, man kann sich selbst als „gut“ und „besser“ kategorisieren im Vergleich mit dem „Negativbeispiel“.

Doch diese absolut egoistisch motivierte Reaktion ist auch schon alles, was diesen Argumenten, diesen Aussagen zu entnehmen ist. Sie beinhalten weder ein wirkliches Verständnis der Situation, noch den Versuch diese Taten zu verstehen, obwohl offenkundig nur das Verstehen einer solchen Entwicklungsgenese der Persönlichkeit die Problematik präventiv verhindern könnte. Und diese Vorgehensweise hätte dann tatsächlich einen Effekt und eine Schutzwirkung für weitere, potentielle Opfer solcher Übergriffe.

Allerdings würde dies eben bedeuten, dass man die gewohnten Systeme, das, worüber man sich selbst künstlich definiert und identifiziert in Frage gestellt werden müsste, und dass man erkennen könnte, dass alles miteinander verknüpft und somit auch die Gemeinschaft selbst verantwortlich ist für die Entwicklung solcher unkontrollierten Triebhaftigkeiten und der Gewaltbereitschaft dieser Menschen. Dabei ist dieses Thema des Kindesmissbrauchs natürlich nur ein Bereich von vielen, aber aufgrund der offensichtlichen Verwerflichkeit angesichts der Hilflosigkeit und Ohnmacht der Kinder offenbart dieser Fehler im System natürlich besonders Schmerzhaft die heuchlerische Natur all unserer scheinbar menschlichen Ideale, der Vernunft, der Sicherheit, des Intellekts und der Überlegenheit menschlicher Gesellschaften. Gerade die Kinder sind ein besonders wunder Punkt, da wir ihnen gegenüber Schutz und Verantwortungsbewusstsein heucheln, aber nicht bereit sind unsere gewohnten Verhaltensweisen, Werte und Ideale in Frage zu stellen wenn wir offenkundig sehen, dass das Leben und vor allem auch die Kinder nicht sicher sind.

Die hasserfüllte Reaktion soll uns als besonders moralische Menschen kennzeichnen, sie soll uns als „gut“, „normal“ und gesellschaftlich akzeptiert erscheinen lassen und offenbart  ehrlich betrachtet das genaue Gegenteil. Sie zeigt unsere Angst vor der Selbsterkenntnis und der unbequemen Notwendigkeit der Selbstarbeit und der Annahme der Eigenverantwortung in Einheit mit dem Leben aller. Die Moralsysteme dienen hier als Schutzschild, als Rechtfertigung und Legitimation des eigenen Selbstbetrugs. Sie dienen gleichzeitig als Waffe gegen jedes Argument das tatsächlich an Ursachenfindung und Problemlösung interessiert ist, in der Möglichkeit den Spieß herumzudrehen und jeden Gegner der Hassreaktion als Befürworter des Verbrechens zu bezeichnen.

Verantwortungsbewusstsein ist unabhängig von moralischen Vorstellungen und vor allem unabhängig von dem Drang der öffentlichen Selbspräsentation. Verantwortungsbewusstsein ist frei von Angst, vor allem frei von der Angst sich selbst neu zu strukturieren, bedingungslos alle menschlichen Bewusstseinssysteme und konditionierten Programme, Werte, Normen und Ideale auf ihre tatsächlichen Motive und vor allem auf die Konsequenzen für alles Leben zu prüfen und sie wenn nötig zu dekonstruieren, aufzugeben und zu transformieren.

Der Mensch als Persönlichkeit, in seiner Unfähigkeit sich selbst zu bestimmen, sich selbst zu leben, ist ein Produkt der Konditionierung durch die Gesellschaft, durch die Kultur. Egal in welchem Bereich. Das Ausleben von Machtverhältnissen, von Überlegenheit ist in unserer Kultur ein alltägliches, alles durchziehendes Prinzip geworden, weil wir alle es so akzeptiert und kultiviert haben. Wir haben uns selbst so gestaltet, dass wir ein Verlangen nach dieser Machtausübung haben. Und diese ist überall verwerflich, lebensfeindlich, inakzeptabel und Entwicklungshemmend.

Fortsetzung folgt…

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 05.04.2013




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