Das Bewusstsein als System der Persönlichkeit, als Bildhafte
Vorstellung einer geschichtlichen Entwicklung als Ich, als Sein,
als der Gedanke, existiert in der Vorstellung auf Grundlage unerträglicher
Angst, einer Angst vor der Verflüchtigung, vor dem Wertverlust der eigenen
Selbstwahrnehmung, einer Angst die existenziell begründet ist in der
Abhängigkeit von äußeren Systemen, bzw. von den Systemen die wir als das Bewusstsein
als ‚äußere Systeme‘ wahrnehmen und die in hohem Maße unverlässlich und
trügerisch sind. Tatsächlich sind sie eben die Konsequenz der eigenen
Verängstigung, daher schließt sich hier der Kreis noch bevor der erste Schritt
überhaupt getan ist und das Resultat ist ein völlig absurdes, irrationales und wahnsinniges
Verhalten der “Gruppe“ als menschliche Gesellschaft oder Kommune. Jede
Kommunikation wird geprüft auf den Vorteil den sie bringt, jedes Verhalten ist
reaktiv aus einer inneren, emotionalen Verknüpfung mit der eigenen
Vorstellungswelt heraus, unverständlich und sinnfrei für die Gemeinschaft, doch
unglaublich wichtig für die Selbstbestätigung der illusionären
Selbstwahrnehmung. Nahezu jedes Verhalten ist manipulativ und trügerisch. Der
Nutzen der anderen ist immer ein persönlicher, ein eigener und er wird wenn
möglich geheim gehalten. Stattdessen werden Gründe vorgeschoben, heuchlerische
Argumente liefern die Rechtfertigung für ausbeuterisches und ausnutzendes
Verhalten, Liebe, Freundschaft gilt so lange etwas wie der Nutzen erkennbar
ist, auch wenn es nur ein ideeller ist. Das herauspicken von Einzelpersonen ist
von vornherein eine egoistische Auswahl, ob es um Ehe, Freundschaft oder
Partnerschaft geht. Sie folgt vorprogrammierten oder konditionierten Vorlieben,
jenen Schlüsselreizen die dem emotional-hormonellen Gebilde den energetischen
Kick versetzen der als angenehmer Rausch wahrgenommen und immer weiter verfolgt
wird. Vernunft, Verstand, oder gar ein höheres Interesse als das ganz
persönliche, ohne Rücksicht auf Konsequenzen und Verluste ist hier nicht zu
erkennen. Und selbst jene die scheinbar selbstlos handeln und sich damit
Präsentieren als uneigennützige, selbstlos-mitfühlende Menschen tun dies in
viel zu vielen Fällen aufgrund eben dieser Anerkennung und oft offenbart das
System selbst indem es ihnen eine gewisse Machtposition verschafft die
eigentliche Struktur der Persönlichkeit und die tatsächlichen Motive, wenn sie
diese dann im Glauben geschützt und verborgen zu handeln ausnutzen um die Ziele
ihre geheimen, ganz persönlichen Agenda zu verfolgen.
Nach einer persönlichen Erfahrung mit meinen eigenen
emotionalen Verknüpfungen und den inneren Konflikten zwischen
Erwartungshaltungen und der Wirklichkeit, dem Selbstbild und dem Widerspruch
der durch meine tatsächlichen Reaktionen und die Selbstrechtfertigungen die
diese Verhüllen sollen entsteht, habe ich heute das erste Mal seit ewigen
Jahren wieder ein wirkliches, depressives Empfinden gehabt, einen Gemütszustand
der ausweglos erscheint, der so gerechtfertigt wahrgenommen wird, dass man sich
nichts vorstellen kann, dass einen aus diesem Tief, dieser Resignation und
diesem Zustand der Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit herausholen könnte. Eigentlich
ist es eine Sicht dass alles Nutzlos ist, nichts wirklich Bestand,
Verlässlichkeit und Wert besitzt, dass du nichts tun kannst, das irgendwie
relevant wäre.
Interessanterweise war mir die ganze Zeit über durchaus
bewußt, dass ich mich aus dieser Situation der Gedankenverlorenen Selbstaufgabe
herausholen kann, ich wußte es aufgrund meiner eigenen Entwicklung, dem
bewußten Prozeß des Selbst-Verstehens und der Selbstbefreiung dass es möglich
ist. Und dennoch konnte ich es nicht, ich war nicht in der Lage, oder besser
gesagt nicht bereit dazu. Und genau das ist nämlich der Punkt, dass dieser
Zustand der Depression nur eine Facette des Egos, der Welt der vergeistigten,
illusionären Selbstidentifikation als abgetrennt von der Wirklichkeit, als ein isoliert
im Kopf existierendes Wesen, in deren Erleben man sich ebenso heimisch und
bestätigt fühlen kann wie in sogenannter positiv energetischer
Selbstwahrnehmung eines ‚Hochs‘, einer freudigen Erregung, daher ist es nicht
verwunderlich warum diese zwei Extreme Hand in Hand gehen wenn man sie
Psychopathologisch betrachtet.
Doch zurück zu dem Punkt des „nicht-bereit-seins“ sich zu
Lösen von diesen Gedankenmustern:
Es gab keinen wirklichen Grund für meine Reaktion und den
Zustand in den ich mich mehr oder weniger bewusst versetzt hatte. Ich war mir darüber
im Klaren als ich gemerkt habe, dass die Rechtfertigungsversuche in meinem
inneren Dialog erhebliche Lücken aufwiesen. Und ich entschied mich also, gar
nicht weiter der tatsächlichen Ursache für mein Empfinden nachzugehen, sondern
weiter darin hängen zu bleiben. Die Entscheidung ist getroffen durch die
Vermeidung der selbstehrlichen Selbstanalyse. Tatsächlich reagierte ich auf ein
Phantom das ich in meinem Geist unterschwellig aufgebaut und aufgestaut hatte,
eine enttäuschte Erwartungshaltung und die persönliche Verletzung die ich
daraus geformt hatte, eine Vorstellung von mir, meinem Wirken und Handeln, und
von dem Feedback und der zu erwartenden Haltung
der beteiligten Personen mir gegenüber, kurz gesagt einer Erwarteten
Dankbarkeit, aber nicht in Form einer direkten Belohnung, sondern in diesem
Fall in Form der Nachsichtigkeit im Bezug auf unangemessenes oder ungerechtes
Verhalten, Rücksichtnahme auf und
Akzeptanz meiner „persönlichen Schwäche“ und damit eine Legitimation oder
besser gesagt eine erkaufte Freiheit für mich, mich hin und wieder gehen zu
lassen, in altgewohnte Verhaltensmuster zurückzufallen ohne die Konsequenzen
auf mich zurückkommen zu lassen. Ein äußerst missbräuchliches Gedankengut, wenn
man es so in Worten vor sich ausbreitet. Doch gar nicht so selten anzutreffen.
Es ist eine schwer zu durchschauende, fast perfekte Tarnung hinter scheinbarer
Schwäche, hinter Aufopferung und Selbstlosigkeit, während man tatsächlich sich
selbst wieder zur Hauptperson des Geschehens macht und innerliche Rechnungen
schreibt und Schulden eintreibt in einer Währung die es überhaupt nicht gibt,
Papiergeld im Spiel der Verlorenen Geister, der Illusionen, der energiesüchtigen
Vorstellungsbilder des Bewusstseins. Das Tückische daran ist der versteckte
Dolch, die geheimen Motive hinter tatsächlichen Verhaltensweisen und Taten, die
durchaus allen Nutzen bringen, die durchaus auch im Moment der Ausführung und
Planung selbstlos motiviert sein können, doch das Ego, die Persönlichkeit kann
sich ebenso zu einem späteren Zeitpunkt
einschalten und die Umstände neu auslegen, interpretieren und umdeuten,
einspinnen in eine Intrige der selbstsüchtigen Selbstaufgabe an Gewohnheiten,
Bequemlichkeiten und die Sucht nach Potentiellen Energiemomenten. Auch das als
verletzend wahrgenommene Verhalten der/des anderen kann durchaus wahrhaftig von
Ignoranz und Undank getragen sein, allerdings ist die Reaktion darauf mit Verletztet
und angekratztem Stolz in erster Linie ein Beweis für die heuchlerische Natur
der scheinbar selbstlosen Tat.
Der andere / die anderen spielen niemals wirklich eine Rolle
bei der depressiven Verstimmung. Zumindest nicht, wenn man sich in Selbstehrlichkeit
durchleuchtet, sich selbst analysiert und durchschaut. Das ist natürlich ein
langer Prozess dessen Beginn während einer solchen Verstimmung vielleicht
unglücklich gewählt wäre. Daher habe ich auch erwähnt dass ich die ganze Zeit
hindurch wusste, dass ich selbst verantwortlich sein muss für diesen
Zustand, und faszinierender Weise dennoch nicht gewillt war ihn
aufzulösen, sondern mich in der Entscheidung der Untätigkeit ihm hingegeben
habe. Ich muss gar nicht davon sprechen,
wie man sein Umfeld mit einem solchen Verhalten belasten kann, was auch dann
nicht gerechtfertigt wäre, wenn wie oben erwähnt deren Verhalten tatsächlich
undankbare oder sogar ignorante Züge gezeigt hat. Vor allem das Umfeld, das
gezwungenermaßen die Zeit mit einem verbringen muss ist oftmals Opfer solcher „verstimmten“
Persönlichkeiten und diese nutzen oder brauchen sogar die Reaktionen der
anderen als Beweis der Wirkung ihres Missmutes, als Bestätigung dass ihre
Stimmung real ist.
Die Selbstaufgabe an einen Zustand der Rsignation, der
Depression als Sinn- und Nutzlosigkeit allen Handelns ist eine extreme Form der
Selbstverletzung. Die Verletzung der Persönlichen Gefühle ist selbst
herbeigeführt durch bewusst manipulativ interpretierte Wahrnehmung der
Wirklichkeit, durch die Selbsthypnose im inneren Dialog mit dem sarkastischen Ich,
das nicht aus Verletztheit, sondern aus
Trotz redet und denkt, aggressiv, alles wirkliche verleugnend und die innere Isolation
und Abgeschlossenheit als Opfer herbeisehnt. Die längst verlorene Unschuld um genau zu
sein. Doch dahin zurück führt kein Weg, auch nicht der ins Innere des Bewusstseins,
schon allein weil er nicht real ist. Allein die Selbstehrliche Akzeptanz der
Eigenverantwortung, also der Schuld wenn man so will an allem was die Umstände
und Gegebenheiten erst möglich gemacht hat, die „Mittäterschaft“ an der Wirklichkeit sozusagen, die Annahme des
eigenen Selbst als das was man erlaubt und zugelassen hat, das was man geworden
ist und das geradestehen mit und für alle Konsequenzen der eigenen
Entscheidungen, der Vergangenen und der zukünftigen, die Selbstvergebung und
lebendige Selbstkorrektur und Neuausrichtung
führen den Prozess der persönlichen, individuellen Rechenschaft, den
Prozess der selbstbestimmte Selbst-Überführung, Selbst-Anklage und
Selbst-Habilitation (im Sinne von Selbst-Befähigung) zugleich ist. Ich schreibe
bewußt nicht Re-habilitation, weil es keine Ausrichtung an den alten, gewohnten
Prinzipien ist, sondern eine Neu-Befähigung zum Leben, am Leben, als das Leben,
an den Prinzipien der Einheit und Gleichheit allen Lebens ausgelegt. Nur so
kann eine Gemeinschaft entstehen, die verlässlich und vertrauenswürdig als
Representation des Lebens, als Ausdruck des menschlichen Lebens gedeihen kann,
in der ein jeder in eigenverantwortlicher Selbstentwicklung das menschliche
Potential im Sinne des Lebens, im Sinne der Nachhaltigkeit und somit im Sinne
aller ausschöpft, in der der Gemeinnutzen gleichermaßen der Eigennutz ist, ein „Naturgesetz“
des Lebens sozusagen, das völlig aus dem Blickwinkel des vergeistigt
verblendeten Bewußtseinssklaven gerückt ist, zu dem wir uns entwickelt haben.
Diese Selbstbeschränkung auf Kosten aller muss ein Ende haben. Wir müssen die
Entscheidung treffen, den Weg der Verantwortung zu gehen, gerade weil es der
herausfordernde Weg ist, nicht der Bequeme. Bequemlichkeit ist Stillstand, wenn
wir uns tatsächlich entwickeln, tatsächlich fortschrittlich sein wollen als „Menschheit“,
dann muss jeder sich als gleichwertigen Teil dieser Menschheit und darin seine
Verantwortlichkeit erkennen und sie leben.
Verantwortung tragen bedeutet zu leben, für das Leben zu
Handeln bedeutet nichts zu verbergen, kein persönliches Interesse, außer das
des eigenen Selbst als Leben. Und in dieser Selbstlosigkeit entdeckt man das
eigentliche Selbst als das Leben wieder, als die Existenz in Einheit und
Gleichheit, das physische, vielseitige, pulsierende [1]Leben.
Fortsetzung folgt…
Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 04.04.2013
[1] Ich bin mir
über die polemisch-hochtrabende Note durchaus bewusst, allerdings ist auch
etwas sehr nüchternes und wahres in diesem Ausdruck wenn man darüber nachdenkt.
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