Fortsetzung zu
Leben wir eigentlich wirklich oder
halten wir das was wir tun lediglich für ein 'Leben', weil man uns
beigebracht hat, wie ein'Leben' zu sein hat? Der Ausspruch den man
meist von englischsprachigen, amerikanischen Mitmenschen zu hören
bekommt, der da lautet: 'get a Life!', in vielen Fällen noch mit
einem charakterisierenden 'Freak!' versehen lässt vermuten, dass zu
'leben' etwas ist, das man erwerben kann, das man sich erst 'zulegen'
muss. Eine interessante Sichtweise, die einige Fragen aufwirft.
Beispielsweise ab wann genau dann das Leben eigentlich beginnt? Ab
dem Jahr der Geschäftsfähigkeit vor dem Gesetz wahrscheinlich, da
man dann in der Lage sein würde auf legalem Weg ein solches Leben zu
erwerben. Das würde konsequent gedacht die Diskussion um die
Abtreibungsfristen erneut anfeuern und deren Durchführungspraktiken
wesentlich vielseitiger und interessanter für die Öffentlichkeit
gestalten. Aber 'Spaß' beiseite, denn die Realität ist tatsächlich
absurd genug als dass man auch noch Witze machen sollte.
Ein Leben zu haben bedeutet vor dem
Hintergrund gesellschaftlicher und kultureller Prägungen in unserer
Zeit tatsächlich das Erreichen eines gewissen Besitzes, eines
Status, repräsentiert durch symbolische Werte. Wir sind durch die
Kapitalisierung des Lebens und aller damit zusammenhängenden
Notwendigkeiten, durch die Transformation des 'Aktes' Leben zu
einem Verarbeitungsprozess des Konsumierens und Repräsentierens -
also sozusagen zu einem Verdauungsprozess - zu etwas geworden das
sich Leben ausdenkt, das in seinen Gedanken und Vorstellungen
leben will, einer künstlichen Welt zu deren Aufrechterhaltung und
fortwährender inneren Projektion der Bilder es Energie benötigt,
Energie die durch gefühlsmäßige und emotionale Auf- und Entladung
verarbeitet wird und zu deren Transformation in ein 'Gedankenkino des
Lebens' das Wesen Mensch sein Umfeld und sich selbst konsumiert und
verdaut, ohne Sinn und Verstand, ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit
und Verantwortlichkeit gegenüber dem Lebendigen. Denn in seiner
Vorstellungswelt gelten allein die Regeln einer Märchenwelt, Regeln
ohne Bezug zur Realität, eine Idee der Unsterblichkeit eines
Ätherischen Wesens das als Bewußtsein existiert und sich
kontinuierlich berauscht an allem was ihm unterkommt, das alles und
jede Gelegenheit benutzt, in irgendeiner Weise ausnutzt um sich im
Moment des Erlebens am Leben zu ergötzen, nur um sogleich
weiterzuziehen zum nächsten Höhepunkt emotionaler, gefühlsmäßiger
Aufladung. Eine energiesüchtige, eigennützige Idee eines Ichs,
gebettet in einen Körper der nur als Maschine Benutzt wird um die
Biochemischen Reaktionen zu generieren, zu welchen Bedingungen auch
immer, die dann unter der missbräuchlichen Nutzung des bewußten
Empfindens in illusionäre Gefühlserlebnisse interpretiert werden.
So halten wir uns mit unserem Bewußtsein selbst vom Leben ab. Wir
entertainen uns nach und nach zu Tode.
Können wir wirklich nicht erkennen,
dass die Art und Weise wie wir mit dem Leben, den Ressourcen, dem
Planet auf dem und aus dem wir leben umgehen genau das
wiederspiegelt, was wir uns selbst antun? Dass wir in ebensolcher
eigensinniger, selbstsüchtiger Weise - und das Selbst ist hier nicht
das Selbst als das Leben, sondern als das eingebildete Selbst im
Geist gemeint - uns selbst verbrauchen, missbrauchen und Raubbau an
unserem Körper betreiben?
Wir haben völlig den Blick für die
Wirklichkeit verloren, die allein in unserer Verantwortung liegt, in
all ihren Ausprägungen, in all ihren Konsequenzen. Wir sind bereit
uns selbst als das Leben aufzugeben, wir haben uns längst
aufgegeben, für die Vorstellung einer Existenz in unseren Gedanken.
Eine Idee von uns selbst, über deren Herkunft, deren Entstehung wir
nicht einmal bescheid wissen. Wie kommen wir darauf, uns hier in
dieser Existenz, angesichts all der widersinnigen, absurden und
suizidalen Ausprägungen unserer Lebensweise als eine überlegene
Spezies, als etwas 'Besonderes' zu bezeichnen? Es scheint wie das
Wunschdenken eines Kindes, das sich in dieser unerträglichen Welt
wiederfindet und Zuflucht in seiner Fantasie sucht. Mit dem
Unterschied, dass das Kind aufgrund seiner Machtlosigkeit in unserer
Welt keine Verantwortung tragen kann für seine Flucht, es ist
tatsächlich der einzige Ausweg für ein Kind. Wir aber, die wir uns
als 'Erwachsene' betrachten, als 'weiser' und 'klüger', die wir
glauben etwas verstanden zu haben, weil wir in gewisser Weise eine
Position in unserem System besetzen könne die uns das Gefühl von
etwas Macht und Einfluss verleiht, wir kehren uns willentlich und
bewußt ab von der Realität, wir entscheiden selbst, uns in Ignoranz
zu üben, lehnen bewußt unsere Verantwortung ab, wir ergeben uns in
Akzeptanz der inakzeptablen Konsequenzen, in verbrecherischer,
niederträchtiger Weise unserer Angst, wobei selbst diese eine Lüge
ist, wenn sie auch als real empfunden wird. Aber es ist tatsächlich
so, dass wir Angst davor haben, die Angst aufzugeben und uns
verantwortlich zu sehen für das Leben, auch und vor allem auch für
das Leben der Kinder über die wir uns so köstlich amüsieren wenn
sie sich in fantasiewelten fliehen, weil sie es einfach nicht mehr
ertragen mit uns, auch wenn sie vielleicht noch nicht genau wissen
oder formulieren können warum. Nein, wir sind nicht 'besonders',
ausser vielleicht besonders dumm, ignorant, feige, verschlagen und
selbstsüchtig. Wir sind nicht menschlich, wir sind Systeme der
Gedankenflucht, Systeme der Angst.
Es gibt keine gute Tat in einem Leben,
das von Grundauf von einem parasitären Standpunkt der menschlichen
Eigenidentifikation ausgeht. Es gibt keine Menschlichkeit die wir uns
in unserer Vorstellung als einen Wet zuschreiben, die als Eigenschaft
das Zusamengehörigkeitsgefühl einer Spezies Mensch, die durchaus
real existiert, praktikabel und real umsetzt, und die Wirklichkeit
als die menschliche Welt die wir kreiern und nach 'außen' also ins
Leben tragen, zeigt das überdeutlich. Der Gedanke allein reicht
nicht aus, zumal die Vorstellung und Imagination, die immer etwas
'persönliches' ist und im Individuum verbleibt, als Grundprämisse
immer das Selbstinteresse hat, welches natürlich irreführend ist,
da die Ergebnisse des durch Selbstinteresse motivierten Handelns
immer nur als 'persönliche Erfolge' interpretiert werden,
ihre realen, 'nach außen'
getragenen Konsequenz hingegen aber nicht dem eigenen Wohl, ob kurz-
oder langfristig gesehen, dienen. Wiederum deutlich zu erkennen in
der nahezu ausweglosen Situation in die der Mensch als
'Scheingemeinschaft' vergeistigter Individuen sich gebracht hat.
Generell gesehen als unausweichlicher Zusammenbruch der Systeme
aufgrund des Profitgierigen Raubbaus, oder auch in geografisch
vereinzelten, temporären Niederlagen der überwertigen illusionären
Lebensideologien durch Konflikte, Krisen und Kriege, die letztendlich
unbestritten niemandem einen Vorteil für das Leben bringen, ausser
vielleicht - und hier auch wieder nur temporär und fatal in den
Konsequenzen des Ausgangs - denjenigen, die eben kurzfristig
'profitieren' und die 'Früchte' des Systems, die Belohnungen und
'Leckerlies' für sich persönlich, in einem persönlichen
Erlebnisprozess des Verdauens und Ausscheidens 'genießen'.
Fortsetzung folgt...
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