Dienstag, 16. Oktober 2012

Tag 65 - [...] Selbstmissbrauch - der Verzehr des Lebens durch den Geist - Leben wir eigentlich? (Teil 6)

 Fortsetzung zu 
Tag 64 - [...] Selbstmissbrauch - der Verzehr des Lebens durch den Geist - Selbstkorrektur (Teil 5)

Leben wir eigentlich wirklich oder halten wir das was wir tun lediglich für ein 'Leben', weil man uns beigebracht hat, wie ein'Leben' zu sein hat? Der Ausspruch den man meist von englischsprachigen, amerikanischen Mitmenschen zu hören bekommt, der da lautet: 'get a Life!', in vielen Fällen noch mit einem charakterisierenden 'Freak!' versehen lässt vermuten, dass zu 'leben' etwas ist, das man erwerben kann, das man sich erst 'zulegen' muss. Eine interessante Sichtweise, die einige Fragen aufwirft. Beispielsweise ab wann genau dann das Leben eigentlich beginnt? Ab dem Jahr der Geschäftsfähigkeit vor dem Gesetz wahrscheinlich, da man dann in der Lage sein würde auf legalem Weg ein solches Leben zu erwerben. Das würde konsequent gedacht die Diskussion um die Abtreibungsfristen erneut anfeuern und deren Durchführungspraktiken wesentlich vielseitiger und interessanter für die Öffentlichkeit gestalten. Aber 'Spaß' beiseite, denn die Realität ist tatsächlich absurd genug als dass man auch noch Witze machen sollte. 

Ein Leben zu haben bedeutet vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und kultureller Prägungen in unserer Zeit tatsächlich das Erreichen eines gewissen Besitzes, eines Status, repräsentiert durch symbolische Werte. Wir sind durch die Kapitalisierung des Lebens und aller damit zusammenhängenden Notwendigkeiten, durch die Transformation des 'Aktes' Leben zu einem Verarbeitungsprozess des Konsumierens und Repräsentierens - also sozusagen zu einem Verdauungsprozess - zu etwas geworden das sich Leben ausdenkt, das in seinen Gedanken und Vorstellungen leben will, einer künstlichen Welt zu deren Aufrechterhaltung und fortwährender inneren Projektion der Bilder es Energie benötigt, Energie die durch gefühlsmäßige und emotionale Auf- und Entladung verarbeitet wird und zu deren Transformation in ein 'Gedankenkino des Lebens' das Wesen Mensch sein Umfeld und sich selbst konsumiert und verdaut, ohne Sinn und Verstand, ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit gegenüber dem Lebendigen. Denn in seiner Vorstellungswelt gelten allein die Regeln einer Märchenwelt, Regeln ohne Bezug zur Realität, eine Idee der Unsterblichkeit eines Ätherischen Wesens das als Bewußtsein existiert und sich kontinuierlich berauscht an allem was ihm unterkommt, das alles und jede Gelegenheit benutzt, in irgendeiner Weise ausnutzt um sich im Moment des Erlebens am Leben zu ergötzen, nur um sogleich weiterzuziehen zum nächsten Höhepunkt emotionaler, gefühlsmäßiger Aufladung. Eine energiesüchtige, eigennützige Idee eines Ichs, gebettet in einen Körper der nur als Maschine Benutzt wird um die Biochemischen Reaktionen zu generieren, zu welchen Bedingungen auch immer, die dann unter der missbräuchlichen Nutzung des bewußten Empfindens in illusionäre Gefühlserlebnisse interpretiert werden. So halten wir uns mit unserem Bewußtsein selbst vom Leben ab. Wir entertainen uns nach und nach zu Tode. 

Können wir wirklich nicht erkennen, dass die Art und Weise wie wir mit dem Leben, den Ressourcen, dem Planet auf dem und aus dem wir leben umgehen genau das wiederspiegelt, was wir uns selbst antun? Dass wir in ebensolcher eigensinniger, selbstsüchtiger Weise - und das Selbst ist hier nicht das Selbst als das Leben, sondern als das eingebildete Selbst im Geist gemeint - uns selbst verbrauchen, missbrauchen und Raubbau an unserem Körper betreiben? 

Wir haben völlig den Blick für die Wirklichkeit verloren, die allein in unserer Verantwortung liegt, in all ihren Ausprägungen, in all ihren Konsequenzen. Wir sind bereit uns selbst als das Leben aufzugeben, wir haben uns längst aufgegeben, für die Vorstellung einer Existenz in unseren Gedanken. Eine Idee von uns selbst, über deren Herkunft, deren Entstehung wir nicht einmal bescheid wissen. Wie kommen wir darauf, uns hier in dieser Existenz, angesichts all der widersinnigen, absurden und suizidalen Ausprägungen unserer Lebensweise als eine überlegene Spezies, als etwas 'Besonderes' zu bezeichnen? Es scheint wie das Wunschdenken eines Kindes, das sich in dieser unerträglichen Welt wiederfindet und Zuflucht in seiner Fantasie sucht. Mit dem Unterschied, dass das Kind aufgrund seiner Machtlosigkeit in unserer Welt keine Verantwortung tragen kann für seine Flucht, es ist tatsächlich der einzige Ausweg für ein Kind. Wir aber, die wir uns als 'Erwachsene' betrachten, als 'weiser' und 'klüger', die wir glauben etwas verstanden zu haben, weil wir in gewisser Weise eine Position in unserem System besetzen könne die uns das Gefühl von etwas Macht und Einfluss verleiht, wir kehren uns willentlich und bewußt ab von der Realität, wir entscheiden selbst, uns in Ignoranz zu üben, lehnen bewußt unsere Verantwortung ab, wir ergeben uns in Akzeptanz der inakzeptablen Konsequenzen, in verbrecherischer, niederträchtiger Weise unserer Angst, wobei selbst diese eine Lüge ist, wenn sie auch als real empfunden wird. Aber es ist tatsächlich so, dass wir Angst davor haben, die Angst aufzugeben und uns verantwortlich zu sehen für das Leben, auch und vor allem auch für das Leben der Kinder über die wir uns so köstlich amüsieren wenn sie sich in fantasiewelten fliehen, weil sie es einfach nicht mehr ertragen mit uns, auch wenn sie vielleicht noch nicht genau wissen oder formulieren können warum. Nein, wir sind nicht 'besonders', ausser vielleicht besonders dumm, ignorant, feige, verschlagen und selbstsüchtig. Wir sind nicht menschlich, wir sind Systeme der Gedankenflucht, Systeme der Angst.
Es gibt keine gute Tat in einem Leben, das von Grundauf von einem parasitären Standpunkt der menschlichen Eigenidentifikation ausgeht. Es gibt keine Menschlichkeit die wir uns in unserer Vorstellung als einen Wet zuschreiben, die als Eigenschaft das Zusamengehörigkeitsgefühl einer Spezies Mensch, die durchaus real existiert, praktikabel und real umsetzt, und die Wirklichkeit als die menschliche Welt die wir kreiern und nach 'außen' also ins Leben tragen, zeigt das überdeutlich. Der Gedanke allein reicht nicht aus, zumal die Vorstellung und Imagination, die immer etwas 'persönliches' ist und im Individuum verbleibt, als Grundprämisse immer das Selbstinteresse hat, welches natürlich irreführend ist, da die Ergebnisse des durch Selbstinteresse motivierten Handelns immer nur als 'persönliche Erfolge' interpretiert werden, ihre realen, 'nach außen' getragenen Konsequenz hingegen aber nicht dem eigenen Wohl, ob kurz- oder langfristig gesehen, dienen. Wiederum deutlich zu erkennen in der nahezu ausweglosen Situation in die der Mensch als 'Scheingemeinschaft' vergeistigter Individuen sich gebracht hat. Generell gesehen als unausweichlicher Zusammenbruch der Systeme aufgrund des Profitgierigen Raubbaus, oder auch in geografisch vereinzelten, temporären Niederlagen der überwertigen illusionären Lebensideologien durch Konflikte, Krisen und Kriege, die letztendlich unbestritten niemandem einen Vorteil für das Leben bringen, ausser vielleicht - und hier auch wieder nur temporär und fatal in den Konsequenzen des Ausgangs - denjenigen, die eben kurzfristig 'profitieren' und die 'Früchte' des Systems, die Belohnungen und 'Leckerlies' für sich persönlich, in einem persönlichen Erlebnisprozess des Verdauens und Ausscheidens 'genießen'.

Fortsetzung folgt...



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