Dienstag, 2. Oktober 2012

Tag 53 - Barbaren sind wir im Geiste, frei, willig und bei vollem Bewußtsein (Teil 1)


Immer wieder, wenn ich im Internet Bilder sehe von Tieren die unsagbaren Qualen ausgesetzt werden, die misshandelt und getötet werden allein zum 'Vergnügen' einiger Menschen, bzw. im Namen des Profits, des Geldes, also des Kapitalismus, dann lese ich auch die entsetzten Kommentare der Menschen die im Angesicht dieser Taten auf einem Foto oder in einem Video zutiefst erschrocken mit Abscheu und Wut auf die Menschen reagieren die auf den Bildern zu sehen sind, entweder weil sie 'zusehen' oder eben direkt an der Handlung, der Folter, Quälerei und der Tötung der Tiere beteiligt sind. Ich kenne diese Emotionen sehr genau und auch mir geht es bisweilen noch so, dass ich voll Zorn gerate auf die Menschen, die auf einem solchen Foto zu sehen sind, die im direkten Zusammenhang mit dieser Tat stehen und direkt Hand anlegen an das Tier. Doch eines ist klar: die Fassungslosigkeit die man sich selbst einredet gegenüber solchen Taten, die Ahnungslosigkeit über die Fähigkeit des Menschen solch sinnloses Leid zu verursachen und der 'Schock' der einem durch die Glieder fährt im Angesicht dieser Wirklichkeit in Bildern kann nur eine oberflächliche Schutzreaktion sein. Wir werden in solchen Momenten mit einer wesentlich grundlegenderen Wahrheit konfrontiert, nämlich der, dass wir uns als Menschen generell in einer Phase schwerer Erkrankung befinden, dass wir alle ganz genau die Ursachen und die Entwicklungsgeschichte einer Solchen Verhaltensweise nachvollziehen könnten und dass der Grund dafür, dass wir es bisher nie wirklich konsequent getan haben der ist, dass wir uns ALLE völlig ändern müssten, dass wir uns eingestehen müssten, dass unser aller Leben von Grundauf neu gestaltet werden muss und dass wir uns selbst, eigenverantwortlich in jedem Moment und jedem Atemzug über unsere eigene Ursachenbeteiligung 'kümmern' müssten. Wir betrachten das Leben als etwas selbstverständliches, in das wir hineingeworfen sind und das uns einfach durch die Zeit trägt, wir glauben, dass wir nichts weiter tun müssten als uns um uns selbst, unser Eigeninteresse zu kümmern und dass wir keinen Einfluss hätten auf den Weg der Menschheit. Doch die Wirklichkeit zeigt uns etwas ganz anderes. 
 
Der Mensch ist das Leben, gleich und Eins mit allem Leben, er weigert sich nur, das einzusehen. Und das liegt einzig an seinem Bewußtsein, seinem Geist, durch den er sich in Gedanken von allem anderen abtrennt und abhebt, durch den er sich selbst identifiziert als ein Bild aus Gedanken, Emotionen und Urteilen, getrennt von seinem Körper, scheinbar unabhängig von seiner körperlichen Existenz. Warum glaubt er daran, obwohl die Wirklichkeit, das real erlebbare, der Moment und die Wahrhaftigkeit seiner Existenz nichts davon sehen lässt, dass das Bewußtsein unabhängig von seinem Körper wäre, dass seine Gedanken und Urteile, warum hält er daran fest obwohl seine Vorstellungen sich immer wieder als unvereinbar mit der Wirklichkeit der physischen Existenz herausstellen?
Er ignoriert diese Tatsachen einfach und schafft sich ein geschlossenes Systembewußtsein, das die eigens aufgestellten Dogmen seiner eigenständigen, überwertigen Existenz gleichermaßen selbst Erklärt. Doch diese Erklärung und diese Scheinlogik ist nichts weiter als ein Glaube, eine Vermutung oder eine Hoffnung. Und im Namen dieses Glaubens, dieser Religion des 'Ich', bringt er enorme Anstrengungen auf um die Wirklichkeit dieser körperlichen Existenz and seine Vorstellungswelt anzupassen. Und überall dort wo er das tut, verursacht er Schaden, verursacht er Leid und Ungleichheit. 


 
Wir müssen also erkennen, dass es unser Selbstbild als Menschen an sich ist, aus dem heraus sich all diese unglaublichen Grausamkeiten entwickeln. Die Abtrennung der eigenen Selbst-Wahrnehmung von allem anderen, die Polarisierung der Welt die daraus entsteht, die Hilflosigkeit der Verlorenheit im Geiste des einzelnen, macht den Menschen überall auf der Welt zu einem leicht programmierbaren und beeinflussbaren Roboter, einer Maschine aus Fleisch und Blut, die sich dann wie in einem Wahn, je nachdem welches kulturelle, politische, emotionale Programm sie gerade steuert gegen andere wendet, gegen sich selbst wendet, gegen das Leben selbst, das Fleisch und Blut ist, richtet. Und die Verantwortlichkeit des Menschen ist unser aller Verantwortlichkeit und darin müssen wir alle, jeder für sich selbst, die trügerische und gefährliche Komponente dieser Selbstwahrnehmung durch die Gedanken, den Geist, das Bewusstsein und all der Prägungen und Konditionierungen, der Erziehung und der unbedachten Urteile erkennen und wieder selbstbestimmt und eigenverantwortlich denken und handeln. Denn in dieser Einsicht der Fähigkeit die Kontrolle zu erlangen über die eigenen Entscheidungen liegt erstens eine grundlegende Gemeinsamkeit aller Menschen und zweitens die Chance auf die eigenverantwortliche Selbstbestimmung jedes einzelnen durch die er zu einem verlässlichen und vor allen Dingen vertrauenswürdigen Teil der Gemeinschaft wird.
Es ist natürlich nicht damit getan, den Menschen einfach zu einem 'tierlieben' Menschen zu erziehen, ihn in einem Bewußtsein aufwachsen zu lassen, das ihm ein moralisches Gebot einpflanzt, dass es 'nicht gut' ist Tiere zu verletzen, sinnlos zu töten oder gar zu quälen, denn das wäre eine weitere Programmierung, nur mit einer anderen Wertigkeit, mit einem anderen Inhalt. Es ist eine weitere, polarisierende Prägung dieses Bewußtseins, die nicht unbedingt zu mehr Verständnis führt, sondern viel wahrscheinlicher zu einer selbsterhebenden Moralisierung des eigenen Lebens und der eigenen Taten und einer Abstufung anderer, anders programmierter Menschen, Menschen die durch ihre Prägungen und Erfahrungen unkontrollierte Neigungen auch gegen Tiere ausleben. Beides ist eine Programmierung des Geistes und führt allein nicht zu der Fähigkeit offen zu sein, sich selbst und damit auch andere zu verstehen oder selbstbestimmt zu denken und zu entscheiden. 
 
Der wichtigste Faktor fehlt nämlich noch: zu erkennen und zu akzeptieren, dass wir nicht unser Bewußtsein sind, dass der Mensch eins und gleich ist mit allem Leben als das Fleisch und Blut, als der atmende Organismus, als die Lebensform die niemals getrennt ist oder separat stehen kann ausserhalb dieser Existenz. Und darin, in dieser Einsicht in die Gleichheit der Menschen, liegt auch die Einsicht, dass niemand davor bewahrt ist, ebenso, in gleicher Weise manipuliert, missbraucht, geprägt und geformt zu werden, die Erkenntnis dass es eben nicht ein 'festsehendes Böses' gibt, keine angreifbare, von uns abgetrennte Einheit die man einfach vernichten könnte um die Probleme die sie verursacht zu beenden. Es gibt keine Befreiung von der Verantwortung in dieser Existenz und so lange wir einfach so weitermachen wie bisher, aus welchem Grund auch immer, weil wir bequem sind, weil es uns noch gut genug geht, weil uns das System gerade noch so über Wasser hält - das gleiche System eben, dass es erlaubt und zulässt und es in sich trägt, dass Menschen dem Leben solche sinnlosen Qualen antun - , so lange wir weitermachen, uns selbst nicht gleich und eins sehen mit allem Leben, uns über andere Menschen stellen, sei es aus moralischen oder anderen idealistischen Gründen, so lange unterstützen, tragen, akzeptieren und erlauben wir genau die Strukturen, durch die der Mensch sich dazu hinreißen lässt sich selbst und andere Lebensformen zu missachten und als etwas anderes zu sehen als das was sie sind, nämlich seine Brüder und Schwestern, seine Familie, ein Leben.
Jedesmal wenn wir mit Abscheu und Verachtung von diesen Menschen sprechen oder denken, die so etwas 'tun', verhalten wir uns verantwortungslos und ignorant den wahren Ursachen solcher Taten gegenüber.
Wir leben in einem Land, in einem Teil der Welt, der noch immer geschützt wird vor den Konsequenzen der eigenen Lebensweise. Wir verfügen noch über die finanzielle Macht und Kraft uns abzulenken vom tatsächlichen Geschehen, von den Zusammenhängen und die Folgen treffen zunächst noch andere, bisweilen weit entfernte Menschen. Doch die Tiere beispielsweise leiden zu Millionen schon lange direkt vor unserer Tür, in den Massenhaltungen, Mästungsbetrieben, den automatisierten Schlachthäusern, der Fleischproduktion, den Versuchslaboren sogenannter Wissenschaftler, im Namen des schnellen Profits, pervertierter Komfort- und Fortschritts-Ideologien, im Namen des Geld-Systems das uns als Menschen antreibt, dessen Macht uns eingebrannt ist in das Fleisch, dessen Bedeutung und Wertigkeit wir selbst uns auferlegt haben. Allein der Umgang mit den Pflanzen, die grundsätzliche Einstellung eines durchschnittlich geprägten 'Erwachsenen' Menschen zu Pflanzen, der Umgang mit der Erde in der Nahrungsmittelherstellung, die Art und Weise wie wir die natürlichen Ressourcen benutzen, wie wir sie verwenden und das Produkt durch den Filter des Bewußtseins beleuchten, wie wir all das was notwendig für jedes Lebewesen ist versuchen für uns als Menschen zu etwas ganz besonderem, aussergewöhnlichem zu machen; wir verpacken es bunt, verkaufen es zusammen mit mind-Programmen, Bildern und Alltagszusammenhängen aus fiktiven Idealisierungsgeschichten, allein all diese Tatsachen zeigen im Grunde schon, dass die Unsicherheit über diese Identifikation des Einzelnen so enorm groß ist, dass es immer mehr Anstrengung bedarf, immer mehr Reizüberflutung nötig ist um den Menschen dieses Traumbild von sich und der Welt, abgewandt vom Leben, weiter zu verkaufen.

Die Separation des einzelnen durch den Geist und der Drang in dieser Verlorenheit einen Ersatz für die Einheit und das Selbstbewußtsein in Gleichwertigekeit mit dem Leben zu finden ist die Grundlage des Konsumsystems, das vor nichts halt macht, alles objektiviert und 'an den Mann bringt' was möglich ist, von den Tieren die zu reinen Nahrungsmitteln werden über Urlaubsreisen die für Alltagsgeplagte ein unterhaltsames Kurzzeit-Erlebnis in einem meist völlig verarmten Land verkaufen, weiter über käuflichen Sex, Frauen und Kinder die aus reiner finanzieller Not, von uns allen herbeigeführt durch unser Festhalten an einem durch und durch kranken, lebensfeindlichen Geldsystem, ihre Körper an jeden verkaufen müssen, der eben das nötige Geld besitzt, bis hin zu abenteuerlichen Tötungserlebnissen bei einer gestellten Safari-Jagd. WIr werden aufgezogen und angeleitet in dem Glauben, dass wir all das brauchen, um uns wohl und frei zu fühlen. Doch ist diese Freiheit und dieses Wohl eben immer nur ein Gefühl, ein kurzer, energetischer Moment, das 'Erleben' einer biochemischen Reaktion gepaart mit dem persönlichen 'Kopfkino' das gesteuert wird durch die Einflußnahme der Gesellschaft, Erziehung, Medien, Werbung, und Kultur allgemein. Alles eine Suche nach Rechtfertigung, nach Rückversicherung seiner Selbst über andere, über Vorbilder, über Mengen, Zugehörigkeit, Bestätigung, und natürlich den persönlichen, subjektiven Nutzen. Meist allerdings kurzgedacht, auf schnelle Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet, ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Und wenn es doch Konsequenzen gibt - und die gibt es sicher - also eher: wenn man den Konsequenzen nicht mehr entkommt, dann ist man in jedem Fall dennoch gerechtfertigt, dann man hat das ja so gemacht wie 'alle anderen', 'die' haben es mir so vorgemacht, 'die' haben doch alle so getan, ich habe es nicht besser gewußt etc.

Und genau hier greift eben der zweite Punkt des Selbstbetruges in unserer menschlichen Gedankenwelt: die Frage ob wir es wirklich nicht besser wissen, nur weil wir etwas von anderen gelernt haben, nur weil es uns immer auf diese Weise vorgelebt wurde und scheinbar überall der Norm des Lebens entspricht. Sind wir als Menschen in unserem Bewußtsein tatsächlich so beschränkt, dass wir ausschließlich das in Erwägung ziehen können, was wir von jemand anderem gelernt oder gesagt bekommen haben? Sind wir so einfach im Geist, dass es nur diese Möglichkeit geben kann? Woher hat dann der, der uns gesagt hat was Werte sind, worauf es als Mensch wirklich ankommt und dass das System in dem wir leben das einzig richtige und mögliche ist seine Information bekommen? Hat er selbst darüber nachgedacht? Hat er es selbst als richtig erkannt? Dann ist eigenständiges Erkennen und Abwägen, vor allem aber auch selbstbestimmtes Entscheiden also doch möglich? 
 
Es ist offensichtlich, und jeder der vor sich selbst noch so etwas wie Würde empfindet kann es sich in bedingungsloser Selbstehrlichkeit eingestehen: Wir wissen immer und in jedem Moment ganz genau, was wir tun. Die Ignoranz und die Unwissenheit ist immer freiwillig gewählt, weil die Alternative, das verantwortliche nachforschen, das eigenständige Denken und vernunftbasierte, am gesunden Menschenverstand orientierte Entscheiden zu unbequem wäre und dem Selbstinteresse in dem Moment entgegensteht. Daher machen wir die Augen zu vor den Auswirkungen unserer Entscheidungen, wir verleumden unsere menschliche Fähigkeit zu verstehen, zu erkennen und zu planen einerseits und nutzen sie in einer heuchlerischen Weise andererseits um unsere Selbstwahrnehmung als 'überlegene Spezies' zu rechtfertigen. Das Bewußtsein in dieser Weise missbraucht, als Zentrum des eigenen Lebens, als einziger Identifikationspunkt, programmierbar, beeinflussbar, manipulativ und selbstsüchtig ist eine Krankheit die das Leben, den Organismus, den Mensch fortschreitend auffrißt, ihn verbraucht, und ihn dabei in unendliche Angst versetzt wenn er letztendlich merkt, dass ihm die Zeit davonläuft. Deshalb tut und akzeptiert er alles um für sich selbst möglichst viele 'Momente' des 'Erlebens' zu bekommen, leere, substanzlose Wellen von energetischer Auf- und Entladung. Er denkt sich dadurch erfüllen zu können, aus diesen Erlebnissen seine Persönlichkeit aufbauen zu können. Doch was bleibt sind Erinnerungen als Gedanken, die immer wieder neu produziert werden müssen, es erfordert kontinuierliche Anstrengung sie immer weiter am Leben zu erhalten in seinen Gedanken, die emotionale Reaktion, das Gefühl wird dabei aber immer schwächer, der Effekt bleibt aus und so muss für den nächsten Schub gesorgt werden. Und immer weiter rennt er den 'Kicks' hinterher, und nichts davon bleibt, weder für ihn noch für andere. Lediglich und in den meisten Fällen eine Spur der Verwüstung, eine Kette von Konsequenzen, das System, das immer mehr 'neue' Menschen in diese Energie Sucht treibt, das System hält sich so am Leben, auf Kosten des Lebens aller.

Dort liegt die eigentliche Ursache all dieser schrecklichen Dinge die Menschen mit sich und anderen Lebewesen machen. Da sind die Wurzeln dieser 'Entwicklungsmöglichkeiten' zu suchen und auszumerzen. Und so lange das noch nicht getan ist, so lange müssen wir unter den bestehenden Umständen wenigstens die Ursachen benennen, uns selbst als verantwortlich erkennen und aufhören das System der menschlichen Selbstverblendung und letztendlich der Selbstvernichtung zu stützen und zu nähren indem wir versuchen uns davonzustehlen. Wir müssen als Gesellschaften, als Gemeinschaft die Verantwortung übernehmen, die Konsequenzen akzeptieren und uns gemeinsam neu ausrichten, damit tatsächlich dafür gesorgt werden kann, dass kein Mnesch mehr aus psychischer Labilität, aus tiefer Verunsicherung seiner Selbstwahrnehmung heraus Anerkennung sucht indem er seine illusionäre Macht durch Tierquälerei demonstriert, dass keine Notwendigkeit der Überproduktion von Nahrungsmitteln mehr besteht, weil sie nicht mehr rentabel ist, weil sie nicht mehr mit Profit verbunden ist, sondern weil die Beschaffung von Nahrungsmitteln nur mit dem gemeinschaftlichem Lebens Gewinn verbunden sein kann, dass es nicht mehr notwenig ist sogenannte Billigwaren für ärmere Bevölkerungsteile zu produzieren, weil es diese Abstufung in dem Bereich der Notwendigkeiten des Lebens nicht mehr gibt. Wir müssen als Gesellschaften unsere Kinder anleiten, sich selbst als das Leben in jedem wieder zu erkennen und sich selbst auszubilden, weil das die wahre, leidenschaftliche Lebensmotivation ist, sich in Vielseitigkeit als das Leben gemeinsam, in Gleichwertigkeit und Einheit zu entfalten, ohne dabei auf geistige Wahnideen, Kultobjekte oder materielle Symbole angewiesen zu sein, weil sie selbstsicher, frei und bei klarem Verstand im Leben als das Leben stehen, jeder für sich als eigenverantwortlicher, vertrauenswürdiger Teil der Gemeinschaft.

Fortsetzung folgt mit Tag 53 




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