Donnerstag, 18. Oktober 2012

Tag 67 - Bin ich Leben? (Teil 1)



Ich blicke zurück auf die vergangenen Jahre meines Lebens, ich betrachte meine Erinnerungsfenster an diese Zeit. Ich sehe mich in verschiedenen Situationen, in angenehmen und unangenehmen. Doch alles in allem überwiegen die unangenehmen und selbst die scheinbar angenehmen Erinnerungen haben vom jetzigen Standpunkt aus betrachtet einige unangenehme Konnotationen, die zum damaligen Zeitpunkt noch nicht in mein Bewußtsein vorgedrungen waren. Doch ich spüre keine Reue, ich bin nicht traurig oder verstimmt. Ich hatte eine gute Kindheit, sie war nicht perfekt, aber vergleichsweise angenehm. Ich meine, wenn man sie mit der eines Kindes in Bangladesh, eines Kindersoldaten oder der eines Opfers sexuellen missbrauchs vergleicht. Ich weiß dass das etwas übertrieben polemisch klingen mag, aber ich weiß was ich da sage. Wir sind in unserem Land grundsätzlich immer davon ausgegangen, dass wir viel weiter, zivilisierter und auch 'vernünftiger'im Umgang mit dem Leben, mit uns selbst und mit den Kindern seien als das in vielen anderen Ländern, ärmeren Ländern der Fall sein mag. Doch muss man diesen Standpunkt erst einmal hinterfragen, wie so viele Annahmen die wir für selbstverständlich nehmen in unserer westlichen, noch zu den 'Reichen' zählenden Welt, wie zum Beispiel die Mär vom fairen und gesunden Wettkampf des Marktes, der Möglichkeit durch reinen Fleiß und Eigenbeteiligung zu Wohlstand kommen zu können, die Heuchelei des Mitgefühls und der gegenseitigen Hilfsbereitschaft, des Zusammenhalts in der Gemeinschaft, zum Beispiel innerhalb eines Landes, und so weiter und so fort. All diese Ideen und Ideologien scheinen zwar in Gedanken vorhanden zu sein, werden aber so gut wie nie tatsächlich, äußerlich umgesetzt. 

Was wir aber tun ist, wir versuchen uns ein kleines, eigenes Universum zu schaffen, in dem wir in überschaubarer, kontrollierter Weise diese 'Ideale' versuchen umzusetzen und zu wahren, zum Beispiel in der Familie, im Freundeskreis, in kleinen Gruppierungen jeglicher Art, in denen wir versuchen uns abzutrennen vom großen Ganzen, in naiver Weise den Glauben aufrecht erhalten, dass wir in dieser Blase die 'letzte Hoffnung' sind, die 'Träger' der menschlichen Werte, sie verteidigend und wahrend gegen alle und jeden, und damit natürlich auch unser Vorgehen gegen alle und jeden legitimieren können. Das ist eben der Interessante Aspekt, dass wir sofern erfolgreich und vom Glück begünstigt die Werte unserer Lebensweise hochhalten, es für etwas 'gutes' halten, sich gegen anere mit allen Mitteln durchzusetzen, scheinheilig mit den Schultern zucken und statuieren, dass dies nun einmal die Natur des Menschen sei, - sobald aber diese Natur in ihrer hinterhältigen, schändlichen und zerstörenden Auswirkung Einzug in die eigenen Reihen der abgeschotteten 'Familie' beispielsweise Einzug erhält, dann sieht unser Verhalten plötzlich ganz anders aus, auf einmal versuchen wir diese Dinge zu bekämpfen, versuchen uns vor unserer 'Natur' zu schützen, sie loszuwerden und zu verteufeln, nur um unsere kleine Blase der Illusion einer heilen Welt für uns allein zu schützen. Doch diese wird niemals dauerhaft sein, denn es liegt nun einmal tatsächlich in der Natur einer Blase, dass sie irgendwann zerplatzt. 

Warum, wenn wir denn überhaupt noch einen Sinn für das haben, was wir wirklich brauchen als Menschen und als Leben, können wir dann nicht erkennen, dass wir diese Dinge nicht abgetrennt, in reinem Selbstinteresse nur für uns und höchstens noch unsere Familien umsetzen können, während wir weiter in einem ausbeuterischen, ungerechten System der Ungleichheit und der Ausnutzung dieser Ungleichheit leben? Denn offensichtlich sind alle Dinge die wir zu uns nehmen, mit denen wir unsere Bedürfnisse decken, immer behaftet mit der Niederträchtigkeit und Hinterhältigkeit mit der sie 'erwirtschaftet' wurden. Selbst die nötigsten, die Grundbedürfnisse deckenden Waren, die Nahrung, das Land, die Gebäude, die Energieversorgung, alles ist beseelt vom Geist des Geldes und dem Geist des Profits, besetzt mit dem Geist des 'Besitzens' und 'Verkaufens', behaftet mit dem Geist der Ungleichheit, ungerechtfertigt, inakzeptabel, aber erlaubt und zugelassen von uns allen. Warum? Weil wir wahnsinnig sind und an eine irreale Ego-Welt glauben, wir sind, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, in unserer Persönlichkeitsidentifikation tief hinten, verdeckt, bewußt ignoriert und verborgen, tatsächlich davon überzeugt, dass das Universum sich für uns als diese Person interessiert, dass es für diese Gedanken als die wir uns identifizieren eine Bestimmung höherer Güte gäbe, dass wir gerechtfertigt sind in unserer Selbstaufgabe, unserer feigen Vorteilssuche, unserem Selbstinteresse, weil es um diese Ätherische Wesenheit unserer Vorstellung ginge, die über allem steht, auf magische Weise. In dieser nicht einmal kindlich naiven, sondern eher bewußt gewählten Blödheit kurven wir durch das Leben, verantwortungslos, blind, ignorant und in höchstem Maße schädlich für alle.

Wann immer du also verärgert, traurig oder verzweifelt bist weil irgendetwas in deiner persönlichen Geschichte und der deiner Familie nicht ganz nach dem Drehbuch läuft, wann immer ein Ereignis für eine tragische Wendung in der schein-heilen Welt deiner eingeschworenen 'Gang' deines Umfeldes sorgt und du wütend wirst, verantwortliche suchst oder nach Rache sinnst, dann versuche dir klarzumachen, dass es einfach nur die Wirklichkeit ist, die dich eingeholt hat - so wie sie das immer tun wird. Denn du bist ein Teil dieser Wirklichkeit, ein Teil dieser Welt, so wie sie ist, mit all den Rücksichtslosigkeiten, all den Gewalttaten, der Akzeptierten, bewußten Übervorteilung anderer, der Heuchelei, Hinterhältigkeit und Niederträchtigkeit der von uns selbst als 'menschlich' akzeptierten Natur. Du hast versucht dich davonzustehlen und musst nun einsehen, dass das was in jeder Minute, jeder Sekunde anderen widerfährt auch dir widerfahren kann und wird. All das was vermeidbar gewesen wäre und eine absolut unnötige Konsequenz unserer Ignoranz und Feigheit ist, liegt in deiner Verantwortung. Da gibt es kein Versteck, kein geheimes Kämmerlein in dem du 'dein Ding' machen kannst, unbehelligt und unbeeindruckt von der Wirklichkeit des Lebens. Allein unser selbstgeschaffener Gott Geld kann dich auf gewisse Weise und für eine gewisse Zeit vor den Konsequenzen schützen, bzw. dich von ihnen abschotten, wenn du ihn dir zu eigen machst....
Aber sich sicher und gerechtfertigt zu fühlen in dieser Position des grausemen Parasiten wäre mehr als naiv. Wir sind eins und wir handeln immer als eine Einheit, egal ob wir uns dessen wirklich bewußt sind oder nicht. Auch wenn wir versuchen 'gegen' das System zu handeln belügen wir uns selbst, und handeln immer 'für' das System, denn wir sind das System. Wir können nur eins tun: uns unserer individuellen Verantwortlichkeit für das Leben vollends bewußt werden und uns vor uns selbst entscheiden, wofür wir dieses Leben einsetzen möchten, ob wir uns für die Lüge der Separation als eigenständige Wesenheit Ich, als abgetrennte Familie oder Gruppe aufopfern wollen in einem dauernden Überlebenskampf um die Energiemomente selbstgefälligen Erlebens, im Konsumkampf um die symbolischen Güter um sich seiner Existenz als Idee sicherer zu werden nur um letztendlich völlig aus diesem Leben zu verschwinden wenn der Körper sich auflöst, oder aber für das Leben selbst, also für uns selbst, in einer fortwährenden Einheit, in der Akzeptanz der Gleichwertigkeit allen Lebens und der grundsicheren Einigkeit in der Akzeptanz der Bedürfnisse aller, für eine Zukunft die wirkliche Entwicklung des Lebens, produktive Entfaltung der Möglichkeiten und Fähigkeiten bedeutet, in einer Endlosigkeit, mit einer vertrauensvollen Sicht in die Zukunft der Generationen, ohne sich auf die beschränkte Vorstellung einer kurzen Periode der Persönlichkeit aus einer Anhäufung von Erfahrungen als Erinnerungsgedanken ohne Wert, ohne Lebendigkeit allein zu reduzieren.

Nun ja, diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Doch so individuell und Personenbezogen das auch klingen mag, diese Entscheidung eines jeden Einzelnen wird bestimmend sein für das Überleben, vor allem auch das wie des Überlebens aller, worin sich wiederum das Prinzip der Einheit des Lebens in seiner ganzen Auswirkungsfähigkeit zeigt. 

Fortsetzung folgt...



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