Soziale Bestätigung steht für ein
gruppendynamisches Verhalten von Menschen, das
soziologisch-psychologisch beobachtet werden kann. Hierbei spielt
beispielsweise die Beobachtung eine Rolle, dass mehrere Menschen die
sich in einer nicht eindeutigen Situation befinden dazu tendieren
abzuwarten, bis andere ein bestimmtes Verhalten zeigen, das sie dann
nachahmen, weil sie annehmen, dass andere ein besseres Wissen haben
oder besser qualifiziert sind als sie selbst in dieser Situation eine
Entscheidung zu treffen.
Am deutlichsten ist mir persönlich der
psychologische Effekt der sozialen Bestätigung und seine
Sinnlosigkeit und lächerlich trügerische Natur in mir selbst
geworden, als ich mich vor einigen Jahren gefragt habe, warum es mir
mehr 'Spaß' zu machen scheint, mir irgendeinen Unsinn im Fernsehen
anzusehen, anstatt mir einen Film auf DVD einzulegen. Und als ich
lange darüber nachgedacht hatte wurde mir klar, dass die einfache
Tatsache dass ich weiß, dass das was gerade im Fernsehen läuft noch
von tausenden anderen Menschen zur gleichen Zeit gesehen wird den
eigentlichen Reiz ausmacht, das jetzt auch zu sehen, und wenn der
Inhalt der Sendung noch so erbärmlich sein möge. Noch erbärmlicher
fand ich allerdings die Tatsache die mir da über mich selbst und
mein Verhalten einleuchtete und wenn ich mich recht erinnere habe ich
mich nicht lange Zeit danach von Fernsehern für immer getrennt.
Diese Sehnsucht nach sozialer
Bestätigung der eigenen Weltsicht, der eigenen Entscheidungen, der
eigenen Vorlieben etc. findet man immer wieder, bei sich selbst in
weiteren unterschiedlichen Bereichen, bei anderen Menschen kann man
sie beoachten und im Grunde ist unsere Gesellschaft und unsere
Wirtschaft genau nach diesem Prinzip der Gruppenmentalität
ausgerichtet.
Es ist auch überhaupt nicht das
Anliegen dieses Grundbedürfnis nach sozialer Bestätigung in Frage
zu stellen, vielleicht ist das sogar ein Schlüssel zur Veränderung
des Menschen und der Gesellschaftssysteme zu einer
lebensbereichernden und lebensbefreienden Gesellschaft, sondern es
geht darum, wozu dieses Bedürfnis der Übereinstimmung benutzt wird,
wozu es 'verkommen' ist und dass der Mensch sich durch seine
Verunsicherung in einer völlig wertentfremdeten Gesellschaft dadurch
manipulieren und programmieren lässt, dass er seine irrationalen
Ängste mithilfe dieser sozialen Bestätigung zu überwinden sucht.
Das fatale daran ist die Motivation.
Soziale Bestätigung, eine soziale Übereinkunft im Sinne einer
Entscheidungsfindung die den Konsens einer Gemeinschaft erhält, weil
sie der Gemeinschaft etwas bringt, oder ihr zumindest nicht schadet,
wenn sie also dem gesunden Menschenverstand folgt, ist dem Grunde
nach ein gesundes Ersuchen nach Bestätigung aus der gesunden
Selbsteinschätzung heraus, dass man nicht hundertprozentig davon
ausgehen kann ganz allein alle Seiten und Folgen einer wichtigen
Entscheidung für sich selbst und andere absehen zu können. Das hat
dann überhaupt nichts mit Ängstlichkeit oder mangelndem
Selbstbewußtsein zu tun, auch nicht mit Unfähigkeit zu
Eigenständigkeit oder Verantwortungsbewußtsein, sondern spiegelt
genau das Gegenteil wieder, nämlich einen Sinn für die Gleichheit
und Gleichwertigkeit aller Beteiligten einer Gemeinschaft, eine
Fähigkeit zur Selbstreflektion, Kritikfähigkeit, Offenheit und den
Willen sich auch der möglichen Offenbarung versteckter Motivationen
im eigenen Enscheidungsprozess zu stellen.
Die Sehnsucht oder vielmehr die Sucht
nach sozialer Bestätigung aber die sich auf rein egoistische,
individuelle Entscheidungen und Einflüsse bezieht, die also wählt
aufgrund der eigenen Zugehörigkeit zu einer bereits bestehenden
Gruppe, zu einer kulturellen Nische, zu einer Bewegung oder
ähnlichem, deutet auf eine ganz andere Problematik hin, nämlich die
oben angesprochenen Versuche die persönlichen Unsicherheiten und
Ängste des eigenen Selbstbildes zu überwinden. Das führt dann
zwangsläufig zu einer totalen Selbstaufgabe der Selbstbestimmung und
die Motivationen und Ziele der eigenen Lebensführung richten sich an
fremdbestimmten, vorgegebenen Systemen aus, deren man selbst gar
nicht Herr ist, vor allem deshalb weil man gar nicht weiß wer man
selbst ist.
Wie in so vielen Bereichen auch unserer
gesellschaftlichen Systeme sind die grundsätzlichen Ideen der
Strukturen nicht per se als schlecht zu bezeichnen, aber der Kontext,
bzw. die Prämisse des menschlichen Denkens und der Selbstwahrnehmung
in der Welt führt viele dieser Mechanismen ad absurdum.
Wir sind alle als Menschen Teil der
Gesellschaft und Kultur, nicht etwa Zuschauer oder Benutzer, sondern
wir konstituieren sie direkt. Es kann also niemanden geben, der uns
verbindlich einer Entscheidungsverantwortung entledigen kann. Es kann
niemals eine Sicherheit geben, die über die der selbstbestimmten und
eigenverantwortlichen Entscheidung hinaus geht. Allerdings haben wir
über Generationen ein menschliches Selbstbild kultiviert, das eben
von Verunsicherung und Ängstlichkeit geprägt ist, das sich in einer
Welt zu identifizieren hat, die ein System des Zusammenlebens
repräsentiert, das durch eben diese Ängste und Unsicherheiten
bestimmt wird und durch sie werden wir immer wieder gesteuert,
manipuliert und konditioniert. Die natürlichen Anlagen werden
entfremdet und dienen als Schnittstelle zu den menschlichen
Motivationssystemen.
Doch wir wissen, dass unsere
Zugehörigkeitsgefühle trügerisch sind, deshalb erlösen sie und ja
auch nicht dauerhaft von unseren Ängsten. Wir müssen uns immer
wieder absichern, uns immer wieder die Richtigkeit unserer
Lebensentscheidungen bestätigen lassen.
Wie unabhängig kann der Mensch aber
sein, wenn er sich nur der eigenen Vernatwortlichkeit für sich und
das Leben stellen würde, wenn er seine Angst vor dieser Tragweite
seiner Existenzerweiterung überwinden könnte, anstatt sich in
Scheinidentitäten und Gruppenmentalitäten vor ihr zu verstecken.
Der Wahn des egoistischen Individualismus, der rücksichtslosen
Selbstrechtfertigung in allen Dingen des Lebens macht den Menschen
nicht nur zu einem krankhaften, parasitären und zerstörerischen
Teil dieses Ökosystems, sondern er ist vor allem die eigentliche
Ursache der Angst vor Verantwortung und Selbstbestimmung, er ist
Ursache der Verunsicherung eines vergeistigt-verlorenen Selbstbildes
das fremdbestimmten Gedankenmustern entspringt und entlang den Regeln
des als 'äußerlich' akzeptierten Systems bestätigt und erhalten
werden muss. Es ist eine komplette Abhängigkeit von Angst, nicht
voneinander als Menschen, als gleichberechtigte, gleiche,
selbstbestimmte Lebewesen, sondern alle in gegenseitig vernetzter
Vergeistigung Abhängig von den Programmen der Identitäts- und
Bedeutungsangst.
Es gibt also eigentlich keinen
Gruppenzwang in dem Sinn, sondern nur die Selbstaufgabe zugunsten der
irrationalen Angst und dem freiwilligen Zwang 'dazzugehören' zu
müssen umd sich eine trügerische Sicherheit zu vermitteln.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir
erlaubt und es zugelassen habe in eigenen Unsicherheiten bei
Entscheidungen und in meinen Versuchen diese Unsicherheit durch den
Zuspruch anderer zu beseitigen nicht ihre tatsächliche Ursache in
der mangelnden Selbsterkenntnis in Selbstehrlichkeit über die eigene
Motivation im Verhältnis zu der gemeinschaftlichen Bedeutung zu
sehen.
Ich fahre in meinem nächsten Blog mit
der Selbstvergebung und Selbstbestimmung/Selbstkorrektur fort.
Bastian Neumann / Ramstein /
Deutschland / 03.03.2013
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