Nach einer Konversation oder besser
gesagt einem schriftlichen Austausch über die Kommentarfunktion bei
Youtube schreibe ich diesen Blog über ein weit verbreitetes Dogma
der Selbstüberzeugung und Bestätigung der persönlichen
Meinungsbildung, welches nicht nur von Grund auf irreführend ist,
sondern auch all meine Statements und Schriften zum Thema der
Eigenverantwortlichkeit und Selbstbstimmung bestätigt.Es geht um den
stetigen Vergleich der eigenen Anschauung und Meinung, ganz egal zu
welchem Thema, aber im Besonderen in entscheidenden Lebensfragen und
vor allem bei gläubigen, religiösen Menschen, mit den jeweiligen
Schriften ihrer Religion, beim Christentum beispielsweise mit der
Bibel.
So werden in Diskussionen oder
Konversationen denn viele Sätze und Thesen eingeleitet mit den
Worten "in der Bibel steht geschrieben..." und dann folgt
ein Zitat oder ein Sinngleiches Statement der Person in eigenen
Worten, welchen dann die Meinung dieser Person wiedergeben oder
unterstreichen soll. Nun ist dieser Ansatz inzweierlei Hinsicht
Sinnfrei, einerseits könnte ich ebenso gut ein Buch lesen, in diesem
Fall die Bibel, wenn ich wissen wollte was darin steht, anstatt ein
Gespräch mit einem lebenden Menschen zu führen. Zum Anderen setzt
die BEdeutung die dieser Vergleich der Aussage der Person angeblich
geben soll voraus, dass ich den Worten die in diesem Buch geschrieben
stehen ebensolchen Wert beimesse wie die Person die sie zur
Verstärkung ihrer Argumentation benutzt. Doch das muss eben
keinesfalls so sein und ist für mich im Moment der Unterhaltung im
Grunde auch irrelevant, da es mir vielmehr um den Austausch mit dem
Mensch, mit dem Lebenspunkt der er ist geht als um die
Gedankenkonzepte und Datensätze die er gespeichert hat.
Diese Form der Zuhilfenahme des
geschriebenen Wortes anderer Persönlichkeiten oder im Fall der Bibel
einer ganzen geschichtlichen Institution, ist eben eine Methode die
Unsicherheit in erster Linie offenbart und eben keine Sicherheit
gibt, wenn es um eine 'Meinung' oder 'Ansicht' geht. Was bedeutet es,
wenn ich versuche mir Sicherheit über meine Standpunkte zu
verschaffen indem ich mich Einreihe in eine Gruppe anderer,
gleichdenkender Menschen oder mich gleichsetze mit einer 'berühmten',
bereits für ihre Werke anerkannten Person, anstatt meinen Standpunkt
eigenständig eingehend zu prüfen und festzustellen, ob ich unter
allen Umständen zu jeder Zeit selbst für ihn gerade stehen kann?
Und vor allem auch, ob ich die Fähigkeit besitze ihn wenn nötig zu
ändern und ihn nicht zu einer Bastion ausbaue, zu einem
feststehenden Teil einer eingebildeten Persönlichkeit werden lasse,
die es dann um jeden Preis zu verteidigen gilt?
Es bedeutet, dass ich unsicher bin,
dass ich es eben nicht wage Eigenverantwortung zu übernehmen, dass
ich unfähig bin die Konsequenzen meines Denkens, meines Redens und
damit meines Handelns auch wirklich selbst zu tragen. Wann immer ich
mich vergleiche um bestätigung meines Standpunktes zu erhalten, und
vor allem wenn ich dabei Autoritäten akzeptiere denen ich eine
höhere Macht und ein größeres Wissen ungefragt unterstelle, begebe
ich mich in Abhängigkeit und gebe dafür meine Eigenverantwortung an
diese Instanzen ab. Ich stelle mich zwar als gleichgesinnt hin, aber
eben 'hinter' die Instanz, die Bibel, die Kirche, die Partei, die
Gruppe, was auch immer es ist. Natürlich kann ich daran glauben,
aber es ist und bleibt ein Glaube und kein Wissen. Ich kann keine
geborgten Überzeugungen leben, sondern nur die, zu denen ich in
bedingungsloser, selbstehrlicher Selbstbefragung komme.
Interessanterweise, oder aber auch konsequenterweise, kann ich dann
vielleicht feststellen, dass andere zu ebensolchen Einsichten gelangt
sind wie ich, und ich kann mich mit ihnen befassen. Aber dazu ist es
keinesfalls nötig ihre Texte zu zitieren oder mir ihre Bücher ins
Regal zu stellen, denn ich brauche mir ihre Aussagen nicht zu merken
und mich schon gar nicht durch sie zu bestätigen. Ich weiß, wofür
ich stehen kann und dass ich mich in einem ständigen Prozess
befinde, in dem es zwar grundlegende Einsichten, Lebens-bedingende
Wahrheiten geben kann, aber keine festestehenden Meinungen, keine
Generalisierungen der persönlichkeit, der eigenen Überzeugungen
aufgrund persönlicher Erfahrungen oder der Anhäufung von Wissen
oder Informationen. Es gibt nichts zu verteidigen, das aus dem
selbstehrlichen, selbstbestimmten prozess der Erkenntnis in
Gleichheit nd Einheit mit dem Leben gewonnen ist, denn es ist frei
von Persönlichkeit und stammt aus dem Lebendigen, dem Bewußtsein
des Lebens, in dem wir alle gleich und eins sind. Nur eine
individualisierte Persönlichkeit, ein Gedankenkonstrukt aus
Erinnerungen und gedanklich damitverknüpften Emotionen kann sich
durch die Einheit und Gleichwertigkeit des Lebens bedroht fühlen,
weil sie durch die (An)erkenntnis dieser Tatsache ihrer
Überheblichkeit und der Rechtfertigungen allen egoistischen
Verhaltens beraubt wird.
Es ist erfahrungsgemäß besonders
interessant, dass gerade solche Persönlichkeiten, die in der
religiösen Literatur, beispielsweise der Bibel ihre Überzeugungen
bestätigt sehen und sich im Umgang mit den Zitaten und Vergleichen
selbstsicher Zeigen, so leicht sich angegriffen zu fühlen scheinen
und so schnell alles aburteilen das entweder aus anderen Quellen
stammt, die Dinge anders beurteilt als es ihre Texte in ihrer
Interpretation tun, oder aber vielleicht sogar übereinstimmt mit
ihnen, aber seine Quelle nicht preisgibt, beziehungsweise keine
andere Quelle als die der selbstehrlichen Selbstbestimmung hat.
Hier wird dann bisweilen unterstellt,
dass zwar Ansätze zu stimmen scheinen, aber da es nicht sein kann,
dass ein anderer Mensch zu gleichen Einsichten kommt wie ihre
Referenz-Instanz, ihre Ersatzautorität für ihre Selbstbestimmung,
muss etwas fehlen oder fehlgeleitet sein, und da ist es vor allem in
der Religion ein leichtes etwas literarisch belegtes zu finden, da
man hunderte Dinge aus dem Kontext herauslösen und entsprechend
auslegen kann, und wenn es nur eine reine Erfindung ist, ein
irrelevanter Aspekt einer Geschichte, eines Konzeptes, ein Begriff,
eine Idee, wie beispielsweise ein Gott.
Nein, es kann keine fruchtbare,
lebendige Diskussion oder Unterhaltung geben mit einem 'überzeugten'
Menschen. Es muss ein lebendiger Mensch sein, ein lebendiger,
forschender Geist, oder zumindest ein gewillter Mensch, ein sich
hingebender Mensch der das Leben in jedem Moment lebt, der bereit ist
zu lernen, zu sehen, zu hören, der gewillt ist sich immer und zu
jeder Zeit von allem zu befreien das ihn im Geiste ausmacht, wann
immer es der Moment erfordert, wenn es die Einsicht und die
Selbstehrlichkeit, die Aufrichtigkeit dem Leben gegenüber
erforderlich und unabdingbar macht. Und dafür ist es unmöglich sich
zu vergleichen, sich in Texten und Schriften anderer zu 'bestätigen'.
Ich kann nur mich selbst erkunden, mich selbst verstehen und für
mich selbst stehen. Alles andere ist ein Plagiat. Die Gleichheit und
Einheit allen Lebens bedingt, dass ein jeder der sich dem Prozess der
Selbstehrlichen Selbstanalyse eigenverantwortlich verschreibt zu
übereinstimmenden, allgemein akzeptierbaren Einsichten gelangt. Das
ist kein Konsens, sondern das ist die Selbstehrlichkeit des bewußten
Lebens in seiner Einheit. Daraus erwacht unerschütterliches
Selbst-Bewußtsein und die Freiheit von jeglicher intellektueller
Abhängigkeit.
Und so stellt es sich in fast allen
Lebensbereichen dar in unserer Welt, wir wollen keine
Eigenverantwortung mehr übernehmen, wir verpflichten uns den Regeln
der künstlichen Instanzen anstatt uns dem Leben das wir alle
gleichermaßen sind hinzugeben. Wir glauben frei zu sein indem wir
uns nicht mehr verantwortlich fühlen, indem wir uns der Einbildung
einer Übergeordneten unentrinnbaren Reglementierung unterwerfen.
Doch wir sperren uns selbst dadurch ein, beschränken uns selbst,
nehmen uns selbst jede Freiheit und berauben den Menschen und damit
das Leben des eigentlichen Potentials das wir repräsentieren und das
wenn in eigenverantwortlichen, eigenständigen Händen eine Welt
gestalten kann, in der jeder für sich und doch alle in
gleichwertiger Einheit zusammenstehen und für das Wohl allen Lebens
leben, in einem unermesslich kreativen, lebenswürdigen und freien
Zusammenleben, das erstmals in der Geschichte des Menschen eine
tatsächliche Entwicklung zu Mündigkeit und Würde bedeutet.
Das ist die Möglichkeit, das Potential
und die Verantwortung die wir als Menschen tragen, und genau dieser
Verantwortlichkeit als Mensch versuchen wir uns zu entziehen, wenn
wir und 'zuordnen', 'unterstellen' und entlang bestimmter, fremder
Ideologien 'eichen'.
Es gibt keinen Ausweg aus der
Eigenverantwortung, und das ist das beste am Leben. Denn die
Akzeptanz dieser Verantwortung bedeutet das wahre Leben, bedeutet das
ewige Leben, bedeutet Nächstenliebe, Mitgefühl, Selbstlosigkeit und
alles was in so vielen religiösen Texten begrifflich verewigt ist
und unglücklicherweise immer wieder benutzt wird wie eine Ware, wie
ein Schutzschild, als könne man vom bloßen Lesen der Worte ihre
Bedeutung erLEBEN.
Bastian Neumann / Ramstein /
Deutschland / 09.03.2013
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