Freitag, 22. März 2013

Tag0040 - Emotionaler Selbstschutz / Verherrlichung der Ignoranz





Der Mensch ist verkommen. Seine Entwicklung, wenn es tatsächlich je eine gegeben hat, ist absolut degenerativ, denn es scheint unmöglich, dass er auf niedrigerem Verstandesniveau angefangen haben soll als das das er heute erreicht hat. Sein Umgang mit dem Leben, sein sich Fügen in missbräuchliche Strukturen, seine feige Mitläufer-Manier, sein eigennütziges, viel zu kurz gedachtes Planen seiner Lebensstrategien, die Lächerlichkeit seiner Werte und Ideale, sein Glaube an seine Freiheit, seine Individualität und sein Recht auf persönliche Entfaltung in einer Welt in der er offensichtlich vollständig versklavt und unterjocht ist unter die selbstgeschaffenen Systeme seiner Vorstellung, all das und noch viel mehr spricht für die unaussprechliche Ignoranz und Verleumdung seiner tatsächlichen Fähigkeiten. Er hat es nicht geschafft, sich über das infantile Stadium seines Bewusstseins hinaus zu entwickeln. Und ich spreche keineswegs in spirituellem Wahn von „höherem Bewusstsein“  oder transzendiertem Bewusstsein als eine eigene Existenz, sondern von der einfachen Entwicklungsstufe eines egozentrischen Wahrnehmens der Welt hin zu einer verstandesgemäßen, eigenverantwortlichen Sicht auf die Welt und das Leben in der offensichtlichen Erkenntnis der Vielfältigkeit der Lebensformen und ihrer Einheit als das Leben selbst.

Was ihn an diesem Schritt der Selbstentwicklung und damit der Selbstbefreiung von den vorgegebenen, vorgebeteten Strukturen hindert, ist die kultivierte Angst vor Verantwortung. Die Angst vor eigenverantwortlichem Leben, das untrennbar verbunden ist mit der Entwicklung zur Mündigkeit, zur Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit für alle anderen Lebensformen.

Die Angst vor der Eigenverantwortlichkeit für und als das Leben ist in unserer Welt, angesichts der schändlichen, lebensverachtenden Konsequenzen und Absichten menschlichen Handelns durchaus verständlich. Wer sollte uns dieses Vergehen am Leben jemals vergeben können? Wenn das überhaupt möglich ist, dann können wir das nur selbst, im Angesicht unserer Selbst als Einheit, als Mitverantwortliche für alles Menschengeschaffene, für alle Denkstrukturen und gedanklich akzeptierten Systeme, Werte, Ideologien, die alle von dem fehlerhaften Standpunkt der Getrenntheit des menschlichen Bewusstseins, von der Isolation und damit der Herauslösung aus der eigentlichen Verantwortlichkeit ausgehen und somit nichts als zerstörerische Prinzipien und entwickelt haben. Doch für diese Selbstvergebung müssen wir uns erst einmal als das akzeptieren, was wir tatsächlich sind. Aös das, was wir uns erlaubt haben zu werden. Wir müssen uns selbst gegenüber Rechenschaft ablegen, bedingungslos und gnadenlos, ohne Aussicht auf Absolution, ohne Erwartung von Anerkennung oder ähnlichem. Ganz für uns selbst. Denn nur dort, in Selbstehrlichkeit uns selbst gegenüber sind wir eins mit dem Leben, sind wir eins mit uns selbst. Und wenn wir in der Lage sind, uns in diesem Moment in dem keiner uns zuschaut Selbstehrlich Rechenschaft abzulegen für alles, was wir geworden sind, wovon wir ein Teil, geworden sind, wenn wir uns eingestehen dass unser bisheriges Leben ein Selbstbetrug war, dass unsere Werte und Vorstellungen unseres persönlichen Glücks und unserer Bedeutung als Geschichten Illusionen sind, dass wir an sie das wahrhaftige leben, die Selbstbestimmung, die eigene Würde und Verantwortlichkeit verraten haben.

Die Angst oder die Abscheu vor dem Moment der Eigenverantwortlichkeit, der Akzeptanz der selbstbestimmten Existenz und ihrer Konsequenzen sitzt sehr tief, kann sich in sehr subtilen Momenten und Situationsbedingungen zeigen. Ich persönlichen habe den selbstbestimmten Schritt hin zur eigenverantwortlichen Selbstgestaltung, den ersten Schritt für den Prozess der Selbsttransformation und Dekonstruktion dessen was ich bisher geglaubt habe zu sein und sein zu müssen aufgrund eines aufrüttelnden Traumas, eines Schockerlebnisses getan, das mir nicht viel Möglichkeiten offen ließ, außer die totale Selbstaufgabe, das heißt auch die Aufgabe der eigenen Existenz, nicht in Form eines Suizids, weit entfernt, aber in Form existenzieller Bedrohung durch die selbstgewählte Opferrolle innerhalb der Systeme – oder aber eben den Schritt zu selbstbestimmter Veränderung, zu eigenverantwortlicher Selbstlenkung in jedem Moment und Atemzug.

Von diesem Augenblick an hat tatsächlich eine Entwicklung erst stattgefunden, ein Prozess der Selbsterkenntnis als das Leben, als schlafwandelnder ‚Mitbetreiber‘ einer Höllenmaschinerie die das Leben als Ressource zerfrisst und in kurzlebige, sinnfreie Energiemomente und Erlebnisse umwandelt, für eine Befriedigung des Geistes für einen Moment und die Versklavung unter die süchtig machende Maschinerie, ist man zu einer programmierten Biomaschine geworden, zu einem Ernteroboter des physischen Lebens im Namen reiner Illusionen, kurzlebiger Fantastereien, sinnfreier Wahnzustände einer durch und durch degenerativen psychotischen Erkrankung des Bewusstseins.
Da gilt es gerade in Zeiten der digitalen Medien, des weltweiten Informationsaustausches ganz besondere Schutzmechanismen zu entwickeln, man muss sich vor der Offenbarung der tatsächlichen Konsequenzen und Zusammenhänge unserer akzeptierten Lebensweise irgendwie verbergen. Und so ist es natürlich unerträglich sich die realen Bilder, die tatsächlichen Geschehnisse im Zusammenhang beispielsweise mit unserer glorifizierten, völlig sinnfreien und irrationalen Konsumphilosophie anzuschauen, sich vor Augen zu halten wie das Leid, der Tod und die Zerstörung des Lebens die wir alle gemeinsam verursachen, verherrlichen und als ‚fortschrittliche Entwicklung‘ der Zivilisation  verzerren tatsächlich aussieht und stattfindet. 

Und so stelle ich auch bei mir noch immer Tendenzen fest, mich mit der emotionalen Unerträglichkeit der Bilder und Dokumentationen die zur Verfügung stehen und das wirkliche Gesicht unserer geleckten Fassaden offenbaren zu entschuldigen, mich selbst davon abzuhalten den Tatsachen auch meiner Akzeptanzen gegenüberzutreten. Denn nur in der Akzeptanz der Wirklichkeit so wie sie ist, in der Annahme und dem Verstehen der monströsen Persönlichkeiten und Fratzen die wir als Menschen geworden sind,   zu denen wir uns selbst ‚kultiviert‘ und ‚zivilisiert‘ haben, kann ehrliche, verlässliche und wirklich gelebte Veränderung möglich sein. 


Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe nicht alle die Informationen zu nutzen die mir zur Verfügung stehen um das Ausmaß der Verblendung, meiner eigenen und der unserer Gemeinschaft wirklich begreifen und in diesem Verständnis wirksame Schritte zur Befreiung des Lebens aus dieser Umklammerung der Ignoranz befreien zu können.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es zugelassen habe, diese Weigerung mir das Leid der Tiere in der von uns allen unterstützten Fleischproduktion in allen Facetten vor Augen zu führen und so gut wie möglich das Ausmaß verstehen zu können mit dem Schutz meiner inneren emotionalen Empfindlichkeit gerechtfertigt zu haben und darin das ausweichende Muster der Selbstrechtfertigung des eigenen Verschließens, der Gedankensysteme der Verharmlosung und des Vergessens vorgezogen zu haben anstatt eigenverantwortlich und aufrecht für das Leben geradezustehen und mich der Wirklichkeit zu stellen.

Ich bestimme mich selbst als Mensch und als das Leben mich in allen Konsequenzen der Verantwortlichkeit zu stellen, das Leiden und überflüssige, massenhafte qualvolle Töten von Tieren in einem Prozess selbstehrlicher Selbstanalyse, dem Studium und Verständnis meiner inneren Persönlichkeitsstrukturen, der Dekonstruktion der akzeptierten Selbstrechtfertigungsgedanken und egoistischen Entschuldigungen zu beenden indem ich mich selbst als Experiment, als lebendiges Beispiel, als Mensch und als das Leben der Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit stelle, mich in Eigenarbeit von den Persönlichkeits- und Denkstrukturen zu befreien die dazu geführt haben, dass wir als Menschen solche Zustände, solchen Missbrauch und sinnlose Selbstbeschränkungen zulassen.

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 22.03.2013

Ich empfehle zum Thema dringend folgende Dokumentation:


 





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