Der Mensch ist verkommen. Seine Entwicklung, wenn es
tatsächlich je eine gegeben hat, ist absolut degenerativ, denn es scheint
unmöglich, dass er auf niedrigerem Verstandesniveau angefangen haben soll als das
das er heute erreicht hat. Sein Umgang mit dem Leben, sein sich Fügen in
missbräuchliche Strukturen, seine feige Mitläufer-Manier, sein eigennütziges,
viel zu kurz gedachtes Planen seiner Lebensstrategien, die Lächerlichkeit
seiner Werte und Ideale, sein Glaube an seine Freiheit, seine Individualität
und sein Recht auf persönliche Entfaltung in einer Welt in der er
offensichtlich vollständig versklavt und unterjocht ist unter die
selbstgeschaffenen Systeme seiner Vorstellung, all das und noch viel mehr
spricht für die unaussprechliche Ignoranz und Verleumdung seiner tatsächlichen
Fähigkeiten. Er hat es nicht geschafft, sich über das infantile Stadium seines
Bewusstseins hinaus zu entwickeln. Und ich spreche keineswegs in spirituellem
Wahn von „höherem Bewusstsein“ oder
transzendiertem Bewusstsein als eine eigene Existenz, sondern von der einfachen
Entwicklungsstufe eines egozentrischen Wahrnehmens der Welt hin zu einer
verstandesgemäßen, eigenverantwortlichen Sicht auf die Welt und das Leben in
der offensichtlichen Erkenntnis der Vielfältigkeit der Lebensformen und ihrer
Einheit als das Leben selbst.
Was ihn an diesem Schritt der Selbstentwicklung und damit
der Selbstbefreiung von den vorgegebenen, vorgebeteten Strukturen hindert, ist
die kultivierte Angst vor Verantwortung. Die Angst vor eigenverantwortlichem
Leben, das untrennbar verbunden ist mit der Entwicklung zur Mündigkeit, zur
Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit für alle anderen Lebensformen.
Die Angst vor der Eigenverantwortlichkeit für und als das
Leben ist in unserer Welt, angesichts der schändlichen, lebensverachtenden
Konsequenzen und Absichten menschlichen Handelns durchaus verständlich. Wer
sollte uns dieses Vergehen am Leben jemals vergeben können? Wenn das überhaupt
möglich ist, dann können wir das nur selbst, im Angesicht unserer Selbst als
Einheit, als Mitverantwortliche für alles Menschengeschaffene, für alle
Denkstrukturen und gedanklich akzeptierten Systeme, Werte, Ideologien, die alle
von dem fehlerhaften Standpunkt der Getrenntheit des menschlichen Bewusstseins,
von der Isolation und damit der Herauslösung aus der eigentlichen
Verantwortlichkeit ausgehen und somit nichts als zerstörerische Prinzipien und entwickelt
haben. Doch für diese Selbstvergebung müssen wir uns erst einmal als das
akzeptieren, was wir tatsächlich sind. Aös das, was wir uns erlaubt haben zu
werden. Wir müssen uns selbst gegenüber Rechenschaft ablegen, bedingungslos und
gnadenlos, ohne Aussicht auf Absolution, ohne Erwartung von Anerkennung oder
ähnlichem. Ganz für uns selbst. Denn nur dort, in Selbstehrlichkeit uns selbst
gegenüber sind wir eins mit dem Leben, sind wir eins mit uns selbst. Und wenn
wir in der Lage sind, uns in diesem Moment in dem keiner uns zuschaut
Selbstehrlich Rechenschaft abzulegen für alles, was wir geworden sind, wovon
wir ein Teil, geworden sind, wenn wir uns eingestehen dass unser bisheriges
Leben ein Selbstbetrug war, dass unsere Werte und Vorstellungen unseres
persönlichen Glücks und unserer Bedeutung als Geschichten Illusionen sind, dass
wir an sie das wahrhaftige leben, die Selbstbestimmung, die eigene Würde
und Verantwortlichkeit verraten haben.
Die Angst oder die Abscheu vor dem Moment der
Eigenverantwortlichkeit, der Akzeptanz der selbstbestimmten Existenz und ihrer
Konsequenzen sitzt sehr tief, kann sich in sehr subtilen Momenten und
Situationsbedingungen zeigen. Ich persönlichen habe den selbstbestimmten
Schritt hin zur eigenverantwortlichen Selbstgestaltung, den ersten Schritt für
den Prozess der Selbsttransformation und Dekonstruktion dessen was ich bisher
geglaubt habe zu sein und sein zu müssen aufgrund eines aufrüttelnden Traumas,
eines Schockerlebnisses getan, das mir nicht viel Möglichkeiten offen ließ,
außer die totale Selbstaufgabe, das heißt auch die Aufgabe der eigenen Existenz,
nicht in Form eines Suizids, weit entfernt, aber in Form existenzieller
Bedrohung durch die selbstgewählte Opferrolle innerhalb der Systeme – oder aber
eben den Schritt zu selbstbestimmter Veränderung, zu eigenverantwortlicher
Selbstlenkung in jedem Moment und Atemzug.
Von diesem Augenblick an hat tatsächlich eine Entwicklung
erst stattgefunden, ein Prozess der Selbsterkenntnis als das Leben, als
schlafwandelnder ‚Mitbetreiber‘ einer Höllenmaschinerie die das Leben als
Ressource zerfrisst und in kurzlebige, sinnfreie Energiemomente und Erlebnisse
umwandelt, für eine Befriedigung des Geistes für einen Moment und die
Versklavung unter die süchtig machende Maschinerie, ist man zu einer
programmierten Biomaschine geworden, zu einem Ernteroboter des physischen
Lebens im Namen reiner Illusionen, kurzlebiger Fantastereien, sinnfreier
Wahnzustände einer durch und durch degenerativen psychotischen Erkrankung des Bewusstseins.
Da gilt es gerade in Zeiten der digitalen Medien, des
weltweiten Informationsaustausches ganz besondere Schutzmechanismen zu
entwickeln, man muss sich vor der Offenbarung der tatsächlichen Konsequenzen
und Zusammenhänge unserer akzeptierten Lebensweise irgendwie verbergen. Und so
ist es natürlich unerträglich sich die realen Bilder, die tatsächlichen
Geschehnisse im Zusammenhang beispielsweise mit unserer glorifizierten, völlig
sinnfreien und irrationalen Konsumphilosophie anzuschauen, sich vor Augen zu
halten wie das Leid, der Tod und die Zerstörung des Lebens die wir alle
gemeinsam verursachen, verherrlichen und als ‚fortschrittliche Entwicklung‘ der
Zivilisation verzerren tatsächlich
aussieht und stattfindet.
Und so stelle ich auch bei mir noch immer Tendenzen fest,
mich mit der emotionalen Unerträglichkeit der Bilder und Dokumentationen die
zur Verfügung stehen und das wirkliche Gesicht unserer geleckten Fassaden
offenbaren zu entschuldigen, mich selbst davon abzuhalten den Tatsachen auch
meiner Akzeptanzen gegenüberzutreten. Denn nur in der Akzeptanz der
Wirklichkeit so wie sie ist, in der Annahme und dem Verstehen der monströsen
Persönlichkeiten und Fratzen die wir als Menschen geworden sind, zu
denen wir uns selbst ‚kultiviert‘ und ‚zivilisiert‘ haben, kann ehrliche,
verlässliche und wirklich gelebte Veränderung möglich sein.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es
zugelassen habe nicht alle die Informationen zu nutzen die mir zur Verfügung
stehen um das Ausmaß der Verblendung, meiner eigenen und der unserer
Gemeinschaft wirklich begreifen und in diesem Verständnis wirksame Schritte zur
Befreiung des Lebens aus dieser Umklammerung der Ignoranz befreien zu können.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es
zugelassen habe, diese Weigerung mir das Leid der Tiere in der von uns allen
unterstützten Fleischproduktion in allen Facetten vor Augen zu führen und so
gut wie möglich das Ausmaß verstehen zu können mit dem Schutz meiner inneren
emotionalen Empfindlichkeit gerechtfertigt zu haben und darin das ausweichende
Muster der Selbstrechtfertigung des eigenen Verschließens, der Gedankensysteme
der Verharmlosung und des Vergessens vorgezogen zu haben anstatt eigenverantwortlich
und aufrecht für das Leben geradezustehen und mich der Wirklichkeit zu stellen.
Ich bestimme mich selbst als Mensch und als das Leben mich
in allen Konsequenzen der Verantwortlichkeit zu stellen, das Leiden und überflüssige,
massenhafte qualvolle Töten von Tieren in einem Prozess selbstehrlicher
Selbstanalyse, dem Studium und Verständnis meiner inneren Persönlichkeitsstrukturen,
der Dekonstruktion der akzeptierten Selbstrechtfertigungsgedanken und
egoistischen Entschuldigungen zu beenden indem ich mich selbst als Experiment,
als lebendiges Beispiel, als Mensch und als das Leben der Selbstbestimmung und
Eigenverantwortlichkeit stelle, mich in Eigenarbeit von den Persönlichkeits-
und Denkstrukturen zu befreien die dazu geführt haben, dass wir als Menschen
solche Zustände, solchen Missbrauch und sinnlose Selbstbeschränkungen zulassen.
Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 22.03.2013
Ich empfehle zum Thema dringend folgende Dokumentation:
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