Es scheint eine allgemeine
Übereinstimmung darüber zu geben, dass der Mensch von Grundauf
böse, hinterhältig, gewalttätig und selbstsüchtig ist. Wie wären
sonst all die Reglementierungen, die Strafandrohungen in den
Ordnungssystemen und den Gesetzen zu erklären? Wie sonst könnte man
ein Bildungssystem rechtfertigen, das in erster Linie auf Bestrafung
für schlechte Leistung, schlechte Anpassung und schlechtes Verhalten
basiert? Wie soll man sonst verstehen, warum in der Erziehung die
Manipulation und schleichende Gehirnwäsche eine so große Rolle
spielt? Man versucht ja geradezu ein Kind von grundauf neu zu
programmieren, all seine natürlichen und freien Interessen, seine
Neugier und seine Fähigkeit selbst Vorlieben zu entwickeln gezielt
zu beeinflussen und zu lenken, damit sie sich nach und nach unseren
angepassten Vorlieben und Interessen angleichen, denn das tun sie
sicher nicht automatisch, auch dann nicht, wenn die Anpassung
scheinbar von selbst, durch das Kopieren und Nachahmen der Eltern
geschieht.
Tja irgendwie haben wir uns über
Generationen hinweg einreden lassen, dass der Mensch, wenn er sich
frei und eigenstädnig zu entfalten wagt, fast zwangsläufig zu einer
raubenden, mordenden und und lüsternen Bestie wird die den Frieden
und das Wohl einer Gemeinschaft gefährden würde. Und tatsächlich
sieht man diese 'Bestien' und lüsternen Gewaltverbrecher, die
vertreter sinnloser faschistischer Ideologien und Hassprediger
überall in unserer Welt und in unseren Gesellschaften die ja
eigentlich alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen um diese Bestie
Mensch zu kontrollieren bereits implementiert und ausgeführt haben -
scheinbar erfolglos? Oder ist es vielleicht so, dass diese Form der
Entwicklung menschlicher Psychen, die Genese eines gewaltbereiten,
selbstsüchtigen, rücksichtslosen Wesens Mensch ein Resultat eben
dieser Gesellschaftsordnung und all ihrer inneren Strulturen und
Systeme ist und wir nur innerhalb dieser Systeme überhaupt dieses
Bild des Menschen manifestieren als die Gewaltproblematik, die
kriminelle Energie, die Gier und Selbstsucht die Probleme und
Bedrohungen denen wir in der scheinbaren Gesellschaftsordnung
gegenüberstehen? Woher kommt diese Idee, dass genau das die Natur
des Menschen sei, und dass dieser Einhalt geboten werden müsse, dass
wir aus diesem Grund 'beherrscht' werden müssen, dass wir uns
Institutionen unterwerfen müssen, die von eben solchen Menschen
unterhalten werden? Wo ist die Logik hinter diesem Glauben und was
glauben wir macht einige Menschen fähiger dazu andere zu
beherrschen, womit verdienen sie unser Vertrauen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es
sich viel eher so verhält, dass der Glaube an die Fähigkeit der
Institutionen, der feste Glaube an die Qualifikation der Menschen die
die entsprechenden Ämter besetzen einer kultivierten Ängstlichkeit
folgt, nämlich der Angst vor der Eigenverantwortlichkeit als Mensch.
Die Selbstidentifikation als ein 'verdammtes' Wesen mit einer
hoffnungslos 'bösen' Natur macht uns frei von der Verantwortlichkeit
für egoistisches und rücksichtsloses Handeln, sie macht uns frei
von der Schuld für triebhaftes sich gehen lassen, und genau diese
Grundeinstellung ist es, die das kapitalistische Konsum- und
Ausbeutungssystem am Leben erhält, der triebhaft handelnde, von
Selbstbestimmung und damit von Eigenverantwortlichkeit befreite
Konsument, der durch seine Selbstaufgabe absolut manipulierbar und
durchschaubar geworden ist.
In gewisser Weise lässt sich dieses
Verhalten und diese innere Grundhaltung der bequemen Ängstlichkeit
anhand des Beispiels des Zuschauereffekts oder 'Bystander-effect'
erklären und beschreiben. Der Masse zu folgen, sich nach ihrem
Verhalten zu richten, zu hoffen, dass 'andere' die Probleme
beseitigen die uns alle bdrohen, die selbstgerechte, momentane
Herabstufung der eigenen Bedeutung im Kontext einer geforderten
Hilfeleistung oder eines persönlichen, selbstlosen Einsatzes, all
diese in den Experimenten bestätigten Verhaltens- und Denkweisen
spiegeln dasselbe Prinzip wieder wie das oben beschriebene der
Selbstaufgabe und Hingabe an ein Glaubenssystem der Selbstwahrnehmung
- und natürlich darin auch der Whrnehmung anderer.
Die Fähigkeit des Menschen 'Böses' zu
tun, sich selbstsüchtig und rücksichtslos zu verhalten, andere
Menschen und deren Situationen zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen
ist unleugbar in der Wirklichkeit vorhanden, sie existieren, trotz
all der Errungenschaften der menschlichen Entwicklung, Zivilisation,
Technologisierung und Globalisierung. Sie ist nicht nur vorhanden,
sondern wird eben auch gelebt, umgesetzt und zu einer tatsächlichen
Verhaltensweise des Menschen. Allerdings, und dieser Punkt offenbart
im Grunde mehr als nur die Verantwortlichkeit des Menschen für seine
eigenen Entscheidungen, sondern die Verantwortlichkeit einer ganzen
Gesellschaft und damit auch der gesamten Gemeinschaft der Menschen
für die Entwicklung und die Richtung in die sich ein menschlichesr
Geist verselbständigt. Die Kultur, die Prägung und Beeinflussung
der Gemeinschaft trägt einen großen Anteil an der Entwicklung der
Persönlichkeiten ihrer einzelnen Individuen und daher ist hier auch
die größte Sorgfalt geboten. Nicht etwa in der Weise von Theorien,
von Symptomorientierten Maßnahmen der gewaltsamen Kontrolle, des
Zwangs oder des Drucks, denn all diese Methoden haben sich längst
als vollkommen unwirksam erwisen, sondern durch das lebende Beispiel
der selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Selbstkontrolle, bzw.
Selbstanalyse. Selbstanalyse deshalb, weil ich nur etwas
kontrollieren und steuern kann, das ich auch verstehe. Und wenn ich
mich selbst nicht verstehe, verstehe ich auch nicht aus welchen
Gründen genau ich etwas möchte, etwas ablehne oder etwas begehre,
obwohl es vielleicht entgegen meiner oberflächlichen, persönlichen
Weltsicht und meiner moralischen Werte steht. Ich kann also nicht mit
mir selbst umgehen und bin ständig der Beeinflussung durch meine
emotionalen, inneren, gedanklichen Systeme ausgesetzt, ganz zu
Scheigen von der Manipulation und Beeinflussung durch mein Umfeld für
die ich natürlich ebenso empfänglich bin in dem Zustand reiner
Programm- und Konditionierungssubmission.
Wenn ich also lebendes Beispielsage,
dann meine ich dass es notwendig ist, in einen Prozess der
Selbstbefreiung einzutreten, einen selbstgewillten Schritt der
Selbstehrlichkeit und Selbstanalyse zu gehen um all die inneren
Konzepte und ihre Konflikte mit der Wirklichkeit, die Welt so wie sie
ist und meine Illusionen von ihr auf den Prüfstand zu heben, meine
persönlichkeit als Konstrukt zu durchleuchen und zu verstehen, die
automatisierten Programme und Reaktionsmuster zu dekonstruieren um
sich selbst neu auszurichten in selbstbestimmter Entscheidung für
das Leben, das Wohl allen Lebens analog zu den Prinzipien die dem
Leben selbst die besten Resultate bringen, nicht der illusionären
Geschichte einer Person und dem Glauben an absurde Mythen ihrer
Unsterblichkeit trotz ihrer bösartigen und gefährlichen Natur.
Es ist leicht zu erkennen, dass wir uns
unsere eigenen 'Monster' schaffen, es ist kein Geheimnis, dass auch
und vor allem die sogenannten Kriminellen, die Gewaltverbrecher und
auch die psychisch Kranken, Produkte der Kultur und der Gesellschaft
sind. Einer Gesellschaft in der jeder sich um sich selbst zukümmern
glaubt, in der jeder nur an sein Leben denkt, das es überhaupt
nicht gibt. Es gibt nicht dein Leben, sondern es gibt nur das
Leben, und alle Vorstellungen von uns selbst - und anderen - sowohl
die positiv bewerteten als auch die negativen und darüberhinaus die
Bewertungen selbst sind nichts weiter als Erfindungen des
Geistes, Konzepte zur Rechtfertigung bestimmter Verhaltensmechanismen
und Lebensphilosophien die die Angst des Einzelnen schüren und ihn
dadurch manipulierbar, korrumpierbar und beherrschbar machen. Wir
müssen an unsere unabdingbar schlechte und bösartige Natur glauben,
um vor uns selbst unsere eigene Kreation zu rechtfertigen, das
tödlichste, mächtigste und gefährlichste Monster das je existiert
hat, die Manifestation unserer kultivierten Angst und Selbstaufgabe,
den Wahnsinn einer vergeistigten Existenz als Fantasie, die immer
leichter in die Menschen hineinprogrammiert werden kann, weil die
Akzeptanz einer verrohten, lebensfeindlichen und vernichtenden
Wirklichkeit nahezu unerträglich erdrückend erscheint. Die Systeme
die wir leben, die wir schaffen, allen voran das kapitalistische
Wirtschaftssystem, dieser zelebrierte Wahnsinn gegen alles Leben,
scheinen genau die Philosophie einer Akzeptanz der unveränderbar
'bösen' Natur des Menschen zu bestätigen.
Da ist es leicht den Heranwachsenden
die Notwendigkeit ihrer Anpassung um jeden Preis zu rechtfertigen,
denn Beweise gibt es mehr als reichlich, dass das Leben gefährlich,
bedrohlich und die Menschen nicht vertrauenswürdig sind. Aber, und
das ist der Punkt der all die über Generationen geprägten und
verfestigten Glaubensprinzipien ins Wanken bringen muss, wenn man
sich diesen Fakten in selbstehrlicher, eigenständiger Selbstschau
stellt, allein die Tatsache der Erkenntnisfähigkeit dieser
Mechanismen offenbart unabdingbar die Entscheidungsmöglichkeit des
Menschen und damit unweigerlich die Eigenverantwortlichkeit. Der
Mensch ist genau so wenig von einer Bösen und selbstsüchtigen Natur
getraft wie ein Pitbull oder Staffordshire Terrier ein von Natur aus
bösartig aggressiver Hund ist. Sowohl der Mensch als auch der Hund
werden dazu gemacht, und zwar durch Erziehung, Konditionierung und
Training. Die Methoden unterscheiden sich sicher, wenn auch nicht in
allen Bereichen. Und der Mensch schafft sich seine eigenen Monster
indem er seine Kinder einer systematischen Programmierung und
Manipulation unterzieht, indem er sie unkontrolliert und
verantwortungslos einer lebensfeindlichen Gemeinschaft aus
selbstsüchtigen Individuen überlässt oder indem er sich selbst
emotional und triebhaft an ihnen abreagiert. Indem wir ein System
leben und aufrecht erhalten, bei vollem Bewußtsein und aus eigener
Entscheidung - wie auch immer diese grundlegend motiviert ist, denn
das herauszufinden liegt eben in der Vernatwortlichkeit des Einzelnen
- das eine enorme Ungleichheit in den grundlegendsten Notwendigkeiten
des Lebens akzeptiert, fördert und sogar braucht um diese Notlagen
ausnutzen zu können, indem wir akzeptieren, dass das Leben imaginär
wertig abgestuft und unterteilt wird um sich die moralische
Legitimation zu verschaffen gewillt andere Lebewesen zu
verdinglichen, sie gnadenlos auszubeuten und zu vernichten, ihnen
unvorstellbare Qualen zuzufügen im Namen eines tödlichen, wenn
nicht gar längst toten Systems, indem wir all das zulassen durch
unsere Entscheidung zur schweigsamen Anpassung und aus unserer
Hoffnung heraus, dass andere es besser machen müssen als wir,
liefern wir unsere Kinder einem Mahlwerk des Lebens aus, wir lassen
sie direkt in einen Fleischwolf rennen, den wir selbst mit unserem
Denken und Handeln antreiben.
Gerechtfertigt wird all das allerdings,
und das ist wirklich faszinierend widersprüchlich und eine
Hauptursache für den menschlichen Wahnsinn, die schizophrene
Selbstsicht eines kultivierten Trips durch die Fantasiewelten des
Menschheitsbewußtseins auf Kosten allen Lebens, durch die Ideoligie
der Überlegenheit, der erhabenen Dominanz des Menschen und seiner
Pflicht, sich selbst zu entwickeln, sich selbst zu beherrschen und
damit alles Leben dieser Existenz.
Wer ist aber wirklich Herrscher? Wer
hat das Zeug dazu sich zu Entwickeln, sich zu kultivieren, sich von
der dämonischen Seite der menschlichen Natur zu befreien? Gibt es
solche Menschen und was ist nötig um diesen Weg zu gehen? Ist die
Überwindung der kultivierten Selbstsucht, der Gier, der
Rücksichtslosigkeit und die Einsicht in die Gleichheit und
Gleichwertigkeit allen Lebens, in die Einheit allen Lebens nicht der
Weg der den Menschen von Herrschern und vom Herrschen erlösen
müsste? Ist die Gleichheit und Einheit des Lebens, sofern sie gelebt
wird nicht gleichbedeutend mit der Selbstbestimmten und
Verantwortungsewussten Lösung all der Probleme die uns in unseren
wahnhaft kranken Gesellschaften noch immer von der bösartigen Natur
des Menschen überzeugen?
Auf diese und mehr Fragen gehe ich in
meinem nächsten Blog ein.
Bastian Neumann / Ramstein-Miesenbach /
Deutschland / 04.03.2013
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