Sonntag, 19. Mai 2013

Tag0093 - Warum Schreiben? (Teil 4) Entscheidung

Lori Greig / Foter.com / CC BY-NC-ND




Post vom 14.05.2013

Fortsetzung zu Tag0092 - Warum Schreiben? (Teil 3) Eigenverantwortliche Selbstbestimmung



Selbstbestimmte Entscheidungen sind uns fremd geworden, sie sind lästig, überflüssiger Ballast in der verklärten Welt der Selbsterfahrung, sie bremsen den Systemfluss und verbauen uns die Chance auf die Gnade der glücklichen Fügung, der Belohnung für unseren Fleiß und die treue Unterwerfung. Die Belohnung diewir immer vor Augen haben aber nie wirklich in unseren Händen halten oder verinnerlichen können. Wir wissen ja in den meisten Fällen nicht einmal genau wie sie aussieht, woraus sie bestehen wird. Das worauf wir hoffen ist ein vages, diffuses Bild unserer Selbst in einer sorgenfreien, geschützten Zukunft. Wir sind bereit alle erdenklichen Wege zu gehen, alle Verträge und Verpflichtungen einzugehen um das für uns selbst zu erreichen. Aber mit wen gehen wir diese Verträge ein? Wer ist dieser Vertragspartner der uns dieses Entgegenkommen zugestehen soll? Wer sind wir in Beziehung zu ihm? Ist es das Schicksal? Sind wir tatsächlich dermaßen gläubig? Ist es die Macht eines anderen Menschen? Wer gibt ihm diese Macht? Wer garantiert seine Position wenn nicht unsere Einwilligung und die Akzeptanz unserer Rolle als Bittsteller? Und was unterscheidet diesen Menschen von uns? Das Schicksal? 

Wir sind selbst das Schicksal dieses Lebens, dieser Existenz. Wir haben die Vorgänge mitbestmmt, wir stützen und tragen die bestehenden Systeme durch unser Tun und unser Nicht-Tun gleichermaßen. Wir sind keine Opfer und wir sind auch keine Bittsteller. Wir haben keinen Vertragspartner außer uns selbst.

Es ist die Grundlage aller Selbstrechtfertigungen die Existenz einer Übermacht zu unterstelen, die weder genau definiert noch bewiesen ist, der wir unseren Willen aber angeblich unterworfen haben und auch zuknftig unterwerfen müssen. Diese diffuse Macht übernimmt oder trägt eben auch die Verantwortung für all unser Tun und hat die Knsequnezen unserer Lebensweisen vor sich selbst zu rechtfertigen. Diese Vorstellung stellt eine scheinbare Erleichterung für unser Bewußtsein dar, ist aber eine Illusion, eine Externalisierung der Schuld, eine kindlich naive Abweisung der ‚unangenehmen‘ Verantwortung.  

Doch die eigentliche Frage müsste zunächst sein „Warum empfinden wir diese Verantwortung als unangenehm?“. Und da kommt wieder die Systematik ins Spiel, das System der Gesellschaftsordnung als Projektion unserer inneren Welt, unserer inneren Rechtfertigungsmechanismen, in dem wir Institutionen der Erziehung und Konditionierung geschaffen haben, die unser Bewußtsein und unsere Persönlichkeit eben derart konstruieren und gestalten, dass wir grundlegende Werte dementsprechend anerkennen.





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