Nachträglich aus dem Handschriftlichen Übertragen.
Blog vom 21.04.2013
In den letzten Tagen hat sich die Situation der
Internetnutzung für mich erheblich geändert. Wir haben ein Büro eingerichtet
und unsere PC’s entsprechend neu verteilt sowie Neuanschaffungen gemacht. Ich
habe dabei festgestellt, dass ich nachdem ich für einige Tage wenig bis
überhaupt keinen Zugang zu den üblichen Internet-Portalen hatte,
merkwürdigerweise ein leichtes Empfinden der Unzulänglichkeit bekomme. Dass mir
die Beobachtung und die Neuigkeiten fehlen würden, dass ich die Kommunikation
über facebook vermissen würde ist nicht ungewöhnlich und das habe ich auch
nicht anders erwartet. Dass ich abe das Gefühl bekomme in meinem Leben selbst,
meinem eigenen Prozess der Selbstentwicklung und überwindung weniger,
schlechter und langsamer voranzukommen ist allerdings etwas anderes.
Was ist denn das wirklich relevante, reale und wirkungsvolle
in meiner Entwicklung der Selbstbestimmung und Selbstbefreiung? Ist es die
Repräsentation meiner Arbeit im Internet? Ist es meine Teilnahme in den foren
und an dem allgemeinen Austausch?
Sicher sind diese Punkte Teil dieser Entwicklung, dieses
Prozesses, Teil meiner selbstbestimmten Entscheidung für das Leben, als
eigenes, lebendiges Beispiel meine Selbstdekonstruktion und Neuausrichtung
öffentlich zu teilen, doch der wahrhaftige Kern, der letztlich einzig reale
Wirkungsgrad zeigt sich in meinem eigenen Leben in jedem Moment, hier, jetzt,
in direkter Interaktion, im Alltag und in meinem Umfeld. Das Internet und meine
Arbeit dort sind natürlich ebenso Teil dieses Lebens, aber der notwendige
Verzicht der durch die Umstände eingetreten ist, ist ein ebenso gleichwertiger
Teil all dessen. Das Empfinden eines Mangels, einer Unzulänglichkeit, eines
Versäumnisses im Bezug auf meine selbstbestimmte Entwicklung ist also
unangebracht und deutet auf eine Entwicklung hin, die die Arbeit im und mit dem
Internet für mich zu einem Teil einer Persönlichkeitsentwicklung hat werden
lassen, auf eine Unaufmerksamkeit durch die ich eine Selbstkonditionierung
eraubt und zugelassen habe.
Diese Situation gibt mir also wieder die Möglichkeit mich
für einen Umgang mit ihr zu entscheiden, der zu mehr Selbsterkenntnis und damit
zu mehr Selbstbestimmung führt, anstatt in der eher üblichen, gewohnten und
emotional vorprogrammierten Mustern entsprechenden Weise mit Ärger über den
scheinbaren Verlust oder Mangel mit Selbstbedauern und Frust, Selbstbeurteilung
und Angst – in dem Fall vor dem Zurückbleiben auf dem Weg der Selbstbefreiung –
zu reagieren und sich sinnlos selbst zu bremsen, sich zu täuschen und an der
Ursache des empfundenen Problems vorbeizuleben. Das ist ein sehr interessanter
Punkt und eine wichtige Lehre für mich, die gerade zu einem rechten Zeitpunkt
eingetreten ist.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und zugelassen
habe zu glauben meine Teilnahme an den Plattformen im Internet mehrere Stunden
täglich, die Kommentare, Blogs, Vlogs und Emails seien ein Hauptbestandteil in
meinem selbstbestimmten Prozess der Selbstbefreiung und nicht etwa eine
Erweiterung als Darstellung, zur Information, als Beipiel mich in der
Selbstentwicklung zu offenbaren und dafür zu stehen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es
zugelassen habe meine online-Tätigkeiten und meine Selbstrepräsentation zu
einem Teil meiner Selbstwahrnehmung werden zu lassen und mich dadurch in meiner
Selbstbesfreiung und Selbstbestimmung zu behindern.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es mir erlaubt und es
zugelassen habe in Teilen meiner selbstbestimmten Entwicklung und
Neuausrichtung das eigentliche ‚Hier‘ als das Leben in der phhysischen
Interaktion aus den Augen verloren zu haben.
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